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FC-Stiftung erfüllt: Ein letzter Wunsch

27.12.2025

Weinen, lachen, feiern! Regelmäßig ermöglicht die FC-Stiftung, dass sterbenskranke FC-Fans ein letztes Heimspiel besuchen können. Es sind hochemotionale Momente, nicht nur für die kranken Menschen. Das GeißbockEcho hat das Projekt beim Heimspiel gegen den Hamburger SV begleitet.

Im Rollstuhl wird Frank Schubert ins RheinEnergieSTADION gefahren. Wie früher begleitet ihn seine Tochter Jaqueline Käfer zum Heimspiel. Schon als Kind nahm er sie mit nach Müngersdorf. Damals hielt er ihre Hand, heute schiebt sie ihn auf seinen Platz. Lange haben die beiden diesem Tag entgegengefiebert. Als die Spieler den Platz betreten, um sich aufzuwärmen, fängt Schubert an zu weinen. Es sind Tränen des Glücks. Niemals hätte er gedacht, seinem FC nochmal im Stadion zuschauen zu können.

Das Schicksal hat es mit Frank Schubert nicht gut gemeint. Vor wenigen Monaten wurde bei ihm ein kleinzelliges Lungenkarzinom diagnostiziert. Der Krebs streute schnell, eine Chemotherapie brach er ab, da er immer schwächer wurde. Weil Schubert wenig Zeit verbleibt, fragte ihn seine Pflegerin, ob er einen Wunsch hätte. „Einmal noch zum FC, das wäre es“, antwortete er. Daraufhin schrieb Jaqueline Käfer den ASB-Wünschewagen an. Rasch erhielt man eine Antwort: Gegen den HSV geht es ins Stadion. In der Nacht vor dem Spiel sah es plötzlich aus, als würde es Schubert nicht schaffen. Sein Zustand hatte sich rapide verschlechtert. Die Pflegenden taten alles, um ihn fit zu bekommen und wie durch ein Wunder ging es ihm am nächsten Morgen besser – das Heimspiel wollte er einfach nicht verpassen.

Besondere FC-Momente schaffen

Der Wünschewagen hatte Vater und Tochter am Morgen des Spieltags abgeholt. Mit zwei Pflegern an Bord ging es in Richtung Stadion. Bereits am Parkplatz wurden sie von der FC-Stiftung empfangen. Tanja Reinisch, die sich um das Projekt kümmert, begleitete Vater und Tochter bis auf ihre Plätze und übergab ihnen ein Trikot. „Unser Ziel ist es, sterbenskranken Menschen ihre letzten Wünsche zu erfüllen“, erklärt Reinisch. Neben Stadionbesuchen arrangiert die FC-Stiftung auch Treffen mit Spielern oder sendet signierte Trikots und Grußbotschaften an Menschen, die nicht mehr viel Zeit haben.

Eines der Hauptziele ist es, FC-Momente zu schaffen. Dafür arbeitet die FC-Stiftung eng mit externen Institutionen – wie den Wünschewägen – zusammen. Sie nutzt das FC-Netzwerk, um die verschiedenen Wünsche zu erfüllen. In einem Jahr betreut die FC-Stiftung rund 30 letzte Wünsche. Bei den meisten davon war Tanja Reinisch dabei. Keine leichte Aufgabe für die 25-Jährige: „Ich kann damit gut umgehen. Es ist mir wichtig, dass die Menschen im Stadion den schönst möglichen Tag erleben“, sagt sie. „Einmal habe ich einen Vater und seine Tochter begleitet. Sie waren im selben Alter wie mein Papa und ich. Das ging mir sehr nah. Ich denke immer wieder darüber nach.“

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Sobald die Menschen auf ihren Plätzen sitzen, weicht die FC-Stiftung in den Hintergrund. Auch Frank Schubert soll das Heimspiel genießen können. Mit jeder Minute, die der Anpfiff näher rückt, steigt die Nervosität. Im Leben des 58-Jährigen dreht sich alles um den FC. Seit Kindestagen ist er FC-Fan, in seinem Schrank hängen unzählige Trikots. Heute hat er sich für eins seiner größten Idole entschieden: Lukas Podolski. „Egal ob erste oder zweite Liga, Sieg oder Niederlage – Hauptsache FC! Das ist mein Motto“, erklärt Schubert. Als die Hymne gespielt wird, hebt er seinen Schal. Lautstark singt er mit, während ihm wieder die Tränen über die Wangen kullern.

FC-Liebe: Mit dem Papa ins Stadion

Nicht nur für die Kranken, auch für die Angehörigen ist es ein emotionaler Tag. Durch ihren Vater wurde auch in Jaqueline Käfer die Liebe zum FC entfacht. Als sie gerade einmal fünf Jahre alt war, gingen die beiden das erste Mal gemeinsam ins Stadion. Lange besaßen sie zwei Dauerkarten. „Im Südoberrang – da waren unsere Plätze“, sagt sie und zeigt in Richtung der Tribüne. „Wenn es zum FC ging, waren wir immer zu zweit. Deshalb wollten wir auch heute unbedingt gemeinsam kommen.“

Zum Anpfiff setzt sich Käfer auf die Sitzplätze vor die Tribüne der Rollstuhlfahrenden. „Ich war direkt bei ihm und konnte seine Hand halten“, erzählt sie später. Auf dem Platz scheint es so, als würde der FC heute auch für Frank Schubert und seine Tochter spielen. Erst beschert Ragnar Ache die Führung, dann schweißt Florian Kainz einen Freistoß direkt in den Knick. Jaqueline Käfer springt auf, ihr Vater reißt die Hände hoch, danach klatschen sie sich ab und lachen. „Noch einmal gemeinsam zu jubeln, das war unbezahlbar“, sagt sie. In der Nachspielzeit legen Said El Mala und Jakub Kaminski die nächsten Treffer nach. 4:1 steht es am Ende. „Viermal die Torhymne zu hören, was will man mehr“, ergänzt Frank Schubert und lacht leise.

Nach dem Schlusspfiff waren viele glückliche Gesichter zu sehen. Doch niemand im Stadion strahlte mehr als Frank Schubert und Jaqueline Käfer. „Das waren Stunden der Gefühle – von weinen über lachen, schreien und tanzen“, erzählt Jaqueline Käfer. Erst als sich das Stadion komplett geleert hatte und es draußen bereits dunkel war, brechen die beiden nach Hause auf. Keine Sekunde wollten sie verstreichen lassen, zu kostbar waren die gemeinsamen Momente. Vor der Abfahrt bedankt sich Frank Schubert bei der FC-Stiftung und sagt: „Das war ein wunderschöner Tag. Schöner ging es einfach nicht.“

Dieser Text ist zuerst im GeißbockEcho (Ausgabe 2, Saison 2025/26) erschienen. Weitere Hintergrundstorys zum FC lest Ihr hier im geschlossenen Mitgliederbereich.