FC-Flügelstürmer Linton Maina absolvierte am vergangenen 29. Spieltag seinen 50. Bundesligaeinsatz. Nach seinem Wechsel im Sommer 2022 zum FC hat sich der 23-Jährige im Team von FC-Cheftrainer Steffen Baumgart etabliert.
FC-Außenbahnspieler Linton Maina wechselte im vergangenen Sommer von Hannover 96 zum FC und war nur wenigen Fußballfans im Rheinland ein Begriff. Nach kurzer Eingewöhnungszeit gehört er aktuell zu den Leistungsträgern im Team von FC-Cheftrainer Steffen Baumgart. Für Maina ist es nach seiner Zeit bei Hannover 96 der zweite Anlauf in der Bundesliga.
Von Berlin nach Hannover
Linton Maina wuchs in Berlin auf, wo er beim SV Pfefferwerk als Vierjähriger das Fußballspielen lernte. Mit zwölf schloss er sich dem SV Empor Berlin an, ehe der pfeilschnelle Außenbahnspieler in Sommer 2014 in die Jugend von Hannover 96 wechselte. „Es ging damals relativ schnell. Ich habe in Berlin bei eher kleineren Clubs gespielt und nicht bei einem Topverein. In meiner Klasse waren viele Jungs dabei, die bei höheren Vereinen gespielt haben. Da das Interesse von Union oder Hertha nie wirklich da war, habe ich mich für den Schritt nach Hannover entschieden. Ich war bereit dafür, Berlin zu verlassen. Mit 13 Jahren habe ich mir damals diese Entscheidung zugetraut. Für mich war das die perfekte Lösung. Ich wollte aus Berlin weg und Hannover war trotzdem nicht so weit von meiner Heimat entfernt.“
Für die Niedersachsen kam der gebürtige Berliner in den darauffolgenden vier Spielzeiten in der U17 und U19 in der Junioren-Bundesliga zum Einsatz. Während dieser Zeit teilte sich Maina mit anderen Sportlern ein Zimmer im Internat der Hannoveraner. „Die Zeit im Internat war schon sehr prägend. Das sind für mich die einflussreichsten Jahre gewesen. Das Internat lag 40 Minuten Autofahrt von Hannover entfernt auf einem Dorf. Dort haben sie alle Spieler untergebracht, die aus größeren Städten gekommen sind. Ich war mit den ganzen Chaoten aus Frankfurt, Hamburg und Berlin zusammen. Die Zeit dort hat uns richtig zusammengeschweißt, weil die Verhältnisse im Internat einfach für einen Sportler und jungen Heranwachsenden kaum zumutbar waren. Manchmal gab es kein Essen, Internet gab es überhaupt nicht. Es gab gefühlt keine Verbindung zur Außenwelt. Dadurch sind wir als Gruppe zusammengewachsen. Zu den Jungs von damals habe ich immer noch engen Kontakt. Unabhängig von den Gegebenheiten war die Zeit sehr schön.“
Bundesligadebüt in Dortmund
Am 18. März 2018 debütierte Maina dann bei den Profis der 96er in der Bundesliga. Der damals 18-Jährige wurde am 27. Spieltag der Saison 2017/18 bei der 0:1-Niederlage bei Borussia Dortmund in der 86. Minute für Marvin Bakalorz eingewechselt. „Das Debüt in der Bundesliga in Dortmund war mein Anfang als Profifußballer. Der Gedanke an meine Einwechslung ist schon sehr cool. Es war ein sehr schöner Moment. Dass wir zuletzt am selben Datum, auf den Tag genau fünf Jahre später, wieder in Dortmund gespielt haben, war trotz des Ergebnisses ein besonderer Moment. Solche Erinnerungen bleiben immer im Kopf.“

