Profis | 24.05.2023

Stöger und Bade zu Hector und Horn

„Zwei wichtige Spieler und Persönlichkeiten“

Über einen Zeitraum von rund viereinhalb Jahren führten Cheftrainer Peter Stöger und Torwarttrainer Alexander Bade den 1. FC Köln von der 2. Bundesliga in den Europapokal. In dieser Zeit reiften Jonas Hector und Timo Horn von hoffnungsvollen Talenten zu Leistungsträger heran. Im Gespräch erinnern sich Stöger und Bade an eine außergewöhnliche Zeit mit zwei prägenden Spielerpersönlichkeiten zurück.

„Für einen Trainer ist es heutzutage eher selten der Fall, dass man mit Spielern von der 2. Bundesliga bis hinauf in den Europacup zusammenarbeitet.“ Aber genau das hat der ehemalige FC-Cheftrainer Peter Stöger von Sommer 2013 bis Herbst 2017 im Falle von Timo Horn und Jonas Hector getan. Der FC hatte bei Stögers Amtsantritt den direkten Wiederaufstieg aus der 2. Bundeliga verpasst und nach Holger Stanislawkis Rücktritt übernahm Stöger als Cheftrainer. Alexander Bade war zu dieser Zeit bereits seit vier Jahren Torwarttrainer und hat somit den Beginn der Profilaufbahn sowohl von Timo Horn als auch Jonas Hector begleitet. „Als ich 2009 Torwarttrainer beim FC wurde, war Timo noch im Nachwuchsbereich aktiv und wurde dort von meinem damaligen Kollegen Tetsuo Taguchi betreut. Dass Timo eines der Top-Talente des Nachwuchses war, war damals schon klar.“

Ein Abstieg beschleunigte den Aufstieg Timo Horns vom Nachwuchstalent zur Nummer eins im FC-Tor. „Wenn wir 2012 in der Bundesliga geblieben wären, wäre es für Timo sicher schwerer geworden“, sagt Bade. „Michael Rensing war bis dahin die Nummer eins und hatte 2011 einen großen Anteil am Klassenerhalt. Aber durch den Gang in die 2. Bundesliga und den Mut der sportlichen Leitung um Frank Schaefer und Trainer Holger Stanislawski hat Timo seine Chance bereits mit 19 Jahren bekommen und genutzt.“ 

„Perfekten, einfachen Fußball“

Ebenfalls im Zweitligajahr 2012/13 debütierte Jonas Hector bei den FC-Profis. Hector war 2010 vom SV Auersmacher in die U21 des FC gewechselt, wurde von Stanislawski zu den Profis hochgezogen und vom zentralen Mittelfeld zum Linksverteidiger umgeschult. Bereits im zweiten Profijahr Hectors war auch für Peter Stöger die Qualität des damals 22-jährigen Saarländers unübersehbar. „Bei Jonas hat man von Beginn an gesehen, dass er das Spiel versteht. Er hat – zumindest nach meinem Geschmack – einen perfekten, einfachen Fußball gespielt. Jonas war für mich immer ein Paradebeispiel für fußballerische Verlässlichkeit. Du hast als Trainer immer genau gewusst, was du bekommst. Für mich als Trainer ist das ein Ausdruck hoher Qualität.“

Kurz nach dem erwarteten Aufstieg des FC in die Bundesliga erfolgte die für die meisten unerwartete Nominierung Hectors für die Nationalmannschaft – aber für Peter Stöger nicht: „Dass er Nationalspieler geworden ist, hat mich nicht überrascht. Es gibt viele großartige Spieler, aber viele dieser Spieler sind oft auch Wundertüten. Und Jonas ist jemand, der auf sehr hohem Niveau extrem stabil abgeliefert hat.“ Auch Alexander Bade schätzte die Verlässlichkeit des Linksverteidigers: „Jonas Hector hat sich über die Jahre zu einer absoluten Leitfigur im FC entwickelt. Schon zu Beginn war klar, dass Jonas kein Spieler wie viele andere ist. Er war schon immer der ruhige Anführer ohne große Gesten oder Aktionen. Insgesamt ist Jonas ein Traum für jeden Trainer, weil er nahezu immer fehlerlos spielt.“

Wie verwunderlich ist es dann, dass Jonas Hector bei den geschilderten Qualitäten über seine gesamte Profizeit dem FC treugeblieben ist? „Jonas hätte mit Sicherheit auch bei einem anderen Verein, der regelmäßig Champions League spielt, seine Einsatzzeiten bekommen“, sagt Stöger, „Jonas ist angenehm anders. Er setzt seine eigenen Prioritäten und ist sicher kein Mainstream-Junge. Am Ende hat er sich dafür entschieden, was er gerne macht. Und was er am liebsten gemacht hat, ist Fußball spielen. Wahrscheinlich hat er sich in Köln rundum wohlgefühlt. Es überrascht mich jetzt nicht, dass er seine Karriere beendet. Es würde mich bei ihm aber auch nicht überraschen, wenn er irgendwann mal eine andere Idee hat (lacht).“ 

„Besondere Verbundenheit zum FC“

Während Jonas Hector seine Profi-Karriere beendet, wird Timo Horn diese fortsetzen, aber den FC nach 21 Jahren verlassen. Alexander Bade hat selbst viele Jahre das FC-Tor gehütet und weiß daher, welch spezielles Augenmerk gerade auf dieser Position beim 1. FC Köln liegt. „Dass Timo hinter Toni Schumacher und Bodo Illgner als Torhüter die meisten FC-Spiele sammeln wird, war zu Beginn nicht vorherzusehen. Timo hat sich immer hohe Ziele gesetzt, und viele dieser Ziele waren mit dem FC schwer zu erreichen. Dementsprechend hat er sicher oft überlegt, ob ein Schritt weg vom FC sinnvoll wäre. 21 Jahre in einem Club zu spielen, ist sehr außergewöhnlich und zeugt von einer besonderen Verbundenheit zum 1. FC Köln.“ 

Allein die Verbundenheit hat aber aus Bades Sicht nicht dazu geführt, dass Timo Horn 329 Pflichtspieleinsätze gesammelt hat. „Timo at einen sehr großen Ehrgeiz, der ihn motiviert hat, immer weiter an sich zu arbeiten. Er hat in allen Bereichen überdurchschnittliche Qualitäten. Er hat eine besondere Fähigkeit, Spiele zu lesen und Situationen zu antizipieren und zudem strahlt er eine immense Ruhe aus, die sich positiv auf die Mannschaft auswirkt. Ich bin sicher, dass er eine spannende neue Aufgabe finden wird und noch lange auf hohem Niveau spielen kann.“ 

Peter Stöger weiß um die Relevanz zweier Stammspieler seiner Ära: „Timo und Jonas waren über meine gesamte Amtszeit zwei wichtige Spieler und Persönlichkeiten. Jonas ist Nationalspieler geworden. Timo hat unter Alex Bade eine super Entwicklung genommen und sich als Bundesliga-Torhüter etabliert. Ich wünsche beiden viel Erfolg für ihren bevorstehenden nächsten Lebensabschnitt.“

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Tabelle

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Gesamttabelle
PL.VereinPkt.
10Borussia Mönchengladbach43
111. FC Köln42
12SV Werder Bremen37
Gesamttabelle
PL.VereinPkt.
1Nice9
2Partizan Belgrade9
31. FC Köln8
4Slovácko5

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