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Rutemöller: „Spiele gegen italienische Clubs waren immer besonders“
Am Samstag, 9. August, empfängt der 1. FC Köln um 15.30 Uhr den Champions-League-Teilnehmer Atalanta Bergamo im RheinEnergieSTADION. Die bislang einzigen Partien zwischen den beiden Clubs liegen 35 Jahre zurück, als sich der FC in der Saison 1990/91 im Achtelfinale des UEFA-Cups geschlagen geben musste. Im Interview mit fc.de erinnerte sich der damalige Cheftrainer Erich Rutemöller an die Partien und die Spielzeit zurück.
Herr Rutemöller, bei den bislang einzigen Duellen gegen Atalanta Bergamo standen Sie an der Seitenlinie. Können Sie sich noch an die beiden Spiele erinnern?
Erich Rutemöller: Ich kann mich nicht mehr an allzu viele Szenen erinnern, die Spiele liegen schon weit zurück. Ich weiß noch, dass wir das Hinspiel in Italien mit 0:1 verloren haben.
Genau, das Hinspiel in Bergamo ging knapp verloren. Doch schon in der Runde zuvor konnte ihre Mannschaft in Bratislava einen Rückstand drehen. Wie ging Ihre Mannschaft das Rückspiel in Müngersdorf an?
Die Hoffnung, dass wir den Rückstand noch einmal drehen können, steckte natürlich in uns. Ich erinnere mich noch an Claudio Caniggia, Bergamos argentinischen Starspieler, auf den wollten wir genau aufpassen. Das Spiel endete dann 1:1 - selbstverständlich wären wir gerne weitergekommen.

Wo ordnen Sie die Spiele gegen Bergamo in ihrer Karriere ein?
Durch die Entlassung von Christoph Daum wurde ich vor der Saison als Trainer der Amateure kurzfristig zum Cheftrainer der Profis befördert. Dank Christoph Daum war die Mannschaft für den Europapokal qualifiziert. Das waren für mich in meiner ersten Saison besondere Ereignisse. Ich weiß noch, dass wir uns über das Weiterkommen in Bratislava unglaublich gefreut haben. Der Einzug ins Achtelfinale war ein großer Erfolg für uns. Dann kam auch noch Bergamo – Spiele gegen italienische Clubs waren schon immer sehr besonders.
Ein paar Monate später standen mit Inter Mailand und der AS Rom auch zwei weitere italienische Mannschaften im Finale des UEFA-Cups. War die Serie A damals das Maß aller Dinge?
Exakt! Die Serie A war zu der Zeit das Nonplusultra. Die Italiener waren bei Welt- und Europameisterschaften sowie im Vereinsfußball immer vorne dabei. Ich denke da an die Mailänder Clubs oder Juventus Turin. Die italienische Liga war mit vielen Topmannschaften bestückt.

Auch heute noch sind italienische Mannschaften im Europapokal nur schwer zu schlagen. Bergamo gewann 2024 die Europa League, Inter stand vor wenigen Monaten im Champions-League-Finale. Warum sind italienische Clubs international so schwer zu schlagen?
Sowohl die Spieler als auch die Trainer sind exzellent ausgebildet. Sie sind sehr diszipliniert und mit allen Wassern gewaschen. Wenn du gegen einen italienischen Club ein Gegentor schluckst, hast du fast schon verloren.
Sie haben schon angeschnitten, wie Sie den Cheftrainerposten übernommen haben. Heute kommt es immer wieder vor, dass der Trainer der zweiten Mannschaft zum Trainer der Profis aufsteigt. Damals sah das noch anders aus, richtig?
Zu der Zeit war das eine absolute Seltenheit. Das Trainerwesen hat sich auch in dieser Hinsicht stark verändert. Es war eine Sensation, dass der Trainer der Amateure die Bundesliga-Mannschaft übernahm. Deswegen kam es für mich auch aus heiterem Himmel, als mich der damalige Geschäftsführer Wolfgang Schänzler fragte, ob ich mir das vorstellen könnte. Dazu gab es noch das Problem, dass ich parallel als Dozent an der Sporthochschule gearbeitet habe. Dort konnte ich mich glücklicherweise für zwei Jahre beurlauben lassen.
Wie haben Sie die Saison persönlich erlebt?
Ich würde sie als eine Saison mit Höhen und Tiefen beschreiben. Erstmal war es enttäuschend, dass wir uns nicht für einen europäischen Wettbewerb qualifizieren konnten. Am letzten Spieltag brauchte es dafür einen Sieg, allerdings haben wir die Partie gegen Kaiserslautern, das in dieser Saison Meister wurde, verloren. Das Abschneiden in der Liga wurde jedoch von unseren herausragenden Leistungen im DFB-Pokal in den Schatten gestellt. Dort sind wir bis ins Endspiel vorgedrungen, was ein überragendes Erlebnis war. Leider mussten wir uns im strömenden Regen Werder Bremen nach Elfmeterschießen geschlagen geben. Trotz der Enttäuschungen war die Saison eine riesige Erfahrung für mich und hat mir für meine weiteren Stationen sehr geholfen.

