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Parallelen mit einer United-Legende

31.5.2025

In der Winterpause wechselte Aurora Mikalsen zum 1. FC Köln. Die Torhüterin hat in ihrer Karriere schon einiges erlebt – unter anderem bei einem Weltclub wie Manchester United. Hier spricht sie über besondere Verbindungen und warum sie in Deutschland zu keinem anderen Club als dem FC gewechselt wäre.

Aurora Mikalsen steht seit Januar im Tor der FC-Frauen. Die norwegische Nationaltorhüterin stammt aus dem norwegischen Kristiansund. Die 29-Jährige ist allerdings nicht die Einzige, die den Sprung von der Hafengemeinde an der norwegischen Atlantikküste auf die europäische Fußballbühne geschafft hat. Manchester United-Legende Ole Gunnar Solskjær kommt ebenfalls aus Kristiansund, der Gemeinde mit circa 25.000 Einwohnern. Die Wege der beiden Ausnahmefußballer sollten sich später sogar ein weiteres Mal kreuzen.

Mikalsen fand als junges Mädchen bei Clausenengen FK ihren Weg zum Fußball, derselbe Club, der auch Solskjærs Jugendverein war. „Meine Freunde haben gespielt, also wollte ich es auch ausprobieren. Am Anfang war ich Mittelfeldspielerin bei den Jungs. Bei einem Spiel hatte ich auf der Bank auf meine Einwechslung gewartet, als sich unser Torhüter verletzte. Ich übernahm seine Position, hatte direkt ein paar gute Paraden und fing an das Torwartspiel zu lieben.“ Ihre Fähigkeiten entwickelte sich weiter, ihr Talent wurde zu einer Stärke. Bei Arna-Bjørnar feierte sie mit 17 Jahren ihr Debüt in der höchsten norwegischen Spielklasse. Im Jahr 2016 wechselte sie innerhalb Norwegens zu Kolbotn IL und wurde dort Stammkeeperin.

Den nächsten großen Sprung in ihrer Karriere machte sie drei Jahre später. Der englische Topclub Manchester United wurde auf Mikalsen aufmerksam und holte sie in die Women’s Super League, die höchste Spielklasse in England. „Als das Angebot von Man United kam, musste ich zuschlagen. Ich war als kleines Mädchen United-Fan, auch weil Ole Gunnar Solskjær aus meiner Heimat kommt. Zu diesem Verein zu wechseln war für mich ein Traum, der wahr geworden ist.“

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Austausch mit ManU-Legende Solskjær

Während sich Mikalsen darauf spezialisierte Tore zu verhindern, wurde Solskjær von 1996 bis 2007 bei Manchester United zu einer Tormaschine mit 92 Treffern in 235 Spielen. Besonders den Fans von Bayern München ist Solskjær in schmerzhafter Erinnerung, da er United im Finale der Champions League gegen den deutschen Rekordmeister 1999 kurz vor Spielende zum Titel schoss und die Bayern ins Tal der Tränen stürzte. „Ich hatte mit Ole Gunnar Solskjær zum ersten Mal richtig gesprochen, als ich in Manchester ankam. Er hat mich ganz herzlich eingeladen und wir haben ein gemeinsames Interview für eine Zeitung gegeben, weil es natürlich nicht gewöhnlich ist, dass zwei Profifußballer aus der gleichen norwegischen Gemeinde kommen. Seine Tochter Karna spielte ebenfalls für United in meiner Mannschaft. Zu der Zeit war Ole Gunnar Solskjær Trainer der männlichen Profis, stand dadurch öffentlich sehr im Fokus. Ich war neu und wollte möglichst schnell meine neue Mannschaft kennenlernen, deswegen hatten wir in dem Jahr beide viel zu tun.“

