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Ulf Sobek im Interview: „Prio 1 ist sportlicher Erfolg“

29.12.2025

Vizepräsident Ulf Sobek spricht im Interview mit dem GeißbockEcho über sein "Nachhause-Kommen" ans Geißbockheim, den sportlichen Status quo und besondere Hobbys.

Ulf, Ihr seid als neuer Vorstand nun fast drei Monate im Amt. Wie fällt Dein erstes Zwischenfazit aus?

Ulf Sobek: Sehr positiv. Ich wurde unglaublich warmherzig von allen Mitarbeitenden willkommen geheißen. In vielen Momenten hat es sich für mich wie ein Nach-Hause-Kommen angefühlt. Als ich damals aus Saarbrücken nach Köln kam, wollte ich beim FC Spuren hinterlassen – als Trainer ist mir das schon gelungen, aber ich habe gemerkt: Ich bin noch nicht fertig. Deshalb wollte ich unbedingt weitermachen. Besonders schön war, so viele Weggefährten von früher wiederzutreffen und neue Kolleginnen und Kollegen kennenzulernen.

Hat Dich etwas überrascht, obwohl Du den Verein ja bereits kanntest?

Überrascht nicht, aber natürlich erhalte ich jetzt noch einmal einen ganz anderen Einblick beim FC und sehe, wie viele Räder hier ineinandergreifen müssen. Wir sind in vielen Bereichen gut aufgestellt, aber ich sehe auch, dass wir in einigen Prozessen noch 'Luft nach oben' haben, um unsere ambitionierten Ziele zu erreichen. Das ist aber keine Kritik, sondern für mich eher Ansporn: Wir haben hier noch riesiges Potenzial, das wir gemeinsam heben wollen.

Ist die Infrastruktur rund um das Geißbockheim für Dich ein Prio-1-Thema?

Prio 1 ist sportlicher Erfolg. Die Infrastruktur gehört dazu, aber auch die inhaltliche Arbeit: richtige Spieler verpflichten, die vorhandenen bestmöglich entwickeln, mit einer klaren Philosophie und klaren Spielprinzipien. Wir sind ein Fußballverein – die Basis unseres Handelns ist der Sport. Alles andere soll das unterstützen.

Du bist innerhalb des Vorstands für den Sport, die Fan- und Mitgliederthemen zuständig. Wie stellst Du Dir Deine Rolle in der Zusammenarbeit mit den Bereichen vor?

Wir agieren auf Augenhöhe. Ich stelle Fragen, hinterfrage Sachverhalte, unterstütze mit Wissen und Erfahrung. Am Ende entscheiden die Verantwortlichen. Meine Aufgabe ist es, unsere Kollegen bestmöglich dabei zu unterstützen, dass Sie ihren Job gut für unseren FC machen können.

Wie bewertest Du sportlich den aktuellen Status quo?

Wir können zufrieden mit den bislang erreichten Punkten sein. Wir haben zu Beginn auch manchmal das notwendige Quäntchen Glück gehabt. Wir haben bislang Punkte gegen den Abstieg geholt – das zählt. Wir wollen die Klasse halten, das wäre angesichts des Umbruchs ein Erfolg. Und natürlich nehmen wir jeden höheren Tabellenplatz gerne mit. Wir müssen dabei immer realistisch bleiben, weder bei zwei Siegen von Europa träumen noch bei zwei Niederlagen den Weltuntergang ausrufen.

Wie wollt Ihr mit diesen emotionalen Wellenbewegungen umgehen, die es in Köln immer gibt?

Dieser Club ist gerade wegen seiner Emotionalität so großartig. Wir wollen uns das nicht nehmen lassen – feiern, wenn wir gewinnen, leiden, wenn wir verlieren. Und dennoch müssen wir im Vorstand den eben angesprochenen Realismus walten lassen und die Entscheidungen rational treffen, was für die Zukunft des FC am besten ist.

Wofür soll der FC sportlich stehen?

Für eine Mannschaft, die jedes Spiel gewinnen kann, die auch Ballbesitzphasen hat und Spieler, die für den FC brennen. Und für Professionalität. Erfolg ist mehr als Tabellenplätze – es geht auch um emotionale Momente und Identifikation.

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Welchen Stellenwert sollen die anderen Sportarten haben?

Einen wichtigen. Wir haben im Handball große Herausforderungen durch die Hallensituation – da müssen schnell Lösungen her, sonst stehen 500 Aktive ohne Heimat da. Im Tischtennis haben wir sportlich hohe Qualität, aber zu wenig Sichtbarkeit. Fußball überstrahlt vieles, das ist deutschlandweit so. Aber wir sind stolz auf die Sportlerinnen und Sportler und möchten ihnen Präsenz geben. Dennoch ist auch immer klar, dass wir der 1. Fußballclub Köln sind und Fußball immer im Zentrum stehen wird.

Was willst Du aus Deinen bisherigen Erfahrungen konkret einbringen?

Meine Expertise im Fußball, mein Netzwerk und meine Fähigkeit, Dinge gut einzuordnen. Ich möchte diejenigen, die operativ verantwortlich sind, unterstützen. Dazu gehören Erfahrung, Austausch, Leidenschaft und Zeit. Meine DFB-Tätigkeit habe ich abgegeben, die Professur behalte ich – aber ich bin aktuell sechs bis sieben Tage pro Woche für den FC da.

