Florian Kainz hat am vergangenen Wochenende maßgeblich mit zwei verwandelten Elfmetern zum Derbysieg des 1. FC Köln über Borussia Mönchengladbach beigetragen. Was nur Wenige wissen, allerdings nach Abpfiff Thema in den Katakomben des RheinEnergieSTADIONs war: Nach dem Abschlusstraining am Tag zuvor hatte Kainz noch eine Extraschicht eingelegt und Elfmeter geschossen, während Davie Selke seinen Abschluss trainiert hatte.
Kainz erklärt: „Ich schieße oft unter der Woche nach dem Training alleine noch zwei, drei Elfmeter. Ich nehme mir Marvin oder Köbbi und teste meinen Schuss. Das mache ich regelmäßig. Aber so viele Elfmeter – speziell im Abschlusstraining – schieße ich normalerweise nicht.“ Warum er es vor der Partie gegen Gladbach gemacht habe? „Ich weiß es selbst nicht genau. Vielleicht, weil es ein ganz besonderes Spiel war. Davie hat ein paar Abschlüsse gemacht und ich habe Elfmeter geschossen. Das ist keine Riesen-Belastung, aber war für uns beide wichtig für die Sicherheit im Kopf.“
Die Elfmeterschützen sind vom Trainer vorbestimmt und eingeteilt. Daher war Kainz sofort klar, dass er – auch nach einem gehaltenen Elfmeter – zur Wiederholung antreten würde. „Es war meine Aufgabe. Ich habe mich auf die Situation konzentriert und versucht, in meinen Abläufen zu bleiben und den Ball reinzuschießen.“
Gezweifelt habe er keine Sekunde. „Ich beschäftige mich grundsätzlich viel mit dem Elfmeterschießen. Ich schaue mir vor jedem Spiel die Szenen der gegnerischen Torhüter an und mache mir einen Plan, wo ich hin schieße und wie ich schieße.“ Diese Fähigkeit habe Kainz im Laufe seiner Karriere weiterentwickelt. „Es geht dabei auch um Verantwortung. Es ist ja abgesprochen, dass ich schießen darf. Darüber freue ich mich, weil es eine Bestätigung für mich ist.“
Ein weiterer Verantwortungsbereich liegt mit der Kapitänsbinde erst seit dieser Spielzeit bei Florian Kainz. Auf den Druck der vergangenen Wochen angesprochen, differenziert er zwischen dem Kapitänsamt und der sportlichen Situation: „Das Amt ist zwar medial ein Riesenthema, seit Jonas bekannt gegeben hat, dass er aufhört. Andererseits wird mir von der Vereinsseite überhaupt kein Druck gemacht. Wir haben insgesamt eine super Mannschaft – super Führungsspieler. Ich versuche, Verantwortung zu übernehmen und voranzugehen, aber es lastet nicht allein auf mir.“
Aus der Sicht des Kollektivs – den Druck auf mehreren Schultern verteilt – sei auch die sportliche Situation zu betrachten. Sieben sieglose Spiele seien für jeden einzelnen schwierig gewesen. „Aber bei uns geht es um die Mannschaft. Wie wir zusammenstehen und mit solchen Zeiten umgehen, bestätigt, was der Trainer uns von Beginn an sagt. Dass es ums Team geht und nicht um einzelne Personen. So treten wir auf, so halten wir zusammen und behalten den Glauben an uns.“