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Der FC gratuliert: Erich Rutemöller wird 80

8.2.2025

Als Spieler, Trainer und sportlicher Berater war und ist Erich Rutemöller fast 18 Jahre lang für den 1. FC Köln aktiv. Als bislang letztem Trainer gelang ihm mit dem FC der Einzug in ein DFB-Pokalfinale und sein bis heute unvergessener Ausspruch „Mach et Otze“ hat auch nach über drei Jahrzehnten noch Kultstatus. Am heutigen Samstag feiert „Rute“ seinen 80. Geburtstag. Die FC-Familie wünscht von Herzen „alles Joode“! von Dirk Unschuld

Aus Westfalen stammend, führte ihn sein Studium an der Deutschen Sporthochschule 1967 nach Köln und damit auch nah an „seinen“ FC, zu dem er vor allem durch die Bewunderung von Wolfgang Overath eine besondere Affinität hatte. Nach Spielerstationen bei Borussia Rheine und beim Landesligisten SSV Köttingen war es schließlich sein Dozent im Fach Fußball, Gero Bisanz, der den Mittelfeldspieler im Sommer 1970 zu den FC-Amateuren holte. „Ich besuchte seit ich in Köln war praktisch jedes FC-Heimspiel. Dann für diesen Klub auch noch spielen zu dürfen, das war wie Weihnachten“, so Erich Rutemöller, der drei Jahre lang für die erste Amateurmannschaft in der Verbandsliga Mittelrhein aktiv war und nebenbei im FC-Nachwuchsbereich als Trainer arbeitete. Dank eines Stipendiums studierte Erich Rutemöller zwischen 1973 und 1975 für 23 Monate Französisch in den USA und kickte für die Collegemannschaft der Florida International University in Miami. Zurück in Deutschland, übernahm er erneut das Training der B1-Jugend des 1. FC Köln und beendete zugleich seine Spielerlaufbahn.

Ab 1978 Dozent an der Deutschen Sporthochschule

Gero Bisanz unterstützte ihn 1978 bei seiner erfolgreichen Bewerbung als ständiger Dozent der Deutschen Sporthochschule, bei der „Rute“, so sein bis heute omnipräsenter Spitzname, seitdem beschäftigt war. 1982 kam die Dozententätigkeit beim DFB-Trainerlehrgang im Fach „Fußballtheorie und Praxis“ hinzu. Nach fünf erfolgreichen Jahren als Nachwuchscoach, wurde er zur Saison 1980/81 Trainer der ersten Amateurmannschaft. Auf Anhieb führte Rutemöller das Team zum Gewinn der deutschen Amateurmeisterschaft, was der DFB mit einer Mannschaftsreise nach Togo, Guinea und Niger belohnte. Fünf Jahren bei den FC-Amateuren, die er als schönste FC-Zeit seiner Karriere bezeichnet, folgten vier Spielzeiten beim Bonner SC. Sein ehemaliger Spieler Christoph Daum, mittlerweile Cheftrainer der Lizenzspieler, holte ihn 1989 ans Geißbockheim zurück, wo Erich Rutemöller erneut die Amateure betreute.

Nachfolger von Christoph Daum

Ende Juni 1990 überschlugen sich beim FC die Ereignisse. Der Vorstand trennte sich überraschend von Christoph Daum und ernannte Erich Rutemöller zu dessen Nachfolger. „Das war schon überraschend, obwohl mich Geschäftsführer Wolfgang Schänzler kurz zuvor noch gefragt hatte, ob ich mir vorstellen könnte, die Profis zu übernehmen. Da merkte man schon, dass wohl eine Trennung bevorstehen könnte. Dass es aber so schnell ging, damit hatte niemand gerechnet, auch ich nicht“, erinnert sich Erich Rutemöller, der sich für zwei Jahre von der Deutschen Sporthochschule beurlauben ließ, um als Bundesligatrainer arbeiten zu können. Mit dem Übertritt in den Lizenzfußball steigerte sich quasi über Nacht seine Popularität: „Plötzlich stehst du von heute auf morgen im Mittelpunkt. Das ist eigentlich gar nicht meine Sache. Ich bleibe lieber im Hintergrund, bin nicht so für die großen Auftritte“, sagte Erich Rutemöller in einem Interview mit dem GeißbockEcho. Mit dem Weggang von Thomas Häßler nach Italien und den verletzungsbedingten Ausfällen der Leistungsträger Paul Steiner und Pierre Littbarski waren schon zum Beginn der Saison 1990/91 mehrere Handicaps zu meistern. Bei den Fans war der neue Trainer trotz der überraschenden Trennung von Christoph Daum sehr beliebt. „Oh la la, wir haben einen Erich“, skandierte die Südkurve nach der Melodie von „Pizza Wundaba“ der „Höhner“.

