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Der Bessermacher

29.11.2023

Auch wenn er nicht spielt, nimmt Matthias Köbbing innerhalb des FC-Torwartteams eine wichtige Rolle ein. Sein Wissen gibt er zudem an den FC-Nachwuchs weiter.

Es ist Mittwochabend, halb sechs. Es ist noch vor der Zeitumstellung und damit noch hell am Geißbockheim. Auf dem Kunstrasen läuft das Training der U15. Im Sechzehner laufen die drei Torhüter zusammen mit Matthias Köbbing ein paar Bahnen, dann kommt auch schnell der Ball ins Spiel. Passen, springen, halten. Mehrere Durchgänge pro Übung. Dazwischen geht Köbbing auf die Nachwuchskeeper ein, gibt Verbesserungsvorschläge und macht die nächste Übung vor. Die Torhüter hören zu und schauen – nicht nur aufgrund Köbbings Körpergröße von 1,96 Meter – zu ihrem Trainer auf. Köbbing, im Hauptberuf dritter Torhüter bei den FC-Profis, ist seit dieser Saison Torwarttrainer der U15 des 1. FC Köln.

„Ich habe drei Top-Jungs, die lernen wollen“, sagt Köbbing. Weil er selbst bei den Profis sei, habe er einen leichteren Zugang zu den Talenten. „Ich habe es geschafft, mein Brot mit dem Fußball zu verdienen. Das ist das, wo die drei hinwollen.“ Die Jungs hören also zu. Wie sein Team tickt? „Wie 14-jährige Jungs eben ticken“, sagt Köbbing und schmunzelt. „Da muss ich auch das eine oder andere Mal reingrätschen und ihnen um 17.15 Uhr vermitteln, dass jetzt Training ist.“

„Wir sehen uns öfter als unsere Frauen“

Am Vormittag stand Köbbing auch schon auf dem Trainingsplatz – allerdings nicht als Trainer, sondern selbst als Torhüter. Da bereitete er sich zusammen mit dem Torhüter-Team und Torwarttrainer Uwe Gospodarek auf das Derby gegen Borussia Mönchengladbach vor. Philipp Pentke war da noch mit dabei, verletzte sich während der Einheit aber schwerer. Köbbing war damit in der Rangfolge plötzlich Torhüter Nummer zwei statt drei und saß am folgenden Wochenende auf der Bank statt auf der Tribüne.

Für Köbbing war es eine Premiere, zum ersten Mal war er die Nummer zwei bei einem Pflichtspiel des FC. Die Anspannung war da, noch mehr als es bei den Spielen ohnehin der Fall ist. Köbbing ist kein Typ, der seinem Konkurrenten etwas Schlechtes wünscht, Marvin Schwäbe erst recht nicht. Die beiden bilden täglich eine Fahrgemeinschaft zum Training. „Wir sehen uns öfter als unsere Frauen“, sagt Köbbing und lacht. Doch er muss sich gedanklich auf eine solche Situation vorbereiten. Was ist, sollte Schwäbe etwas passieren? Dann würde Köbbing plötzlich im Bundesliga-Tor des FC stehen. Würde er sich dafür bereit fühlen? „Definitiv. Jede andere Antwort wäre auch komisch“, sagt der 26-Jährige. Denn „Köbbes“, so sein Spitzname, ist viel mehr als nur der Torhüter fürs Training. „Trainingstorwart“, sagt er und wird kurz ernst, „ist eines der dümmsten Wörter, die jemals erfunden wurden.“

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„Pushen und besser werden“

Köbbing ist ein fester Bestandteil des Teams und mit dafür verantwortlich, das Trainingsniveau die Woche über hochzuhalten. „Ich will die anderen Torhüter pushen, aber ich will natürlich auch für mich selbst bestmöglich trainieren und besser werden“, sagt er. Er arbeite jede Woche so, als würde er am Wochenende im Tor stehen. „Anders würde es auch nicht funktionieren“, betont er. „Wenn du Montag und Dienstag so trainierst, als wäre es ohnehin egal, dann wäre ich nicht so lange in dieser Position. Denn die Trainingsqualität innerhalb des Teams ist enorm wichtig für die Leistung am Wochenende.“

Doch wie geht man damit um, wenn man dennoch weiß, dass man im Normalfall nicht zum Einsatz kommen wird? „Für mich ist wichtig, zu wissen, woher man kommt“, sagt Köbbing. Er hat im Nachwuchs in Mainz und Hoffenheim gespielt. Weil er bei der TSG den heutigen BVB-Keeper Gregor Kobel vor sich hatte, kam er in der Junioren-Bundesliga nicht auf viele Spiele. „Bei den Leuten, die nur auf die Statistiken bei transfermarkt.de schauen, falle ich also schon einmal durchs Raster“, so der Keeper. Dazu kommt, dass er trotz der noch jungen Laufbahn schon fünf Knieverletzungen hatte.

2020 wechselte Köbbing vom Regionalligisten Homburg nach Köln, sollte ursprünglich bei der U21 als älterer Spieler zum Einsatz kommen. Doch schnell spielte er sich im Training bei den Profis fest, weil Julian Krahl damals, ähnlich wie Jonas Nickisch heute, zwischen dem Training bei den Profis und den Spielen in der U21 pendelte. „Für mich war das eine sehr schöne Geschichte“, blickt Köbbing zurück. Er könne sich mit dieser Rolle voll identifizieren. „Ich bin glücklich und werde die Rolle so lange ausüben, wie es der Verein möchte.“

Weder Zahlenmensch noch Poet

Zu Beginn seiner FC-Zeit hat Köbbing schon als Trainer im Nachwuchs mitgeholfen. Während Corona ist es ein bisschen verlaufen – auch weil er sich mehr um sein Tourismus-Studium gekümmert hat, das nun kurz vor dem Abschluss steht. Warum Tourismus? „Weil ich weder Zahlenmensch noch Poet bin“, sagt Köbbing und lacht.

Nun hat er mit dem Trainer-Job im Nachwuchs wieder angefangen. Bei den jungen Keepern bringt er die Erfahrung ein, die er bislang gesammelt hat. Er orientiert sich dabei an seinen eigenen Torwarttrainern, die er hatte und hat, vieles übernimmt er auch von Uwe Gospodarek. „Ich baue das Training ähnlich auf, aber natürlich in einer ans Alter angepassten Form“, erklärt er. Heißt: Aus dem Sechs-Kilo-Medizinball wird ein Zwei-Kilo-Ball oder auch mal gar kein Medizinball. Auch die Wiederholungsanzahl und die Intensität sind niedriger. Mindestens zweimal pro Woche trainiert der Profitorhüter mit dem Nachwuchs.

Die U15 ist für Köbbing ein wichtiges Alter. „Das ist aus meiner Sicht der erste Step weg vom Kinderfußball. Es ist das Jahr vor dem Einstieg in den Leistungsbereich. Da kommt es nicht mehr nur darauf an, dass du technisch sauber bist, sondern es muss auch das Ergebnis stimmen, dass sie die Bälle halten. Da will ich sie hinbringen.“ So will er ihnen auch Selbstvertrauen vermitteln: „Manchmal geben sie Bälle schon auf, bevor sie im Tor liegen. Ich will, dass sie auf ihre Stärken vertrauen.“ Köbbing, der Bessermacher – bei den Profis und im Nachwuchs des FC.

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