Heck: Wiedersehen mit U17-Meistern
Martin Heck war 15 Jahre lang Trainer beim 1. FC Köln. 2019 wurde er mit der U17 Deutscher Meister und feierte einen unvergessenen 3:2-Sieg gegen den Favoriten Borussia Dortmund. Nach seiner FC-Zeit suchte er sich neue Herausforderungen, wurde Co-Trainer beim VfL Osnabrück und ist jetzt Co-Trainer beim SV Darmstadt 98 – dem Gegner des 1. FC Köln am morgigen Freitag. Im Interview erzählt „Heckes“ von ehemaligen Talenten, die zu Profis wurden und verrät, warum es morgen beim FC-Spiel wieder ein Spektakel geben könnte.
Martin Heck, Du triffst am Freitag mit Deiner neuen Mannschaft SV Darmstadt 98 auf Deinen alten Herzensclub. Mit was für Gefühlen gehst Du am Freitag ins Spiel?
Martin Heck: „Am Freitag wollen wir das Spiel gewinnen, das ist ja als Sportler völlig klar. Die Jungs, mit denen ich hier arbeite, sind mir in kurzer Zeit schon sehr sympathisch geworden. Nichtsdestotrotz bleibt der FC mein Heimatverein. Da bin ich groß geworden, ich habe dem Verein viel zu verdanken, wir haben gemeinsam viel erreicht und dann ist natürlich jetzt die Besonderheit, dass ich auf einmal gegen Jungs spiele, mit denen ich über Jahre hinweg erfolgreich gearbeitet habe. Das ist dann schon eine große Verbundenheit. Tim Lemperle hatte sein erstes Jahr beim FC bei mir, Jan Thielmann war mein Spieler, Marvin Obuz kenne ich, seitdem er sieben Jahre alt war. Timo Hübers war in der U21 einer meiner Spieler, mit Damion Downs habe ich in seinem ersten FC-Jahr gearbeitet. Es macht mich stolz, dass die Jungs ihren Weg weitergegangen sind und ich freue mich extrem, sie am Freitag zu sehen. Auch wenn sie jetzt leider beim Gegner spielen.“
Habt ihr noch Kontakt miteinander?
„Ja, klar. Die Vergangenheit hat einen ja verbunden und das bleibt auch so. Alles, was du damals zu geben hattest, gibst du diesen jungen Spielern. Und du vertraust denen, und die vertrauen dir natürlich auch zu 100 Prozent. Bei Jan und Tim war schon früh klar, dass die beiden den Sprung zu den Profis schaffen können, wenn die auf dem richtigen Weg bleiben. Jonas Urbig genauso. Marvin Obuz hatte einen etwas steinigeren Weg, aber alle haben sich sportlich und menschlich absolut verdient, in diesem Kader zu stehen. Gefühlt ist es erst gestern gewesen, dass sie 16 oder 17 waren, wir gemeinsam auf dem Platz standen und einen großen Titel gewonnen haben.“
Du meinst die Deutsche Meisterschaft mit der U17 im Jahr 2019.
„Ja. Das war bestimmt auch der Lohn für die Arbeit, die wir im gesamten Nachwuchsbereich gemacht hatten. Diese Quote aus dem Jahrgang von Spielern, die es nach oben geschafft haben, ist im Nachhinein schon außergewöhnlich. Man hat die Jungs ja nicht nur auf dem Platz gefördert, sondern auch beim Erwachsenwerden ein Stück begleitet. Mit Julian Paulis Vater habe ich zusammen im Biergarten gesessen, als Julian zu uns gewechselt ist. In der FC-Doku hat Julian ja erzählt, dass er zwischenzeitlich mit dem Fußball aufhören wollte. Es ging dann in den Gesprächen darum, wie er wieder Spaß am Fußball findet und dass der FC der richtige Club dafür war. Die Freude wiederzufinden, war in dem Moment das Wichtigste und dass er jetzt im Lizenzkader steht, freut mich ebenfalls extrem. Florian Wirtz ist heute einer der gefragtesten Spieler mit einem unfassbaren Marktwert, Jens Castrop spielt in der zweiten Bundesliga. Die Jungs damals waren alles gute Kicker, aber es waren auch sehr starke Persönlichkeiten. Ich empfinde heute noch sehr großen Dank für diese Jungs, weil ich glaube, dass auch mein Weg als Trainer sehr viel von den Jungs und unserer Zusammenarbeit abhängig war.“
Was erwartest Du vom Spiel am Freitag?
