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Sky is the limit: Jakub Kaminski im Porträt
Jakub Kaminski ist im Sommer zum 1. FC Köln gewechselt, um in einem neuen Umfeld einen Neustart zu wagen. Beim FC wird der polnische Nationalspieler schnell zum Leistungsträger, der immer spielt. Kaminski blüht auf – auch wegen des Vertrauens von Trainer Lukas Kwasniok.
„Diese Eleganz und diese Unterhaltung. Fußball sieht so leicht aus, wenn man Ronaldinho zuschaut. Aber Fußball ist nicht leicht, wenn man nicht Ronaldinho ist.“ In diesem schönen Zitat fasst Jakub Kaminski in aller Kürze seinen Blick auf den Fußball zusammen.
Aus diesem Zitat spricht zum einen der kleine Junge, der 2010 seine erste Fußballweltmeisterschaft aktiv verfolgt hat, der Ronaldinho bewundert und Sammelbilder seiner Stars gesammelt hat. Aus diesem Zitat spricht aber auch der heutige Fußballprofi Jakub Kaminski, der selbst schon eine Weltmeisterschaft für sein Heimatland Polen bestritten hat und mit gerade einmal 23 Jahren auf über 80 Bundesliga-Spiele zurückblicken kann. Der Jakub Kaminski, der sich seinen Weg durch harte Arbeit geebnet hat.
Die Liebe zum Fußball und den Ehrgeiz hatte Kaminski schon in seiner Kindheit. Dawid Duda ist sein bester Freund, die beiden kennen sich schon seit der Grundschule und lebten in der gleichen Gegend. „Wir haben jeden Tag nach der Schule mit unseren Rucksäcken die Tore abgesteckt und bis zum Abend gespielt“, erzählt Duda. Kaminski spielte dabei auch immer wieder mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Kacper und lernte, sich gegen die Älteren durchzusetzen. Schon damals sei Kaminski „ruhig, freundlich und immer engagiert“ gewesen – „vor allem, wenn es um Sport ging.“
Als die beiden Jungs zwölf Jahre alt waren, schlug eine Lehrerin den beiden vor, an einem Badmintonturnier teilzunehmen. „Wir hatten keine Ahnung von Badminton, aber wir kamen trotzdem zwei Stunden vor dem Unterricht, um den Sport zu lernen“, erzählt Duda. „Immer wenn ich schwache Momente hatte, motivierte mich Kuba weiter zu trainieren, weil sich das in der Zukunft auszahlen würde.“ Sie machten weiter, Kaminski hat kein Spiel verloren und das Turnier gewonnen.
Sport hat im Leben der Kaminskis immer eine große Rolle gespielt. Die Mutter war Gymnastin, der Vater Akrobat – und die beiden Söhne? Fast jeden Tag in der Turnhalle oder auf dem Sportplatz. „Ohne das Turnen und die Gymnastik wäre ich heute nicht da wo ich bin“, sagt Kaminski selbst. Er lernte dadurch Körperbeherrschung, Disziplin und nicht nur im übertragenen Sinne auch das Hinfallen und immer wieder Aufstehen.
Angekommen auf der großen Fußballbühne
Jakub Kaminski ist jung durchgestartet. Er hat mit 17 seine ersten Profieinsätze für Lech Posen bestritten, mit 19 wurde er polnischer Meister und debütierte in der A-Nationalmannschaft. Mit 20 Jahren bestritt er seine erste Weltmeisterschaft. Den Moment des Einlaufens beim ersten Spiel gegen Mexiko hat Kaminski noch heute vor Augen. Der kleine Junge aus Ruda Śląska war angekommen auf der größten Bühne des Weltfußballs.

Zu diesem Zeitpunkt war er schon in die Bundesliga gewechselt, für zehn Millionen Euro Ablöse hatte sich der VfL Wolfsburg das vielversprechende Talent gesichert. Bei den Wölfen legte Kaminski einen ebenso vielversprechenden Start hin. 31 Einsätze, vier Tore und drei Vorlagen wies er in der ersten Saison auf.
Kaminski war in der Liga angekommen, die er schon als Jugendlicher gerne geschaut hat. Vor allem wegen des polnischen Trios Jakub Blaszczykowski, Lukas Piszczek und Robert Lewandowski bei Borussia Dortmund. Wegen Blaszczykowski trägt Kaminski selbst die Trikotnummer 16.
Kaminski hat viel gelernt
In den folgenden beiden Saisons werden die Einsätze Kaminskis in Wolfsburg weniger, das Selbstvertrauen leidet. „Aber Jakub hat das gut durchgestanden. Er hatte Höhen und Tiefen, hat aber niemals aufgegeben und immer weitergemacht – so ist er einfach“, erinnert sich Bruder Kacper.
Und Kaminski hat viel gelernt in dieser Zeit. Vor allem mental hat er sich entwickelt. „In einer Karriere kommen solche Momente“, sagt Kaminski. „Es ist am Ende die Entscheidung des Trainers, ob du spielst oder auf der Tribüne sitzt. Für dich ist nur wichtig, dass du jede Woche wieder 100 Prozent gibst, in jedem Spiel und in jedem Training.“ Geholfen hat ihm auch sein Umfeld: „Es tut gut, wenn dir die Leute, die dir wichtig sind, das Gefühl geben, dass sie dich unterstützen, egal ob du spielst oder nicht.“

