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Sebastian Stolze: „Wollen ein anderes Gesicht zeigen“

16.8.2025

Im DFB-Pokal gegen den 1. FC Köln – das ist für den SSV Jahn Regensburg und für Sebastian Stolze nichts Neues. Genauso wie der Jahn trifft auch Stolze am kommenden Sonntag (15.30 Uhr) zum dritten Mal in den vergangenen vier Jahren im Pokal auf den FC. Stolze zog mit dem Jahn 2021 nach Elfmeterschießen ins Viertelfinale ein, vergangene Saison scheiterte er in der ersten Runde mit dem SV Sandhausen in der Verlängerung knapp an den Kölnern. Im Interview spricht Stolze, der in diesem Sommer nach vier Jahren zum SSV Jahn zurückgekehrt ist, über den Saisonstart der Jahnelf, seine persönliche Entwicklung und seine Erinnerungen an die Duelle mit dem FC.

Sebastian, nach vier Jahren bist Du zum SSV Jahn Regensburg zurückgekehrt. Wie fühlt es sich an, wieder beim Jahn zu sein?

Sebastian Stolze: Sehr, sehr schön. Ich habe mich sehr über den Anruf gefreut und wusste sofort, dass ich das machen möchte. Von daher ging alles relativ schnell über die Bühne. Es hat sich für mich komisch angefühlt, als ich mit Hannover und Sandhausen im Jahnstadion Regensburg zu Gast war und nicht die Jahn-Farben getragen habe. Jetzt fühlt es sich wieder super an.

Was hat sich in den vier Jahren beim Jahn getan, in denen Du nicht da warst?

Es sind viele neue Gesichter, die ich nun kennengelernt habe. Es ist im Fußball normal, dass über einen Zeitraum von vier Jahren viele Personalien wechseln. Aber dennoch sind auch noch viele bekannte Gesichter da, bei denen ich mich gefreut habe, sie wiederzusehen. Im Kern hat sich im Verein nicht viel verändert, die Strukturen sind noch die gleichen und der Verein steht für dieselben Werte wie zu meiner ersten Zeit.

Inwieweit hast Du Dich in der Zeit entwickelt und bist heute ein anderer Sebastian Stolze als bei Deinem Abschied vor vier Jahren?

Ich bin ein bisschen variabler geworden, was die Position betrifft. Zudem habe ich einen Reifeprozess durchgemacht - mit den Erfahrungen bei einem großen Traditionsverein wie Hannover und einem Verein wie Sandhausen, mit dem wir nicht den gewünschten Erfolg hatten.

Welche Rolle willst Du innerhalb der Mannschaft einnehmen?

Ich bin mittlerweile einer der älteren Spieler und versuche, die Erfahrung, die ich über die Jahre gesammelt habe, einzubringen. Ich erinnere mich zurück: Als ich zum ersten Mal zum Jahn gewechselt bin, war ich 22 und hier waren Spieler wie Marco Grüttner, Sebastian Nachreiner, Oli Hein, Benedikt Saller, Andi Geipl oder Philipp Pentke, die damals die älteren und erfahreneren Spieler waren, die uns Jungen geleitet und uns geholfen haben – sowohl auf als auch neben dem Platz. Diese Rolle möchte ich jetzt schon gerne mit übernehmen, gerade in der Kabine ein offenes Ohr für alle haben und für die jungen Spieler ein Ansprechpartner sein.

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Du kennst auch die 3. Liga und hast vergangene Saison erlebt, wie verrückt diese Liga sein kann. Im Winter wart Ihr mit Sandhausen noch oben dran, am Ende seid Ihr abgestiegen. Was macht diese Liga denn so unberechenbar?

Das klingt immer plakativ, aber es ist tatsächlich so, dass jeder jeden schlagen kann. Das haben wir in Sandhausen am eigenen Leib erfahren. Wir haben bis Ende November eine gute Runde gespielt und auf einmal spielst du gegen vermeintlich schwächere Gegner Unentschieden oder verlierst. Du musst in jedem Spiel auf der Hut sein.

Ihr seid mit einem Remis in Ingolstadt in die Saison gestartet. Ordnet Ihr den Punkt im Nachhinein als gewonnenen Punkt ein?

