Was wurde aus U17-Meisterkapitän Sebastian Papalia?
Sebastian Papalia hat die U17 des 1. FC Köln als Kapitän zur Deutschen Meisterschaft 2019 geführt. Der heute 22-Jährige spielte zusammen mit Jan Thielmann, Florian Wirtz, Marvin Obuz und Tim Lemperle, traf im Finale auf die Dortmunder mit Youssoufa Moukoko und Ansgar Knauff. Doch die meisten Karrieren der Nachwuchsfußballer führen nicht nur steil nach oben. Was aus Papalia geworden ist, erfahrt Ihr hier.
Ein irres Finale
Abpfiff im Dortmunder Stadion Rote Erde. Der FC-Nachwuchs bezwingt den großen Favoriten Borussia Dortmund in einer packenden Partie mit 3:2. Kein Spiel hatte der BVB zuvor in der Saison verloren, spielte mit Youssoufa Moukoko und Ansgar Knauff die gegnerischen Defensivreihen schwindelig. Aber nicht an diesem Tag. Der FC zeigte eine herausragende Teamleistung und sicherte sich vor 10.000 Zuschauern die Meisterschale. „Ich werde diesen Moment nie vergessen“, sagt der damalige Kapitän Sebastian Papalia heute. „Den Tag hätte man sich vorher nicht schöner vorstellen können.“
Im Halbfinale hatte der FC-Nachwuchs bereits den FC Bayern München abgefertigt. Am Bayern Campus gewann der FC mit 1:0, das Rückspiel holte sich der FC sogar mit 4:0. Dennoch galt der BVB im Finale als unbesiegbar. „Unser damaliger Trainer Martin Heck hat vor dem Spiel eine Ansprache gehalten, dass der Unterschied von beiden Finalteams ist, dass der BVB gewinnen muss – und wir es sind, die gewinnen wollen. Das hat uns so gepackt, dass wir alle an uns geglaubt haben“, erinnert sich Papalia.
Die FC-Talente legten leidenschaftlich los im Finale, Jacob Jansen schoss den FC mit 2:0 in Führung. Der BVB benötigte eine Zeit, um mit dem Tempo-Fußball und dem kämpferischen Einsatz des 1. FC Köln klarzukommen. Doch dann schlug der BVB zurück. FC-Keeper Daniel Adamczyk parierte zwar noch einen Elfmeter, Moukoko und Knauff stellten mit ihren Treffern aber auf 2:2. Die Partie drohte zu kippen, doch der Glaube der FC-Talente an sich blieb ungebrochen. Meiko Sponsel erzielte das 3:2 für die Geißböcke. Danach warf sich der FC bis zum Abpfiff defensiv in jeden Ball, holte den Titel verdient nach Köln und feierte einen historischen Tag.
„So ein Titel verbindet für immer“
„Die Kontakte zu den damaligen Kollegen haben bis heute gehalten. Wir haben auch immer noch unsere gemeinsame WhatsApp-Gruppe aus der Saison“, sagt Papalia heute. „Auch wenn es viele unserer Jungs in alle möglichen Richtungen verschlagen hat, so ein Titel verbindet für immer. Wenn zum Beispiel Flo Wirtz, der mittlerweile eine Europameisterschaft im eigenen Land und in der Champions League gespielt hat, sagt, dass die Deutsche U17-Meisterschaft eines seiner schönsten Erlebnisse war, dann sagt das schon einiges aus.“
Thielmann, Wirtz und Moukoko
Jan Thielmann, Tim Lemperle und Marvin Obuz spielen mittlerweile bei den FC-Profis. Jonas Urbig, der damals im Finale noch als jüngerer Jahrgang auf der Bank saß, ist die Nummer Eins im Kölner Tor. „Bei Jan und Marvin war mir klar, dass sie es nach oben schaffen, bei Flo mit seiner überragenden Technik sowieso. Bei Moukoko hätte man denken können, dass sein Weg in den Profi-Fußball problemloser verläuft. Aber der Seniorenfußball ist eine andere Welt als in der Jugend. Da gehören Rückschläge dazu.“
„Ich freue mich riesig für die Jungs“
Papalias Weg führte ihn nicht in den Bundesligafußball. „Ich würde lügen, wenn ich nicht zugeben würde, dass ich mir so eine Karriere auch das ein oder andere mal gewünscht habe. Aber das sage ich nicht mit Neid. Ich freue mich riesig für die Jungs. Es schafft immer nur ein ganz kleiner Teil den Sprung nach ganz oben. In unserem Meisterjahrgang ist es ja schon ein vergleichsweise großer Teil. Und da hat man ja auch als Mitspieler ein klein wenig mitgeholfen, dass sich die Mannschaft und die Jungs so entwickelt haben“, erklärt Papalia.
Papalia war ein Mentalitätsmonster, ein Leader – einer, der eine Mannschaft mitreißen konnte. Warum hat es für ihn bislang nicht für den Profi-Fußball gereicht? „Natürlich spielen im Fußball auch immer Zeitpunkt und Glück eine Rolle. Bei allen Stärken, die ich hatte, muss man aber auch ehrlich sagen, dass andere vielleicht mit einem größeren Talent gesegnet waren. Sich das einzugestehen, ist in der Jugend nicht einfach. Ich habe schon Spieler gesehen, die daran zerbrochen sind. Ich wollte trotzdem meinen Weg gehen, auch wenn es ein anderer ist“, erzählt Papalia.
150 statt 50.000
Er verließ den FC im Jahr 2020 in der U19, spielte anschließend zwei Jahre für Fortuna Düsseldorf. Mittlerweile kickt er beim FC Hürth in der Mittelrheinliga. 150 Zuschauer statt 50.000, Kunst- statt Naturrasen, dreimal die Woche Training statt zweimal täglich. Aber Papalia hat etwas geschafft, das genauso bemerkenswert ist. „Mir war zu meiner FC-Zeit schon bewusst, dass ich mir ein zweites Standbein aufbauen muss. Ich hatte viel Unterstützung vom FC und der damaligen Akademie-Leiterin Beate Weisbarth, die mir geholfen hat, eine Ausbildung bei der REWE Group zu machen. Mittlerweile arbeite ich hauptberuflich im Qualitätsmanagement. Meine Leidenschaft für den Fußball habe ich trotzdem nie verloren“, sagt Papalia. Und auch nicht seine Verbindung zum FC. „Ich hatte viele besondere Erlebnisse in meiner FC-Zeit, manche weiß man erst im Nachhinein richtig zu schätzen. Ich hatte unfassbar gute Trainer, allen voran Stefan Ruthenbeck. Er hat mir so viel mitgegeben, war immer klar und ehrlich. Er hat immer gesagt, ich soll so viel wie möglich aufsaugen, was mir für meine weitere Laufbahn hilft.“
Am Samstag, 13 Uhr, treten die FC-Profis bei Fortuna Düsseldorf in der zweiten Bundesliga an – mit Urbig, mit Thielmann, mit Lemperle, mit Obuz. Wem Papalia die Daumen drückt? „Klar dem FC. Ich wünsche meinen Jungs aus meinem Meister-Team den Sieg. Köln ist meine Heimat und der FC für immer ein wichtiger Teil von mir.“
Das Video vom unvergesslichen U17-Finale gegen den BVB sieht man hier.