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1. FC Köln trauert um Hannes Linßen
Der 1. FC Köln trauert um seinen ehemaligen Sportdirektor, Interimstrainer und Co-Trainer Hannes Linßen, der im Alter von 76 Jahren gestorben ist. Linßen war insgesamt fast sechs Jahre lang für den FC tätig, unter anderem bei der unvergessenen Bundesliga-Rückkehr im Jahr 2000 unter Trainer Ewald Lienen, der den Club zwei Jahre nach dem ersten Abstieg wieder ins Oberhaus brachte.
„Hannes war ein richtig guter Kollege und großer Fachmann, der in der Zusammenarbeit mit dem Trainerteam und den Spielern überragend kommuniziert hat. Ich habe sehr gerne mit ihm zusammengearbeitet“, sagt sein FC-Wegbegleiter und -Trainerkollege Erich Rutemöller. „Ich habe seinen trockenen Humor sehr geschätzt, der mich immer wieder aufgeheitert und mir in schwierigen Phasen geholfen hat. Sein Tod ist eine traurige Nachricht, sein Verlust schmerzt sehr.“
Vom Profi zum Trainer
Johannes Linßen, den immer alle nur „Hannes“ nannten, stammte aus Wachtendonk am Niederrhein. Beim TuS Wachtendonk begann er mit dem Fußball und schaffte als Mittelfeldspieler den Sprung in die Auswahlteams des Kreises, des Niederrheins sowie Westdeutschlands. Nach dem Abitur nahm ihn der MSV Duisburg zur Spielzeit 1968/69 unter Vertrag, bevor Hannes Linßen sechs Jahren später bei Fortuna Köln eine neue Herausforderung suchte. Die Fortuna, damals soeben in die 1. Bundesliga aufgestiegen, stieg zwar am Saisonende ab, doch Hannes Linßen, der insgesamt 113 Erst- und 311 Zweitligaspiele bestritt, blieb den Südstädtern bis zu seinem Karriereende im Sommer 1984 treu.
Mit dem Einzug ins „kölsche Pokalfinale“ 1983 gegen den FC sorgten die Fortuna und Hannes Linßen bundesweit für Aufsehen. Nur knapp musste man sich beim 0:1 dem Favoriten geschlagen geben. Seit 1981 im Besitz der Fußballlehrerlizenz, übernahm er im Juli 1984 den Cheftrainerposten bei der Fortuna. „Ich bin, obwohl ich 1987 ein Angebot vom FC hatte, bei der Fortuna geblieben, da ich immer die Hoffnung hatte, einmal mit dem Klub aufzusteigen. Doch leider hat es nie geklappt“, berichtete Hannes Linßen, der mit seiner Mannschaft 1986 nach drei Relegationsspielen gegen Borussia Dortmund den möglichen Aufstieg verpasste.

Christoph Daum holte ihn zum FC
1990 war es dann Christoph Daum, der ihn als Co-Trainer zum FC holte. Vor dem offiziellen Dienstbeginn begleitete Linßen seinen neuen Chef zur Weltmeisterschaft nach Italien, wo Daum vom FC-Vorstand überraschend entlassen wurde. „Hannes hat mir den Einstieg in den Profifußball als Trainer damals sehr erleichtert“, erklärt Erich Rutemöller, der damals aus dem Amateurbereich als Cheftrainer zu den Profis wechselte. „Ich habe ihn nie als Co-Trainer gesehen, wir sind uns auf Augenhöhe begegnet.“

Auch für Linßen waren es bewegte Monate: „Es war eine hektische und unruhige Zeit, auch bedingt durch den großen Druck der Öffentlichkeit. Ich bin der Meinung, der neue Trainer Erich Rutemöller hat das damals richtig gut gemacht, obwohl wir durch schwere Verletzungen von Paul Steiner und Pierre Littbarski schon früh in der Saison geschwächt wurden. Trotzdem erreichten wir das Pokalendspiel und wurden Siebter in der Bundesliga.“
Als sich die Wege von Erich Rutemöller und dem FC im August 1991 trennten, übernahm Hannes Linßen nach Interimslösung Udo Lattek ebenfalls interimistisch die Leitung des FC-Trainings, bevor schließlich Jörg Berger neuer FC-Trainer wurde. 17 Monate später musste Jörg Berger gehen und mit ihm verließ auch Hannes Linßen den FC, arbeitete danach erneut für Fortuna Köln sowie für den FC Gütersloh.

