Profis | 26.05.2023

Jonas Hector

Karriere eines großen FC-Kapitäns

Als 20-jähriges Talent kam er zum FC – am Tag seines 33. Geburtstags wird er sein letztes Profispiel bestreiten. Während diesen 13 Jahren nahm Jonas Hector eine Entwicklung, die in der Form sicher nur wenige erwartet hätten: vom Talent über umfunktionierten Linksverteidiger in die Nationalmannschaft bis zum FC-Kapitän.

Jonas Hector wurde 1990 in Saarbrücken geboren und ist im beschaulichen saarländischen Auersmacher aufgewachsen. Dort ging er zur Schule und spielte beim ortsansässigen Club Fußball. Ein Leben wie es tausende Heranwachsende in Deutschland leben. Bereits mit drei Jahren wurde er in seinem saarländischen Heimatverein SV Auersmacher angemeldet. „Die ersten drei Jahre habe ich aber mehr Blumen auf dem Rasen gepflückt als Fußball gespielt“, gibt Jonas Hector gerne zu. Er durchlief in die Nachwuchsmannschaften, spielte in der Saarlandauswahl. Mit dem SVA stieg er 2009 in die Oberliga auf und spielte dort auch noch eine Saison, da er zu diesem Zeitpunkt seine Heimat nicht verlassen wollte. 2009 machte Jonas Hector sein Abitur, absolvierte anschließend ein freiwilliges soziales Jahr und konzentrierte sich danach ganz auf den Fußball. 

„Talente gibt es viele, aber in dieser Gesamtheit nicht“

Im Februar 2010 absolvierte Jonas Hector ein Probetraining beim 1. FC Köln und überzeugte auf Anhieb. Der damalige Leiter der FC-Nachwuchsabteilung, Stephan Engels, äußerte sich seinerzeit: „Jonas hat ein Riesentalent. Er kann richtig gut Fußball spielen und hat die Einstellung und den Ehrgeiz, den man als Profi braucht. Talente gibt es viele, aber in dieser Gesamtheit nicht.“ Engels sollte Recht behalten. Hector spielte auch bei der TSG Hoffenheim, dem SC Freiburg und sogar bei den Bayern aus München vor. Eintracht Braunschweig hätte ihn sogar ohne Probetraining verpflichtet. Aber der FC in Person von Engels ließ nie locker. „Wir haben regelmäßig telefoniert und wollten wissen, wie unsere Chancen stehen. Wir haben uns eben bemüht und wollten den Jungen unbedingt haben.“ Jonas Hector kann sich aber auch noch erinnern, dass die FC-Verantwortlichen irgendwann mit etwas Nachdruck eine Entscheidung eingefordert haben. Engels bestätigt das: „Das ist immer noch meine Art. Ab einem gewissen Zeitpunkt muss man einfach zu einer Entscheidung kommen. Dann habe ich Jonas gesagt, dass es Zeit wird, dass er den Vertrag unterschreibt (lacht). Und das hat er zum Glück dann auch getan.“

Ab Sommer 2010 lief Jonas Hector zunächst für die zweite FC-Mannschaft in der Regionalliga auf. Sein erstes Profispiel bestritt er am 19. Mai 2011 bei einem Freundschaftsspiel gegen eine Troisdorfer Stadtauswahl (2:1). Bei den Profis wurde nach Alternativen für eine andere Position gesucht als die, auf der Jonas Hector eigentlich spielte. Stephan Engels erinnert sich: „Geholt haben wir ihn als Offensivspieler. Aber da es im Profibereich einen Bedarf auf der linken Außenverteidigerposition gab, wurde er im Testspiel dort mal aufgestellt. Das hat auf Anhieb funktioniert und das war in der Rückbetrachtung eine gute Entscheidung.“

Erstmals saß Jonas Hector in der Rückrunde 2011/12 für ein Spiel auf der Bank der Profis, beim Heimspiel am 23. Spieltag gegen Bayer Leverkusen, kam allerdings nicht zum Einsatz. Nach dem Abstieg 2012 wurde er fester Bestandteil der Profimannschaft. Trotz seiner jungen Jahre, Hector war erst 22 Jahre alt, überzeugte er bereits bei seinen ersten Einsätzen durch enorme Robustheit, gute Spielübersicht und Abgeklärtheit. Fortan avancierte Hector zum Stammspieler – auf der linken Abwehrseite. 

Hector bezwingt Buffon

Die linke Seite blieb über elf Profijahre und neun Trainer die Stammposition Hectors, die ihm im November 2014 erstmals die Nominierung zur Nationalmannschaft einbrachte. Am 14. November 2014 wurde Hector in der 73. Minute des EM-Quali-Spiels in Gibraltar für Eric Durm eingewechselt. In der Folge nahm er an der EM 2016 und WM 2018 teil. 2017 gewann er mit dem DFB den Confederations Cup in Russland. Für Deutschland stand er zwischen 2014 und 2019 43-mal auf dem Platz und erzielte drei Tore. Ein Treffer für den DFB, der in keiner Statistik auftaucht, da Tore im Elfmeterschießen nicht als Pflichtspieltore zählen, ist in die Geschichtsbücher eingegangen. Der entscheidende Elfer im Viertelfinale der Europameisterschaft 2016 gegen Italien war zugleich der erste, den Jonas Hector in einem Profispiel schoss. Zur Freude einer ganzen Fußballnation ging der Ball hinter Gianluigi Buffon ins Netz und sorgte so für den Halbfinaleinzug Deutschlands.

Für den 1. FC Köln wird Jonas Hector nach dem Heimspiel am 27. Mai 2023 – an Hectors 33. Geburtstag – das 347. und letzte Pflichtspiel für den 1. FC Köln bestritten haben. Der zurückhaltende Saarländer, der in Köln heimisch geworden ist, beendet seine Profilaufbahn. Mit dem FC hat er acht Jahre Bundesliga und drei Jahre 2. Bundesliga gespielt, zudem zweimal die Qualifikation für den Europapokal erreicht. Mit seinen 347 Pflichtspielen liegt Hector auf Platz 16 von insgesamt 565 FC-Spielern seit 1948.

Für viele FC-Fans belegt Jonas Hector den Spitzenplatz – spätestens, seit er als amtierender Nationalspieler 2018 den Gang in die 2. Bundesliga mit angetreten war und vermeintlich lukrativere Angebote abgelehnt hat. Den FC hat Jonas Hector 2019 zurück in die Bundesliga geführt und mit konstant herausragenden Leistungen dort gehalten. Von 2018 bis zu seinem Karriereende war Hector Kapitän des 1. FC Köln. Nur fünf Spielführer trugen über den gleichen oder längeren Zeitraum die FC-Kapitänsbinde: Hans Graf, Hans Schäfer, Wolfgang Overath, Pierre Littbarski und Dirk Lottner. Jonas Hector gehört zweifelsohne in die Riege dieser größten Spieler-Persönlichkeiten der FC-Historie.

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Gesamttabelle
PL.VereinPkt.
15Borussia M'gladbach2
161. FC Köln1
17Darmstadt 981

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