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Leon Draisaitl: „Das ist wie bei Poldi in Köln“

7.10.2025

Leon Draisaitl – aus Köln zum Eishockey-Weltstar. Im Interview mit dem GeißbockEcho spricht er über seine Karriere und seine Liebe zu Köln und dem FC.

Leon Draisaitl gehört seit Jahren zu den besten Eishockey-Spielern der Welt. Für die Edmonton Oilers hat er inzwischen fast 900 Spiele in der National Hockey League (NHL), der besten Eishockey-Liga der Welt, bestritten und dabei unglaubliche 1.097 Scorerpunkte (451 Tore und 646 Vorlagen) gesammelt. Eines hat sich über all die Jahre nicht verändert: Im Herzen ist Leon Draisaitl ein Kölsche Jung geblieben, der gerne nach Hause kommt und natürlich seinem 1. FC Köln die Daumen drückt. Im Interview mit dem GeißbockEcho spricht der 29-Jährige über seine ersten Begegnungen mit dem FC, Lukas Podolski, den Vergleich zwischen Edmonton und Köln sowie die Entwicklung des deutschen Eishockeys.

Leon, wir möchten mit Dir ein bisschen über Deine FC-Leidenschaft sprechen. Kannst Du Dich noch an Dein erstes Spiel beim FC erinnern?

Leon Draisaitl: Ich weiß nicht, ob ich als ganz kleines Kind einmal im Stadion war. Das erste Mal bewusst hat mich mein Vater mitgenommen, als ich ungefähr acht Jahre alt war. Wenn man in Köln aufwächst, ist der FC am Wochenende das Größte, was man schauen kann.

Was war Dein erstes Trikot?

Ich hatte als Kind sicherlich Trikots, kann mich aber nicht mehr daran erinnern, welcher Spieler hinten drauf war. Poldi hat mir dann einmal ein unterschriebenes Trikot von ihm geschenkt.

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Wie hast Du als Kölscher Jung die Begeisterung der Stadt für ihren FC immer wahrgenommen?

Es ist in Köln unmöglich, den FC nicht mitzubekommen und nicht auf den Zug aufzuspringen. Der FC ist so dominant in der Stadt und reißt die Menschen und Fans einfach mit. Das habe ich gespürt, als ich klein war und auch später, als ich weg aus Köln war. Ich habe den FC immer verfolgt und das hat sich bis heute nicht geändert. Ich bin nach wie vor ein riesiger FC-Fan und freue mich über jeden Sieg.

Hast Du auch selbst einmal Fußball gespielt, oder war aus der familiären Prägung durch Deinen Vater immer klar, dass Du Eishockeyspieler wirst?

Ich war immer ein großer Fußballfan und habe, als ich acht Jahre alt war, auch ein Jahr lang mit dem Eishockey aufgehört und stattdessen Fußball gespielt. Leider nicht beim FC – so gut war ich dann doch nicht (lacht).

Und nach einem Jahr bist Du zum Eishockey zurückgekehrt?

Genau. Ich habe gemerkt, dass das Talent für die große Fußballkarriere nicht reicht und bin zurück zum Eishockey. Heute kann ich sagen, dass es wahrscheinlich die richtige Entscheidung war (schmunzelt).

„Der Respekt vor dem deutschen Eishockey ist enorm gewachsen“

Was hat Dich denn neben dem Talent am Eishockey mehr fasziniert als am Fußball?

Wenn du als Kind mit zwei Jahren schon einen Eishockeyschläger in der Hand hältst, dann schlägst du diesen Weg ein. Ich habe zum Eishockey immer eine große Liebe verspürt. Mir gefällt die Intensität, das schnelle Hin und Her. Es ist immer Action.

Wie sehr freut Dich in diesem Zusammenhang die sehr positive Entwicklung des deutschen Eishockeys in den vergangenen Jahren? Der Sport bekam in Deutschland einen anderen Stellenwert, die Nationalmannschaft hat große Erfolge gefeiert, auch die Haie haben beispielsweise in den vergangenen Jahren Zuschauerrekorde in Europa aufgestellt.

Das bekomme ich natürlich alles auch in Kanada mit. Ich merke: Wenn ich mit großen kanadischen Spielern spreche, ist der Respekt vor dem deutschen Eishockey enorm gewachsen. Das ist das Ergebnis der Erfolge und der guten Arbeit der vergangenen Jahre. Das deutsche Eishockey ist gerade auf einem guten Stand, wir können uns aber auch noch weiter verbessern, damit wir auch in der Breite noch besser aufgestellt sind.

