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Terodde: „Diese Videos schaue ich mir heute noch an“

8.2.2025

Keiner weiß besser, wie die 2. Bundesliga funktioniert, als er: Simon Terodde. Der Stürmer hat in 311 Spielen 177 Tore erzielt. Er wurde vier Mal Torschützenkönig der Liga mit jeweils 25 Treffern und mehr, er stieg mit dem VfB Stuttgart, dem 1. FC Köln und dem FC Schalke 04 jeweils als Zweitliga-Meister auf. Inzwischen blickt Terodde von außen aufs Geschehen - als TV-Experte für Sky. So auch am kommenden Sonntag, wenn sich mit dem FC und Schalke 04 zwei seiner Ex-Clubs gegenüberstehen. Im Interview spricht Terodde über die 2. Liga, über seine Ex-Clubs, über seine neue Rolle und tippt das Spiel am Sonntag.

Simon, am Sonntag treffen mit dem 1. FC Köln und dem FC Schalke 04 zwei Deiner Ex-Clubs aufeinander. Mit welchen Gefühlen blickst Du auf das Spiel?

Simon Terodde: Ich freue mich riesig darauf und werde auch im Stadion dabei sein – zwar nicht mehr auf dem Platz, aber mit Sky. Ein ausverkauftes Haus in Köln, zwei Traditionsvereine – das ist auch für die Spieler ein Spiel, das man einfach genießt. Ich habe es inzwischen auch gut hinbekommen, mich als „Fußballrentner“ auf solche Spiele zu freuen.

Juckt es, über ein halbes Jahr nach dem Karriereende, gerade bei solchen Duellen doch noch einmal in den Beinen?

Am Sonntag wird es wahrscheinlich schon ein bisschen kribbeln. Gerade als Experte bekomme ich noch mehr mit, wie die Leute zum Stadion strömen, wie sich das Stadion füllt, die Stimmung bei der Hymne. Vielleicht juckt es anfangs mal und ein Tor bei einem solchen Spiel zu schießen, wäre sicher auch nicht verkehrt (lacht). Aber ich bin doch auch ganz froh, mir solche Spiele nun ohne den großen Druck anschauen zu können. Ich bin nicht mehr davon abhängig, ob gewonnen oder verloren wird, sondern freue mich einfach auf ein gutes Fußballspiel und will das auch genießen.

Beim FC hast Du Deine ersten Schritte im Profifußball gemacht, für Schalke hast Du die meisten Profispiele bestritten. Was bedeuten Dir diese beiden Clubs?

Eine Menge. Beim FC habe ich den Sprung zu den Profis und in meiner zweiten Zeit den wichtigen Wiederaufstieg geschafft. Damals mit Modeste und Cordoba vorne, dazu Hector, Höger, Risse und Co. – was für eine Mannschaft. Später bei Schalke war es auch eine emotionale Achterbahnfahrt mit dem Aufstieg, dem Abstieg und am Ende sogar dem Kampf um die Existenz. Beide Vereine sind emotional unglaublich – positiv wie negativ. Mir hat es immer Spaß gemacht, für solche Vereine zu spielen. Leider treffen sie in der 2. Bundesliga aufeinander, langfristig wünsche ich mir das Duell wieder in der Bundesliga, weil das beide Clubs einfach verdient haben.

Gibt es besondere Momente, an die Du Dich bei den Clubs erinnerst?

Da fallen mir vor allem späte Tore ein. Ich werde nie vergessen, als ich im Januar 2018 zum FC zurückgekommen bin. Der FC war Letzter mit sechs Punkten, dann stand das Derby gegen Borussia Mönchengladbach an. Sonntag, 15.30 Uhr. Das war für die Stadt und den Verein sehr wichtig, uns wurde verdeutlicht: Egal was in der Saison passiert, aber wir wollen diesen Derbysieg. Es stand bis kurz vor Schluss 1:1, dann köpfe ich in der 95. Minute nach Flanke von Konstantin Rausch das 2:1. Davon schaue ich mir heute noch immer wieder Videos an, das Stadion ist wirklich explodiert. Bei Schalke war es auch ein spätes Tor, in Sandhausen, das uns zum Aufstieg geführt hat.

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Was erwartest Du nun vom direkten Duell?

Die Schalker wollten sicher noch einmal nach oben schielen, haben mit der Heimniederlage gegen Magdeburg aber einen großen Dämpfer kassiert. Köln hat zwei Arbeitssiege geholt, aber man merkt – und das ist in dieser Liga entscheidend - dass sie stabil stehen und oft die Null halten. Nach vorne haben sie individuelle Qualität, um die Spiele zu entscheiden. Der FC hat sich gefunden und will sicher zu Hause nachlegen. Da geht es nicht in erster Linie um attraktiven Fußball. Es ist schwer, wenn du in dieser Liga in Braunschweig oder zu Hause gegen Elversberg spielst. Das sind vermeintlich kleine Namen, die es sportlich aber gut machen. Der FC macht einen gefestigten Eindruck.

Kurz vor Transferschluss hat der FC mit Imad Rondic noch einen Stürmer geholt. Hast Du Dich schon mit ihm beschäftigt?