Wie war für Dich der Wechsel vom Fan auf der Tribüne hin in den Business-Bereich?

Natürlich ist der Business-Bereich Teil meiner Aufgaben, und das mache ich gerne –die Partner sind wichtig für den Club. Aber mein Fan-Sein habe ich nie verloren. Ich stehe weiterhin auch gerne mal wieder in der Südkurve oder fahre mit dem Zug zu Auswärtsspielen. Allerdings nimmt die Arbeit im Fußball einem ein Stück Fan-Sein, weil man viel hinter die Kulissen blickt. Trotzdem bin ich emotional voll dabei.

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Kannst Du Dich an Deinen ersten prägenden FC-Moment erinnern?

Ja. Mein Vater arbeitete damals als Produktionsleiter bei Coca-Cola in Hannover und ich konnte mit den Fahrern ins Stadion, kam also in Bereiche, in die man normalerweise nicht kommt. 1985 müsste das gewesen sein. Ich habe meine Idole nah gesehen, Toni Schumacher und Pierre Littbarski allen voran. Wie von meinem Vater prophezeit, hat Toni Schumacher in dem Spiel leider drei Gegentore kassiert und hat das Stadion verärgert verlassen. Aber der Moment im Stadion, nah an den Profis, war unvergesslich.

Hast Du eine Vision für die langfristige Entwicklung des FC?

Ich glaube zutiefst, dass wir als großer, unabhängiger Club mit unserer Gemeinschaft, unserer Wucht und unseren Fans sportlich erfolgreich sein können. Andere Vereine haben vorgemacht, dass Kontinuität zu europäischem Fußball führen kann. Mein Ziel: Jedes Jahr ein Stück besser werden. „1 ist größer als 0“ – das ist mein Lebensmotto. Auch wenn es kleine Schritte sind: Werde jeden Tag besser. Und wenn wir eines Tages unser Amt wieder abgeben, wäre es schön, eine Trophäe im Schrank zu haben.

Schaffst Du es, vom Fußball abzuschalten?

Ich muss nicht abschalten – der Fußball ist mein Hobby und mein Beruf. Wenn ich mal raus will, mache ich Sport. Wenn wir dann einmal Urlaub haben, verreisen wir gerne. Aber ich erhole mich auch hervorragend zu Hause, wenn ich mit meiner Familie zusammen bin. Außerdem gibt es gerade viele Aktivitäten in der Kölner Stadtgesellschaft, an denen wir gemeinsam teilnehmen.

Was war Dein schönstes Reiseziel?

Das jeweils letzte ist eigentlich immer das schönste. Wenn ich aber eines herausheben müsste: Kanada, als wir Heliboarden waren – mit dem Hubschrauber rauf und dann snowboarden. Ein unglaubliches Erlebnis. Und weil meine Frau und ich beide tauchen, haben wir auch dort viele Highlights erlebt.

Du suchst also auch außerhalb des Fußballstadions nach Adrenalin?

Ja, absolut. Ich tauche, fahre Snowboard und Ski und bin auch schon aus einem Flugzeug und Hubschrauber gesprungen. Ich probiere vieles gern aus.

Bei der Mitgliederversammlung hat man gesehen, dass Du Emotionen zeigen kannst. Wann hast Du zuletzt privat starke Emotionen gezeigt?

Wahrscheinlich bei irgendeinem kitschigen Musikvideo – da bin ich erstaunlich anfällig. Ansonsten natürlich bei Spielen. Gerade wenn ich in der Kurve stehe – da bin ich schon emotional.

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Worüber kannst Du richtig gut lachen?

Mein Deutschlehrer hat früher gesagt: „Man kann sich auch unterhalb seines Niveaus amüsieren.“ Und das stimmt. Ich liebe einfache, kurze Witze. Bei der Nationalmannschaft musste jeder einen erzählen – das fand ich großartig. Markus Krebs trifft meinen Humor ziemlich gut.

Wie würden Deine besten Freunde Dich in drei Worten beschreiben?

Verlässlich, leistungsorientiert und sportlich. Aber auch Struktur gehört dazu: Ich weiß heute schon, was ich am 4. März nächsten Jahres mache. Freundschaften zu pflegen, ist mir sehr wichtig. Ich habe wenige, aber dafür sehr gute Freunde.

Du hast zwei Söhne – treiben sie auch Sport?

Ja, sehr sogar. Beide sind sehr sportlich in unterschiedlichen Dimensionen. Der Große hat gerade den Siebengebirgsmarathon absolviert und ist sogar Erster seiner Altersklasse geworden. Der Jüngere konnte mit 17 schon 100 Kilo mit Kurzhanteln auf der Bank drücken und boxt.

Sind beide FC-Fans?

Einer ja – mit Auswärtsfahrten, Südkurve, allem drum und dran. Der andere drückt dem FC die Daumen, ist aber kein ausgewiesener Fußballfan. Aber das ist auch völlig in Ordnung für mich.

Das Interview mit Ulf Sobek ist zuerst im GeißbockEcho (Ausgabe 2, Saison 2025/26) erschienen. Weitere Hintergrundstorys zum FC lest Ihr hier im geschlossenen Mitgliederbereich.