IM DOPPELPASS MIT
20250513_Gazi_Aufmacher.jpg
Sie sind hier:
  1. Startseite
  2. Aktuelles
  3. News
  4. Gazibegovic: „Die Überzeugung ist groß“

Gazibegovic: „Die Überzeugung ist groß“

14.5.2025

Nach fast zwei Monaten Verletzungspause hat Jusuf Gazibegovic am Freitagabend beim Auswärtsspiel beim 1. FC Nürnberg (2:1) sein Comeback gefeiert. Der Rechtsverteidiger schaffte es auf Anhieb in die Startelf. Im Interview spricht er über seine Rückkehr, die Emotionen beim Siegtor, den Einfluss von Trainer Friedhelm Funkel und das Spiel am Sonntag zu Hause gegen den 1. FC Kaiserslautern. 

Gazi, Du warst im Spiel am Freitagabend in Nürnberg der schnellste FC-Spieler auf dem Platz – war der Sprint zum Jubel noch einen Tick schneller? 

Jusuf Gazibegovic: Ich glaube, beide waren schnell – der Sprint in der 90. Minute aber schon sehr besonders. Das hat in allen noch einmal etwas freigesetzt – ich glaube, sogar Heintzi hat die 30 km/h geknackt (lacht).

20250513_Gazi_Sprint.jpg

Hast Du in der 90. Minute von draußen noch an einen Sieg geglaubt? 

Auf jeden Fall. Wir hatten in der ersten Halbzeit schon viele Chancen, haben guten Fußball gespielt. Auch nach dem Gegentor hatte ich nicht das Gefühl, dass wir einbrechen, sondern wir haben gleich weitergemacht. Es lag irgendwie in der Luft, umso schöner, dass wir so spät das Tor noch gemacht haben. 

Wie seid Ihr in das Spiel gegangen? 

Uns ist bewusst, dass wir eine riesige Chance haben. Wir haben in dieser Saison vielleicht nicht immer schön gespielt, aber stehen nicht umsonst da oben. Wir wussten, worum es in den letzten beiden Spielen geht. Die drei Punkte in Nürnberg waren wichtig und haben uns eine gute Ausgangslage verschafft. 

Für Dich war es der erste Einsatz nach fast zwei Monaten. Wie hast du Dich auf dem Platz gefühlt? 

Überraschend gut. Rechts in der Viererkette fühle ich mich ohnehin am wohlsten. Ich habe mich sehr gefreut und habe es genossen, wieder auf dem Platz zu stehen. 

In Nürnberg hast du 62 Minuten gespielt. Bei wie viel Prozent bist Du? 

Ich bin fit. Ich habe in der Reha gut gearbeitet und hätte in Nürnberg auch noch ein bisschen länger spielen können. Die Auswechslung war eine Vorsichtsmaßnahme, weil ich in der ersten Hälfte schon einen Schlag auf meinen Fuß abbekommen hatte.

20250513_Gazi_Spiel.jpg

In Friedhelm Funkel saß ein neuer Trainer auf der Bank. Was hatte er Euch unter der Woche und vor dem Spiel für die Partie mitgegeben? 

Ich habe in meiner Karriere noch nicht viele Trainerwechsel erlebt und war gespannt, wie es mit einem neuen Trainer ist. Man muss sagen: Friedhelm ist ein sehr cooler Typ. Er weiß, wie er mit der Mannschaft reden muss, wie man sie heiß macht. Er hat uns gesagt, dass wir an unsere Fähigkeiten glauben sollen, nichts Besonderes machen müssen. Wenn wir frei aufspielen, sind wir fußballerisch gut. Der Trainer hat ein gutes Gefühl für die Spieler. 

Er strahlt eine extreme Ruhe aus. Hat sich diese auf Euch übertragen? 

Ja. Er hat so viel Erfahrung. Ich habe selten einen Trainer gesehen, der in solchen Situationen so ruhig bleiben kann, der auch nach dem Rückstand immer an die Wende und an die Mannschaft glaubt. Er hat in der kurzen Zeit schon einen sehr guten Job gemacht. 

Es gibt ein Foto von Funkels erstem Training, auf dem er seine Hände auf Deine Schultern legt und mit Dir spricht. Was hat er Dir in dem Moment gesagt? 

