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Heintz: „Das war die schönste Antwort des Trainers“

22.10.2025

Zu Saisonbeginn nicht im Kader, dann zweimal auf der Bank – und zuletzt zweimal in der Startelf. Dominique Heintz hat in dieser noch jungen Bundesliga-Saison gezeigt, dass sich Dranbleiben lohnt. Er ist ein Sinnbild für die Breite des FC-Kaders. Im Interview spricht der Verteidiger über den verschuldeten Elfmeter am vergangenen Wochenende, den Umgang mit Fehlern und schwierigen Phasen und blickt auf die kommenden Highlight-Wochen voraus.

Heintzi, Du hast am vergangenen Samstag im Heimspiel gegen den FC Augsburg den Elfmeter vor dem 0:1 versursacht. Wie lange beschäftigt Dich so eine Situation noch?

Dominique Heintz: Natürlich beschäftigt einen das noch eine Weile und ich habe mir die Szene auch noch einmal angeguckt.

Wie hast Du die Szene für Dich analysiert?

Ich muss sagen, dass es der Augsburger Stürmer auch sehr gut macht. Ich versuche genau in dem Moment das Bein wegzuziehen, als er den Kontakt sucht. Aus der Perspektive des Schiedsrichters ist es dann zurecht Elfmeter, das muss man akzeptieren. Fußball ist leider nicht perfekt, es passieren Fehler und ohne diese würden keine Tore fallen. Es gilt, diese Situationen zu analysieren, sie dann aber auch schnell abzuhaken, das lernt man über die Jahre.

Worauf achtest Du besonders, wenn Du die Szene noch einmal anschaust?

Ich schaue, was ich beim nächsten Mal besser machen kann und darauf, wie die Situation entstand. Am Samstag zum Beispiel nach einer Ecke für uns, als wir alle zurückgelaufen sind und ein bisschen Unordnung da war. Es geht darum, wie wir beim nächsten Mal schneller wieder in die Formation kommen und was ich machen kann, um in einer besseren Position zu sein.

Du meintest vorhin, dass man den Umgang mit Fehlern über die Jahre lernt. Was ist heute anders als zu Beginn Deiner Karriere?

Als junger Spieler machst du dir noch viel mehr Gedanken, du möchtest möglichst perfekt spielen. Mit der Erfahrung weiß man nach einer Situation wie am Samstag: Es sind noch 40 Minuten zu spielen und Fehler passieren. Man hat solche Situationen schon öfter durchlebt und lernt, ruhig zu bleiben. Es geht darum, dass man als Team versucht, die Fehler wieder auszubügeln. Das haben wir am Samstag geschafft und noch den Punkt geholt.

Wie ordnest Du das Unentschieden unter dem Strich ein?

Wir haben nun nach sieben Spielen elf Punkte auf dem Konto und haben Augsburg auf Distanz gehalten. Deshalb ist das Ergebnis gut für uns. Jeder Punkt ist wichtig. Natürlich würden wir am liebsten immer drei Punkte holen, aber für das Polster ist der Punkt gut. Es ist wichtig, dass wir konstant punkten, umso schneller kommen wir ans Ziel.

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Gegen Augsburg kam wieder einmal viel Power von der Bank. Welches Gefühl gibt es Euch auf dem Platz, wenn man weiß, dass Spieler draußen sind, die dem Spiel nochmal eine entscheidende Wende geben können?

Das ist natürlich super und wir haben in dieser Saison schon in einigen Spielen gesehen, dass die Spieler, die reinkommen, den Unterschied machen können. Der Coach hat das schon einmal gesagt: Die ersten sind da, um alles abzuarbeiten, und die, die reinkommen, können die Spiele hinten raus dann entscheiden. In der Bundesliga sind ganz viele Spiele eng und daher sind wir froh, dass wir mit solchen Jungs noch nachlegen können. Wir sind dadurch auch taktisch flexibel. Am Samstag standen am Ende noch zwei Verteidiger auf dem Feld, der Rest war offensiv. Wir können in beide Richtungen wechseln und Sachen im Spiel ändern.

Ist diese Flexibilität die große Stärke, die ihr im Sommer dazugewonnen habt?

Das und die Tatsache, dass wir einfach nie aufgeben. Wenn ein Fehler passiert, überlegt keiner lange, sondern wir machen einfach weiter. Wir haben späte Siege geholt, sind zurückgekommen wie in Wolfsburg, als niemand mehr damit gerechnet hat. Jeder in der Mannschaft hat den Glauben daran und das ist ein entscheidender Faktor.

Im Sommer ist im Kader einiges passiert. Wie seid Ihr so schnell zu einer Einheit geworden?

