Nach dem Urteil der FIFA bezogen auf die Verpflichtung von U19-Spieler Jaka Cuber Potocnik und der Revision des 1. FC Köln beim internationalen Sportgerichtshof CAS hat FC-Geschäftsführer Sport Christian Keller am Donnerstag in einer Medienrunde mit den Journalisten über die jüngsten Geschehnisse gesprochen.
Christian Keller über …
… das Urteil der FIFA: „Olimpija Ljubljana hat eine Klage eingereicht, wir haben eine Klageerwiderung eingereicht und die FIFA hat aus unserer Sicht ein absurdes Urteil ohne Grundlage getroffen. Das FIFA-Recht ist eine umgekehrte Beweislast. In dem Urteil steht nicht drin, dass der 1. FC Köln den Spieler zum Vertragsbruch angestiftet hat, sondern, dass wir das Gegenteil nicht beweisen können. Das ist ein massiver Unterschied. In Deutschland würde es so etwas nicht geben. Wir befinden uns in einer schwierigen Situation, die wir lösen müssen.“
… die Verpflichtung von Jaka Cuber Potocnik: „Ljubljana denkt, dass sie aus ihrer Sicht im Recht sind und hat dementsprechend eine Klage eingereicht. Der Spieler hat im Juni 2021 einen Vertrag dort unterschrieben. In diesem Vertrag waren diverse Zusagen enthalten, wie beispielsweise, dass der Spieler bei der ersten Herrenmannschaft trainieren darf, die nachweisbar nicht eingehalten wurden. Entsprechend hat der Spieler am 30. Januar 2022 einseitig seinen Vertrag aufgrund nicht eingehaltener Vertragszusagen gekündigt. Am 31. Januar 2022 hat der 1. FC Köln den Spieler dann unter Vertrag genommen. Daraufhin gab es den ersten Clubaustausch, der nicht von Erfolg gekrönt war. Im Anschluss habe ich einige Telefonate mit Herrn Delius, dem Präsidenten vom NK Olimpija Ljubljana, geführt. Unser Angebot für eine gütige Lösung wurde abgelehnt. Der Spieler hat schriftliche Belege und eine dokumentierte Ausstiegsklausel. Der FC hat Ljubljana den Betrag geboten, der in der Ausstiegsklausel steht, zuzüglich der internationalen Ausbildungsentschädigung, die fällig wird. Der 1. FC Köln hat sich aufgrund der Rechtsgrundlage und der Aussagen der beratenden Anwälte in seinem Vorgehen zu einhundert Prozent im Recht gefühlt. Jaka ist im Moment natürlich sehr traurig, aber er ist ein mental starker Spieler. Wir haben ihm gesagt, dass wir das hinbekommen, auch für ihn.“
… ein Treffen mit Ljubljana: „Es gab am 30. August 2022 ein Treffen mit Olimpija Ljubljana mit Präsident Adam Delius und Vizepräsident Christian Dollinger. Das Gespräch dauerte fast anderthalb Stunden. Im Nachgang haben sich die beiden Gäste für das großartige Gespräch und die Gesprächsatmosphäre schriftlich bedankt. Ljubljana hat vom FC ein Angebot erhalten, das sie abgelehnt und anschließend Klage eingereicht haben. Unser unterbreitetes Angebot war besser als die Zahlung, die die FIFA ihnen nun zugesichert hat. Das, was Ljubljana zuvor als Ablöse gefordert hatte, war jenseits von jeglicher Realität.“
… der Gang vor den internationalen Sportgerichtshof CAS: „Wir werden Berufung gegen das Urteil einlegen, weil es aus unserer Sicht eine Farce ist, nicht nur inhaltlich, sondern auch, wie es zustande gekommen ist. Beide Vereine haben Klage erreicht, in unserer wurden jede Menge Zeugen benannt. Der ehemalige Präsident von Ljubljana kann bezeugen, dass dem Spieler die Zusagen gemacht wurden und dass es diese Ausstiegsklausel gibt, die im Übrigen auch schriftlich vorliegt. Danach gab es keine mündliche Anhörung. Drei Richter vom FIFA-Tribunal haben sich zurückgezogen und dieses Urteil gefällt. Dafür fehlt mir jedes Verständnis. Das Urteil hat uns massiv überrascht. Das Verfahren war am 1. Februar 2023, wir haben gestern (29. März 2023, Anm. d. Red.) das Urteil erhalten. Wir wollen mit der Berufung auf eine Suspension der Strafe hinwirken, sodass das Strafmaß erstmal ausgesetzt wird. Die drei durch die Fifa auferlegten Strafen (Schadenersatzzahlung an Ljubljana, Spielsperre für Potocnik, Transfersperre, Anm. d. Red.) gelten ab sofort. Wir haben Zeit bis zum 20. April 2023 in Berufung zu gehen, werden dies aber bereits in der nächsten Woche machen. Das wichtigste Ziel ist das Strafmaß auszusetzen. Schön wäre es, wenn mit Einreichung der Berufungsunterlagen die Transfersperre aufgehoben wird. Das ist ein unabhängiger Vorgang. Wenn der CAS dem zustimmt, ist die Transfersperre erstmal ausgesetzt. Es dauert 4 bis 6 Monate bis der CAS ein Urteil spricht, weil dem erfreulicherweise ein Verfahren vorausgeht. Wenn dieses Urteil nach der Verhandlung beim Sportgerichtshof bestehen bleibt, hätte das Urteil erst Auswirkungen nach der bevorstehenden Sommertransferperiode“
… die Transfersperre: „Im Urteil ist die Transfersperre nicht konkretisiert. Das muss man klären. Da es nicht klar benannt ist, gilt die Sperre erstmal für alle Teams. Wenn es konkretisiert wird, trifft es vielleicht nur die Lizenzmannschaft. Das ist etwas, was in der Berufung geklärt werden muss.“
… den Transfer von Leart Paqarada: „Grundsätzlich hat Leart Paqarada nach deutschem Recht einen gültigen Arbeitsvertrag. Wenn das Urteil aufrecht bleibt, würde er ab 1. Juli 2023 kein Spielrecht beim 1. FC Köln bekommen. Es gibt zudem einige Fragen, die es zu klären gibt.“
… das Gespräch mit der Mannschaft: „Ich habe dem Team drei Dinge gesagt. Wir werden alles tun, damit dieses unberechtigte Urteil komplett wegfällt oder stark abgemindert wird. Zweitens: Jaka Cuber Potocnik trifft keine Schuld, er kann gar nichts dafür. Und das Dritte, was ich der Mannschaft gesagt habe, ist, dass wir am Sonntag ein Derby haben. Auf das Derby hat das Urteil keinerlei Einfluss. Wenn das Urteil bestehen bleibt, trifft uns das ab dem 1. Juli, vorher nicht.“
30.03.2023 Profis Erstellt von Philipp Kinzel
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