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Jörn Stobbe im Interview: „Da hatte ich Tränen in den Augen“
Der 1. FC Köln hat einen neuen Vorstand. Seit September stehen Jörn Stobbe, Jörg Alvermann und Ulf Sobek an der Spitze des Vereins. Im aktuellen GeißbockEcho blicken alle drei auf ihre erste Zeit im neuen Amt zurück. Präsident Jörn Stobbe spricht über den Moment des Wahlerfolgs, seine FC-Vision und einen besonders emotionalen FC-Moment mit seinem jüngsten Sohn.
Jörn, Du bist nun seit rund drei Monaten neuer Präsident des 1. FC Köln. Was bedeutet Dir der Moment des Wahlsieges im Rückblick?
Jörn Stobbe: Einfach alles. Es war ein wahnsinnig intensiver Moment. In derselben Sekunde kamen große Freude und große Verantwortung zusammen. Wir haben das ja alle gespürt: Diese ganze Anspannung war da. Und sie fiel nicht ab. Im Gegenteil. Ab dem Moment geht die Arbeit ja erst richtig los.
Welche Aufgaben seid Ihr als erstes angegangen?
Uns war wichtig, zu Beginn das Geißbockheim kennenzulernen. Wir haben uns der Führungsmannschaft und den Mitarbeitenden vorgestellt, viel zugehört. Schon in der ersten Woche folgte der Antrittsbesuch des – damals noch designierten – Oberbürgermeisters. Dann ging es darum zu schauen: Wo können wir unterstützen? Was läuft gut und sollte bewahrt werden, und was können wir verbessern? Und das immer im Schulterschluss mit allen Stakeholdern.
Für Euch ist nicht nur das Amt neu, Ihr seid für die Kandidatur auch als Trio neu zusammengestellt worden. Wie sehr habt Ihr Euch inzwischen – auch durch den langen Wahlkampf – eingespielt?
Diese intensive Phase hat uns sehr geholfen. Seit dem Kennenlernen im April bis zur Nominierung waren es schon drei intensive Monate. Danach folgte ein Wahlkampf, in dem wir wie Zahnräder ineinandergreifen mussten. Das hat uns geprägt. Diese Rollen und Kompetenzen nutzen wir jetzt im Alltag. Wir wissen, wie die anderen ticken, arbeiten harmonisch und mussten intern gar nicht lange warm werden. Wir waren extrem schnell auf Betriebstemperatur.

Was ist Dir im Alltag besonders wichtig im Umgang mit Geschäftsführung, Vorstandskollegen, der Geschäftsstelle, Fans und allen anderen Anspruchsgruppen?
Dass wir klar, fair und offen miteinander umgehen. Eine große Bereitschaft, Dinge zu bewegen. Und immer der Leitgedanke: Was ist für den 1. FC Köln kurz-, mittel- und langfristig gut? Wenn man diese Kontrollfrage ernst nimmt, findet man automatisch gute und gemeinschaftliche Lösungen.
Ihr habt die Aufgaben im Vorstand ja etwas aufgeteilt. Welche Schwerpunkte liegen bei Dir?
Das Thema Strategie ist zentral. Damit meine ich langfristige Entwicklung: Wo soll der FC hin? Das mache ich natürlich nicht allein, sondern wir setzen gemeinsam einen strukturierten Strategieprozess auf. Dazu gehören klare Leitplanken, die nicht ständig wechseln – man darf sich nicht ständig vom Tagesgeschäft ablenken lassen. Dazu kümmere ich mich um die Gremienarbeit: Beirat, Mitgliederrat, Aufsichtsrat, gemeinsamer Ausschuss. Den Beirat haben wir mit einer guten Mischung aus erfahrenen und neuen Kräften neu aufgestellt. Außerdem übernehme ich den Bereich Infrastruktur – da bringe ich meine Erfahrung als Immobilienmanager ein: Geißbockheim, Stadion. Und schließlich: Finanzen, Budgetierung, Sponsoring, Merchandising – also die Bereiche von Philipp Liesenfeld und Philipp Türoff.
Gab es in den ersten Monaten eine Begegnung oder Erfahrung, die Dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Emotional war natürlich das erste große Auswärtsspiel in Hoffenheim. Wir sind mit 15.000 Fans hingefahren, wurden unglaublich herzlich empfangen – das war beeindruckend. Und dann gewinnt man auch noch 1:0 – das bleibt hängen. Heimsiege sind aber genauso schön, etwa gegen den HSV in einem schwierigen Spiel. Sehr bemerkenswert war auch das Treffen mit der Führungsriege von Eintracht Frankfurt vor unserem Spiel. Wir haben uns zwei Stunden vor dem Spiel ausgetauscht über Fankultur, die DFL, die Innenministerkonferenz. Das hat mir unheimlich Hoffnung gemacht. Der FC ist Teil einer Gemeinschaft – und darin können wir viel bewegen.
Wenn wir nach vorne blicken: Hast Du eine Vision für den FC?
Wir wollen ein Aushängeschild für modernen, gut geführten Vereinsfußball sein. Sportlich und wirtschaftlich erfolgreich sein, dabei aber auch unserer gesellschaftspolitischen Verantwortung gerecht werden. Der 1. FC Köln kann enorm viel bewirken – und das müssen wir tun.

