
Pacarada: „Das hat etwas mit der Mannschaft gemacht“
Leart Pacarada fehlte am vergangenen Wochenende aufgrund seiner Gelb-Sperre beim Auswärtsspiel in Karlsruhe. Im Interview mit fc.de blickt er auf die aktuelle Situation des 1. FC Köln in der 2. Bundesliga, er spricht über Selbstvertrauen und Mut, über die Kommunikation innerhalb des Teams und die Wucht im Offensivspiel. Zudem blickt der gebürtige Aachener auf den Rosenmontagszug zurück, bei dem er auf dem FC-Wagen dabei war.
Leart, Du durftest auf dem FC-Wagen am Rosenmontagszug teilnehmen. Wie war dieses Erlebnis für Dich?
Leart Pacarada: Ich durfte das erste Mal dabei sein. Die Gegebenheiten waren super. Alle waren gut drauf, die Sonne schien den ganzen Tag, es war sehr viel los, wir hatten eine tolle Zeit. Die Erwartungen wurden auf jeden Fall erfüllt.
Welches Gefühl ist es, wenn Du stundenlang durch die Kölner Straßen fährst und Dir die Leute zujubeln?
Es ist ein unbeschreibliches Gefühl. Etwas, das man nicht alle Tage erlebt und was sich viele Menschen einmal wünschen würden. Deshalb weiß man das sehr zu schätzen, wenn die Leute einem zujubeln. Das fühlt sich in diesem Moment auch gar nicht nach Stunden an, sondern die Zeit verfliegt.
Wie war bislang Dein Verhältnis zum Karneval?
Ich bin in Aachen geboren und habe die meisten Jahre meiner Jugend hier in der Region verbracht. Aber ich habe es ein bisschen verpasst, den Karneval richtig aufzusaugen oder mitzunehmen. Das kam erst in den vergangenen Jahren. Ich kann verstehen, warum das die Menschen in der Stadt so mitzieht. Der Karneval ist etwas ganz Besonderes.

Nicht gut verlief am Karnevalswochenende allerdings das FC-Spiel in Karlsruhe. Du warst gelb-gesperrt, wie hast Du die 0:1-Niederlage verfolgt?
Ich habe es zu Hause mit meinem Papa im Fernsehen geschaut. Es lief sicher nicht so wie wir es uns vorgestellt hatten. Es war keine verdiente Niederlage, sondern unglücklich. Das Glück ist gerade nicht ganz auf unserer Seite, aber dennoch müssen wir auch in vielen Facetten unseres Spiels zulegen. Wir können mehr, das wissen wir alle. Wir sind die größten Kritiker von uns selbst.
In welchen Facetten gilt es insbesondere zuzulegen?
Wir stehen defensiv sehr ordentlich, lassen wenig zu. Jetzt gilt es, wieder eine Power nach vorne zu entwickeln. Dass sich nicht nur der Ballbesitz erhöht, sondern wir auch eine Dominanz weiter vorne ausüben, den Gegner unter Druck setzen, mit und ohne Ball eine richtige Wucht entwickeln. Das sollte der nächste Schritt sein. Qualitativ bringt die Mannschaft das allemal mit. Jeder hat genug Grund, mit Selbstvertrauen in die Spiele zu gehen.
Du nennst den Begriff Selbstvertrauen. Gehört darauf aufbauend auch der Mut dazu, gerade in der Offensive, in Eins-gegen-eins-Duellen wieder mutiger zu sein?
Es ist sicher auch der Mut. Dazu gehört das Bewusstsein, dass gerade im vorderen Drittel Fehler durchaus erlaubt sind. Wir haben einen Trainer und ein Trainerteam, das uns viele Abläufe und taktische Sachen mit auf den Weg gibt. Wir sind da bestens vorbereitet. Trotzdem haben wir die Freiheiten, uns gerade vorne zu entfalten. Diese müssen wir nun beim Schopfe packen und jeder muss an sich selbst glauben, mutig sein und sich auch einmal erlauben, einen Fehler zu machen. Denn nur so kreierst du auch Chancen.
Wie hast Du die Entwicklung wahrgenommen von einer Mannschaft, die zu Saisonbeginn sehr offensiv aufgetreten ist und viele Chancen hatte, hin zu einer Mannschaft, die sich aktuell schwertut, offensiv gefährlich zu werden?
Die ersten Wochen war es ein Hurra-Fußball, es ging rauf und runter. Auf dem Platz hat das teilweise extrem viel Spaß gemacht. Nur leider haben zu dieser Zeit die Punkte gefehlt. Das finde ich in dem Sinne unglücklich, weil nur Nuancen gefehlt haben, Fehler wurden schnell und einfach bestraft, die Gegentore sind teilweise auch sehr unglücklich gefallen. Wenn die Ergebnisse fehlen, wird zwangsläufig versucht etwas zu ändern. Mit der Dreierkette ist es gelungen, dass wir sehr stabil standen und stehen. Erst wurden wir für den offensiven Fußball gelobt, dann für die fehlenden Ergebnisse kritisiert. Dann haben wir eine Zeit lang auf maximalen Ertrag gespielt. Aber wirklich Recht machen kann man es wahrscheinlich nie allen. Es geht jetzt darum, genau die Mischung und Balance zu finden zwischen attraktivem Fußball, der in der Mannschaft steckt, und der defensiven Stabilität.

Es sind noch zehn Spiele. Wie geht Ihr als Mannschaft in diese letzte Phase der Saison?
Es wird viel geredet. Die Kommunikation in der Mannschaft ist sowieso immer da, in den vergangenen Tagen aber umso mehr. Ich habe das Gefühl, dass dieses Karlsruhe-Spiel etwas mit der Mannschaft gemacht hat. Etwas, das für die kommenden Tage, Wochen und Monate sehr positiv sein kann. Es hat wieder klick gemacht und man hat sich daran erinnert, wozu wir eigentlich imstande sind. Das Selbstvertrauen ist da und der Glaube, dass wir die nächsten zehn Spiele nicht nur gut, sondern auch erfolgreich bestreiten werden. Dieser Glaube steckt maximal in der Mannschaft und im Trainerteam. Der Trainer ist jemand, der uns gerne auch im Boot hat, der viel redet, im offenen Austausch mit uns ist. Wir gehen da alle zu 100 Prozent in die gleiche Richtung. Wir reden viel, analysieren viel, jetzt müssen wir es wieder auf den Platz bringen.
Die nächste Möglichkeit dafür ist Ulm. Trotz der Tabellenkonstellation kein zu unterschätzender Gegner, oder?
Absolut nicht. Es ist typisch: Der große 1. FC Köln reist zum Aufsteiger, der Platz ist vielleicht nicht der beste, das Stadion nicht das modernste. Genau das sind Spiele, die du auf deine Seite ziehen musst. Diese Spiele gewinnst du nicht nur mit schönem Hurra-Fußball, sondern vor allem im Kopf mit der richtigen Einstellung und der richtigen Mentalität zum Spiel. Wir haben in den letzten Tagen und Wochen viel geredet. Jetzt gilt es einfach, diese Wucht und Dominanz auf den Platz zu bringen. Dann bin ich davon überzeugt, dass wir mit drei Punkten wieder nach Köln kommen.