Beim ersten Mal hat er mich einfach gefragt, wie ich mich fühle nach der Verletzung. Ich habe gesagt, dass ich mich gut fühle. Am nächsten Tag hat er mir gesagt, dass er mit dem Gedanken spielt, mich spielen zu lassen. Das hat mich natürlich gefreut, dass er mir nach der langen Verletzung das Vertrauen schenken will. Das wollte ich unbedingt zurückgeben.

20250513_Gazi_Funkel.jpg

Du hast Europa League und Champions League gespielt, bist in Österreich Meister und Pokalsieger geworden. Wo ordnest Du das Spiel am kommenden Sonntag für Dich ein? 

Es ist auf jeden Fall eines der Top-drei-Spiele bisher für mich, vielleicht sogar das größte mit der Kulisse und allem, was auf dem Spiel steht. Es bedeutet dem Club, den Fans und den Menschen hier so viel. Ich habe in der Kürze der Zeit gemerkt, wie verrückt die Stadt nach dem Verein ist. 

Hast Du ähnliche Partien schon in Deiner Karriere? 

Ich hatte vergangene Saison mit Sturm Graz eine ähnliche Situation. Wir mussten im letzten Spiel gegen Klagenfurt gewinnen, um Meister zu werden. Wir haben uns 70 Minuten wirklich schwergetan, einen Torabschluss zu bekommen. Irgendwann haben wir so sehr daran geglaubt und alles reingehauen, dass wir uns belohnt haben. Jetzt ist es vergleichbar. Klar ist auch Druck da, wir wissen aber, dass wir alles in der eigenen Hand und die beste Ausgangssituation haben. Es ist nicht einfach für den Kopf, aber mit unseren Fans im Rücken werden wir das schaffen.

20250513_Gazi_Meister.jpg

Sind solche Alles-oder-nichts-Spiele genau das, wofür man Fußballprofi geworden ist? 

Für solche Spiele lebt jeder Fußballer. Du nimmst Erfahrung mit als Spieler, das macht dich größer und besser, du lernst mit solchen Situationen umzugehen. In Nürnberg mussten wir auch etwas mitnehmen – wenn du dann das Tor schießt, dieses Gefühl kann man gar nicht beschreiben. Das ist eines der geilsten Dinge, die es gibt. 

Wie gehst Du persönlich mit Druck um? 

Ich versuche mich abzulenken. Ich brauche den Druck auch ein bisschen. Du musst ein bisschen das Bauchkribbeln spüren, die positive Nervosität, um die nötige Spannung zu haben. Ich versuche mich mit Familie und Freunden abzulenken und am Spieltag in meine Abläufe zu kommen. Du musst am Sonntag nichts Besonderes machen.

20250513_Gazi_Team.jpg

Welcher Faktor kann das Stadion, können fast 50.000 FC-Fans am Sonntag sein? 

Ein großer. Allgemein im Fußball ist es ein wichtiger Faktor, dass von den Rängen positive Energie kommt. Es pusht dich als Spieler, du kannst noch eine Schippe obendrauf legen und ein Momentum kreieren. Wir haben hier immer eine geile Stimmung im Stadion und ich glaube, am Sonntag wird es die beste Stimmung, die ich je erlebt habe. 

Es reicht ein Punkt für den Aufstieg. Ein gefährliches Denken? 

Man spielt nie auf Unentschieden, das wäre ein großer Fehler. Vielleicht kommt eine Phase im Spiel, wo man es über die Zeit bringen muss. Aber wenn du ins Spiel gehst und auf einen Punkt spielst, endet es meistens nicht gut. Wir gehen ins Spiel und spielen auf Sieg. Die Überzeugung ist groß. 

Wie schätzt Du Lautern als Gegner ein, zumal sie mit einem Sieg auch noch Chancen auf die Relegation haben? 

Sie haben noch eine kleine Chance und das macht es gefährlich für uns. Ich habe einige Spiele von ihnen gesehen. Sie haben eine gute Mannschaft, sind sehr unangenehm und haben mit Ragnar Ache einen Stürmer, der viele Tore erzielt und aus wenig viel macht.