Wie schaffst Du es, den FC in Deinen Alltag zu integrieren?
Der FC ist meine Hauptaufgabe – und ich habe volle Unterstützung von meiner Familie und meinen fünf Kindern. Seit dem 1. November 2024 habe ich die Freiheit, mich voll auf den FC zu konzentrieren.
Was ist in Deiner privaten Familie und hier in der FC-Familie gleichermaßen wichtig?
Gemeinsam lachen, auch mal streiten – aber nie so, dass es verletzt. Sich vertragen, zusammen an Dingen arbeiten, auch kontrovers, aber nie gegeneinander. Unterschiede respektieren, Rollen stärken, ehrliches Feedback geben. Gemeinsam eine Vision verfolgen. Das gilt für beide Familien.
Erlebst Du diese Kultur hier beim FC schon?
Ja. Es war zwischen den Gremien zuletzt sicher etwas schwieriger, das ist bekannt. Aber jetzt spüren wir breite Unterstützung. Alle ziehen an einem Strang – vom neuen Beirat über den Mitgliederrat bis hin zur Geschäftsstelle.
Wie schaltest Du vom FC ab – oder kannst Du überhaupt abschalten?
Eigentlich nicht – ich will ja gar nicht wirklich abschalten. Fußball interessiert mich auch privat. Ansonsten habe ich glücklicherweise einen ruhigen Schlaf, einen ruhigen Puls, Gelassenheit. Und ich kann mich über Dinge freuen, das Positive überwiegt für mich immer.
Worüber hast Du Dich zuletzt – abseits des Fußballs – so richtig gefreut?
Über familiäre Dinge. Meine Eltern sind 91 und 87. Wenn ich ihnen im Alltag helfen kann und sehe, dass es ihnen etwas bringt – das freut mich sehr. Und wenn die ganze Familie zusammenkommt, wie neulich zu meinem Geburtstag – das bedeutet mir viel.
Hast Du Hobbys abseits des Fußballs?
Ich spiele sehr gern Schach – mit fast allen aus der Familie. Ich gehe gern mit den Hunden spazieren und bin gern in der Natur.
Du hast fünf Kinder. Alles unterschiedliche Charaktere?
Total unterschiedlich (lacht). Die Kinder sind zwischen 14 und 30. Zwei studieren, zwei arbeiten. Aber wenn wir zusammenkommen, ist es wie früher: Kartenspiele, Gesellschaftsspiele, Kochen. Das ist schön.

Der FC ist sicher auch zu Hause ein Dauerthema?
Natürlich. Meine Frau ist die Einzige, die nicht schon von Geburt an FC-affin war, aber sie hat nachgezogen. Der FC spielt bei uns immer eine Rolle.
Gab es vor Deiner Vorstandszeit ein besonderes Fanerlebnis?
Ja. Ich habe meinen jüngsten Sohn zu früh mit ins Stadion genommen, da war es ihm zu laut – danach musste ich ihn mühsam wieder heranführen. Aber bei der Europapokalreise nach Ungarn hat er es dann richtig erlebt: Das Spiel, aber auch das Drumherum in der Stadt. Am Ende sagte er: „Was für ein schöner Tag.“ Da hatte ich Tränen in den Augen.
Du überragst auch durch Deine Körpergröße von 2,06 Metern. Wann ist diese von Vor- und wann von Nachteil?
Der Vorteil ist: Man wird nicht übersehen, wenn man einen Raum betritt. Der Nachteil ist: Man wird nicht übersehen, wenn man einen Raum betritt. Für mich ist die Größe ganz normal. Nur Spion hätte ich nicht werden können, denn es ist schwierig, nicht aufzufallen (lacht).
Mit welchen drei Eigenschaften würden Dich Deine besten Freunde beschreiben?
Echter Freund, total verlässlich, humorvoll.