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Wie siehst Du Deine Rolle als Botschafter für die Sportart?

Neben dem Erfolg auf dem Eis war es auch immer ein Ziel von mir, das deutsche Eishockey nach vorne zu bringen. Ob ich und meine Karriere ein Grund dafür sind, kann ich schwer beantworten. Aber wenn ein Kind wegen mir einen Eishockeyschläger in die Hand nimmt, statt beispielsweise Fußball zu spielen, dann macht mich das natürlich sehr happy und ich freue mich, wenn ich meinen Teil zur Entwicklung beitragen kann.

Edmonton und Köln sind ungefähr gleich groß. Köln ist fußballverrückt, Edmonton eishockeyverrückt. Kann man diese Begeisterung vergleichen?

Ja, das kann man eins zu eins so vergleichen. In Kanada ist Eishockey wie eine Religion, an einem NHL-Standort wie Edmonton ist es noch extremer. Das kann man sehr gut mit Köln und dem FC vergleichen.

„Die FC-Fans reisen gerne“

Kennt man den FC in Edmonton?

Das ist eine gute Frage. Ich sehe immer wieder bei Edmonton-Spielen viele FC-Flaggen bei uns in der Arena. Die FC-Fans reisen also allemal gerne und unterstützen mich oder uns. Das ist natürlich sehr schön zu sehen.

Was ist Köln für Dich?

Meine Heimat, wo ich aufgewachsen bin und wo ich Familie und Freunde wiedersehe. Köln gibt mir das Gefühl von zuhause sein. Es gibt Momente, in denen ich das auch ein bisschen vermisse. Ich freue mich immer riesig – und wenn es nur für ein paar Tage ist – wieder in Köln zu sein, meine Familie und meine Jungs zu sehen. Köln wird für immer auf irgendeine Art und Weise mein Zuhause bleiben.

Bist Du inzwischen auch in Edmonton heimisch geworden?

Ich bin seit elf Jahren hier und nach einer so langen Zeit wird es automatisch ein Stück weit ein 1A- oder 1B-Zuhause. Ich fühle mich in Edmonton sehr wohl.

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Was ist vom Leben her anders als in Köln oder Deutschland?

Man kann Kanada und Deutschland schwer miteinander vergleichen. Es ist alles auf eine gewisse Art und Weise anders, die Charaktere und Leute sind anders. Ich bin sehr froh, von beiden Welten ein bisschen etwas mitzubekommen und fühle mich in beiden Städten einfach zuhause und sehr wohl.

Was ist bis heute typisch Kölsch an Dir?

Wenn ich nach Hause komme, freue ich mich am meisten darauf, mit meinen Jungs ein paar Kölsch zu trinken (lacht). Das ist etwas ganz Besonderes für mich.

Kannst Du in Edmonton eigentlich noch in Ruhe auf die Straße gehen oder bist Du dort zu sehr im Fokus?

Man wird natürlich überall erkannt. Das ist wahrscheinlich ähnlich als würde Poldi durch Köln laufen (lacht). Die Menschen feiern einen, sind unfassbar stolz auf das, was man persönlich und mit dem Team erreicht hat. Dabei sind die Leute aber alle sehr respektvoll.

In Deutschland kannst Du wahrscheinlich einfacher auf die Straße gehen, ohne sofort erkannt zu werden?

Ja, das ist auf jeden Fall um einiges ruhiger. Über die Jahre ist es auch mehr geworden, vor allem in Köln. Aber es ist nicht vergleichbar mit Kanada.

„Als Kölscher Jung weiß ich natürlich, wie viel der FC den Menschen zu Hause bedeutet.“

Zurück zum FC: Gibt es besondere Momente, die du mit dem FC verbindest?

Der Poldi hatte mich vor vier Jahren zu einem Spiel eingeladen, in dem der FC den Europapokal klargemacht hat, im letzten Heimspiel gegen Wolfsburg. Das war wild, da kriege ich jetzt gerade noch Gänsehaut. Zu sehen, was das den Menschen bedeutet, das ist schwer in Worte zu fassen. Als Kölscher Jung weiß ich natürlich, wie viel der FC den Menschen zu Hause bedeutet. Es war einfach schön, das live im Stadion mitzubekommen.

Du hast Lukas Podolski angesprochen. Hattest du noch weitere FC-Idole?