Am letzten Spieltag der Saison 2017/18 kam Maina zu seinem zweiten Bundesligaeinsatz. Bei der 2:3-Niederlage bei Bayer Leverkusen sammelte der Außenbahnspieler seinen ersten Assist. „Durch die Vorlage war es schön, zu merken, dass man nicht nur im Nachwuchs für Tore oder Assists gut ist und für Torgefahr sorgen kann, sondern eben auch im Profi-Bereich.“
Knieverletzung als wichtiger Lerneffekt
In der Spielzeit 2018/19 gehörte der deutsche Juniorennationalspieler fest zum 96-Profikader und kam verletzungsbedingt nur in 20 Bundesligabegegnungen zum Einsatz. „Ich habe natürlich davon profitiert, dass sich Neuzugang Genki Haraguchi verletzt hatte und ich so meine Einsatzzeiten bekommen habe. In den ersten fünf, sechs Bundesligapartien habe ich mich gut in die Mannschaft gespielt. Dann hatte ich einen Meniskusriss. Die Verletzung hat sich lange gezogen. Heute würde mir sowas mit Sicherheit nicht nochmal passieren. Dadurch, dass ich ein junger Spieler war und meinen Körper nicht so gut einschätzen konnte und mir gesagt wurde, dass ich spielen kann, ist die Verletzung nur noch schlimmer geworden. Von den 20 Partien habe ich bestimmt acht oder neun mit Meniskusriss gespielt. Ich war zwischendurch immer mal wieder ein paar Wochen raus, bis ich mich einer Operation unterzogen habe. Nach dem Eingriff war es deutlich besser. Ich bin trotzdem froh, dass ich diese Erfahrung früh gesammelt habe. Mittlerweile kann ich meinen Körper gut einschätzen.“
Beim 2:1-Sieg Hannovers am elften Spieltag gegen den VfL Wolfsburg erzielte Maina sein erstes Bundesligator. Am Ende der Spielzeit stiegen die Niedersachsen in die 2. Bundesliga ab. Auch in den darauffolgenden drei Spielzeiten, die Hannover allesamt in der 2. Bundesliga bestritt, kam der Außenbahnspieler regelmäßig zum Einsatz. Insgesamt absolvierte Maina wettbewerbsübergreifend 97 Partien für Hannover, in denen ihm elf Treffer und 15 Vorlagen gelangen.
Wechsel zum FC
Nach acht Jahren in der niedersächsischen Landeshauptstadt wechselte der Berliner im vergangenen Sommer zum FC nach Köln. „Nach dem Abstieg in die 2. Bundesliga hatte ich jedes Jahr die Hoffnung, wieder in die Bundesliga aufzusteigen. Das hat leider nicht geklappt. Die Entwicklung in den Jahren hat mir in Hannover nicht so gut gefallen, weshalb ich eine neue Herausforderung gesucht habe. Ich kannte vor meinem Wechsel schon ein paar Spieler, wie beispielsweise Timo Hübers, mit dem ich schon in Hannover zusammengespielt hatte, und habe mit ihnen über den Verein gesprochen. Die Jungs haben mir gesagt, was für ein Mannschaftsgeist hier herrscht. Im Vorfeld habe ich mir aber auch die Spiele vom FC angeschaut und gesehen, dass ich ins Spielsystem ganz gut reinpassen könnte. Ich hatte Lust auf die Aufgabe und wollte es ausprobieren.“

Anlaufzeit brauchte Maina keine: „Ich habe mich direkt wohlgefühlt. Die Mannschaft hat mich sehr gut aufgenommen, nicht nur auf dem Platz. Durch die UEFA Europa Conference League hatten wir in den ersten Wochen sehr viel miteinander zu tun. Sowas schweißt natürlich sehr zusammen. Ich fühle mich beim FC und in Köln pudelwohl.“
Lediglich an das Coachingverhalten von FC-Cheftrainer Steffen Baumgart mitsamt seiner imponierenden Lautstärke musste sich der 23-Jährige zu Beginn gewöhnen. „Ich komme sehr gut mit Steffen Baumgart klar. In den ersten Wochen, in denen man ihn noch nicht so gut kannte, war das schon etwas einschüchternd, wenn er lauter geworden ist (lacht). Im Anschluss hat man realisiert, dass er einfach so ist. Mit seiner Lautstärke will er einem helfen, er meint es positiv. Daran musste man sich erstmal gewöhnen. Er hilft einem weiter. Jeder Spieler ist unter dem Coach nochmal besser geworden. Das ist etwas, das jeder Spieler will.“
Pflichtspieldebüt in Regensburg
Sein Pflichtspieldebüt für den FC gab der Maina-Express, wie er liebevoll von der Social-Media-Abteilung des FC genannt wird, weil er im wöchentlichen Turnus die Auszeichnung als „Schnellster Spieler des Spiels“ gewinnt, in der 1. Runde des DFB-Pokals. Beim SSV Jahn Regensburg belebte der Berliner die FC-Offensive nach seiner Einwechslung, konnte das bittere Ausscheiden trotz eines Treffers im Elfmeterschießen jedoch nicht verhindern.

