Club | 01.12.2022

Dr. Werner Wolf und Philipp Türoff zum Geißbockheim-Ausbau

„Das Urteil ist eine Bestätigung für die Pläne des 1. FC Köln“

Der 7. Senat des Oberverwaltungsgerichts in Münster sieht im Grundsatz keine Bedenken gegen die Erweiterung des RheinEnergieSportparks mit Sportplätzen und einem Trainingszentrum. Das Urteil vom vergangenen Donnerstag ist eine große Bestätigung jahrelanger Planungsarbeit. FC-Verantwortliche sehen nun Rückenwind für die schon lange angestrebten und immer dringender notwendigen Erweiterungspläne für das Trainingszentrum und erwarten nach den deutlichen Signalen der Richter endlich eine Weiterentwicklung. FC-Präsident Dr. Werner Wolf und Geschäftsführer Philipp Türoff machen im Doppelinterview deutlich, wie sie das Urteil interpretieren und was sie jetzt konkret von der Stadtpolitik erwarten.

Herr Wolf, in den kommenden Tagen werden die Gespräche mit der Stadt zum Bedarf des 1. FC Köln nach mehr Trainingsflächen und Gebäuden weitergeführt. Hat sich eine Woche nach dem Urteil in Münster etwas verändert?

Dr. Werner Wolf: „Es hat sich sehr viel verändert. Das Urteil ist für den 1. FC Köln eine großartige Bestätigung der vorgelegten Pläne. Wir gehen jetzt davon aus, dass das jahrelange Verzögern und Taktieren ein Ende findet und wir in großen Schritten vorankommen. Eines ist ganz deutlich geworden: Das Gericht in Münster hat allen Kritikern und Zweiflern eine klare Absage erteilt. Jetzt sind wir gespannt, ob wir gemeinsam mit der Stadt diese Steilvorlage nutzen können.“

Aber in den vergangenen Tagen waren andere Schlagzeilen zu lesen. Da war oft von einer juristischen Niederlage für den 1. FC Köln zu lesen. Herr Türoff, Sie waren in Münster vor Ort. Wie haben Sie das Urteil aufgenommen?

Philipp Türoff: „Ich stimme der Einschätzung von Werner Wolf zu. Zunächst möchte ich jedoch zum Stichwort einer juristischen Niederlage klarstellen, dass der 1. FC Köln in diesem Verfahren nur beigeladen war und sich die Klage gegen die Stadt Köln richtete. Im Ergebnis wurde der vom Stadtrat beschlossene Bebauungsplan aufgehoben, was auf den ersten Blick auch für den FC rechtlich kein Fortschritt ist. Aber ich habe besonders bei der ausführlichen Urteilsbegründung ganz genau hingehört. Es wurde dort vom Gericht sehr deutlich artikuliert, in welchen Aspekten der Bebauungsplan ausdrücklich und nach ausführlicher Prüfung nicht zu beanstanden ist. Ich finde es bemerkenswert, dass in Münster ein Urteil präsentiert wurde, nach dem mir niemand plausibel erklären kann, warum es hier sieben Jahre Stillstand gab? Die Richter haben die zahlreichen Anträge der Kritiker ausführlich geprüft und überhaupt keinen Anstoß an den durchgeführten Verfahren zum erweiterten Trainingszentrum und den umstrittenen Spielfeldern auf der Gleueler Wiese genommen. Das lässt bei mir, der erst ein Jahr dabei ist, eine gewisse Irritation zurück.“

Dr. Werner Wolf: „Wörtlich sagte der Richter sogar, dass es sich ‚um einen kleinen handwerklichen Fehler‘ handelt. Auch die Stadt hat, anders als in der Öffentlichkeit dargestellt, keine gravierenden Fehler gemacht. Ich war in den letzten Tagen schon ein bisschen überrascht, wie oberflächlich dieses wichtige Urteil des Senats bewertet wurde.“

Worin liegt denn die große Wirkung dieses Urteils?