„Ich glaube, es wird ein sehr intensives und hochklassiges Zweitligaspiel. Ich finde, dass der FC die Top-Mannschaft in der Liga ist, vor allen Dingen offensiv. Es wird hoffentlich ein sehr enges Spiel, für mich darüber hinaus emotional. Wenn du 80% der Spieler vom Gegner kennst, dann ist es immer etwas Besonderes.“
Wie war generell der Einstieg bei den Lilien für Dich?
„Hier gibt es ein sehr angenehmes Umfeld, super Trainingsbedingungen, auch das Stadion ist echt top. Wir haben einen guten Staff, ich bin sehr freundlich aufgenommen worden und es macht mir viel Freude, hier zu arbeiten.“
Was würdest Du sagen, was zeichnet Eure Mannschaft aus?
„Ich glaube, dass die Mannschaft gerade zum Leben erwacht, ohne das jetzt in eine negative Verbindung zu setzen. Ich bin überzeugt, dass wir mit Ball schon sehr viel bewegen können. Wir haben offensiv eine sehr gute Durchschlagskraft und spannende Spielertypen in unseren Reihen. Nach einem Trainerwechsel benötigen die Prozesse immer etwas Zeit, aber wir sind auf einem guten Weg. Wir treffen natürlich jetzt gegen den FC auf eine Mannschaft mit einer unfassbar intensiven Spielweise.“
Wie ist Deine Zusammenarbeit mit Trainer Florian Kohfeldt?
„Sehr gut. Florian ist ein absoluter Fachmann, der das auch schon auf höchstem Niveau gezeigt hat. Er hat eine wahnsinnig akribische Detailarbeit, ist zudem auch emotional. Er kann die Mannschaft gut packen. Da merkst du direkt, dass er Erfahrung hat.“
Wie hast Du Dich selbst weiterentwickelt seit Deiner FC Zeit?
„Ich habe sehr viel dazugelernt – ein Spiel zu lesen, zu verstehen, in allen Phasen einer Partie. Ich bin konkreter und reifer geworden. Ich wollte nach meiner FC-Zeit ja auch eine neue Herausforderung. Und je höher die Hürden sind, umso höher springst du auch. Ich arbeite jetzt mit verschiedenen gestandenen Spielern und Nationalspielern zusammen.“
Hast Du Deine Art bei Deiner Arbeit verändert? Du warst früher immer einer, der die Sprache der Spieler sehr gut sprechen konnte.
„Das hat sich nicht verändert, weil die Vertrauensebene unheimlich wichtig ist, egal ob Nachwuchs- oder Profibereich. Ich lege Wert auf Empathie, jeden Charakter erstmal so zu nehmen, wie er ist. Eine Gemeinschaft bilden von unterschiedlichen Kulturen und Charakteren, damit man zusammen erfolgreich ist.“
Was macht für Dich die zweite Bundesliga so interessant?
„Die zweite Liga ist emotional, mit tollen Clubs. Da werden Spiele vielleicht auch mal intensiver geführt, als es in der Bundesliga der Fall ist, wo vielleicht auch mal mehr die Taktik den Ausschlag gibt. Jeder kann jeden schlagen.“
Was traust Du dem FC in dieser Liga zu?
„Ich finde offensiv und was das Pressing und Gegenpressing angeht, ist der FC schon top in der Liga. Die Offensivabteilung beim FC ist schon stark. Wenn sie sich defensiv jetzt noch ein bisschen stabilisieren, werden sie definitiv ganz oben reinstoßen. Wir werden am Freitag mit allem dagegenhalten müssen. Unsere Fans warten sehnsüchtig auf einen Heimsieg. Der FC kann also eine schöne Kesselatmosphäre erwarten.“