Berg: „Viele Wege führen ins RheinEnergieSTADION“
Lukas Berg, Bereichsleiter Nachwuchsfußball des 1. FC Köln, hat im Interview mit Radio Köln über die Besonderheit der vielen Eigengewächse im Profikader, die Bedeutung der FC-U21 für die Ausbildung junger Spieler und die Strategie der FC-Nachwuchsarbeit gesprochen.
Die Transfersperre war für den Verein ein harter Schlag. Sie hat aber auch dazu geführt, dass der FC noch mehr auf die eigenen Talente setzt. Was hast Du gedacht, als Du die Startelf gegen den HSV mit fünf Eigengewächsen aus dem eigenen Nachwuchs gesehen hast?
„Wir haben im NLZ am 1. Spieltag mit Spannung auf die Startelf gewartet. Wir haben alle die Vorbereitung der Profis verfolgt und ich war auch im Trainingslager der Profis, um mir einen Eindruck zu verschaffen. Als wir kurz vor Anpfiff Gewissheit hatten, dass fünf Jungs aus dem eigenen Nachwuchs in der Startelf stehen, waren wir alle sehr stolz und die Drähte liefen heiß. Wir haben sehr viele Leute bei uns, die an so einem Erfolg beteiligt sind. Deswegen waren wir sehr stolz, haben uns total für die Jungs gefreut und dann natürlich gespannt auf den Anpfiff gewartet, wie sich unsere Jungs schlagen.“
Die größte Überraschung war für viele Julian Pauli, der mit 19 Jahren sein Profi-Debüt gefeiert hat. War das auch für Dich die größte Überraschung?
„Überraschend war es nicht. Julian hat in der Vorbereitung bei den Profis unter Beweis gestellt, wie weit er für sein junges Alter ist. Gerade über seine Einsätze haben wir uns sehr gefreut. Julian ist aus dem Dortmunder Nachwuchs zu uns gekommen, nachdem er dort keine einfache Zeit hatte. Hier bei uns hat er die Freude am Fußball wieder zurückgewonnen. Im ersten U19-Jahr hat er dann allerdings kaum gespielt, weil wir ein sehr gutes Innenverteidiger-Duo aus dem älteren Jahrgang hatten. Hier hat er die nötige Geduld gelernt, die es als junger Spieler braucht. Im zweiten Jahr in der U19 war er als Teil des Kapitänsduos mit Neo Telle ein absoluter Dauerbrenner und hat einen super Job gemacht. Nach und nach hat er sich durch harte Arbeit und gute Leistungen den Platz oben erkämpft. Wir im Nachwuchs sind glücklich darüber, dass im Verein auf die Jungs gesetzt wird und mutige Entscheidungen getroffen werden. Bei Julian hat sich gezeigt, dass er bereit ist.“
Marvin Obuz, ebenfalls ein Eigengewächs, wurde auch noch eingewechselt. Was sagen die Einsätze der vielen Eigengewächse über die Nachwuchsarbeit aus?
„Wenn wir weiter aufzählen, dann wurde Florian Dietz als ehemaliger U21-Spieler ebenfalls eingewechselt und auf der Bank saßen mit Meiko Wäschenbach und Mathias Olesen noch weitere Jungs aus dem eigenen Stall. In der U21 standen in den ersten zwei Spielen jeweils acht Spieler in der Startelf, die bei uns ausgebildet wurden. Wir stehen für Konstanz in der Durchlässigkeit unserer Talente. Wir zeichnen uns durch unsere gute Ausbildungsarbeit aus. Besonders bei uns ist auch, dass wir verschiedene Wege finden, die Jungs oben anzubringen. Jonas Urbig ist beispielsweise seit der U9 beim 1. FC Köln. Damion Downs kam dagegen erst zur U17 aus Ingolstadt zu uns, Flo Dietz wechselte in die U21. Es führen viele Wege ins RheinEnergieSTADION.“
Hat der FC mit diesen Spielern nur Glück, oder steckt eine nachhaltige Strategie hinter diesen Ausbildungserfolgen?
„Wir fahren eine nachhaltige Strategie im Nachwuchs, die sich von anderen Nachwuchsleistungszentren unterscheidet. Wir setzen auf klare Werte, bei uns spielen andere Argumente in der Gewinnung von Spielern eine Rolle. Wir versuchen Spieler lange bei uns aufzubauen und versuchen die Anzahl der Spieler, die uns verlassen müssen, gering zu halten. Wir sind überzeugt davon, dass sich durch Konstanz und Durchlässigkeit auch der sportliche Erfolg einstellt. Diesen Weg bestreiten wir strikt und auch gegen manche Widerstände.“
Welchen Stellenwert hat die U21 für Spieler auf dem Weg nach oben?
„Die U21 ist ganz entscheidend. Im Übergangsbereich trennt sich die Spreu vom Weizen. Vor zwei Jahren haben wir die strategische Ausrichtung der U21 verändert. Wir hatten vorher mit der U23 eine Art zweite Männer-Mannschaft, quasi einen Club im Club. Wir haben für uns entschieden, dass sich bei der Mannschaft zukünftig viel mehr um die letzte Ausbildungsmannschaft vor dem Profibereich handeln soll. Nach der U19 ist der natürliche Schritt der Wechsel in unsere U21. In der Regionalliga West können wir die Jungs an die Intensität und Härte gewöhnen, die im Erwachsenenfußball vorherrschen. Das ist uns in den letzten zwei Saison sehr gut gelungen. Deswegen ist die U21 für uns in der strategischen Ausrichtung die wichtigste Nachwuchsmannschaft.“
Wie zuversichtlich bist Du bezüglich der Zukunft des FC-Nachwuchses? Werden weitere Eigengewächse den Weg aus dem Geißbockheim durch den Spielertunnel ins RheinEnergieSTADION schaffen?
„Ich bin sehr zuversichtlich. Natürlich hast du in manchen Jahrgängen immer Schwankungen drin. Fakt ist auch, dass wir über die Auswirkungen der Registrierungssperre unsere Nachwuchsmannschaften in der Spitze nicht verstärken konnten. Wir sind gespannt, was mit einigen Spielern in der Entwicklung passiert, die zwei Jahre länger die Möglichkeit haben für den FC zu spielen. In unserem Entwicklungsbereich (U11-U15) haben wir letztes Jahr die meisten Nationalspieler deutschlandweit für die U15 abgestellt. Wir sind in der U14 und U15 jeweils Westdeutscher Meister geworden. Auch in der U12 haben wir die Staffel gewonnen. Wenn ich exemplarisch in diesen Mannschaften sehe, was wir für tolle Talente und Persönlichkeiten am Geißbockheim haben, können wir uns auf jeden Fall auf die Zukunft freuen.“