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Mark Uth: Zwischen den Extremen

17.5.2024

Zwischen Champions League und Abstiegskampf, zwischen Leistungsträger und langen Verletzungen – FC-Stürmer Mark Uth kennt die ­positiven wie negativen Geschichten des Fußballs. Ein Text aus der aktuellen Ausgabe des GeißbockEchos.

Es sind die Tage vor seinem Comeback auf dem Spielfeld. Mark Uth befindet sich wieder im Mannschaftstraining, als er sich mit dem GeißbockEcho zum Interview trifft. Neun Tage nach Bochum, vier Tage vor Darmstadt. Während die Vorfreude auf einen möglichen Einsatz gegen Darmstadt groß ist, ist auch der Last-last-Minute-Sieg zu Hause gegen den VfL Bochum noch sehr präsent beim Angreifer. Der FC lag bis in die Schlussphase zurück, in der Nachspielzeit drehten Steffen Tigges und Luca Waldschmidt die Partie noch. Wie die Spiele zuvor musste er auch dieses Mal verletzungsbedingt von draußen zuschauen. „Auf der Tribüne sind alle durchgedreht, man hat die Becher nur so fliegen sehen“, schildert Uth seine Eindrücke. „Das war besonders. Dadurch ist ein Ruck durchs Stadion gegangen und alle haben wieder dran geglaubt“, sagt Uth.

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Zwei Wochen später, Mark Uth hat sein Comeback im Heimspiel gegen den SV Darmstadt 98 gegeben. Ein Spiel, mit dem so viele Hoffnungen verbunden waren. Durch einen Sieg gegen den Tabellenletzten hätte der FC wieder ganz nah an die Nichtabstiegsplätze ranrücken können. Doch es kam anders. Uth kommt in der 80. Minute ins Spiel, da liegt die Mannschaft bereits mit 0:1 zurück. Kurz vor dem Ende fällt noch das 0:2. Der FC am Boden. Das Stadion, das zwei Wochen zuvor noch so euphorisiert war, ist geschockt. Neben dem Ergebnis war vor allem auch der Auftritt der Mannschaft ernüchternd. Nach dem Spiel wird Uth seiner Rolle als Führungsspieler gerecht. Er stellt sich in den Interviews, sagt beispielsweise am Sky-Mikro: „Wenn du Angst vorm ­Verlieren hast, dann brauchst du gar nicht auf den Platz gehen.“ Mark Uth zwischen den Extremen.

Der 32-Jährige kennt die Ausschläge des Fußballgeschäfts nur zu gut. Das begann schon beim Übergang vom Junioren- in den Seniorenbereich. Aus dem eigenen Nachwuchs kommend hat Uth im ersten Schritt den Sprung zu den FC-Profis nicht geschafft. Er entschied sich zu einem Umweg über die Niederlande. Dort hat er anfangs beim SC Heerenveen kaum gespielt. Eine schwere Zeit, von der sich Uth aber nicht unterkriegen ließ. „Wenn man 100 Prozent gibt, werden sich immer wieder Türen aufmachen“, so seine Überzeugung. Vor allem die Familie gab ihm in der Zeit Rückhalt. „Ich habe oft mit meinem Vater telefoniert, hatte immer ein Ziel und konnte nach Hause kommen“, sagt Uth.

Durchbruch über Umwege

Die Absprache war, dass er vier Jahre ­ver­suchen kann, es zum Profi zu schaffen. Wäre es nicht gelungen, hätte Uth einen ­anderen beruflichen Weg eingeschlagen. Doch dann ging es relativ schnell nach oben. Über eine Leihe zu Heracles Almelo fasste er in Holland Fuß und wurde interessant für die Bundesliga. Er wechselte nach Hoffenheim, wo er unter dem heutigen ­Bundestrainer Julian Nagelsmann zu einem der gefragtesten deutschen Stürmer wurde und sogar für die Nationalmannschaft ­auflaufen durfte. Vom Ersatzspieler in den Niederlanden ins DFB-Team. Mark Uth wirkt, als könne er mit beiden Extremen gut ­umgehen. Trotz ­Negativem lässt er sich nicht von seinem Weg ­abbringen, im Erfolg hebt er nicht ab.

