In der Öffentlichkeitsbeteiligung am Donnerstagabend gab es Zustimmung, aber auch einige Vorbehalte gegen die Infrastruktur-Pläne des 1. FC Köln. FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle nimmt Stellung zu wichtigen Kritikpunkten.
Herr Wehrle, Sie haben Donnerstagabend auf dem Podium in der Elsa-Brandström-Schule gesessen und die Pläne des FC vorgestellt. Wie ist der Abend aus Ihrer Sicht verlaufen?
Wehrle: Uns war klar, dass es kein Heimspiel wird. Zu einer Öffentlichkeitsbeteiligung in so einem Verfahren kommen natürlich vor allem Bürgerinnen und Bürger, die dagegen sind oder Zweifel haben. Das ist normal und damit hatte ich auch gerechnet. Abgesehen von ein paar Momenten, in denen es unsachlich wurde, war das alles in Ordnung. Wir stellen uns den Argumenten, auch den kritischen, denn wir haben nichts zu verbergen.
Ein paar Kritikpunkte wurden mehrfach geäußert, auf die würden wir gerne nochmal eingehen. Viele Anwohner haben die Befürchtung, dass der FC eine Art Salami-Taktik anwendet und die aktuellen Pläne in ein paar Jahren nicht mehr reichen, so dass es dann neue Wünsche gibt.
Diese Sorge verstehe ich vollkommen. Aber genau deshalb machen wir ein ganz reguläres Bauplanverfahren, in dem klar geregelt ist, was wir bauen dürfen und was nicht. Wir haben unseren Entwurf ganz bewusst „Masterplan“ genannt. Das, was wir vorlegen, ist das Gegenteil einer Salami-Taktik: Wir legen alles auf den Tisch. Darüber stimmt am Ende der Rat ab, und dann müssen wir uns daran halten. Dieses Verfahren regelt das, was wir am Standort Geißbockheim tun dürfen, auf Jahre und Jahrzehnte abschließend – und eben nicht vorübergehend. Deshalb: Ja, die Sorgen verstehen wir, aber sie sind in diesem Fall unbegründet.
Ähnlich gelagert ist die Angst einiger Bürger, der Erholungswert des Grüngürtels gehe verloren, wenn die Pläne des FC umgesetzt werden.
Der Grüngürtel ist ein Denkmal und ein Stück Kulturgut dieser Stadt. Das ist uns völlig bewusst. Eine vorgesehene Nutzungsform dieser Erholungsflächen war aber neben dem Naturerlebnis von Anfang an die sportliche Betätigung. Der Grüngürtel ist die Heimat des FC, aber auch vieler anderer Sportvereine, von den Schützen, über Tennisclubs bis hin zu anderen Fußballvereinen. Wir haben nichts vor, das der Intention des Grüngürtels widerspricht. Auf der Wiese, die uns die Verwaltung für unsere neuen Plätze zugewiesen hat, waren schon Ende der 20er Jahre richtige Sportanlagen vorgesehen. An diesen Planungsansatz knüpfen wir an und wir haben deshalb auch vor, unsere Plätze außerhalb der Trainingszeiten dem Breitensport zur Verfügung zu stellen.
Aber die Plätze sind ein Eingriff und eine Änderung im Vergleich zum jetzigen Zustand.
Das stimmt. Übrigens wäre jede Planung an alternativen Standorten genauso ein Eingriff. Es geht darum, ob und wo ein Eingriff verhältnismäßig und in einer Gesamtabwägung vertretbar ist. Die Fläche, die durch unseren Masterplan genutzt würde, ist derzeit eine nicht bewirtschaftete Wiese, die einen freien Blick ermöglicht, auf der Hunde auslaufen und um die herum Spaziergänger und Jogger unterwegs sind. Die entsprechenden Wege bleiben ebenso erhalten wie die freie Sicht auf den Wald, die Plätze werden deshalb in unseren Plänen bewusst transparent und einzeln eingezäunt. Und wenn ich das auch noch sagen darf: Wir reden nicht über den Grüngürtel, sondern über eine Wiese, die im Grüngürtel liegt. Von einer Fläche, die vom gesamten Grüngürtel nicht einmal 0,4 Prozent ausmacht. Ich habe jedes Verständnis dafür, wenn Bürgerinnen und Bürger Sorgen haben um den Grüngürtel, besser: unseren Grüngürtel – die Mitarbeiter, Mitglieder und Fans des FC sind ja auch Kölner Bürger, die den Grüngürtel ebenso lieben wie andere. Gerade vor diesem Hintergrund finde ich es unfair, wenn solche Sorgen geschürt werden durch die Behauptung, unsere Pläne würden den Grüngürtel in seiner Substanz in irgendeiner Form gefährden. Das weise ich bei allem Verständnis für Kritik entschieden zurück.
Ein weiteres Argument ist, dass der Bau von Kunstrasen-Plätzen an dieser Stelle einen Eingriff in die Natur und auch ins Klima bedeutet, der die ökologische Gesamtbilanz der Stadt beeinträchtigt.
Dieses Argument kommt zu Recht häufig und diese Gedanken haben wir uns von Anfang an gemacht. Zum Verfahren gehört es, zu ermitteln, wie die Wiese, um die es geht, ökologisch ersetzt werden muss – und zwar möglichst im Stadtbezirk Lindenthal. Diese Auflage steht nicht von ungefähr schon im Beschluss des Stadtentwicklungsausschusses vom Dezember. Im Klartext: Was an der konkreten Stelle an klima-relevanter Grünfläche verloren geht, gleichen wir auf unsere Kosten an anderer Stelle nach den gesetzlichen Vorgaben aus. Ökologisch bleibt die Bilanz also mindestens neutral oder verbessert sich sogar, je nachdem, wo und in welcher Form die Ausgleichsfläche realisiert wird.
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Alexander Wehrle Geißbockheim RheinEnergieSportpark Ausbau08.04.2016 Club
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