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Vor Augsburg-Heimspiel: Eric Martel im Interview
Als Eric Martel im Sommer 2022 zum 1. FC Köln wechselte, galt er als großes Talent. Schnell spielte er sich in der Stammelf fest und bewies sich als Motor im Mittelfeldzentrum. Mittlerweile ist er zum Leader gereift – auf und neben dem Platz. Im Interview mit fc.de blickte der 23-Jährige auf das vergangene Jahr, den Saisonstart und einen für ihn besonderen Moment in Augsburg zurück.
Eric, was ist eigentlich besser: Die Länderspielpause bei der Nationalmannschaft oder zuhause verbringen?
Eric Martel: Wenn man meinen Körper fragen würde, dann auf jeden Fall hier zuhause (lacht). Trotzdem ist es schön und macht einen stolz, für die Nationalmannschaft zu spielen. Die freien Tage haben gerade aber sehr gutgetan.
Schaust Du Dir die Länderspiele an oder brauchst du die Tage, um auch etwas Abstand zu gewinnen?
Mal so, mal so. Wenn ich Zeit und Lust habe, mache ich schon den Fernseher an und gucke mir die Spiele an. Oft gehe ich abends Essen oder unternehme etwas anderes. Da muss es nicht immer zwingend Fußball sein.
Vor einem Jahr verlor der FC gerade mit 1:5 in Darmstadt und stand in der zweiten Liga auf dem zehnten Platz. Seitdem ist am Geißbockheim viel passiert. Wie blickst Du auf die letzten zwölf Monate zurück?
Das war eine schöne Achterbahnfahrt (lacht). Wenn mir jemand vor einem Jahr gesagt hätte, dass wir heute in der Bundesliga auf dem sechsten Platz stehen, hätte ich das wahrscheinlich nicht für möglich gehalten. Umso schöner ist die Entwicklung, dass wir als Meister aufgestiegen sind und einen guten Start in die neue Saison hingelegt haben.

Weshalb hast Du Dich damals entschieden mit dem FC in die zweite Liga zu gehen?
Ich wollte dem Verein helfen, wieder auf die Beine zu kommen und den FC wieder dahin bringen, wo er hingehört. Das ist eben die Bundesliga. Mit dieser Fanbase und der Energie, die dieses Stadion entfachen kann, gehören wir dort einfach hin. Dabei wollte ich mithelfen und freue mich, dass es uns direkt im ersten Jahr gelungen ist.
Du bist mit dem Schritt zurück sicher auch ein Risiko eingegangen. Wie groß war der Druck für Dich persönlich?
Als Fußballer hast du immer einen gewissen Druck, der auf dir lastet. Dieses Gefühl kenne ich aber schon mein ganzes Leben. Ich habe mich auf meine Leistungen konzentriert und versucht, sie jedes Spiel auf den Platz zu bekommen. Nur so schaffst du es, jedes Spiel im Kopf klar zu bleiben. Wenn du alles reinwirfst, spornst du deinen Nebenmann an und hebst die Mannschaft auf das nächste Level. So kann etwas Erfolgreiches entstehen.

Wenn man Dich in der letzten Trainingswoche beobachtet hat, hat man Dich sehr oft lachen gesehen. Genießt Du die Zeit gerade umso mehr?
Auf jeden Fall! Ich habe beim FC schon so einiges erlebt. Europapokal, Abstieg, Aufstieg – da kommt vieles zusammen. Ich weiß, dass es aktuell gut läuft und versuche, das in Maßen auch zu genießen. Durch die Erfolge kommt gute Laune in die Mannschaft, das ist auch wichtig, weil die Spiele anders bestritten werden. Wir haben mehr Selbstvertrauen und eher einen positiven Druck. Da macht es gleich viel mehr Spaß zu kicken.
Wie nimmst Du die Mannschaft aktuell wahr?
Wirklich top. Die neuen Jungs sind durchweg super Charaktere. Sie haben sich sehr schnell in die Mannschaft eingegliedert und versuchen, das, was der Trainer vorgibt, sofort umzusetzen. Man konnte an den ersten Spieltagen sehen, dass das schnell gut funktioniert hat. Die Erfolge lassen einen natürlich nochmal schneller zusammenwachsen.
Wie ordnest Du den Saisonstart sportlich ein?
Wir hauen jedes Spiel alles rein und haben über 90 Minuten eine echt gute Energie. Der nächste Step ist es, dass wir das Spiel mit Ball weiter ausbauen und dadurch besser in unsere Strukturen kommen. Daran arbeiten wir, ohne dabei zu vergessen, was uns in den ersten Spielen stark gemacht hat. Wir waren vorne sehr kaltschnäuzig und haben uns aus wenigen Torchancen einen hohen Ertrag herausgespielt. Da gilt es jetzt einen guten Mix zu finden.

In Deinen ersten Jahren beim FC habt Ihr in der Regel aus derselben Grundformation agiert. In dieser Saison habt Ihr zwar auch Strukturen, die Euch charakterisieren, aber passt die taktische Aufstellung oft auf den Gegner an. Wie ist das für Dich als Spieler?
Das ist die Idee des Trainers. Er versucht, dass jeder Spieler seine individuellen Stärken bestmöglich auf das Spielfeld bekommt. Gleichzeitig passt er das System oft an den Gegner an. Nichtsdestotrotz kennt jeder seine genauen Aufgaben. Alle Jungs wissen, was sie zu tun haben. Das ist das Wichtigste, weil wir so nicht vogelwild auf dem Platz rumlaufen, sondern gemeinsam erfolgreich arbeiten.
Euer Fokus liegt gerade auf dem FCA. Erinnerst Du Dich noch an den 8. April 2023 in Augsburg?
Das muss wahrscheinlich mein erstes Bundesligator gewesen sein.
Korrekt. Was war das für ein Moment für Dich?
Da muss ich wohl die Standardfloskel rauskramen, dass ich davon als Kind immer geträumt habe (lacht). Aber es ist ja wirklich so. Du saßt als kleiner Junge vor dem Fernseher und hast dir die Bundesliga angeschaut. Wenn du dann selbst auf dem Platz stehst und ein Tor schießt, ist das sehr besonders. Du kannst dieses Gefühl gar nicht beschreiben. Das hat man an meinem Torjubel auch gesehen (lacht).
Heute würde etwas cooler gejubelt werden?
Wahrscheinlich schon (lacht).
Was hat der Eric Martel von heute, was der Eric Martel von damals noch nicht hatte?
Ich denke eine gewisse Lockerheit. Das ist normal, wenn du als junger Spieler zu einem großen Verein kommst und erstmal viel Respekt hast. Ich war sicher auch nervöser als heute. Du sammelst über die Spiele Erfahrungen, die einen über die Jahre lockerer machen. Ich habe die Erlebnisse mit dem FC schon aufgezählt. Da bleibt natürlich vieles hängen und hat meine Persönlichkeit echt gestärkt.
Blicken wir abschließend auf Samstag. Wo liegen die Stärken der Augsburger Mannschaft und was braucht es, um erneut punkten zu können?
Jedes Team in der Bundesliga ist stark, da dürfen wir als Aufsteiger auf keinen Fall, ein Spiel lockerer nehmen als die anderen. Augsburg kann jeden Gegner überraschen und spielt einen zielstrebigen Ball nach vorne. Wir brauchen die Energie aus den letzten Partien, nur so können wir auch das Spiel positiv bestreiten.