Ein Jahr spielte Mikalsen für United und wurde am Ende der Saison mit dem englischen Spitzenclub Vierter. „Ich war 23 Jahr jung, als ich nach England gegangen bin. Das war ein riesiger Schritt für mich. Ich habe in dieser Zeit viel gelernt über Professionalität im Sport und über den Club, der in England sehr besonders ist. Ich habe mit Mary Earps zusammengespielt, die eine der besten Torhüterinnen auf der Welt ist und konnte mich dort weiterentwickeln“, erklärt Mikalsen. Nach einem Jahr in Manchester holten die Tottenham Hotspur die norwegische Keeperin mit der Aussicht auf mehr Spielzeit. Allerdings war die Welt beeinflusst durch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen. „Keiner wusste, wie sich der Fußball unter Corona weiterentwickeln würde. Für mich war das nach dem Jahr bei Tottenham der richtige Zeitpunkt in meine Heimat zu meiner Familie und meinen Freunden zurückzukehren“, erzählt Mikalsen.

Der SK Brann (ehemals IL Sandviken) verpflichtete Mikalsen als neue Nummer Eins. Dort erlebte sie von den Titeln her ihre erfolgreichste Zeit. Gleich in ihrer ersten Saison gewann sie mit ihrem Team die norwegische Meisterschaft. Ein Jahr später holte sie mit Brann sogar das Double aus Meisterschaft und Pokal. Zudem debütierte sie im Jahr 2022 für die norwegische A-Nationalmannschaft im Spiel gegen Portugal. „Ich war unglaublich glücklich, als ich mein erstes Spiel für Norwegen machen durfte. Das war ein besonderer Moment für mich und meine Familie. Davon hatte ich immer geträumt und lange hart dafür gearbeitet“, sagt Mikalsen.

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Ein weiterer Traum erfüllte sich bei der Weltmeisterschaft 2023. Mikalsen stand bei allen vier Partien der Norweger im Tor, unter anderem beim Eröffnungsspiel vor über 42.000 Zuschauer gegen Gastgeber Neuseeland. Die Gruppenphase überstand Norwegen, scheiterte dann aber im Achtelfinale an Japan. Mikalsen mag die Länderspiele und die internationalen Begegnungen. Mit Brann spielte sie in der Champions League, im Viertelfinale 2024 trat sie in zwei Duellen gegen den FC Barcelona an, hielt stark, konnte aber das Ausscheiden gegen Europas beste Mannschaft nicht verhindern, die sich am Saisonende auch wieder den Champions-League-Titel sicherte. Brann wurde am Ende der Saison Vizemeister der norwegischen Liga und für den 1. FC Köln bot sich die Gelegenheit Mikalsen im Januar 2025 nach Köln zu holen.

„Zu einem anderen Club in Deutschland wäre ich nicht gewechselt“

„Ich war bereit für ein neues Abenteuer“, sagt Mikalsen, wobei sie etwas Bedenken hatte, in die deutsche Bundesliga zu gehen. „Ich hatte häufig gehört, dass Deutsche eher etwas kühler sind und sehr an ihren Strukturen und ihrer Ordnung festhalten. Von meinem Berater und meinem Bruder, der hier studiert hatte, habe ich aber erfahren, dass Köln und die Menschen hier anders sind. Und dass der FC ein besonderer Club mit tollen Fans ist. Zu einem anderen Club in Deutschland wäre ich nicht gewechselt.“

Die Vorschusslorbeeren gegenüber Köln wurden schnell bestätigt. „Ich wurde sehr herzlich aufgenommen, alle beim FC waren sehr hilfsbereit und ich habe mich sofort wohlgefühlt“, erklärt Mikalsen. Auch ihr neues Team überzeugte die Torhüterin auf Anhieb. Mit fantastischen Paraden sicherte sie bei ihrem Bundesligadebüt den FC-Frauen beim 0:0 einen Punkt gegen den Favoriten VfL Wolfsburg. FC-Cheftrainerin Britta Carlson lobte: „Wir hatten heute eine Torfrau, die manchmal auch die fast unhaltbaren Bälle gehalten hat. Sie ist kommunikativ stark, ist eine Leaderin, die gleich Verantwortung übernimmt und hat seit ihrem ersten Tag an versucht, Deutsch zu sprechen. Sie ist eine Persönlichkeit, eine sehr erfahrene Torhüterin, die schon Champions League gespielt hat.“