Und Robert Lewandowski als Mitspieler in der Nationalmannschaft. Von ihm hat sich Kaminski immer wieder Kleinigkeiten abgeschaut, um noch besser zu werden. „Ich genieße es, mit Lewy zu spielen und sehe es als Verpflichtung, alles von so einem Spieler aufzusaugen.“
Kaminski bekommt Vertrauen und zahlt es zurück
Früher hat sich Kaminski für eine Saison persönliche Ziele gesetzt. Das hat er inzwischen geändert. „Ich konzentriere mich Tag für Tag auf meine Abläufe und will jeden Tag mein Bestes geben“, sagt er. Bislang geht dieser Plan voll auf. Vor dem Wechsel nach Köln musste Kaminski zwei Jahre auf sein nächstes Bundesliga-Tor warten, nun hat er nach 14 Spielen schon fünf Treffer erzielt. Trainer Lukas Kwasniok baut auf den flexiblen Offensivspieler und hat ihn bislang in allen Spielen von Beginn an spielen lassen. In Eins-zu-Eins-Gesprächen reden die beiden auf Polnisch miteinander. „Nach den drei Jahren in Wolfsburg war dieses Vertrauen wahrscheinlich genau das, was ich gebraucht habe. Ich weiß, was ich machen muss, um in der Bundesliga spielen zu können, aber ich brauche Vertrauen und Zeit“, sagt Kaminski. Dieses geschenkte Vertrauen zahlt er bislang vollends zurück.

Schon im Sommer hatte er ein gutes Gefühl, als er erstmals vom Interesse aus Köln gehört hatte. „Ich habe sofort zu meinem Berater gesagt, dass ich mir das sehr gut vorstellen kann“, erzählt Kaminski. Nach den ersten Monaten fühlt er sich bestätigt: „Nach der kurzen Zeit kann ich schon sagen, dass es super ist, hier zu leben. Meine Freundin und ich fühlen uns sehr wohl. Die Menschen sind alle offen und hilfsbereit.“ Und er mag die Begeisterung der Kölnerinnen und Kölner für ihren FC. „Das ist ein großer Verein, die Menschen leben den Club, das Stadion ist immer voll. Ich liebe das.“
Auch sein bester Freund Dawid Duda hat schnell gespürt, dass die Kombination Kaminski und Köln gut passt. „Seit seinem Wechsel nach Köln ist Kuba wieder aufgeblüht. Er erzählt, dass er sich in der Kabine, auf dem Platz und in der Stadt wohlfühlt. Zudem schätzt er Lukas Kwasniok und ist ihm dankbar für das Vertrauen.“ Seinen Charakter, sagt Duda, hat Kaminski in all den Jahren nicht verändert. Nicht in den guten Zeiten als junger Spieler bei der Weltmeisterschaft, nicht in den schwierigeren Phasen der Karriere. „Er blieb immer gleich. Ich sehe ihn noch wie zu unserer Schulzeit – ruhig, freundlich, charismatisch. Du kannst immer auf ihn zählen, auch bei belanglosen Dingen.“
Mit Talent und Disziplin hat es Kaminski im Fußball nach oben geschafft. Er hat festgestellt, dass Fußball nicht immer so leicht ist, wie es etwa ein Ronaldinho aussehen ließ. In den Youtube-Videos, die Kaminski als kleiner Junge rauf und runter geschaut hat. Aber in Köln hat er einiges von dieser Leichtigkeit wiedergewonnen. Kaminski ist jung und hat noch einiges vor in seiner Karriere. Er geht es Tag für Tag an, Schritt für Schritt. Und dann schaut er, wo ihn der Weg hinführt, ganz nach seinem Lebensmotto: Sky is the limit.

Dieser Text ist zuerst im GeißbockEcho (Ausgabe 2, Saison 2025/26) erschienen. Weitere Hintergrundstorys zum FC lest Ihr hier im geschlossenen Mitgliederbereich.
