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Im Doppelpack: Zu Besuch bei den El Malas

19.6.2025

Sie sind Brüder und machen seit Kindheitstagen alles gemeinsam. Auch in ihrer fußballerischen Laufbahn sind Malek und Said El Mala stets die gleichen Schritte gegangen. Im vergangenen Sommer haben sie beim 1. FC Köln unterschrieben, spielten auf Leihbasis aber weiter für Viktoria Köln. Das GeißbockEcho zu Besuch auf der Schäl Sick, zu Besuch bei der Viktoria, zu Besuch bei den El Malas.

Olaf Janßen hat im Fußball schon sehr viel erlebt. Der 58-Jährige hat als Spieler über 240 Bundesliga-Spiele bestritten – die meisten davon für den 1. FC Köln – und an den Olympischen Spielen teilgenommen. Er war Co-Trainer in der Bundesliga und von Berti Vogts bei der Nationalmannschaft Aserbaidschans. Seit mehr als vier Jahren ist er in seiner zweiten Amtszeit Cheftrainer beim FC Viktoria Köln. Anfang April sitzt ­Janßen in einem Sessel im Aufenthaltsraum („Olafs Wohnzimmer“) unter der Stadion­tribüne im Sportpark Höhenberg – und spricht über eine ganz neue Erfahrung. Denn zum ersten Mal erlebt er ein Brüderpaar in einer Mannschaft: Malek (20) und Said El Mala (18).

Es ist der Sommer 2023, als Janßen zum ersten Mal von den beiden Brüdern hört. Wie üblich sitzen sie bei der Viktoria zusammen und sprechen über interessante Talente und Neuzugänge. Es ist der Weg der Viktoria, Talente zu entwickeln, in der ersten Mannschaft auf junge Spieler zu setzen und ihnen den Weg in den Profifußball zu ebnen. 23 Spieler, sagt Janßen nicht ohne Stolz, gaben seit seinem Amtsbeginn ihr Debüt für die Viktoria im Profifußball. Zwei davon tragen den Namen El Mala. Marian Wilhelm, der zu dem Zeitpunkt noch U19-Trainer war, zuletzt sein Co-Trainer war und ab Sommer sein Nachfolger als Cheftrainer der Profis sein wird, erzählte ihm im Sommer 2023, dass sie die beiden Brüder für die U19 verpflichtet haben und er Potenzial in ihnen sehe.

Potenzial, das zu diesem Zeitpunkt nicht viele andere Vereine in den El Malas sahen. Sie spielten in der U17 des TSV Meerbusch, Niederrheinliga. „Die Viktoria war der einzige Verein, der in uns etwas gesehen hat“, sagt Said El Mala ganz offen. Auch bei der Viktoria mussten sie zunächst ins Probetraining und konnten dort überzeugen. Zwei Jahre zuvor, im Sommer 2021, waren die beiden im Nachwuchsleistungszentrum von Borussia Mönchengladbach aussortiert worden. Said am Ende der U15-Saison, der ein Jahr ältere Malek nach dem U16-Jahr. Ein schwerer Schlag für die jungen Fußballer, der Traum vom Profifußball schien erst einmal geplatzt zu sein. Said El Mala wollte anschließend sogar ganz mit dem Fußball aufhören. „Ich habe ihn überredet, dass wir zumindest noch mit unseren Freunden spielen“, erzählt Malek El Mala. Also schlossen sie sich dem TSV Meerbusch unweit der Heimat an und spielten dort zwei Saisons, ehe der Wechsel nach Köln zustande kam.

Aufwand lohnt sich

Für die Viktoria nahmen die beiden einen größeren Aufwand auf sich. Die Brüder wohnen nämlich noch zu Hause im Elternhaus in Krefeld. Übrigens in der Stadt, aus der auch ihr Trainer Olaf Janßen stammt. Rund 50 ­Minuten sind es von dort mit dem Auto nach Köln, oft wurde die Strecke auch mit dem Zug zurückgelegt. Teilweise trainierte einer der Brüder bei den Profis, der andere mit der U19. Neben der Schule nicht immer leicht zu schaffen, da gab es schon mal den Anruf an U19-Trainer Wilhelm, dass man nicht ganz pünktlich zum Training kommt. „Es war stressig, unsere Schule aber auch sehr kooperativ“, sagt Said El Mala. „Der Aufwand hat sich gelohnt.“

Bei der Viktoria hatten sie schnell große Freude an den El Malas, früh wurden sie auch ein Thema für die Profis und damit für Olaf Janßen. Der Trainer erinnert sich noch an eine der ersten Trainingseinheiten von Malek El Mala bei der ersten Mannschaft. Eine Trainingsform, Eins gegen Eins. Nach einer Viertelstunde sind Teamkollegen zu ihm und haben ihn gefragt, ob er sie noch alle habe und wie sie ihn denn verteidigen sollten. „Er hat den Ball vorbeigelegt und dann seine Geschwindigkeit ausgespielt. Die Mitspieler konnten ihn nicht bremsen“, sagt Janßen und fügt mit einem Lachen hinzu: „Zu meiner Zeit wäre er nach ein, zwei solcher Versuche von einem erfahrenen Spieler hart umgegrätscht worden.“ ­Übrigens: Bis zum Wechsel zur Viktoria spielte Malek El Mala eigentlich immer in der Verteidigung, schnitt beim Probetraining aber offensiv besser ab als defensiv. Plötzlich war er Stürmer.