Einzug ins DFB-Pokalfinale und „Mach et Otze“

Im DFB-Pokal schaffte Erich Rutemöller mit der Mannschaft den Einzug ins Finale. Auf dem Weg dorthin ereignete sich im Halbfinale gegen den MSV Duisburg ein nicht unkompliziertes Kuriosum, das in die deutsche Fußballgeschichte einging: ein 0:0 im Wedaustadion machte nach damaligem Regelwerk ein Rückspiel in Köln notwendig, das der FC souverän mit 3:0 gewann. Beim Stand von 2:0 provozierte der bereits mit Gelb verwarnte FC-Stürmer Frank Ordenewitz in den Schlussminuten durch das Wegtreten des Balls einen Platzverweis. Da Ordenewitz so im Verlauf des Wettbewerbs schon zwei Mal mit gelb verwarnt worden war, hätte die rote Karte die vorherigen Verwarnungen aufgehoben. Die fällige Sperre wollte Ordenewitz beim nächsten Bundesligaspiel absitzen, denn diese war damals noch nicht an einen Wettbewerb gebunden, was Erich Rutemöller nach der Partie zugab: „Der Junge hat mich gefragt, und da habe ich gesagt: ‚Mach et Otze!‘“ Der DFB sperrte Ordenewitz für das Finale, verurteilte Erich Rutemöller zu 5.000 D-Mark Geldstrafe und änderte die Statuten dahingehend, dass alle Sanktionen gegen einen Spieler an den jeweiligen Wettbewerb gebunden sind.

Unglückliche Endspielniederlage gegen Werder Bremen

Das Endspiel verlor der FC gegen Werder Bremen unglücklich nach Elfmeterschießen. Der Spruch „Mach et Otze“ ist bis heute Kult, nicht nur in Köln. Zehn Jahre nach dem Pokal-Halbfinale veranstalteten einige FC-Fans sogar eine „Otze Party“ in der Kölner Kneipe „Klapsmühle“ – mit den Ehrengästen Erich Rutemöller und Frank Ordenewitz. In die Saison 1991/92 startete man mit fünf aufeinanderfolgenden Unentschieden und nach einer 0:4-Niederlage beim 1. FC Nürnberg am sechsten Spieltag trennten sich die Wege von Erich Rutemöller und dem FC – zumindest vorläufig.

14 Jahre beim DFB

Nach der Station Hansa Rostock ging er an die Sporthochschule zurück. Durch ein zufälliges Treffen mit dem damaligen Bundestrainer Berti Vogts änderte sich sein Berufsleben im Sommer 1994 noch einmal grundlegend. Vogts machte dem erfahrenen Fußballlehrer einen Wechsel zum DFB schmackhaft, für den Erich Rutemöller sogar seinen Beamtenstatus an der Sporthochschule aufgab. „Und das war eine gute Entscheidung, denn ich hatte eine tolle Zeit beim DFB“, bekennt Rutemöller, der als Assistenztrainer für Berti Vogts sowie dessen Nachfolger Erich Ribbeck, Rudi Völler sowie Jürgen Klinsmann fungierte und so auch an den jeweiligen EM- und WM-Turnieren teilnahm. „Nebenbei“ hatte er ab 2003 das so genannte „Team 2006“, ein anlässlich der 2006 in Deutschland stattfindenden Weltmeisterschaft ins Leben gerufenes Perspektivteam des DFB, sowie 2006 vier Monate lang die U20-Auswahl betreut. Darüber hinaus war er von Juli 2000 bis Mai 2008 Chefausbilder des Deutschen Fußball-Bundes. In dieser Zeit erwarben bei den von ihm geleiteten Lehrgängen insgesamt 274 Absolventen die Fußballlehrerlizenz.