Blicken wir auf die damalige Mannschaft: Erinnern Sie sich an besondere Typen? Wer waren Ihre Schlüsselspieler?
Mucki Banach war damals ein großes Talent und auf dem Sprung in die Nationalmannschaft. Das weiß ich, weil Berti Vogts als früherer U21-Nationaltrainer die A-Mannschaft des DFB übernahm und ihn immer auf dem Schirm hatte. Noch heute klopfe ich mir selbst auf die Schulter, weil ich Falko Götz erfolgreich vom Stürmer zum Libero umschulte. Zu unserem damaligen Kapitän Pierre Litbarski pflege ich bis heute einen guten Kontakt. Leider fiel er mit einem Kreuzbandriss einen Großteil der Saison aus. Erst zum Ende der Spielzeit war er wieder fit und half uns bis ins Pokalfinale vorzustoßen. Bei Olaf Janßen und Hansi Flick zeichnete sich schon damals ab, dass in ihnen auch ein guter Trainer steckt. Sie stellten viele Fragen und waren vor allem an den taktischen Elementen sehr interessiert.
Am kommenden Wochenende wird der FC nun also zum zweiten Mal in Müngersdorf auf Bergamo treffen. Wie werden Sie das Spiel verfolgen?
Ich werde im Stadion sein und freue mich schon richtig auf das Spiel. Ich erinnere mich an das Testspiel gegen den AC Mailand vor ein paar Jahren zurück. Das wird mit Sicherheit ein ähnlich schönes Erlebnis.

Seit 1990 hat sich in Müngersdorf viel getan. Ist die Stimmung im Stadion heute anders als früher?
Wie sich diese Dinge gedreht haben, können sich die jüngeren Fans wahrscheinlich gar nicht vorstellen. Die Tribüne waren nur zu besonderen Spielen reichlich gefüllt, ausverkauft war das alte Müngersdorfer Stadion noch seltener. Das Verhalten der Fans hat sich stark gewandelt. Früher war man auf den Rängen deutlich zurückhaltender. Heute wird ganz anders angefeuert, da wird die Mannschaft ja nicht nur aus der Südkurve unterstützt.
Diesmal ist es nur ein Testspiel, dafür aber das letzte, bevor die Saison eine Woche später startet. Macht es das aus Trainersicht nochmal spezieller als andere Tests während der Vorbereitung?
Ich muss grundsätzlich loben, wie der FC die Vorbereitungszeit aufbaut. Dass man die Qualität der Gegner langsam steigert, ist genau der richtige Weg. Jetzt hat man mit dem Spiel gegen Bergamo vor dem ersten Pflichtspiel noch einen richtigen Höhepunkt, bei dem sich auch zeigen wird, wer ein Kandidat für die Startelf ist.
Beim FC hat sich in der Sommerpause viel bewegt. Wie sehen Sie die Mannschaft aktuell und was trauen Sie ihr in der neuen Saison zu?
Ich habe fast jedes Vorbereitungsspiel gesehen und werde immer optimistischer. Ich glaube auch wegen der Verstärkungen, dass wir eine sehr stabile Mannschaft haben und eine gute Rolle in der Bundesliga spielen können. Da hat Thomas Kessler bislang hervorragende Arbeit geleistet.