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Durch ihre Qualitäten, sagt Janßen, hätten sich die beiden Brüder schnell ein Standing innerhalb des Teams erarbeitet. So erinnert er sich auch an einen besonderen Moment von Said El Mala. Im März 2024 erzielte er im Heimspiel gegen den VfB Lübeck mit gerade einmal 17 Jahren sein erstes Drittliga-Tor – im vierten Einsatz. Aber nicht irgendwie, sondern mit einem frechen Schuss fast von der Torauslinie. „Da musst du ja verrückt sein, von dort auf die Idee zu kommen, aufs Tor zu schießen“, sagt Janßen und lacht. Der Trainer hat aber eine simple Vermutung hinter dieser Aktion und diesem Witz: „Wahrscheinlich hat das auf dem Bolzplatz auch das eine oder andere Mal geklappt.“

Die El Malas: Kategorie Straßenkicker

Denn genau das zeichnet die El Malas aus, sie sind Kategorie Straßenfußballer. „Wir sind nicht die Schön-Fußballer“, sagt Said El Mala. „Ich denke schon, dass man uns als Straßenkicker bezeichnen kann.“ Das bestätigt auch Bruder Malek: „Als wir nicht mehr im NLZ gespielt haben, waren wir häufiger mit Freunden nach der Schule noch zusätzlich zum Vereinstraining auf dem Bolzplatz. Da konnten wir uns ausprobieren, viel dribbeln und in Eins-gegen-Eins-Situationen gehen.“ Die beiden verspüren keinen Druck, weder von außen noch von den Eltern, wie Said El Mala sagt: „Wir haben keinen Druck, sondern spielen einfach. Wir machen uns keinen großen Kopf, sondern haben einfach Spaß am Fußball. Wir dürfen das machen, was wir lieben und genießen es.“

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Olaf Janßen mag diese Art von Fußballern. „Manchmal ist es in einem NLZ eher so, dass die Trainer klare Vorstellungen haben, was die Spieler dürfen und was sie nicht dürfen. Auf dem Bolzplatz haben sie vielleicht mehr Freiheiten und können sich beispielsweise in Dribblings ausprobieren.“ Doch am Ende des Tages sei es nicht so entscheidend, ob man im NLZ oder außerhalb spiele. „Es geht um Spielzeiten, dass die Jungs den Ball am Fuß haben, dass sie viele Stunden mit der Kugel verbringen und sich weiterentwickeln.“

Solche Spieler wie die El Malas ausfindig zu machen und für sich zu begeistern, ist aus Janßens Sicht eine der großen Stärken der Viktoria. „Es ist unsere Philosophie und DNA, dass wir Jungs aus dem eigenen NLZ nach oben bringen“, sagt er. Hierfür brauche es ein gutes Scouting. Aufgrund der Konkurrenzsituation achte man hierbei auch auf Spielertypen, die andere Clubs weniger auf dem Zettel hätten. „Wir achten nicht auf den Tabellenplatz unserer U19, sondern legen Wert darauf, die Spieler weiterzubringen, auf dem Platz und neben dem Platz“, sagt er. Wie viele Spieler bei der Viktoria nach oben kämen, sei „einzigartig in Deutschland“, sagt Janßen und spricht auch deshalb davon, dass die Zeit als Cheftrainer der Viktoria die schönste in seiner Laufbahn sei. Ihm bereitet es spürbar Freude, mit jungen Talenten zu arbeiten und sie zu entwickeln, alles aus ihnen herauszuholen.

Janßen über El Malas: „Ganz normale Jungs“

Auch die El Malas sieht Janßen noch längst nicht am Ende ihrer Entwicklung. „Sie bringen eine Unbekümmertheit mit, die ihnen sehr guttut. In manchen Situationen müssen sie noch ein bisschen mehr Ernsthaftigkeit reinbekommen, um die Dinge zu greifen, die möglich sind“, sagt er. „Bei beiden ist noch ein riesiges Potenzial da. Jetzt gilt es, dranzubleiben und stetig besser werden zu wollen.“

