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FC-Obdachlosensport schenkt Teilnehmenden viel Freude

12.3.2025

Weil Obdachlose oft einen erschwerten Zugang zur Grundversorgung haben und stark unter sozialer Ausgrenzung leiden, hat die FC-Stiftung den FC-Obdachlosensport ins Leben gerufen. Jede Woche besucht eine Übungsleitung der FC-Stiftung die Kontakt- und Beratungsstellen des Sozialdienst Katholischer Männer Köln (SKM), um mit den Teilnehmenden verschiedene Ballsportarten auszuprobieren und gezielte Übungen für die Muskulatur und Mobilität zu machen.

„Das wöchentliche Training gehört inzwischen zu meinem Alltag und gibt mir ein bisschen Struktur. Ich freue mich jede Woche auf diesen Termin“, erklärt Teilnehmer Mark (Name geändert). Vor neun Jahren verliert er erst seinen Job, kurz darauf seine Wohnung. Zunächst kommt er häufig bei Freunden auf der Couch unter, doch mit der Zeit fühlt er sich damit nicht mehr wohl und merkt, dass seine Freunde beginnen, sich von ihm abzuwenden. Immer häufiger gibt es Gründe, aus denen er nicht mehr bei ihnen übernachten darf. Wenig später landet er auf der Straße. Heute gehört ein Besuch in den Kontakt- und Beratungsstellen für den 43-Jährigen zu seinem Alltag. Dort kann er der Straße für ein paar Stunden entfliehen, duschen, etwas essen und Unterstützung durch die Sozialarbeitenden erhalten.

Das neue Sportkonzept

Im Frühjahr 2023 reifte in der FC-Stiftung erstmalig der Gedanke, obdach- und wohnungslose Menschen aus Köln über den Sport zu erreichen. Überlegung war es, die Aktivität der Teilnehmenden zu fördern und mit Hilfe des Sports den sozialen Austausch und ein Gemeinschaftsgefühl zu fördern. Um das Projekt fundiert aufzubauen gewann die FC-Stiftung die Deutsche Sporthochschule Köln (DSHS) als kompetenten Kooperationspartner.

Die DSHS entwickelte im Rahmen einer Projektarbeit im Masterstudiengang Rehabilitation und Gesundheitsmanagement (RGM) unter Leitung von Frau Prof. Brixius und mit Unterstützung des Vereins „Helping Hands Cologne“ und des SKM ein Konzept für Sportangebote für obdach- und wohnungslose Menschen. So flossen sowohl wissenschaftliche Erkenntnisse als auch praktische Erfahrungen und Beobachtungen in das Konzept ein. Auf dieser Grundlage entstand ein sportliches Angebot, an dem alle Teilnehmenden, unabhängig von ihrer Fitness oder sportlichen Vorerfahrung, partizipieren können.

Im Anschluss an die Entwicklung des Konzepts startete eine erste praktische Erprobung des Sportangebots. Im Sommer 2024 bot der SKM erstmals Sporteinheiten in der Kontakt- und Beratungsstelle am Hauptbahnhof an. Auch wenn die Teilnehmenden dem Angebot zu Beginn skeptisch gegenüberstanden, war das Feedback hinterher sehr positiv. Es wurde schnell deutlich, dass die Förderung des sozialen Austauschs und die Bildung einer Gemeinschaft, die sich vor allem durch lebhafte Gespräche und die Etablierung einer festen Sportgruppe zeigte, zentraler Bestandteil der Einheiten war. Zudem stellte sich eine Steigerung der Aktivität ein. Von Anfang an stand Tischtennis hoch im Kurs, weil viele der Teilnehmenden entweder schon Erfahrungen in der Sportart mitbrachten oder sie schnell erlernten. Tischtennis eignet sich zudem für jedes Fitnesslevel, schont die Gelenke, ist auch mit einer geringen Personenanzahl spielbar und macht den Teilnehmenden viel Spaß.

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Ausweitung der Angebote

Das Angebot am Hauptbahnhof hat sich zu einer festen kleinen Sportgruppe entwickelt und läuft inzwischen unabhängig von der FC-Stiftung. Jeden Dienstag kommen Obdach- und Wohnungslose zusammen und spielen gemeinsam Tischtennis. Diese nachhaltige Etablierung des Angebots ist genau das, was die FC-Stiftung mit ihrer Initiative erreichen möchte.

Nach dem erfolgreichen Pilotprojekt ist die FC-Stiftung an weitere Einrichtungen herangetreten. Seit Herbst 2024 finden regelmäßige Einheiten in Einrichtungen des SKM statt, darunter die Kontakt- und Beratungsstelle „Rochus“ in Ehrenfeld und das SKM-Wohnhaus „Haus Schmalbeinstraße“. Auch hier wird das Sportangebot begeistert angenommen. Nach der Vorstellung des Sportprogramms meldete sich einer der Teilnehmenden zu Wort: „Ich finde es toll, dass ihr extra zu uns kommt, um mit uns Sport zu machen. Wir sind eine Randgruppe und werden nicht oft gesehen. Vielen Dank deshalb an euch!"

