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Alles auf Grün: Ein Tag mit Chef-Greenkeeper Helmut Schicke
„Da ist er ja, der wichtigste Mann am Geißbockheim”, sagt Frank Kaspari, Co-Trainer der Profis des 1. FC Köln, und lacht. Es ist der Tag vor dem ersten Heimspiel der neuen Saison, am Samstag ist der SC Freiburg zu Gast im RheinEnergieSTADION. Am heutigen Freitag steht das Abschlusstraining an und hier soll für die Profis alles passen, um sich bestmöglich vorzubereiten. Also erkundigt sich Kaspari bei dem Mann, der für die Plätze am Geißbockheim zuständig ist: Chef-Greenkeeper Helmut Schicke.
Schicke, 55 Jahre alt, trägt wie jeden Tag die Arbeitskleidung der Greenkeeper. Trotz der herbstlichen Temperaturen hat er nur ein T-Shirt und eine ärmellose Jacke an. Seine lange Arbeitshose hat mehrere Taschen, den Kopf bedeckt er mit einer FC-Kappe. Er ist herzlich und hat – wie es sich für einen Rheinländer gehört – immer einen passenden Spruch auf den Lippen. An diesem Vormittag ist er im Franz-Kremer-Stadion zugange. Er und sein Team packen immer dort an, wo es Probleme zu lösen gibt.
Die Greenkeeper pflegen nicht nur den Rasen, sie fahren auch die Trainingsmaterialien quer über das Gelände oder bearbeiten das Grün neben den Plätzen. Heute müssen die Felder zuerst vom Laub befreit werden. „Das Wetter bestimmt unseren Arbeitstag. Nur zehn Minuten starker Wind reichen aus, damit wir unsere Abläufe am nächsten Morgen komplett auf links drehen müssen“, erzählt Schicke. Mit großen elektrischen Laubbläsern werden die orangenen Blätter entfernt. Erst dann können die normalen Arbeiten am Rasen beginnen, sodass die Mannschaft von Lukas Kwasniok pünktlich um 10.30 Uhr mit der Einheit beginnen kann.

Vorher wird das Grün nochmal bewässert. Damit der Rasen nicht so stumpf ist, der Ball schneller rollt und das Verletzungsrisiko der Spieler minimiert wird. „Für die Bewässerung nutzen wir Brunnenwasser, das direkt wieder in den Boden einsickert“, erklärt Schicke, der seit 2023 auch Teil des FC-Nachhaltigkeitsteams ist. „Wie viel Wasser wir jährlich verbrauchen, hängt stark von den Witterungsverhältnissen ab. Allgemein gilt bei uns der Grundsatz, dass wir so sparsam wie möglich mit Ressourcen wie Wasser, Strom oder Dünger umgehen.“ Viele Einsparpotenziale hat er bereits ausgeschöpft, wie eine teilautomatisierte Bewässerung mit manueller Steuerung und eine stromsparende Flutlichtregulierung per App auf den Handys der Trainerinnen und Trainer. Zuletzt wurden alle Flutlichter am Geißbockheim von Halogenleuchten auf moderne LED-Technologie mit Schutzklappen zur reduzierten Lichtverschmutzung umgerüstet.
👉 Weitere Infos gibt es hier auf dem FC-Nachhaltigkeitsdashboard!

Bereits als Kind auf dem Mäher
„Mittlerweile geht nichts mehr über den FC“, sagt Schicke, der bis zu seinem Start am Geißbockheim nur wenig Berührungspunkte mit dem Fußball hatte. Er kommt aus dem Golfsport und war zuvor lange als Greenkeeper des Golf- und Land-Clubs Köln in Refrath tätig. Wenn er über seine Arbeit spricht, merkt man ihm die Leidenschaft sofort an. Es verwundert also nicht, dass ihm die Liebe zum Rasen in die Wiege gelegt wurde, denn bereits sein Vater kümmerte sich um die Grünflächen von Golfanlagen. „Als Kind bin ich in den Ferien mit meinem Vater über den Golfplatz gefahren. Mit zwölf Jahren habe ich meine ersten Fairways gemäht, da hat mich die Leidenschaft gepackt und mich nie wieder losgelassen.“