Neben dem Platz bezeichnet Janßen die beiden als „ganz normale Jungs. Sie können keiner Fliege etwas zuleide tun und bilden sich auch auf das Erreichte nichts ein.“ Ein Eindruck, der sich bestätigt, wenn sich die beiden miteinander unterhalten. Hier ist viel jugendlicher Witz dabei, keine großen Parolen. So sagt beispielsweise ­Malek über seinen Bruder: „Er ist lustig, hat immer einen Spruch auf Lager. Manchmal ist er auch ein bisschen verpeilt. Aber er ist ein ganz normaler Junge, nichts Besonderes – außer auf dem Platz.“

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Auch in ihrer Freizeit unternehmen die beiden Brüder fast alles gemeinsam, teilen sich den gleichen Freundeskreis. „Die El Malas gibt’s nur im Paket“, sagt Janßen. Auch in schwierigen Zeiten stehen sie sich zur Seite. Etwa, als sich Malek El Mala Anfang April im Pokalspiel schwer verletzt hat und wochenlang ausfiel. „In dieser Zeit hat mir Said sehr geholfen, mich aufgebaut, und mir gesagt, dass ich noch stärker zurückkommen werde“, sagt der Stürmer.

Mit ihrer kleinen Schwester und den Eltern leben die Brüder in Krefeld. Der Vater hat früher selbst Fußball gespielt, nach den Spielen gibt es oft noch eine Stunde Analyse mit ihm, wie die beiden mit einem Schmunzeln erzählen. Wenn sie nach dem Training nach Hause kommen, geht aber jeder erst einmal in sein Zimmer, sagt Said El Mala. Dann brauchen sie auch einmal ein bisschen Ruhe vor dem anderen und der Alltag sei dann auch einmal bewusst langweilig, um vom Fußball abschalten zu können.

Seite an Seite zum FC

Ihre fußballerischen Schritte haben sie immer gemeinsam gemacht, sind immer gleichzeitig zu denselben Clubs gewechselt. Absicht war das nicht, es hat sich einfach so ergeben, erzählen sie. Im Sommer gehen sie den nächsten Schritt ebenfalls gemeinsam, haben bereits im vergangenen Jahr beim 1. FC Köln unterschrieben, um dann auf Leihbasis weiter für die Viktoria zu spielen. „Wir dachten schon, dass vielleicht die eine oder andere Anfrage kommen würde. Dass es dann gleich der große Nachbar ist, damit haben wir nicht gerechnet“, sagt Malek El Mala.

Als die Anfrage kam, hätten sie nicht lange überlegen müssen, betonen die beiden. Beim FC habe sie alles überzeugt. „Der Verein, die Menschen, mit denen wir gesprochen haben. Und wenn man jedes Heimspiel vor 50.000 Fans spielen kann, ist das einfach überragend.“ Seit der Wechsel feststeht, haben sie sich auch schon selbst Spiele im RheinEnergieSTADION angeschaut. „Das war schon auf der Tribüne ein überragendes Gefühl. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es sich auf dem Platz anfühlt“, sagt Said El Mala. Im Sommer, wenn der Schritt zum FC erfolgt, wollen sich die beiden dann auch zusammen eine Wohnung in Köln suchen.

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Regelmäßigen Austausch pflegten die beiden über die Saison vor allem mit Thomas Kessler, dem Sportdirektor des 1. FC Köln. Mit ihm tauschen sie sich über ihre Entwicklung und über ihre Spiele aus. Auch zwischen den Clubs ist der Kontakt sehr gut, wie Olaf Janßen betont: „Das Verhältnis der Clubs war einmal schlecht, das hat sich in den vergangenen Jahren aber komplett gedreht. Wir spüren Anerkennung für unsere Arbeit. Der Austausch ist inzwischen auf einer hervorragenden Ebene.“

Janßen war selbst über elf Jahre Spieler des FC und hat mit 21 Jahren das UEFA-Cup­-Finale gegen Real Madrid bestritten. „Der 1. FC Köln war mein Leben. Das sind bleibende Ereignisse, die man im Kopf behält.“ Entsprechend freut es ihn, dass die beiden Brüder zukünftig auch den Geißbock auf der Brust tragen werden: „Ich finde es cool, dass die beiden dort landen. Auch sportlich ist es eine Top-Auswahl. Man weiß nie, was am Ende dabei herauskommt. Aber sie haben dort die Möglichkeiten, die nächsten Schritte zu machen.“ Er wird genau verfolgen, was die beiden Brüder beim FC machen werden. „Das Besondere kann man nicht trainieren, das bringen beide mit. Jetzt geht es um die vielen Kleinigkeiten, die auch dazugehören, um alles aus seinem Talent herauszuholen und sich dann auf dem höchsten Level durchzusetzen.“

Die Geschichte über die El-Mala-Brüder ist zunächst im GeißbockEcho (Ausgabe 4, Saison 2024/25) erschienen. Die ganze Ausgabe gibt es gedruckt und Ihr hier im geschlossenen Mitgliederbereich. Noch kein Mitglied? Hier gibt's alle Infos zur Mitgliedschaft.