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Kwasniok: „Hunger und Fleiß sind die Basis von allem“

6.6.2025

Lukas Kwasniok ist neuer Trainer des 1. FC Köln. Im Interview mit fc.de spricht der Trainer über die Gründe für den FC, seinen Blick auf die FC-Mannschaft und darüber, was ihm auf und neben dem Platz wichtig ist.

Lukas, Du bist der neue Trainer des 1. FC Köln. Warum hast Du Dich dafür entschieden?

Lukas Kwasniok: Wo soll ich anfangen (lacht)? Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, vielleicht auch eine Pause einzulegen. Als sich Thomas Kessler bei mir gemeldet hat, war mir aber sofort klar: Wenn ich die Möglichkeit bekomme, in Köln zu arbeiten, dann will ich es machen. Es ist ein Wahnsinns-Club und eine riesige Chance. Ich freue mich wie Bolle darauf.

Du sprichst die von Dir nach Deinem letzten Spiel für den SC Paderborn in Betracht gezogene Pause an. Du hast gesagt, dass Du Deine Akkus aufladen musst, mit dem Zusatz, die Welt sehe in zwei Wochen vielleicht anders aus. Nun sah sie etwas über zwei Wochen später tatsächlich anders aus. Warum?

Ich habe auch Vereinen abgesagt. Die Kombination aus Bundesliga und diesem sehr emotionalen Verein hat den Ausschlag für die Entscheidung gegeben. Ich habe gesagt: Wenn es eine Challenge ist und ich das Gefühl habe, dass es matcht, dann muss ich es machen. Sonst würde ich es bereuen. Dann musst du auch einmal Pläne über Bord werfen, das habe ich für den FC gerne gemacht.

Wie wirst Du bis zum Trainingsauftakt die angesprochenen Akkus aufladen?

Ich werde nun für zehn Tage mit meiner Familie wegfliegen und ein bisschen Sonne tanken. Parallel werde ich mich zusammen mit Thomas mit dem Kader beschäftigen, mich reinarbeiten und gut zehn Tage vor dem Trainingsauftakt in Köln ankommen, um mich auf die Aufgabe vorzubereiten, mich auf die Stadt, den Verein und die Mitarbeiter einzulassen.

Du hast mit Paderborn vergangene Saison zweimal gegen den FC gespielt. Wie hast Du die FC-Mannschaft als Gegner wahrgenommen?

Für mich war es im Hinspiel mein erstes Spiel als Trainer im RheinEnergieSTADION. Wir hatten das Glück, einerseits das Trömmelche zu hören, aber dennoch zu gewinnen. Ich habe eine unfassbare Stimmung von den Fans wahrgenommen und habe gesehen, was für eine Wucht hier entstehen kann. Auf dem Platz habe ich eine Kölner Mannschaft gesehen, die uns qualitativ überlegen war. Deshalb bin ich auch guter Dinge, dass wir in der Bundesliga bestehen können.

Wie siehst Du die Mannschaft aktuell schon aufgestellt für die neue Saison?

Das wird noch ein Prozess sein und es wird sicher noch zu Veränderungen kommen. Ich bin aber auch zum jetzigen Zeitpunkt schon so von der Qualität überzeugt, dass wir – und das muss unser Ziel sein – in jedem Spiel absolut konkurrenzfähig sein können. Wir wollen ein unangenehmer Gegner sein. Gegen Köln zu spielen, soll keinen Spaß machen.

Ist dieses unangenehm sein auch die Art Fußball, für die Du stehen möchtest?

Jein. Wir sind in einer Unterhaltungsbranche. Viele Menschen kommen Wochenende für Wochenende ins Stadion, um uns einerseits siegen zu sehen, sie möchten aber auch unterhalten werden. Mit Fußball Menschen zu begeistern, ist mein Ansatz. Ich möchte intensiven, auch einen etwas wilden Fußball spielen. Meine Erwartung an die Mannschaft ist, in jedem Training und jedem Spiel am Anschlag zu sein mit dem Ziel, Menschen durch Erfolg, aber auch durch die Art und Weise des Fußballs glücklich zu machen.

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Was ist Dir im Umgang mit einer Mannschaft wichtig?

