1964 hat der 1. FC Köln letztmals gegen den SC Preußen Münster gespielt. In der ersten Saison der neu gegründeten Bundesliga, an deren Ende der FC Deutscher Meister wurde. Der Doppeltorschütze beim damaligen 2:0-Erfolg? Karl-Heinz Thielen. Im Interview blickt die FC-Legende auf das Spiel zurück und spricht über Veränderungen im Fußball von damals zu heute.
Herr Thielen, können Sie sich vorstellen, warum wir bei Ihnen anrufen?
Karl-Heinz Thielen: Nicht wirklich.
Der 1. FC Köln spielt am Freitagabend auswärts beim SC Preußen Münster. Beim letzten FC-Spiel in Münster standen Sie noch auf dem Platz…
Ich erinnere mich. Wir haben 2:0 gewonnen, richtig?
Das stimmt. Und Sie haben einen Doppelpack erzielt. Können Sie sich noch an das Spiel erinnern?
Dass ich zwei Tore gemacht habe, das habe ich noch im Hinterkopf. Aber genaue Erinnerungen habe ich an das Spiel nicht mehr, weiß auch nicht mehr, wie ich die Tore erzielt habe. Dafür habe ich damals zu viele Tore für den FC erzielt.
Münster war Gründungsmitglied der Bundesliga, stieg dann aber ab und nie wieder in die erste Liga auf. Welchen Stellenwert hatte der Club damals?
Münster war schon ein Name, aufgrund von Investitionen wurde vom „100.000 Mark Sturm“ gesprochen. Die Spieler sind aber irgendwann alle nach Dortmund abgewandert, dann war von der erfolgreichen Münsteraner Mannschaft nicht mehr viel übrig.
Die Bundesliga wurde zur Saison 1963/64 neu gegründet. Was bedeutete das zur damaligen Zeit für Sie als Spieler?
Wir waren auf die erste Bundesliga-Saison natürlich geistig vorbereitet. Zu dieser Zeit war der 1. FC Köln die beste Mannschaft in Deutschland. Die meisten haben erwartet, dass wir auch der erste Deutsche Meister werden. So ist es dann auch eingetroffen.
Was hat den FC damals ausgezeichnet?
Wir haben schon in den Jahren davor immer in der Spitze mitgespielt. Wir hatten zwar erst eine Meisterschaft 1962, hatten aber immer darum gespielt. Zu dieser Zeit hatten wir eindeutig die beste Mannschaft, zumal noch zwei super Spieler aus der Jugend nach oben gekommen sind: Wolfgang Overath und Wolfgang Weber.
Was hat die Meistermannschaft neben der Qualität ausgezeichnet?
Der unbedingte Wille zu gewinnen, das war das Allerwichtigste. Das ist von Spielern wie Hans Schäfer, Karl-Heinz Schnellinger oder Leo Wilden an uns junge Spieler übertragen worden – das waren alles sehr hochkarätige Spieler.
Was sind die größten Unterschiede zwischen dem Fußball zu Beginn der Bundesliga und dem heutigen Fußball?
Heute gibt es mehr Spiele für die Mannschaften, die Anstrengungen sind erheblich größer. Es wird schneller gespielt. Technisch finde ich, sind wir nicht viel weitergekommen. Das ganze Drumherum mit den Fans und dem Fernsehen ist explodiert. Für den Fußball ist es gut, dass das Interesse immer größer wird. Ob es gut ist, dass es finanziell immer unübersichtlicher wird, ist schwer zu beurteilen.
Welchen Status hatte man zu dieser Zeit als FC-Profi?
Es war deutlich ruhiger als es heute ist. Auf der anderen Seite waren wir die beste Mannschaft und wenn du oben bist, hast du auch viele Fans. Ich war stolz, für diesen Club spielen zu dürfen. Christian Müller und ich waren damals die beiden Sturmspitzen und haben die Tore gemacht. Da gab es immer einen Wettbewerb zwischen uns beiden. Im ersten Bundesliga-Jahr habe ich Christian mit einem Tor geschlagen, ich hatte am Ende 16 Tore, Christian 15. Er war auch ein fantastischer Mittelstürmer.
Wie blicken Sie heute auf den FC?
Es wird immer so bleiben: Der FC ist unser Verein. Ich schaue mir Heimspiele immer an, wenn ich kann. Nach Münster fahre ich nicht, denke aber, dass die Mannschaft auch ohne mich gewinnt (lacht).
Was erwarten Sie vom Spiel?
Ohne überheblich zu sein, erwarte ich, dass wir das Spiel gewinnen. Die letzten Spiele stimmen mich optimistisch. Der Wille ist das Entscheidende – im Leben wie im Fußball. Im Moment sieht es so aus, dass die Zeiten wieder besser werden. Darüber würde ich mich sehr freuen, denn es ist sehr schwer, mich an die zweite Liga zu gewöhnen. Zu meiner Zeit gab es gar keinen Gedanken an die zweite Liga. Deshalb ginge es mir besser, wenn wir wieder in der Bundesliga spielen.