Wichtig ist, dass auch viele vom letzten Jahr noch da sind, wir haben eine gute Mischung. Wir haben letztes Jahr als Team etwas Großes erreicht, das schweißt natürlich noch einmal enger zusammen und stärkt den Teamgeist. Dadurch konnten wir es den neuen Spielern einfach machen, weil wir schon ein guter Haufen waren. Wir sprechen viel miteinander, der gute Start hilft zudem und stärkt das Selbstvertrauen.

Hat sich die Struktur innerhalb der Mannschaft und der Kabine verändert durch die Neuzugänge?

Unsere Kabine ist so, wie es sein sollte, dass die erfahrenen Spieler ein bisschen mehr zu sagen haben als die jüngeren. Es ist für ein Team immer gut, wenn neue Spieler dazukommen. Das setzt neue Impulse und jeder muss wieder um seinen Platz kämpfen, das fördert die Leistung und den Konkurrenzkampf. Das Wichtigste ist, dass trotzdem jeder die Mannschaft im Vordergrund sieht und nicht das eigene Ego nach vorne stellt. Das ist aktuell so und wir Erfahrenen müssen dafür sorgen, dass wir diesen Gedanken aufrecht erhalten. Das ist auch ein Stück weit ein Motto von mir in meiner Karriere: Wenn die Mannschaft strahlt, dann kannst du auch als einzelner strahlen. Deshalb sind wir in einem Mannschafts- und nicht in einem Einzelsport.

Hat Dich dieses Motto auch zu Saisonbeginn ein Stück weit getragen, als Du in den ersten Spielen nicht im Kader warst?

Ja. Und ich bin einfach dankbar, bei so einem geilen Verein spielen zu dürfen. Das weiß ich sehr zu schätzen und genieße es. Ich wollte in der Phase einfach für die Mannschaft da sein, im Training weiter Gas geben, das Niveau hochhalten und dem Trainer in jedem Training zeigen, dass er falsch liegt. Ich wollte die Situation natürlich verändern – aber nicht mit Worten, sondern jeden Tag auf dem Platz. Indem ich zeige, was ich noch draufhabe. Es gilt, immer dranbleiben und sich so zu verhalten, als würde man spielen. Qualität setzt sich dann auch durch und Leistung wird belohnt, wenn du es konstant zeigst, und der Mensch bleibst, der du bist.

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Ärgert man sich dennoch, wenn man in der Aufstiegssaison eine wichtige Rolle gespielt hat und dann zunächst außen vor ist?

Natürlich. Wenn man nicht enttäuscht wäre und sich nicht ärgern würde, wäre man an der falschen Adresse. So ehrgeizig bin ich und ich hatte schon die Erwartung an mich, dass ich wieder in der Bundesliga ankommen will. Ich habe schon viele Bundesliga-Spiele in meiner Karriere bestritten, bin einer der Erfahrensten bei uns im Team. Natürlich ist man dann erst einmal enttäuscht, wenn man nicht spielt und sogar auf der Tribüne sitzt. Das braucht dann auch erst einmal ein, zwei Tage, diese Enttäuschung muss man auch zulassen und daraus neue Energie schöpfen. Dann gilt es, mit positiver Energie weiter zu machen und das Ding wieder in die andere Richtung zu drehen.

Hat Dich die Situation an vergangene Saison erinnert?

Tatsächlich. Ich wusste, dass ich es letztes Jahr schon einmal geschafft habe, dass anfangs nicht so auf mich gesetzt wurde und ich dann eine wichtige Rolle gespielt habe. Diese Parallele ist definitiv da.

Wie ist Lukas Kwasniok als Trainer in der Phase mit Dir umgegangen?

Wir hatten ein Gespräch, in dem er mir gesagt hat, wie er die Situation aktuell sieht. Das habe ich dann akzeptiert. Der Trainer muss mich nicht jeden Tag zu sich rufen, und mir die Situation erklären. Mir war wichtig, eine Reaktion auf dem Platz zu zeigen und trotzdem weiter voranzugehen. Das, glaube ich, hat ihm als Antwort gereicht, sonst wäre ich nicht so schnell wieder in die Startelf gekommen. Ich lasse lieber Taten auf dem Platz sprechen und gebe Gas. Wenn du dann wieder spielst, ist es die schönste Antwort des Trainers.

Nun stehen für Euch Highlight-Wochen an: Dortmund, Bayern, Hamburg, Gladbach. Wie groß ist die Vorfreude darauf auch bei einem erfahrenen Spieler wir Dir noch?

Man hat einfach Bock darauf, genießt es und will das Beste rauszuholen. Gerade gegen Dortmund und Bayern haben wir nichts zu verlieren, wollen uns aber bestmöglich verkaufen und alles reinlegen, um vielleicht zu überraschen. Der Fokus liegt zunächst auf dem nächsten Spiel, das wird eine große Aufgabe. Samstagabend, Flutlicht, die gelbe Wand, 80.000 Zuschauer. Vor so einer Kulisse haben noch nicht viele aus unserer Mannschaft gespielt. Da müssen wir unseren Mann stehen.