Es gibt einen gemeinsamen Nenner, was das Trainerteam, Staff und die Mannschaft betrifft: Hunger und Fleiß. Das ist die Basis von allem. Wenn das alle verstehen, wird man schnell merken, dass ich den Spielern viel vertraue. Ich glaube an ihre Stärken, versuche sie in ihre besten Positionen zu bringen. Was sie mir geben müssen, ist Fußball voller Hingabe. Denn das ist der schönste Job, den man haben kann. Meine Mannschaftsführung auf dem Feld ist sehr konsequent, da fordere ich viel ein. Außerhalb des Platzes ist es eine lange Leine, weil ich glaube, dass wir den Menschen auch vertrauen müssen. Durch diese Mixtur möchte ich erreichen, dass mir Spieler aus Einsicht folgen.

Für Dich ist es das erste Mal Bundesliga. Wie viel Lust hast Du neben dem FC auch auf diese Herausforderung?

Das wird sicher ein tolles Gefühl sein, das erste Mal in der Bundesliga an der Linie zu stehen – und das noch beim FC. Ich sehe mich aber damit nicht am Ende und bin jetzt zufrieden, in der Bundesliga angekommen zu sein. Jetzt geht es erst richtig los und ich möchte mit dem FC für Furore sorgen. Wir wollen unter Beweis stellen, dass wir zurecht in der Bundesliga sind.

In Köln wartet nun ein anderes Umfeld als in Paderborn auf Dich, alles ist größer und emotionaler. Wie stellst Du Dich darauf ein?

Ich freue mich darauf. Diese Emotionen gehören zum FC und zum Fußball. Auch ich bin ein emotionaler Mensch. Ich freue mich, das auch ein Stück weit ausleben zu können. Es gibt unterschiedliche emotionale Zustände, da gehören auch Wut und Frust einmal dazu. In erster Linie freue ich mich aber natürlich auf die positiven emotionalen Momente und will das aufsaugen.

Warum passt der Mensch Lukas Kwasniok gut nach Köln?

Ich hatte schon ein paar Berührungspunkte mit der Stadt. Diese lebensfrohe Art passt wie die Faust aufs Auge zu mir. Ich freue mich auf diese Lebensfreude und Emotionalität. Ich habe diese Stadt, und so tickt wahrscheinlich auch der Verein, als eine Metropole mit der Herzlichkeit eines Dorfes wahrgenommen.

Welche Berührungspunkte hattest Du denn schon mit der Stadt?

Das beginnt damit, dass meine Uroma in Köln gelebt hat. Als wir nach Deutschland gekommen sind, war ich als kleiner Bub immer wieder in Köln. Auch danach war ich immer mal wieder zu Besuch.

Du hast Parallelen zu einer FC-Legende, die in dieser Woche 40 geworden ist, bist im gleichen Ort wie Lukas Podolski geboren. Mit dieser gleichen Geschichte hast Du seine Weltkarriere sicher intensiv verfolgt, oder?

Es war sicher so, dass man bei Poldi und Miro Klose genauer hingeschaut hat. Bis vor zwei Jahren, als wir ein Testspiel gegen Gornik Zabrze hatten, gab es aber tatsächlich keine persönlichen Berührungspunkte. Seitdem sind wir immer wieder einmal im Austausch und ich habe ihm auch zum Geburtstag eine Sprachnachricht geschickt: „Wir sind beide Zwillinge, haben den gleichen Vornamen, sind im gleichen Ort geboren. Herzlich willkommen im Club der 40er.“ Hut ab, dass er auch in diesem Alter noch der ersten polnischen Liga seinen Stempel aufdrücken kann.

Was sind Deine Interessen neben dem Fußball?

Ich bin ein Fußballverrückter, für den das kein Job, sondern ein Hobby ist. Wenn ich zu Hause bin, schaue ich bei meinem Sohn zu, ansonsten beschäftige ich mich einfach viel mit Fußball. Am besten abschalten kann ich, wenn ich mich von Dokumentationen über große Persönlichkeiten, auch außerhalb des Sports, berieseln lasse. Ich spiele immer mal wieder eine Runde Tischtennis. Darüber hinaus versuche ich die sehr rar gewordene Zeit mit Freunden und Familie zu genießen, zusammen zu sitzen, gemeinsam zu lachen. Mein Credo ist: Egal was ich mache, ich will einfach eine gute Zeit mit den Menschen haben. Ich lache gerne, auch über mich selbst.

Mit welchen drei Worten würden Dich Deine besten Freunde beschreiben?

Positiv-verrückt, ehrgeizig und herzlich.