Ich habe mir ein paar Videos angeschaut. Er ist Linksfuß, ein großer Stoßstürmer. Das ist eine gute Ergänzung. Aber man sieht auch: Damion Downs hat wieder getroffen, Steffen Tigges, der viel gegen den Ball arbeitet, hat seine Minuten bekommen. Trotzdem ist es wichtig, Leute zu haben, die schon bewiesen haben, dass sie Tore schießen können. Das hat Rondic in Polen gemacht. Ich bin gespannt, wie er sich einbringen wird. Dass man sich auf der Position verstärkt hat, war sicherlich richtig.

Was keiner so gut beurteilen kann wie Du: Was ist denn wichtig für einen Stürmer, um in dieser 2. Liga zu funktionieren?

Es hört sich lapidar an, aber wichtig ist, dass die Mannschaft funktioniert. Wenn das der Fall ist, kann man auch selbst glänzen, denn man ist abhängig von seinen Mitspielern. Wenn die Mannschaft wie beim FC aktuell gefestigt ist, dann treffen auch die Stürmer wie Damion Downs und Tim Lemperle zwangsläufig. Es ist wichtig, sich Respekt über das Training zu verschaffen. Dass die Mitspieler merken: Da ist ein Stürmer, der Tore schießen kann. Dann kommt über das Training das Selbstvertrauen und dann brauchst du in den ersten Spielen auch das Glück, dass du einmal triffst. Du musst aber auch mal eine vergebene Torchance akzeptieren. Oft werden die Spiele hinten raus entschieden. Da muss man immer auf Sendung bleiben.

Stört es Dich eigentlich, dass Du ein Stück weit als der Stürmer abgestempelt wurdest, der „nur“ die 2. Liga kann?

Man muss sich selbst auch gut einschätzen können. Nicht jeder kann ein Robert Lewandowski oder Harry Kane werden. Irgendwann habe ich für mich gesagt, dass mein Auftrag erledigt ist, wenn ich einen Verein hochschieße und dann den Klassenerhalt schaffe. Es war dann irgendwo mein Ziel, der Beste in der 2. Liga zu werden. Und über Aufstiege mit Köln, Schalke und Stuttgart zu sprechen, ist doch schön. Das sind Momente, die hängen bleiben, die emotional waren. Deshalb bin ich echt zufrieden, wie es gelaufen ist.

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Im Sommer hast Du die Rolle gewechselt. Wie hat die Umstellung vom Spieler zum Experten geklappt?

Ganz gut. Klar musste ich mich anfangs auch reinfinden. Es ist eine ganz neue Aufgabe, du lernst hinter den Kulissen kennen, was alles dazugehört, wie viele Leute auch an so einer Sendung beteiligt sind. Das war spannend zu sehen. Davor bin ich mit dem Bus ins Stadion gekommen und habe einfach gespielt. Ich finde mich immer besser rein, kenne die Abläufe. Ich rieche trotzdem noch den Rasen, erlebe die Emotionen auf den Rängen. Ich versuche, den Leuten am Bildschirm zu vermitteln, wie sich Spieler fühlen, wie sie mit Druck umgehen. Den Zuschauern auch zu sagen, dass es nicht einfach ist, in Braunschweig oder gegen Elversberg zu spielen. Das kann ich gut einschätzen.

Wie ist es, ehemalige Mitspieler und Gegenspieler öffentlich zu beurteilen?

Fußball ist Spaß und Leidenschaft. Am Ende versuche ich es so rüberzubringen, dass alle daran Freude haben. Ich versuche dennoch auch immer das zu bewerten, was ich sehe – aber immer mit Respekt. Ich kenne die Situationen, stand selbst oft am Mikro und musste nach Niederlagen sprechen. Bisher habe ich einen guten Austausch mit allen Beteiligten auf Augenhöhe – das finde ich wichtig.

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Wie war denn als Spieler Dein Blick auf die TV-Experten? Wie bist Du mit der öffentlichen Meinung umgegangen?

Ich konnte das immer gut einschätzen, weil es auch zu dem Geschäft dazugehört. Es kommt auch darauf an, wer etwas sagt. Von einem Lothar Matthäus zum Beispiel nimmt man die Meinung natürlich auch an. Das andere gehört einfach dazu. Wenn ich Tore geschossen habe, wurde ich in den Himmel gelobt. Wenn ich Chancen vergeben habe, war ich der Depp. Das ist das Spiel, das muss man irgendwo auch akzeptieren.

Was planst Du neben dem Experten-Job für die Zukunft?

Ich wollte erst einmal schauen, was für mich das Richtige ist nach der Karriere. Das passt aktuell gut zu mir und macht mir auch wirklich Spaß. Darüber hinaus bin ich noch in der Icon League aktiv, bin dort Spieler und Trainer. Nebenbei beginne ich kommende Woche mit der B-Lizenz. Da möchte ich mich breiter aufstellen und schauen, ob vielleicht auch der Trainerjob auch etwas für mich ist.

Zum Abschluss: Was tippt der Experte Simon Terodde für Sonntag?

Köln spielt oft zu null, ich will aber eigentlich lieber ein Spektakel. Deshalb sage ich 3:2 für den FC.