Laura Donhauser ist die kleinste Spielerin im Kader der FC-Frauen. Ihr Ehrgeiz und ihre Träume waren aber immer schon riesig.
Laura Donhauser ist 1,56 Meter groß. Schon in ihrer Kindheit gehörte die heute 20-Jährige zu den körperlich kleineren Spielerinnen. „Meine Eltern sind ebenfalls nicht sehr groß, da war dann frühzeitig klar, dass ich kein Riese werde.“ Allerdings machten sich ihre Eltern Sorgen, da ihre Tochter kaum noch wuchs. In Absprache mit ihrem damaligen Arzt wurde ihr im Alter von zehn Jahren empfohlen, Wachstumshormone zu spritzen. Prominente Beispiele dieser Therapie gab es im Sport schon zuvor. Lionel Messi wurden zu seiner Jugendzeit beim FC Barcelona Wachstumshormone verabreicht, als der Argentinier nicht mehr wuchs. Bei Donhauser war nicht der Sport ausschlaggebend, sondern die Familie wollte verhindern, dass es gesundheitliche Schwierigkeiten gab. „Mein Schulranzen war damals schon viel größer als mein Rücken“, sagt Donhauser. Fünf Jahre lang setzte sie sich täglich eine Spritze in den Bauchbereich. „Nach einer Zeit hatte ich mich daran gewöhnt, auch wenn der Aufwand sehr hoch war.“ Die Spritzen mussten immer gekühlt werden. Von ihrer Mutter bekam Laura Donhauser deshalb einen kleinen Kühlschrank für ihre Fußballreisen geschenkt, den sie ab dem Zeitpunkt mit in ihre Sporttasche packte. Donhauser lernte mit den Spritzen zu leben – und es wuchsen auch ihre Fußballträume. Sie wollte in der Bundesliga spielen und arbeitete ehrgeizig dafür.

Donhauser wurde in Amberg in der Oberpfalz geboren. Ihre Familie war fußballbegeistert und beim SV Köfering wurde ihre Mutter ihre erste Trainerin. Der Fußballplatz war nur 200 Meter von ihrem Elternhaus entfernt und sie verbrachte viel Zeit mit den Jungs beim Kicken. Über den SV Raigering gelangte sie zum FC Amberg und beantragte dort 2016 ein Zweitspielrecht beim FC Bayern München. Die Bayern wollten die talentierte Spielerin in ihren Reihen haben, allerdings war Amberg von München ein gutes Stück entfernt. Rund zwei Stunden benötigten die Eltern, um Laura Donhauser zum Training zu fahren. „Das war dann nur zweimal in der Woche möglich, aber ich bin meinen Eltern dankbar, dass sie das für mich gemacht haben“, sagte Donhauser. Zwei Jahre spielte sie gleichzeitig für zwei Clubs und pendelte, bis sie 2018 in eine Wohngemeinschaft in München zog. In ihrem ersten Jahr in der U17 von Bayern wurde sie gleich Deutscher Meister. Bayern besiegte Turbine Potsdam im Finale 2:1. Donhauser spielte mit der Nummer 33, wie ihr Vorbild Sara Däbritz, die mittlerweile beim Topclub Paris Saint-Germain kickt. „Es war schön, gleich mit einem Titel in München in der U17 zu starten. Generell waren die fußballerische Ausbildung und die Bedingungen bei den Bayern richtig gut, besonders als der Bayern-Campus gebaut wurde.“ Am Geißbockheim warten dagegen alle noch sehnsüchtig auf die Baugenehmigungen, um die Ausbildungsmöglichkeiten für Nachwuchsspielerinnen und -spieler zu verbessern.
DFB-Juniorinnen und Champions League
Donhauser entwickelte sich in München weiter und machte auch in den Auswahlmannschaften auf sich aufmerksam. Zunächst in der Bayern-Auswahl, in der sie vom Sturmzentrum auf die rechte Außenverteidigerposition umgeschult wurde, später in den Nationalmannschaften der DFB-Juniorinnen. Ihr erstes Länderspiel bestritt sie für die U16-Nationalmannschaft beim Freundschaftsspiel gegen Dänemark. Mit dem U17-Nationalteam nahm sie 2018 an der Europameisterschaft in Litauen teil und verlor mit dem DFB erst im Finale gegen Spanien. Sie spielte mit Deutschland in Uruguay bei der U17-Weltmeisterschaft und holte später mit der U19 Silber, als sie mit den DFB-Juniorinnen erst im Finale der Europameisterschaft das Endspiel gegen Frankreich verlor. „Die Reisen und die großen Turniere mit dem DFB waren etwas ganz Besonderes. Das vergisst man nicht.“ Bei Bayern München schaffte sie den Sprung von der U17 in die zweite Frauenmannschaft und spielte dort in der 2. Bundesliga. Zudem trainierte sie regelmäßig mit Weltklassespielerinnen in der ersten Mannschaft zusammen und gab am 16. Dezember 2020 beim 3:0-Sieg gegen Ajax Amsterdam ihr Debüt in der Champions League. Außerdem gehörte sie zum Kader der ersten Frauen, die 2021 Deutscher Meister wurden. Doch das reichte der ehrgeizigen Donhauser nicht. Sie wollte sich regelmäßig in der Bundesliga beweisen. „In München hatte ich Topspielerinnen wie Giulia Gwinn auf meiner Position. Da wäre ich erst einmal nicht zu viel Spielzeit gekommen.“ Der 1. FC Köln nutzte die Situation und verpflichtete Donhauser im vergangenen Sommer für die Bundesliga. Nach einer Bänderverletzung im Sprunggelenk zu Saisonbeginn hat sie mittlerweile neun Bundesligaspiele und zwei Pokalpartien für die FC-Frauen absolviert. „Wir steigern uns immer mehr. Der 4:3-Sieg in Leverkusen war bisher unser emotionalstes Spiel“, sagt Donhauser zufrieden.

Mit 15 Punkten auf dem Konto haben die FC-Frauen in der Bundesliga aktuell 13 Zähler Vorsprung auf die Abstiegsplätze. Doch nicht nur in der Mannschaft fühlt sich Donhauser pudelwohl. „Mir gefällt Köln als Stadt extrem gut. Immer, wenn ich am Dom vorbeikomme, muss ich einfach ein Foto von ihm machen, weil er so beeindruckend ist.“ Aktuell befinden sich die FC-Frauen in der Winterpause. Danach geht es wieder um Punkte, um den Klassenerhalt in der höchsten Spielklasse zu schaffen. Anschließend soll sportlich der nächste Entwicklungsschritt für die FC-Frauen folgen, denn Donhauser möchte auch mit ihrem neuen Team perspektivisch hoch hinaus.
29.12.2021 Frauen Erstellt von Daniel Misterek
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