FC-Sportdirektor und Aufstieg 2000
Wenige Tage nach Linßens Rücktritt in Gütersloh meldete sich FC-Trainer Bernd Schuster, um ihn als neuen FC-Sportdirektor zu gewinnen. Hannes Linßen sagte zu und wurde am 29. Oktober 1998 offiziell vorgestellt. „Den Ausschlag für Herrn Linßen gab seine langjährige Erfahrung, vor allem im Bereich der 2. Liga“, kommentierte Präsident Albert Caspers die Linßen-Verpflichtung.
Eine seiner ersten Amtshandlungen war der Transfer von Dirk Lottner, der von Bayer Leverkusen zum FC geholt wurde. Ein Glücksgriff, denn Lottner avancierte nicht nur zum Publikumsliebling, sondern auch zum Führungsspieler und Eckpfeiler der Mannschaft. Die Saison 1998/99 verlief mit Platz 10 im Endklassement der 2. Liga enttäuschend, doch Hannes Linßen hatte schon frühzeitig den neuen Trainer Ewald Lienen verpflichtet.

Lienen schaffte es, nicht nur die Mannschaft sportlich in die Spur zu bringen, sondern auch das Umfeld aus dem Dornröschenschlaf zu wecken. Die Zuschauerzahlen stiegen rasant, das Team bot streckenweise begeisternden Fußball und feierte als Zweitligameister den Wiederaufstieg in die Bundesliga.
Nachdem das erste Jahr nach dem Aufstieg positiv verlaufen war, befand man sich 2001/02 wieder Abstiegskampf. „Wir wollten schlau sein und hatten aufgrund des bevorstehenden Stadionneubaus und der damit einhergehenden, eingeschränkten Platzkapazität den DFB gebeten, die so genannten ‚Knallerheimspiele‘, beispielsweise gegen Bayern, Dortmund oder Leverkusen, alle für die Hinrunde zu terminieren. Das war im Nachhinein ein Fehler, weil wir dadurch noch weniger Punkte holten, uns nicht mehr aus dem Negativstrudel befreien konnten und schließlich abstiegen“, resümierte Hannes Linßen, dessen Rücktritt der FC an Rosenmontag 2002 bekanntgab, später.

Dem FC und der Fortuna eng verbunden
Anschließend zog sich Hannes Linßen ins Privatleben zurück, blieb dem FC und der Fortuna jedoch eng verbunden. „Ich wäre wohl in die Politik gegangen, wenn es mit dem Fußball nicht geklappt hätte“, sagte der vielseitig interessierte, für seinen trockenen Humor bekannte und beliebte Hannes Linßen einst augenzwinkernd.
Mach et joot, leeven Hannes, der FC wird Dir stets ein ehrendes Andenken bewahren!
Johannes „Hannes“ Linßen
Geboren: 28. September 1949 in Wachtendonk
Funktion: Co-Trainer, Interimstrainer, Sportdirektor/Sportmanager
Erfolge beim 1. FC Köln
DFB-Pokal-Finalist 1991 (als Co-Trainer)
DFB-Hallenmasters-Sieger 1993 (als Co-Trainer)
Meister 2. Bundesliga 2000 (als Sportmanager)
Laufbahn als Spieler
7/1956-6/1968 TuS Wachtendorf-Wankum 1910 (Jugend)
7/1968-6/1974 MSV Duisburg
7/1974-6/1984 SC Fortuna Köln
Erfolge
DFB-Pokal-Finalist 1983
4 U23-Länderspiele/0 Tore für Deutschland (1971)
1 Schülerländerspiel/0 Tore für Deutschland
Laufbahn als Trainer
01.07.1984-13.10.1986 SC Fortuna Köln
13.04.1987-30.08.1989 SC Fortuna Köln
01.07.1990-02.09.1991 1. FC Köln (Co-Trainer)
03.09.1991-09.09.1991 1. FC Köln (Interimstrainer)
10.09.1991-28.02.1993 1. FC Köln (Co-Trainer)
01.07.1993-23.10.1995 SC Fortuna Köln
01.07.1996-07.09.1998 FC Gütersloh
Laufbahn als Funktionär
01.11.1998-11.02.2002 1. FC Köln (Sportdirektor/Sportmanager)

