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Stadion statt Festbraten: Weihnachtsspiele des FC

26.12.2025

Zur Weihnachtszeit ruht in Deutschland der Ball, während in England aus Tradition am „Boxing Day“ gespielt wird. Heute praktisch vergessen: Auch in Deutschland waren „Weihnachtsspiele“ einst überaus beliebt. In den 1940er und 1950er Jahren hieß es am ­zweiten Weihnachtstag oft: Stadion statt Festbraten. Das GeißbockEcho blickt zurück.

Die Weihnachtsspielpremiere gab es schon während der ersten „richtigen“ Saison nach der Fusion von KBC und Sülz 07 zum 1. FC Köln, als am 26. Dezember 1948 Rhenania Würselen in Müngersdorf gastierte. „Ausgerechnet Würselen“, werden sich viele FC-Fans gedacht haben, scheiterte man doch neun Monate zuvor noch in den Aufstiegsspielen zur Oberliga West an eben jener Rhenania. Durch Tore von Franz Alexius und Hans Graf behielt der FC diesmal jedoch vor 4.500 Zuschauern die Oberhand.

Ein Jahr später wurde es dann erstmals international, empfing man doch den heute nicht mehr existierenden österreichischen Meister von 1947, Wacker Wien. Star der Wiener war zweifellos Nationalspieler Gerhard Hanappi, der 1953 in der Weltauswahl zum Einsatz kam und nur ein Jahr später mit Österreich WM-Dritter wurde. Wacker, ein eher technisch als kämpferisch agierendes Team, lag dem FC, der mit 4:1 gewann und den 4.300 Besuchern beste Unterhaltung bot.

Mit dem Schlitten in die Hauptkampfbahn

Dass am zweiten Weihnachtstag 1950 nur 3.197 zahlende Zuschauer lieber Fußball schauen wollten, als am Christbaum zu sitzen, lag vielleicht auch am eher unbekannten Gegner SC Union 06 Berlin. Der SC Union ist, wie der 1. FC Union, ein Nachfolgeverein des 1906 gegründeten FC Olympia Oberschöneweide, der zwar als SC Union Oberschöneweide 1923 deutscher Vizemeister wurde, an diesem Tag jedoch deutlich mit 2:5 verlor.

Während die „Eisernen“ heute in der Bundesliga spielen, stieg der SC Union im Sommer in die Landesliga auf. Dank geschlossener Schneedecke auf und neben dem Platz waren die äußeren Bedingungen im wahrsten Sinne des Wortes weihnachtlich. Zumal der Nikolaus samt Schlitten in die Hauptkampfbahn fuhr, via Stadionmikrofon einige Festreime zum Besten gab und von einer Schokoladenfabrik gestiftete Süßigkeiten verteilte. „Die Schokolade ist eine Spende des Bürgermeisters – dem war aber der Schnee zu hoch oder die Zeit zu kostbar, um persönlich zu kommen“, so der wortgewandte Klos.

Nachträgliche Weihnachtsgeschenke gegen Leverkusen und Duisburg

1951 und 1952 kam der Weihnachtsbesuch jeweils aus Belgrad. Der hatte allerdings keine Geschenke mit nach Köln gebracht: Gegen Partizan gab es eine 1:2-Niederlage, Roter Stern besiegte den FC sogar mit 4:2. Dass das Festtagsspiel 1953 ausfiel, hatte indes einen plausiblen Grund, denn schon am 27. Dezember stand die Oberligaheimpartie gegen Bayer Leverkusen auf dem Spielplan. Der 7:3-Erfolg im Nachbarschaftsduell mit vier Toren von Hans Schäfer war für alle FC-Fans ein überaus schönes, nachträgliches Weihnachtspräsent.

Auch in der Saison 1954/55 musste die liebgewonnene Tradition wegen einem Pflichtspiel, genauer gesagt der 0:1-Niederlage bei Preußen Münster, ausgesetzt werden und 1955/56 gab es am oder rund ums Fest gar kein FC-Spiel zu sehen. Erst zu Weihnachten 1956 nutzten gut 3.000 Menschen die Gelegenheit, dem Besuch der Verwandtschaft mit einer Flucht in die Müngersdorfer Radrennbahn zu entgehen. Dort war Eintracht Frankfurt zu sehen, ein Top-Vertreter der Oberliga Süd. Nicht zu sehen war hingegen der vollständig mit Eis und Schnee bedeckte Rasen, der das Kombinationsspiel beider Mannschaften praktisch zunichtemachte. Schließlich war es Helmut Fendel, der das goldene Siegtor für den FC erzielte. Es folgte eine erneute Weihnachtsspiel-Abstinenz und am 27. Dezember 1959 nochmal ein leicht verspätetes Weihnachtsgeschenk, diesmal in Form eines 5:1-Oberliga-Heimerfolgs über den Duisburger Spielverein vor 30.000 Zuschauern.

Zum Fest nach Schlebusch

Auch der 26. Dezember 1960 brachte erneut ein Pflichtspiel. Im Westdeutschen Pokal, über den man sich für den DFB-Pokal qualifizieren konnte, musste der FC zum SV Schlebusch reisen, der zuvor schon seinen Nachbarn Bayer Leverkusen ausgeschaltet hatte. Das Team von Trainer Oswald Pfau wurde seiner Favoritenrolle beim unterklassigen Gegner gerecht und gewann durch Tore von Ernst-Günter Habig (2), Hans Schäfer und Christian Müller mit 4:0. Letztes Weihnachtsspiel vor Einführung der Bundesliga zur Saison 1963/64 war ein eher unspektakuläres 0:0 am 26. Dezember 1962 in Müngersdorf gegen Slovan Bratislava aus der Tschechoslowakei.

Dieser Text ist zuerst im GeißbockEcho (Ausgabe 2, Saison 2025/26) erschienen. Weitere Hintergrundstorys zum FC lest Ihr hier im geschlossenen Mitgliederbereich.