Ein richtiges Idol nicht. Poldi war immer ganz oben und ihn dann persönlich kennenzulernen und Kontakt mit ihm zu haben, war schon sehr cool.

Wie intensiv verfolgst Du heute noch das Geschehen beim FC?

Ich schaue mir die Highlights immer an. Die Spiele live zu schauen, kriege ich leider selten hin. Zum einen wegen der Zeitverschiebung und es ist in Kanada generell nicht so einfach, deutsche Fußballspiele am TV zu sehen. Aber wenn ein großes Spiel ist, dann schaue ich sie mir auf jeden Fall immer an. Da finde ich dann auch immer einen Weg (lacht).

Wie sehr freut es Dich, wenn Du vor dem Stanley-Cup-Finale mitbekommst, dass Dir auch aus der Heimat ganz viele Menschen die Daumen drücken und teilweise in der Nacht aufstehen, um mit Dir mitzufiebern?

Das bedeutet mir die Welt, dass die Leute aus meiner Heimat das schätzen und sich dafür interessieren, was ich und meine Mannschaft machen und unsere Spiele verfolgen.

Was hat Dir Deine Kindheit in Köln und die Zeit beim KEC mitgegeben für diese unglaubliche Karriere?

Ich habe diese kölsche Art immer noch ein bisschen in mir drin. Es gab in der Kindheit sehr, sehr viele lehrreiche Momente, die mir mitgegeben haben, wie man sich in einer Mannschaft verhält, wie man sich gegenüber Trainern und Fans verhält. Dinge, die man im Mannschaftssport einfach so mitbekommt, habe ich in Köln gelernt und wende sie bis heute tagtäglich an.

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Was sind die drei wichtigsten Eigenschaften, um es im Sport ganz nach oben zu schaffen?

Zum einen, dass man wirklich Spaß daran hat. Das ist ein bisschen Klischee, aber es stimmt einfach. Ich habe so viele Jungs gesehen, bei denen irgendwann der Spaß verloren gegangen ist – und dann bringst du deine beste Leistung auch nicht mehr aufs Eis. Der zweite Punkt ist die Arbeitseinstellung. Nicht jeder ist der talentierteste Spieler der Welt. Aber ich glaube, dass man mit viel Arbeit und konstanter Arbeit sehr viel wettmachen kann. Als Drittes würde ich Respekt nennen. Respekt vor den Mitspielern, den Gegenspielern, den Trainern und Betreuern. Das hat mir mein Vater immer beigebracht. Es sind so viele Leute, die einem auf einem so langen Weg helfen und die nur das Beste für dich wollen. Du darfst niemals vergessen, wer dir geholfen hat, ob das ein Betreuer, Physio oder Trainer war. Der Respekt diesen Menschen gegenüber ist etwas ganz Wichtiges.

Ihr habt nun zweimal das Stanley-Cup-Finale verloren. Wie schafft man es, als Sportler immer wieder aufzustehen?

Das dauert natürlich ein bisschen, bis man das verarbeitet hat und es schmerzt natürlich. Der Großteil der Sportler freut sich dann einfach, wenn es wieder losgeht und man in der neuen Saison wieder die Chance hat, den Stanley Cup zu gewinnen. Nach einer gewissen Zeit wird es besser und man freut sich wieder darauf. Tut es weh? Klar, gar keine Frage. Aber es gilt, den Kopf hochzunehmen und nach vorne zu schauen. Es geht immer weiter.

Traust Du Euch den großen Triumph in der neuen Saison zu?

Absolut. Ich glaube, dass wir im Sommer gute Sachen gemacht haben. Wir sind um einiges jünger geworden, haben viele sehr, sehr junge und talentierte Spieler dabei. Die Mannschaft ist von Jahr zu Jahr anders und jede Mannschaft hat von Jahr zu Jahr einen anderen Charakter. Ich freue mich sehr darauf zu sehen, was wir für eine Mannschaft werden.

Und was traust Du dem FC in der neuen Saison zu?

Mein größter Wunsch für den FC ist, dass er sich erst einmal wieder etabliert, stabil ist, nichts mit dem Abstieg zu tun hat und sich dann Stück für Stück wieder weiter nach oben arbeitet. Und natürlich hoffe ich wie alle Kölner, dass der FC es wieder mal nach Europa schafft.

Das Interview ist im GeißbockEcho (Ausgabe 1, Saison 2025/26) erschienen. Weitere Hintergrundstorys zum FC lest Ihr hier im geschlossenen Mitgliederbereich.