Über Hoffenheim landete der Stürmer 2018 auf Schalke. Ein Club mit großer Wucht und ein Club der Extreme. Als Uth kommt, spielt Schalke Champions League. Drei Jahre ­später steht der Abstieg in die 2. Bundesliga. „Das Fußballgeschäft ist sehr eigen,
es gibt nur Hopp oder Top, kaum etwas ­dazwischen“, sagt der Stürmer. Er hat über die Jahre gelernt, damit umzugehen. „Am Ende ist es ein Privileg, diesen Job ausüben zu dürfen“, sagt er. Und gerade die mediale Berichterstattung hat er nicht mehr an sich rangelassen: „Du musst irgendwann auf­hören, alles zu lesen“, sagt Uth.

Die Extreme hat er auch in Köln kennen­gelernt. Mit dem FC hat er in der Conference League gespielt, steckt nun mit dem Club aber auch im Abstiegskampf. Uth spielte in der Rückrunde der Saison 2019/20 auf Leihbasis erstmals für die FC-Profis. 2021, nach der geglückten Relegation gegen Holstein Kiel, wechselte er dann fix zum FC. Damit ging für den gebürtigen Kölner, der von klein auf FC-Fan war, ein Kindheitstraum in Erfüllung. „Es war immer mein Ziel, für den FC zu spielen. Ich bin hier geboren und aufgewachsen, da gibt es nur diesen Club.“

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Im ersten Jahr nach der festen Verpflichtung lief es richtig gut für Uth. In 30 Bundes­ligaspielen sammelte er 13 Torbeteiligungen. Doch mit Beginn der zweiten Saison wurden die Zeiten härter. Beim Pokal-Aus in Regensburg erzielte Uth zwar einen schönen ­Treffer, zog sich aber auch eine Schambeinentzündung zu. Eine langwierige Sache, vor allem, weil lange die wirkliche Ursache dafür nicht gefunden wurde. Und wenn Uth wieder zurück auf dem Platz war, folgte oft schnell ein Rückschlag.

Aufgeben ist keine Option

Die meisten, habe ein Reha-Trainer zu ihm gesagt, würden in seiner Situation die Karriere beenden, erzählt Uth. „Aber für mich stand das nie zur Debatte. Ich habe da ein anderes Mindset. Geht nicht, gibt’s nicht bei mir.“ Die ersten Tage nach einer Verletzung könne man auch einmal down sein, sagt Uth. „Aber du musst da schnell raus. Denn wenn du nicht wieder hart ­trainierst, kommst du nicht mehr auf deinen alten Stand. Du hast keine andere Wahl als positiv zu bleiben.“

Gerade weil Uth sich selbst als ungeduldig beschreibt, war es umso schwerer, den Großteil der Saison von draußen zuschauen zu müssen. Der Kontakt zur Mannschaft sei zwar immer da, aber wirklich einwirken könne man nicht, sagt er: „Du siehst die Jungs zwar oft. Aber wenn sie auf den Platz gehen, gehst du zum 25. Mal in die Halle und machst dein Krafttraining. Das ist ­mental nicht so einfach.“ Der Fokus lag auf dem Comeback, dazu hat Uth in dieser Zeit seinen Hausbau fertiggestellt und für die gemeinsame Immobilienfirma mit seinem Bruder eine Webseite entwickelt. „Ich muss irgendetwas machen, damit mir die Decke nicht auf den Kopf fällt“, sagt er.

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In der Woche vor seinem Comeback ist Uth schmerzfrei, fühlt sich gut, will auf dem Platz mithelfen. In der Crunchtime dabei zu sein, hat ihn in den schweren Phasen der Reha angetrieben. Dass er bei zurückliegenden Verletzungen auch mal Rückschläge erlitten und zu früh wieder losgelegt hat, spielt in dem Fall keine Rolle. „Die Verletzung ist ­komplett ausgeheilt“, sagt er. In seinen ­ersten Spielen zurück auf dem Platz bringt er frischen Wind ins Team, sorgt gerade in Mainz dafür, dass eine Schlussoffensive entsteht und der späte Ausgleich zum 1:1 fällt. Danach geht Uth wieder voran und gibt die Richtung vor: „Wir leben noch.“ Denn um zu früh aufzugeben, hat Mark Uth die Extreme dieses Geschäfts schon zu oft im positiven wie negativen Sinne erlebt.

Dieser Text über Mark Uth ist in der vierten Ausgabe des GeißbockEchos erschienen. Mehr Hintergründe rund um den FC gibt es in der gedruckten Ausgabe und online - hier für alle FC-Mitglieder abrufbar.

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