Die Angebote in den Einrichtungen zeigen, dass der Sport für die Obdachlosen nicht nur eine Möglichkeit zur Bewegung bietet, sondern auch dazu beiträgt, Routine in ihren Alltag zu bringen und den eigenen psychischen Gesundheitszustand zu fördern. Inzwischen hat sich auch im „Rochus“ eine feste Gruppe mit bis zu sechs Teilnehmenden gebildet.

Einmal in der Woche findet in jeder Einrichtung ein vielfältiges Bewegungsangebot statt, das sowohl Gymnastik, Ballspiele sowie gezielte Koordinations- und Muskelübungen beinhaltet. Wichtig ist vor allem, dass die Teilnehmenden Freude an der Aktivität haben – und auch hier fällt genau wie in der Einrichtung am Hauptbahnhof die Wahl häufig auf Tischtennis. Nach einer der Trainingseinheiten kam ein Teilnehmer auf die Trainerin der FC-Stiftung zu, bedankte sich bei ihr und sagte: „Heute habe ich seit langer Zeit endlich mal wieder gelacht.“

Neben den Angeboten in den Einrichtungen ermöglicht die FC-Stiftung den Teilnehmenden die Teilnahme an verschiedenen FC-Veranstaltungen wie dem Weihnachtsessen und dem Frühlingsbrunch im Rahmen der FC-Obdachlosenhilfe sowie Stadionbesuche bei Spielen der Herren-, der Frauen und der U-Mannschaften, um Teil der FC-Familie zu werden.

Der Blick in die Zukunft

Das Projekt wird stetig weiterentwickelt und immer wieder auf die Probe gestellt. Die ersten Erfolge zeigen jedoch deutlich, dass das Konzept aufgeht. Um noch mehr Menschen zu erreichen und den Obdachlosensport weiter zu etablieren, sind zukünftige wissenschaftliche Untersuchungen durch die DSHS sowie die Erweiterung des Angebots auf weitere Einrichtungen und Standorte vorgesehen.

Das Ziel ist es, ein langfristig tragfähiges Konzept zur Verbesserung der Lebensqualität und Stärkung der Gesundheit zu entwickeln. Die Sporteinheiten sollen zu einem festen Bestandteil des Alltags der Teilnehmenden werden. Die Pilotphase des FC-Obdachlosensports wird von dem DFL e.V. mithilfe des Pools zur Förderung innovativer Fußball- und Fankultur (PFiFF) gefördert. Fragen zum Projekt beantwortet die FC-Stiftung (stiftung@fc-koeln.de).

FC-Obdachlosensport und seine Bedeutung auf einen Blick

Die regelmäßigen Sporteinheiten bringen den Teilnehmenden viele Vorteile. Körperliche Bewegung ist nicht nur ein Weg zur physischen Gesundheit, sondern hilft dabei, den Alltag zu regulieren und eine stabile Routine zu schaffen. Besonders für Menschen, die auf der Straße leben, ist dies ein entscheidender Faktor. Bewegung stärkt das Immunsystem, fördert die Kondition, und hilft dabei, das Selbstwertgefühl zu steigern. Zudem fördert die Teilnahme an Teamaktivitäten wie Tischtennis oder modifizierten Ballspielen das Gruppen- sowie das Zugehörigkeitsgefühl.

Allerdings gehen die positiven Auswirkungen über die physischen Aspekte hinaus. Mit Jonglierübungen werden auch Konzentration, Reaktionsfähigkeit und Feinmotorik geschult. Als wichtiges Element rückt außerdem der soziale Austausch während der Einheiten in den Mittelpunkt. Dieser stärkt die Gemeinschaft und sorgt für eine verbesserte psychische Gesundheit. Einige Teilnehmende berichteten, dass sie nach den Einheiten das Gefühl hatten, wieder zu sich selbst zu finden und durch den Austausch mit anderen ihre Sorgen für eine Weile vergessen konnten. Die Gruppendynamik, die durch gemeinsame Aktivitäten entsteht, trägt zudem dazu bei, das Gefühl der Isolation zu überwinden. Die FC-Stiftung hat bewusst den Schritt gewagt, den FC-Obdachlosensport bei sich in die Projekte aufzunehmen. Das Projekt ist ganz klar darauf ausgelegt, dass sich die damit verbundene Arbeit, ab der ersten teilnehmenden Person lohnt, die durch das Programm einen positiven Effekt erfährt.