Wenn du hinten raus den Ausgleich machst, ist es auf jeden Fall ein gewonnener Punkt. Wir haben uns über das Spiel entwickelt. Am Anfang haben wir uns noch nicht ganz so viel getraut, was beim ersten Spiel nicht ungewöhnlich ist. Mit zunehmender Spieldauer haben wir uns mehr getraut, haben den einen oder anderen einfacheren Fehler weggelassen. In der zweiten Halbzeit hatten wir eine gute Drangphase, Ingolstadts Torhüter hat sehr gut gehalten. Der Ausgleich war dann ein Lucky Punch, aber ich finde, das Unentschieden war für uns mehr als verdient. Das hat unserer Moral gutgetan, auch mit unseren zahlreich mitgereisten Fans, die uns begleitet haben.

Der Jahn galt lange als ein Team, das nie aufgibt und Spiele hintenraus noch dreht. Das schien in den vergangenen eineinhalb Jahren ein Stück weit verloren gegangen zu sein. War das Spiel in Ingolstadt nun ein erster Schritt zurück in diese Richtung?

Das sagt sich jetzt natürlich ein bisschen einfacher, wenn man in der Nachspielzeit den Ausgleich macht. Aber de facto geben wir nicht auf und jeder von uns will gewinnen – im Spiel wie auch im Training. Das ist eine extrem wichtige Eigenschaft. Kein Ball wird verloren gegeben. Dementsprechend hat mich das fürs Team gefreut, dass wir die Moral bewiesen haben.

Im ersten Heimspiel gab es mit dem 0:4 gegen den MSV Duisburg einen herben Dämpfer. Wie habt Ihr das Spiel analysiert?

Sowohl das Ergebnis als auch die Leistung waren sehr schwach. Wir hatten uns im ersten Heimspiel der Saison viel vorgenommen, aber haben es über 90 Minuten nicht geschafft, unsere Tugenden und unsere Qualitäten auf den Platz zu bringen. Diese Niederlage war wirklich sehr schmerzhaft. Wir haben in den Tagen danach die Punkte sehr deutlich und kritisch angesprochen und wollen nun in den kommenden Wochen auf jeden Fall ein anderes Gesicht zeigen. Das war sicherlich in unserer Entwicklung erst einmal ein Rückschlag, aber wir wollen die richtigen Schlüsse aus diesem Dämpfer ziehen.

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Blicken wir nach vorne. Ihr trefft am Sonntag in der ersten Runde des DFB-Pokals auf den 1. FC Köln. Du hast schon doppelte Pokalerfahrung gegen den FC. 2021 bist Du mit dem Jahn über das Elfmeterschießen ins Viertelfinale eingezogen, vergangene Saison seid Ihr in der ersten Runde mit Sandhausen in der Verlängerung ausgeschieden. Wie hast Du diese Duelle in Erinnerung?

Ich habe generell an Köln schöne Erinnerungen. 2019 haben wir am vorletzten Spieltag in Köln 5:3 gewonnen. Den Kölner Fans war das Ergebnis total egal, weil sie zu dem Zeitpunkt schon aufgestiegen waren. Nach dem Schlusspfiff waren alle Kölner auf dem Platz und wir haben versucht, irgendwie von unseren Fans in die Kabine reinzukommen. Das war auch als Auswärtsteam eine coole Erfahrung. Auf die Pokalspiele geblickt: Im Elfmeterschießen weiterzukommen und einen großen Verein wie Köln zu schlagen, ist natürlich super. Das war mit Regensburg eines der großen Highlights. Letzte Saison mit Sandhausen haben wir uns auch wacker geschlagen. Ich erinnere mich noch an die Szene vor dem entscheidenden Gegentor. Wir haben vorne eine riesige Kopfballchance und kassieren im Gegenzug den entscheidenden Treffer. Wir sind aus dem Spiel trotzdem erhobenen Hauptes gegangen, weil wir als Underdog einen Pokalfight abgeliefert haben.

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Was erwartet Du nun mit dem FC als Bundesliga-Aufsteiger für einen Gegner? Und was wollt Ihr dagegensetzen?

Natürlich wollen wir unsere Spielweise auf den Platz bringen. Mit unserer Wucht im Stadion müssen wir uns nicht verstecken. Als Favorit ist es nicht immer so leicht in die Saison zu starten, es ist das erste Pflichtspiel für Köln. Aber Köln wird nach dem Aufstieg mit einer Menge Euphorie kommen und hatte eine lange Vorbereitung. Sie werden sicher auch mit 100 Prozent reingehen und wollen als frischer Bundesligist erfolgreich in die Saison starten.