Philipp Türoff: „Das Entscheidende für uns ist, dass der Senat sämtliche für den FC kritischen Punkte vom Tisch genommen hat. Weder in Punkten des Klima- und Umweltschutzes noch in allen anderen Punkten konnte das Gericht Fehler im Verfahren erkennen.“

Dr. Werner Wolf: „In Münster wurde auch deutlich, wie unrecht dem 1. FC Köln in den letzten Jahren getan wurde. Wir haben immer auch Umweltaspekte berücksichtigt und sind durch Kampagnen von Kritikern in eine andere Ecke gedrängt worden. Viele haben uns gesagt, dass sie den dringenden Bedarf sehen, dass sie uns unterstützen würden, aber wenn die Umwelt wirklich so belastet werden würde, wie es von den Kritikern vorgebracht wurde, dann könnten sie den Plänen nicht folgen. Wir hoffen, dass mit der Urteilsbegründung auch wieder mehr Vertrauen bei vielen Kölnerinnen und Kölnern entsteht. Eine Balance zwischen Natur und Sport ist uns wichtig. Und diese ist im Grüngürtel möglich. Unter bestimmten Umständen könnte die Zukunft auch in Marsdorf liegen. Jetzt liegt es nur am politischen Willen, eine dieser beiden Varianten umzusetzen. Uns wurde zugesagt, dass es nach der gerichtlichen Klärung losgeht. Wir haben durch den Prozess weitere Zeit verloren und hoffen nun, dass gehandelt wird.“

Was heißt das genau für die kommenden Gespräche, Herr Dr. Wolf?

Dr. Werner Wolf: „Das heißt, dass dieses Urteil Positives bewirken kann. Es sollte dem dringend benötigten Vorhaben einen Riesenschub geben. Jetzt muss sich zeigen, dass nach den konstruktiven Worten der letzten Monate auch Taten folgen. Denn unsere politischen Ansprechpartner haben es jetzt in der Hand. Bei den Kleinspielfeldern, die nichts mit dem FC-Bedarf zu tun haben und nur auf Wunsch der Stadt Köln in den Bebauungsplan mit aufgenommen wurden, könnte schnell nachgebessert werden. Das kann mit einem einfachen Ratsbeschluss korrigiert werden. Das wäre, den politischen Willen vorausgesetzt, eine Sache von wenigen Wochen.“ 

Philipp Türoff: „In vieler Hinsicht ist das Urteil mit seiner ausführlichen Begründung für uns ein wichtiges Signal. Das so aufwendig und sorgfältig geplante Vorhaben am Geißbockheim wurde von den Richtern als umsetzungsfähig eingestuft, dem FC wurden ‚maßvolle Erweiterungsabsichten‘ bescheinigt. Und die Alternativen-Prüfung als ‚sachgerecht‘ bewertet. Wir haben jetzt eine erheblich größere Rechtssicherheit, dass der FC sich mit seinen dringend benötigten Erweiterungen innerhalb der Kölner Stadtgrenzen entwickeln kann, wenn es gewollt ist.“

Was erwarten Sie jetzt von der Stadt?

Philipp Türoff: „Ich erwarte die Fortsetzung der konstruktiven Gespräche, die sich in den letzten Monaten schon entwickelt haben. Ich habe da eine Haltung gespürt, dass man den Stillstand, diese Perspektivlosigkeit für den FC nicht länger hinnehmen will. Ich erwarte jetzt konkrete, umsetzbare Lösungen. Köln und der FC sind doch eine wunderbare, untrennbare Geschichte, für einen zukunftsfähigen FC müssen wir da jetzt weiterkommen.“

Und für diese Erweiterung bleiben nach dem Urteil die Standorte am Geißbockheim und in Marsdorf in der Diskussion?

Dr. Werner Wolf: „Wir brauchen ein wettbewerbsfähiges Trainingszentrum. Und zwar schnell und für den 1. FC Köln finanzierbar. Wir bleiben offen für alle Ansätze. Wir brauchen allerdings dringend Lösungen. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Wenn wir uns am Geißbockheim nicht erweitern, müsste der 1. FC Köln komplett an einen neuen Standort mit all seinen sportlichen Abteilungen und der Geschäftsstelle umziehen. All das wird sehr viel teurer und wird auch lange dauern. Ich kann mir das nur vorstellen, wenn ab jetzt alle an einem Strang ziehen.“

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12FC Augsburg28
131. FC Köln27
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