Ein verspätetes FC-Torwarttraining der besonderen Art
Ein heißer Sommertag im August. Im Kölner Grüngürtel spazieren Rentner und motivierte Läufer drehen ihre Runden um den Decksteiner Weiher. Am Geißbockheim herrscht wie immer reges Treiben. Die FC-U17 bereitet sich auf das nächste Ligaspiel vor, in einer Ecke vom Rasenplatz 6 schießt Eberhard Trautner vorbei an aufgestellten Stangen auf ein Tor. Ein junger Mann taucht unter der zwischen den zwei Stangen gespannten Schnur zur Seite ab und pariert den vom Teamleiter Torwarttraining Nachwuchsfußball geschossenen Ball. Also alles wie immer. Nicht ganz. Der junge Mann mit dem roten FC-Trainingsshirt und dem Geißbock auf der Brust ist gar kein Schützling von Ebbo Trautner, sondern der Leverkusener Joshua Onyekwue Nnaji.
Und eigentlich ist Joshua Hockeytorhüter. Der 21-jährige gebürtige Leverkusener spielt beim Crefelder HTC und gilt als großes Talent auf seiner Position. Den Schritt zu Olympia 2024 und damit zur Silbermedaille verpasste der U21-Hockeyweltmeister von 2023 nur knapp. Die Nicht-Nominierung war auch ein Grund, warum der Hockeytorwart sich neue Impulse sucht. „Die Fußball-Torhüter fliegen immer so spektakulär. Das lernen wir beim Hockey gar nicht so, auch weil wir durch unsere Ausrüstung etwas limitiert sind. Ich bin für einen Hockeytorwart sehr athletisch und versuche mir durch das Fliegen und schnellere Abtauchen eine neue Komponente in mein Torwartspiel zu holen“, erklärt Joshua seine Beweggründe für das spezielle Torwarttraining.
Seit er denken kann spielt Onyekwue Nnaji Hockey. Er konnte gerade laufen, da bekam er schon einen Hockeyschläger in die Hand gedrückt. Was seine Karriere nicht verrät, ist, dass er in seiner Kindheit auch Fußball gespielt hat und sein Glück sogar beim 1. FC Köln versucht hat. „Bei zwei Trainingseinheiten habe ich es versucht ins NLZ zu kommen. Heute ist der erste Tag mit dem Geißbock auf der Brust“, scherzt Joshua über das späte Fußballtorwarttraining. „In der U11 war ich zum Probetraining hier, leider hat es nie gereicht. Danach bin ich bei Bayer Leverkusen über ein Talente-Fest, welches von Bayer 04 ausgerichtet wurde, gesichtet worden. Daraufhin habe ich ein Jahr in der U12 einmal pro Woche mittrainiert, bis ich aussortiert wurde. Dann habe ich den vollen Fokus auf das Hockeyspielen gelegt.“
Ebbo Trautner beginnt das Torwarttraining mit Würfen, die der Feldhockeytorwart, nachdem er unter der Schnur abgetaucht ist, Fangen soll. Zehn Bälle pro Seite und dann folgt der Seitenwechsel. Trautner macht weiter mit Aufsetzern. Dann Schüsse aus der Hand, bis er schließlich vom Boden in die Ecken schießt. Immer wieder korrigiert der Teamleiter Torwarttraining aus dem FC-NLZ die Haltung und stellt Nachfragen zu den Abläufen im Feldhockey und zu Joshuas Torwartspiel. „Um für unsere eigenen Torhüter das Beste rauszuholen, schaue ich auch gerne in andere Sportarten rein, gerade, wenn es um das Torwartspiel geht. Ich kenne mich mit Hockey bedingt aus und habe nach dem Vorgespräch mit Joshua schnell eine Idee für ein gemeinsames Torwarttraining gehabt“, erklärt Ebbo Trautner die Beweggründe und seine Vorbereitung auf das Training.
Nach anderthalb Stunden ist die erste Einheit der beiden beendet. „Das hat Spaß gemacht. Ich hoffe, es kommt zu weiteren Treffen. Der Unterschied zwischen meinem Training und dem Torwarttraining heute mit Ebbo war gar nicht so groß“, fasst Joshua die Einheit zusammen. „Er hat es richtig gut gemacht“, lobt Trautner den Trainingsgast.