• Club | 24.03.2023

    Brief an die FC-Fans

    Marc Banach: „Es bedeutet mir sehr viel“

  • Club | 24.03.2023

    Brief an die FC-Fans

    Marc Banach: „Es bedeutet mir sehr viel“

Marc Banach, der jüngste Bruder von Maurice Banach, war am vergangenen Donnerstag beim Maurice-Banach-Gedächtnisspiel zu Gast. Für die FC-Fans hat er eine ganz besondere Botschaft.

Der jüngste Bruder von Maurice Banach, Marc Banach, war einer der geladenen Gäste beim Maurice-Banach-Gedächtnisspiel am Donnerstag, 23. März 2023. Familienmitglieder, Freunde, Angehörige, Wegbegleiter und rund 3.500 Fans haben einen emotionalen Abend mit einem Testspiel der FC-Profis im Franz-Kremer-Stadion erlebt.

Als besondere Botschaft hat Marc Banach einen Brief an alle FC-Fans verfasst, den der 1. FC Köln gerne auf diesem Wege teilt.


Liebe FC-Fans,

als jüngstem Bruder von Maurice bedeutet es mir sehr viel, dass Mucki nicht vergessen wird.

Die Pflege seines Andenkens ist für mich und Muckis Familie das, was zählt. Hier leisten vor allem die Fans des Vereins und von Mucki seit Jahrzehnten großartiges. Dafür möchte ich an dieser Stelle Danke sagen. Ich kann nur hoffen, dass die Fans meinen Bruder so lang wie möglich im Herzen behalten.

Mucki war ein Mensch mit großem Herzen und eine Kämpfernatur. Er hat sich von klein auf durchgebissen und sein Ziel und Kindheitstraum, Profifußballer zu werden, verwirklicht. Dabei war es für Ihn nicht immer leicht, wurde er von Neidern und Ignoranten nicht selten auch aufgrund seiner Hautfarbe abgewertet.

Mir ist es wichtig, klarzustellen, dass in unserer Familie niemals unterschieden wurde zwischen Ihm und uns anderen Geschwistern. Mir persönlich ist es als kleinerem Bruder erst mit Beginn der Pubertät bewusst geworden, dass es kleine irrelevante Unterschiede gab, seine Haare vielleicht etwas krauser waren und seine Haut um Nuancen dunkler. Letztendlich für uns als Familie völlig unerheblich und nicht wahrnehmbar. Ich habe ihn geliebt, so wie ich ihn noch immer liebe und schmerzlich vermisse. Er war mein Vorbild, mein Idol, mein Superstar, mein großer Bruder, zu dem ich eine enge Bindung hatte. Ihn auf diese schreckliche Art und Weise zu verlieren, war lange Zeit ein Alptraum ohne Erwachen.

Lange habe ich den FC verflucht, die Stadt Köln und alles, was ich mit seinem Tod in Verbindung gebracht habe. Durch meine persönliche Biografie, meinen Werdegang hat sich mein Blick darauf aber völlig gewandelt. Und das letztendlich auch Dank des Vereins und insbesondere Dank der Fans des 1. FC Köln. Lange Zeit habe ich unter dem Trauma gelitten, das der grausame Unfall meines Bruders für uns bedeutete. Ich habe selbst den Fußball gemieden, bin abgestürzt und konnte mich mit dem Schicksal nicht abfinden. Ich konnte lange Zeit nicht das Grab meines Bruders besuchen und habe versucht, den Schmerz zu verdrängen und zu betäuben. Heute als Psychologe weiß ich, wie wichtig ein anderer Umgang mit Verlust von engen Angehörigen ist.

Nachdem ich ein Jahrzehnt später mein Leben in die Hand genommen und in eine andere Richtung gelenkt habe, durfte ich die Stadt Köln und die Menschen in Köln während meines Studiums kennenlernen. Die Emotionalität dieser Stadt, die Herzlichkeit der Menschen sowie die Liebe und Verrücktheit der Kölner für Ihre Stadt und den FC hat dazu beigetragen, meine Perspektive zu wechseln.

In Köln heißt es, „et kütt wie et kütt“ und auch wenn ich alles dafür gegeben hätte, Mucki nicht zu verlieren oder ihn zurückzubekommen, weiß ich nun, dass es wichtig ist, anders mit diesem Schicksalsschlag umzugehen. Und vielleicht gibt es auch etwas wie Bestimmung, und ich kann diese Erfahrung heutzutage für meine Patienten nutzen.

Jetzt weiß ich, dass es wichtig ist, den Schmerz loszulassen und sich an die schönen Momente mit dem geliebten Menschen zu erinnern bevor der Schmerz alles zerstört.

Die Fans des 1. FC Köln haben mir viele Jahre durch die Posts auf Facebook und das Gedenken an Mucki dieses Verhalten vorgelebt. Zu Beginn habe ich Sie dafür beinahe gehasst, weil all der Schmerz immer wieder am Todestag hochkam und ich nicht immer wieder an diesen Tag im November erinnert werden wollte, als die Polizei an unserer Tür klingelte. Mittlerweile bin ich den Fans und dem Verein dankbar dafür, dass Sie dazu beitragen, dass Maurice nicht vergessen wird.

Es ist an der Zeit, auch für den Verein, das kollektive Trauma unter dem auch der FC sowie die Fans gelitten haben, und den damit aus meiner Sicht in nicht unerheblichem Maße verbundenen sportlichen Absturz des FC nach dem Tod meines Bruders, loszulassen.

Von einem Titelaspiranten und Vize-DFB-Pokal-Sieger zu einem Abstiegskandidaten in so kurzer Zeit nach dem Unfall von Mucki, ist aus meiner heutigen Sicht kein Zufall.

Ich wünsche mir für den Verein, die Stadt, für die Fans und für Mucki nichts sehnlicher, als dass alle Beteiligten die Emotionen, die der FC bei den Menschen in Köln auslöst und vielleicht auch die Trauer um meinen Bruder, in positive Energie und einen Titel umwandeln.
Für Mucki und alle Menschen, die Köln und den FC lieben!

Herzliche Grüße und viel Erfolg in den aktuellen und den kommenden Wettbewerben.

Marc Banach

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Tabelle

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Gesamttabelle
PL.VereinPkt.
10Borussia Mönchengladbach43
111. FC Köln42
12SV Werder Bremen37
Gesamttabelle
PL.VereinPkt.
1Nice9
2Partizan Belgrade9
31. FC Köln8
4Slovácko5

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