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U15 des FC: Zwischen Fußball und Erinnerung

15.5.2024

Erstellt von Moritz Zinken

Die U15 des 1. FC Köln hat das verlängerte Wochenende vom 18. bis zum 22. April für eine Turnier- und Bildungsreise nach Tschechien und Polen genutzt. Neben dem internationalen Vergleich mit Gegnern aus Tschechien, Polen, Ungarn und der Slowakei sowie dem englischen Rekordmeister Manchester United stand der Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau auf dem Programm. Die Nachwuchsspieler des FC hielten zudem auf Englisch Präsentationen über die Zeit der NS-Diktatur.

„Durch den Besuch im KZ habe ich gemerkt, wie gut es mir eigentlich geht.“ Worte, die schlüssiger und selbstverständlicher nicht klingen könnten. Zumindest für einen Erwachsenen. Diesen Satz haben allerdings zwei Jugendliche gesagt. Genauer: Jugendspieler des 1. FC Köln. Mit 14 beziehungsweise 15 Jahren hat man einen anderen Blick auf die Welt. Beschäftigt sich mit Schule, Freunden, der ersten kleinen „großen Liebe“ und natürlich dem Fußballspielen. Der FC legt aber Wert darauf, dass seine Jugendspieler schon frühzeitig auch in gesellschaftlichen Themen ausgebildet werden.

So haben sich auch dieses Jahr 22 Spieler mitsamt Trainern und weiteren Staffmitgliedern auf die Reise in den Osten Tschechiens gemacht. Es war bereits die dritte Fahrt einer FC-U15 nach Ostrava. Ostrava ist eine tschechische Stadt nahe der polnischen Grenze. „Klar sind wir hier, weil wir bei einem qualitativ guten Vergleich mit internationalen Gegnern ein gutes Turnier spielen wollen. Der Bildungsaspekt steht aber genauso im Fokus. Der FC ist ein weltoffener und toleranter Verein. Wir wollen den Jungs bereits in diesem Alter wichtige Werte mitgeben und bei diesem bedeutsamen historischen Thema Stellung beziehen“, erklärt Markus Halfmann, Leiter Entwicklungsbereich Nachwuchsfußball, die Hintergründe der Reise.

Der Besuch des Konzentrationslagers in Auschwitz war nicht der einzige Bildungsinhalt der fünftägigen Reise. Der gesamte Aufenthalt war eng mit der NS-Zeit und vor allem mit der Geschichte des Holocausts verknüpft. Nach dem Abendessen im Hotel beschäftigten sich die FC-Nachwuchsspieler in kurzen Vorträgen mit Themen und Fragen wie: Warum konnte Adolf Hitler an die Macht kommen? Was war eigentlich der Holocaust? Was passierte mit den Juden während der NS-Zeit? Die Vorträge dienten als Wissensgrundlage für den Auschwitz-Besuch und den Termin im Kulturzentrum der Stadt Ostrava. Spieler der zwölf Turniermannschaften hielten dort auf Englisch Vorträge über den zweiten Weltkrieg und den Nationalsozialismus – aus der Sicht ihres jeweiligen Landes oder der Stadt ihres Vereins. Die zwei U15-Spieler des FC Leo Iven und Kim Majunke meisterten diese Aufgabe bravourös und vertraten den FC hervorragend.