International tätig

Im Januar 2009 engagierte ihn der iranische Fußballverband, wo er Ex-Bayern-Spieler und Nationaltrainer Ali Daei beratend zur Seite stand. Als Daei entlassen wurde, sprang er für knapp einen Monat als Interimscoach ein. Im Iran hatte sich Erich Rutemöller innerhalb kürzester Zeit einen Namen gemacht, woraufhin ihn Erstligist Esteghlal Teheran als Berater verpflichtete. Für den DFB, die UEFA, die FIFA und die asiatische Fußball-Konföderation betreute Erich Rutemöller auf freiberuflicher Basis Projekte der Trainerausbildung in der ganzen Welt, lehrte unter anderem in China, Singapur, Usbekistan, Mosambik, Namibia und Armenien. Seit Januar 2012 ist er ehrenamtlicher Trainer der „Wein-Elf Deutschland“, einer Fußballauswahl, die sich aus Akteuren der Weinbranche zusammensetzt. Im Mai 2014 war Erich Rutemöller beim AFC Challenge Cup auf den Malediven interimistisch für die Nationalmannschaft Afghanistans verantwortlich. Den Fußballverbänden von Afghanistan und des Irans blieb er verbunden, arbeitete als freier Talentscout. Ebenso ließ ihn das Bundesligageschäft nie wirklich los. So präsentierte Fortuna Düsseldorf ihn im Juni 2016 als neuen sportlichen Berater. Auch der Kontakt zum 1. FC Köln, für den Erich Rutemöller seit September 2019 als sportlicher Berater tätig ist, riss glücklicherweise nie ab.

Die gesamte FC-Familie gratuliert Erich Rutemöller von Herzen zum runden Geburtstag!

Erich Rutemöller

Geboren: 08.02.1945 in Recke (Kreis Tecklenburg; heute: Kreis Steinfurt)

Erfolge beim 1. FC Köln

DFB-Pokal-Finalist 1991

Deutscher Amateurmeister 1981

Meister Oberliga Nordrhein 1981

Westdeutscher A-Jugend-Pokalsieger 1972

B-Jugend-Mittelrheinmeister 1973, 1976, 1977, 1979, 1980

Laufbahn als Spieler

7/1959-6/1963 SC Borussia Rheine 08 (Jugend)

7/1963-6/1968 SC Borussia Rheine 08

7/1968-6/1970 SSV Köttingen 1923

7/1970-6/1973 1. FC Köln (Amateure)

7/1973-6/1975 Florida International University Miami (USA)

Laufbahn als Trainer

7/1971-6/1972 1. FC Köln (A1/B1-Jugend) (Co-Trainer)

7/1972-6/1973 1. FC Köln (B1-Jugend)

7/1975-6/1980 1. FC Köln (B1-Jugend)

01.07.1980-30.06.1985 1. FC Köln (Amateure)

01.07.1985-30.06.1989 Bonner SC

01.07.1989-28.06.1990 1. FC Köln (Amateure)

28.06.1990-29.08.1991 1. FC Köln

07.03.1992-31.12.1992 FC Hansa Rostock

7/1994-5/2005 Deutscher Fußball-Bund (DFB-Trainerstab/u.a. Nationalmannschaft)

7/2000-5/2008 Chefausbilder Deutscher Fußball-Bund

4/2003-12/2005 Team 2006/DFB

8/2006-11/2006 DFB-U20-Nationalmanschaft

30.03.2009-21.04.2009 Iranische A-Nationalmannschaft (Iran) (Interimstrainer)

19.05.2014-31.05.2014 Afghanische A-Nationalmannschaft (Interimstrainer)

Erfolge als Trainer

WM-Teilnehmer 1998 (Frankreich), 2002 (Südkorea/Japan)

EM-Teilnehmer 1996 (England), 2000 (Belgien/Niederlande), 2004 (Portugal)

Europameister 1996

Vizeweltmeister 2002

Laufbahn als Funktionär

9/2002-11/2005 1. FC Köln (Gesellschafterversammlung/sportlicher Berater)

1/2009-6/2009 Iranischer Fußballverband (Iran) (Scout/Berater)

7/2009-12/2009 FC Esteghlal Teheran (Iran) (Berater)

26.04.2011-6/2012 Bonner SC (Aufsichtsrat)

7/2014-6/2016 Afghanischer Fußballverband (freier Scout/Berater)

7/2014-6/2016 Iranischer Fußballverband (freier Scout/Berater)

6/2016-9/2019 Fortuna Düsseldorf (sportlicher Berater)

seit 9/2019 1. FC Köln (sportlicher Berater)