Sein Debüt in der Bundesliga feierte Maina acht Tage später – und endlich gab es auch Anlass zum Feiern. Beim 3:1-Erfolg am 1. Spieltag gegen den FC Schalke 04 wurde der Außenbahnspieler in der 76. Minute eingewechselt. Auch in den darauffolgenden Partien kam der gebürtige Berliner, mit Ausnahme des Heimspiels gegen den VfB Stuttgart (0:0) am vierten Spieltag, in jeder Bundesligapartie zum Einsatz. Nachdem der ehemalige Hannoveraner zunächst als Einwechselspieler von der Bank kam, erarbeitete sich der 23-Jährige immer häufiger einen Platz in der Startaufstellung.
Auch international sammelte der Rechtsfuß seine Einsatzminuten. Maina kam sowohl in beiden Qualifikations-Duellen zur UEFA Europa Conference League gegen Fehervar zum Zuge als auch in allen sechs anschließenden Gruppenspielen. „Unsere Partien in der Conference League waren alle richtig wild. Bei den Auswärtsspielen gab es immer irgendwelche Vorfälle. Sowas schweißt uns als Mannschaft nochmal mehr zusammen. Über solche Erlebnisse denkt man später viel häufiger nach. Ich hatte früher nie das Ziel, international zu spielen. Ich wollte immer einfach nur Fußballspielen. Wenn man dann aber international zum Einsatz gekommen ist, weiß jeder, der diese Erfahrung gesammelt hat, was das für ein unbeschreibliches Erlebnis ist und dass man das noch häufiger haben will.“
Vom Einwechselspieler zum Leistungsträger
In der laufenden Saison gehört Maina zu den Leistungsträgern beim FC. In der Bundesliga kam er in 28 von 29 möglichen Partien zum Einsatz, in denen er drei Treffer erzielte und sechs weitere Tore vorlegte. Mit seiner Entwicklung zeigt sich der Sommerneuzugang durchaus zufrieden. „Ich glaube, dass viele Leute mit einer Entwicklung nicht gerechnet haben, vor allem viele aus Hannover. Ich habe an meine Chance geglaubt und fühle mich in unserem Spielsystem, der Mannschaft und meinen Mitspielern sehr wohl.“

Zwei seiner Mitspieler, die den Club nach jahrzehntelangem Einsatz im Sommer verlassen werden und bereits in kurzer Zeit bei Maina bleibenden Eindruck hinterlassen werden, sind FC-Kapitän Jonas Hector und Keeper Timo Horn. „Mal abgesehen davon, was beide fußballerisch draufhaben, worüber man nicht reden muss, sind sie das Herz in der Kabine, der Mannschaft, des Vereins. Keiner weiß so gut wie Jonas und Timo, wie dieser Club denkt und funktioniert. Wenn man als junger Spieler solche Jungs in der Kabine hat, die nicht nur auf dem Platz vorangehen und Verantwortung übernehmen, sondern auch daneben, dann kann man sich keine besseren Spieler vorstellen, die dich anführen. Ich bin sehr traurig, dass ich nur eine Saison mit beiden spielen durfte. Am liebsten hätte ich länger mit ihnen zusammengespielt und Zeit mit ihnen verbracht. Es ist sehr schade, dass sie gehen. Sportlich und menschlich sind ihre Abgänge ein Riesenverlust. Es wird schwer, sie ansatzweise zu ersetzen.“
Die Strahlkraft des Clubs in der Stadt Köln und über die Stadtgrenzen hinaus hat bei Maina einen bleibenden Eindruck hinterlassen. „Ich komme aus Berlin und war als Kind früher bei der Hertha im Stadion. Aber diese Euphorie für den Verein, wie hier beim FC, habe ich so noch nie erlebt. In jedem Einkaufsladen gibt es einen kleinen FC-Shop. Jedes Auto, das vor einem fährt, hat einen FC-Aufkleber. Gefühlt ist jeder in Köln FC-Fan, man wird quasi hineingeboren. Das ist etwas sehr cooles. Einem wird die Strahlkraft des Clubs sehr schnell bewusst. Uns als Mannschaft pusht das in den Spielen noch mehr nach vorne, weil man mitbekommt, dass der FC der Mittelpunkt von vielen ist.“
Jubiläum gegen Hoffenheim
Am vergangenen Spieltag kam der gebürtige Berliner beim 3:1-Sieg des FC gegen die TSG Hoffenheim zu seinem 50. Einsatz in der Bundesliga. Ein Meilenstein für den 23-Jährigen: „Ich bin sehr stolz darüber, bereits 50 Bundesligaspiele absolviert zu haben. Ich würde mich aber sehr darüber freuen, wenn noch einige dazukommen.“

Weiter geht es für Maina und seine Teamkollegen am kommenden Samstag, 29. April 2023. Um 15.30 Uhr ist dann der Sport-Club Freiburg im RheinEnergieSTADION zu Gast. Das Ziel für die ausbleibenden fünf Partien ist dabei klar: „Wir wollen auf jeden Fall noch ein paar Punkte holen, damit wir in der Tabelle noch etwas nach oben rutschen. Den Klassenerhalt haben wir rein rechnerisch noch nicht geschafft, aber einen wichtigen Schritt mit dem Sieg in Hoffenheim in diese Richtung gemacht. Wir sind guter Dinge, dass wir das schaffen. Wir wollen unbedingt zu Hause gegen Freiburg gewinnen.“
Zuhause gegen Freiburg kann schon Spaß machen
— 1. FC Köln (@fckoeln) April 28, 2023
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28.04.2023 Profis Erstellt von Philipp Kinzel
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