Jungböcke werden Vierter – zwei Elfmeterkrimis in der Endrunde

Doch auch der Sport kam nicht zu kurz. Die U15 von Trainer Carsten Cullmann hatte die Reise durchaus mit breiter Brust angetreten, steht man doch in der heimischen Liga wenige Spieltage vor dem Saisonende auf dem ersten Tabellenplatz der Regionalliga West. Die letzten beiden Jahre haben aber gezeigt, dass sich die Gegner aus Osteuropa in ihrer körperbetonten Spielweise und ihrer intensiven Gangart von den spielstarken Mannschaften in der heimischen Liga unterscheiden. Die FC-U15 setzte sich in einer Gruppe mit Sparta Prag, Slovan Bratislava und dem aktuellen Verein von Lukas Podolski, Gornik Zabrze, als Gruppenzweiter durch – die Endrunde war erreicht. Diese wurde am zweiten Turniertag im ehemaligen Stadion von Gastgeber Banik Ostrava ausgespielt. Im Stadion Bazaly, das heute vorrangig als Trainingsplatz oder Spielort für Jugendmannschaften dient, wurden bereits Europacup-Duelle Baniks ausgetragen. Am Samstag spielte hier aber die U15 des 1. FC Köln. „Es ist schon besonders in einem solchen Stadion zu spielen. Wir wollen gewinnen aber auch Spaß haben“, gaben David und Merdi vor dem Viertelfinalspiel einen Einblick in ihre Gefühlswelt. Die Jungböcke setzten sich im Elfmeterschießen gegen Honved Budapest durch. Torwart Neven wurde mit der entscheidenden Parade zum Helden des Spiels. Das fußballerische Highlight mit dem besseren Ende für den späteren Turniersieger war dann das Halbfinale des „Nations Cup“. In einem Spiel auf sehr hohem Niveau und mit Traumtoren ging es erneut ins Elfmeterschießen. Am Ende behielt Slavia Prag die Nerven und die FC-U15 verpasste das Finale knapp. Im Spiel um Platz Drei gegen Gastgeber Banik Ostrava fehlten dann die Körner und das nötige Spielglück für einen Platz auf dem Treppchen. „Wenn man im Halbfinale steht und das Spiel dann im Elfmeterschießen verliert, ist das natürlich ärgerlich. Es war für die Jungs dennoch eine sehr interessante Erfahrung, gegen gute internationale Gegner zu spielen. Wir haben uns nach anfänglichen Schwierigkeiten gesteigert und richtig guten Fußball gezeigt. Ich bin sehr zufrieden, die Jungs sind jetzt natürlich platt nach zwei Turniertagen“, fasste Cullmann das Turnier zusammen.

Die U15-Reise im Vlog

„Am meisten bewegt haben mich die Gaskammern.“ – Ibrahim, Spieler FC-U15

Am Sonntag rückte der Sport dann wieder in den Hintergrund. Alle Turniermannschaften fuhren nach Polen und besichtigten in Führungen das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Über mehrere Stunden hörten 22 normalerweise total aufgeweckte und lebensfrohe FC-Jugendspieler der Gruppenführerin still und interessiert zu, schauten genau hin, als sie an Kinderschuhen, Menschenhaaren und den Bildern der Opfer der Holocaust-Verbrechen vorbeiliefen. Frauen, Männer und Kinder - die meisten von ihnen waren Juden, aber auch politische Gegner des NS-Regimes, Menschen mit Behinderung, Homosexuelle sowie Sinti und Roma litten unter dem NS-Regime und wurden getötet. Insgesamt 1,5 Millionen Menschen, deren Identität am Ende nur noch aus einer Zahlenreihe bestand, wurden zwischen 1940 und 1945 in Auschwitz wie am Fließband kaltblütig ausgelöscht.An diesem Tag sahen die Jungs, wozu Hass und Wegschauen führen kann. „Mich haben die Klamotten der getöteten Insassen total geschockt, ich wusste nicht, dass es die alle noch gibt“, erzählt Emanuele. Am meisten hat es mich bewegt, als wir durch die Gaskammern gegangen sind, wo Menschen einfach ohne Grund ermordet wurden“, zeigte sich Ibrahim geschockt.

Im Anschluss an die Führung versammelten sich die zwölf Turniermannschaften um das Mahnmal, das für alle Zeit an die Gräueltaten der Nationalsozialisten erinnern soll. Einige Spieler schritten leise und bedächtig mit einer Kerze zur Gedenktafel. Alle hielten für eine Minute inne, um den Opfern des größten Völkermords der Menschheitsgeschichte im Stillen zu gedenken.

Organisiert wurde die Reise von Gerald Prell von der Deutsch-Tschechischen Fußballschule. Er koordinierte diese internationale Bildungsreise von dem Hotelaufenthalt über den Turnierplan bis hin zum Gedenktag in Auschwitz. Prell zeigte sich zufrieden: „Es ist gut in der heutigen Zeit, dass sich die Jugendlichen verschiedener Nationalitäten begegnen, sich kennenlernen und sehen, wozu Rassismus und Hass führen können. Ich muss den Jungs ein Kompliment machen, wie sie sich in dem Alter beim Turnier mit Fairplay begegnet sind und hier in Auschwitz und bei den Vorträgen im Kulturhaus sehr viel Ernsthaftigkeit und Interesse an den Tag gelegt haben.“

Nach dem Besuch reiste die U15 dann mit einem guten Turnier – und viel wichtiger – vielen neuen Eindrücken und Erfahrungen zurück ans Geißbockheim.

Ein besonderer Dank gilt Gerald Prell von der Deutsch-Tschechischen Fußballschule, der diese internationale Fußballbildungsreise koordiniert und den FC-Reisetross während des viertägigen Aufenthalts in Tschechien begleitet hat. Nicht möglich gewesen wäre die Reise ohne die Förderung des Deutsch-Tschechischen Zukunftfonds.

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