Gegen Wolfsburg lernte Mikalsen beim Heimspiel im Franz-Kremer-Stadion auch die FC-Fans kennen. „Im Nachhinein war es das perfekte Spiel für mein Debüt, zu Hause vor den FC-Fans. Ich war sehr glücklich, dass wir als Mannschaft so ein gutes Spiel gegen Wolfsburg gemacht haben.“ Torwarttalent Paula Hoppe rückte dadurch zunächst auf die Bank. Torwarttrainer Marc Ernzer erklärt: „Paula ist noch sehr jung, ich glaube, es tut ihr sehr gut, eine erfahrene Torhüterin wie Aurora an ihrer Seite zu haben, von der sie viel lernen kann, gerade in Sachen Professionalität und Kommunikation auf dem Platz. Und man muss sagen, dass die beiden ein super Team bilden und sich gegenseitig auch im Training sehr unterstützen und pushen.“

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Federers Motto

Vorbildlich ist auch Mikalsens Umgang mit möglichen Fehlern im Spiel. „Das Entscheidende ist immer, Fehler möglichst schnell abzuhaken und seinem Team wieder zu helfen. Sie passieren jedem und wenn einem Torwart ein Fehler passiert, ist er für alle sichtbar. Tennisspieler Roger Federer hat mal gesagt, dass Perfektion im Leistungssport nicht möglich ist. Die erfolgreichen Sportler unterscheiden sich von anderen meist darin, wie schnell sie Rückschläge verarbeiten und sich auf das konzentrieren können, was als Nächstes kommt. So versuche ich das auch anzugehen, auch wenn ich mich bei Gegentoren immer sehr ärgere. Es darf die weiteren Spielminuten nicht negativ beeinflussen. Im Nachgang analysiere ich das Spiel anschließend mit unserem Torwarttrainer und versuche aus jedem Spiel zu lernen.“

Eine ganz besondere Partie erlebte Mikalsen am 16. Spieltag der Google Pixel Frauen-Bundesliga. Die FC-Frauen empfingen den deutschen Meister FC Bayern München zum Highlightspiel im RheinEnergieSTADION. Bereits zweimal hatten die FC-Frauen in den beiden Jahren zuvor ein Spiel im großen Stadion ausgetragen und auch bei der dritten Auflage strömten wieder zahlreiche Fans nach Müngersdorf. 35.711 Besucherinnen und Besucher sorgten für ein Fußballfest und einen neuen Zuschauer-Saisonrekord. „Das war absolut beeindruckend“, sagt Mikalsen. „Vor dieser riesigen Kulisse zu spielen, war etwas ganz Besonderes und zeigt, wie viel Potenzial im Frauenfußball steckt.“

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Potenziale, die die deutsche Bundesliga noch nicht so gut nutzt wie die englische Women’s Super League. „Die Bundesliga war eine lange Zeit die stärkste Liga der Welt. Aber mittlerweile ist die englische Liga weit voraus. Sie haben sehr viel investiert, schaffen Top-Bedingungen für die Fußballerinnen und holen die besten Spielerinnen der Welt. Es wird nicht einfach, das wieder aufzuholen“, vermutet Mikalsen und ergänzt: „Ich bin aber auch beeindruckt davon, welch eine hohe Priorität der Frauenfußball beim FC genießt und wie sich alle dafür einsetzen, dass wir in Zukunft erfolgreich sind. Bei Man United waren die männlichen und weiblichen Profis voneinander getrennt. Hier nutzen wir die gleiche Athletikhalle, begegnen uns am Geißbockheim vor und nach den Trainingseinheiten. Das ist wirklich außergewöhnlich und bestätigt mir, in was für einem besonderen Club ich im Tor stehen darf.“

Das Porträt über Aurora Mikalsen ist zuerst im GeißbockEcho (Ausgabe 4, Saison 2024/25) erschienen. Weitere Hintergrundstorys zum FC lest Ihr hier im geschlossenen Mitgliederbereich.