Mittlerweile ist er als Chef des Greenkeeping-Teams die meiste Zeit neben dem Platz aufzufinden. Er telefoniert viel und koordiniert die Aufgaben aus dem Büro unter der Tribüne des Franz-Kremer-Stadions heraus. Die Wände des kleinen Raumes sind mit Plänen vollgehangen. Schicke hat die Einsätze seiner Mitarbeiter schon über das gesamte Jahr verteilt. Zum Arbeiten auf dem Rasen kommt er nur noch selten. „Dafür reicht meine Zeit oft nicht aus“, sagt er. „Manchmal ziehe ich mir aber die Kopfhörer an und fahre eine Stunde mit dem Mäher. Da kann ich so richtig abschalten.“
Seine Plätze sind im besten Zustand. Seit 2016 liegt auf dem Trainingsplatz der Profis ein Hybridrasen. Vor zwei Jahren zog man in jener Hinsicht auch auf den hinteren Plätzen am Geißbockheim nach. Der Hybridrasen ist ein Natursportbelag, der durch künstliche Fasern verstärkt wird. Dadurch benötigt er mehr Pflege, kann gleichzeitig jedoch stärker beansprucht werden. Bei der Pflege des Rasens setzt der FC auf UV-C Lampen, die mit der richtigen Dosierung die DNA von Pilzsporen zerstören kann, ohne dabei die Pflanze oder Umwelt zu beeinflussen. Dadurch kann am Geißbockheim gänzlich auf deutlich umweltschädlichere Alternativen, wie Pflanzenschutzmittel, verzichtet werden.

Schicke denkt die Nachhaltigkeit immer mit: „Bereits in der Auswahl von Produkten achten wir auf eine möglichst geringe Umweltbelastung. Zum Beispiel wurden viele Maschinen in den vergangenen Jahren bereits auf elektrische Antriebe umgestellt. Und durch Reparatur und regelmäßige Wartung verlängern wir die Nutzungsphasen unsere Maschinen.“
Die Rasenlänge auf den FC-Plätzen beträgt in der Regel zwischen 22 und 24 Millimetern. Wie hoch der Rasen wachsen darf, hängt von dessen Alter sowie der Jahreszeit ab. „Bei einem neuen Rasen fängst du erstmal mit 28 Millimeter an“, erklärt Schicke und konkretisiert: „Du musst ihn behutsam an den Tiefschnitt und den dadurch erzeugten Stress gewöhnen.“

Eine Familie
Die Tage der Greenkeeper beginnen früh am Morgen. Mit einem Arbeitsbeginn um kurz vor sieben Uhr sind sie täglich die ersten am Geißbockheim. „Ich bin unheimlich stolz auf mein Team – ohne die Jungs wäre ich nichts“, lobt Schicke seine Mitarbeiter. Er kann auf insgesamt neun Festangestellte, drei Aushilfen sowie einen Rentner, der sich in seiner Freizeit engagiert, zurückgreifen. Über die Hälfte des Teams ist an diesem Freitag im Einsatz. Während die Profis mittlerweile auf dem Platz stehen, widmen sich die Greenkeeper den anderen Plätzen.
Auch der Kunstrasenplatz ist schnell vom Laub befreit. „Hier haben wir ebenfalls einen großen Schritt gemacht“, fängt Schicke an zu erzählen. Der FC hat auf den Kunstrasenflächen von Gummi- auf Maisgranulat umgestellt. „Wir haben uns lange in ganz Deutschland umgeschaut und analysiert, welches Granulat am besten funktioniert“, blickt Schicke zurück. Doch der aufwendige Prozess zahlte sich aus, denn das Granulat wird aus einem nicht essbaren Teil der Maispflanze gewonnen und ist somit pflanzlich sowie ökologisch abbaubar. Der bereits dadurch reduzierte Abrieb von Mikroplastik wird durch spezielle Filter in den Abläufen rund um die Kunstrasenfelder am Geißbockheim aufgefangen.
Damit er sich diesen wichtigen Projekten widmen kann, muss er sich auf sein Team verlassen können. Eine Sache freut den Chef besonders: Zwei seiner Mitarbeiter kommen von der in Frechen sitzenden Gold-Krämer-Stiftung, die sich bereits seit einem halben Jahrhundert dafür einsetzt, dass Menschen mit Beeinträchtigungen an der Arbeitswelt teilhaben können. „Die Jungs haben anfangs einen Tag in der Woche gearbeitet, aber so einen tollen Job gemacht, dass wir die Anzahl der Arbeitstage sukzessive erhöhen konnten“, sagt er freudig. „Wie sie sich entwickelt haben, macht mich unglaublich glücklich.“
Der Zusammenhalt im Team ist ohnehin groß und der Spaß an der Arbeit den Greenkeepern anzusehen. Jedem FC-Mitarbeiter wird mit einem Lächeln begegnet – selbst an stressigen Tagen. „Wir verbringen mehr Zeit miteinander als mit unseren Familien, da ist es umso wichtiger, dass man sich gut versteht und alle sicher arbeiten können“, stellt er klar, während sich das Training der FC-Profis langsam dem Ende neigt. „So, gleich müsste Schluss sein“, sagt er. Noch bevor er den Satz beendet, klingelt das Telefon. Da muss er ran, denn das nächste Problem wartet bereits auf seine Lösung.