IM DOPPELPASS MIT
20250821 Tom Krauß_Interview.jpg
Sie sind hier:
  1. Startseite
  2. Aktuelles
  3. News
  4. Vor Mainz-Rückkehr: Tom Krauß im Interview

Vor Mainz-Rückkehr: Tom Krauß im Interview

22.8.2025

Am ersten Spieltag der neuen Bundesliga-Saison steht für Tom Krauß gleich ein ganz besonderes Spiel an. Es geht auswärts zum 1. FSV Mainz 05, von dem der Mittelfeldspieler an den 1. FC Köln ausgeliehen ist. Im Interview spricht der FC-Neuzugang über seine Emotionen beim Pokalsieg in Regensburg, das emotionalste Spiel seiner Karriere und blickt auf die Partie in Mainz voraus.

Tom, es läuft die 96. Minute im Pokalspiel in Regensburg. Ganz ehrlich: Hast Du zu diesem Zeitpunkt noch ans Weiterkommen geglaubt? 

Tom Krauß: Wir hatten in den fünf bis zehn Minuten vor dem Ausgleich schon kleinere Chancen und ich dachte: Wenn einer reingeht, dann ziehen wir das noch. Aber es war nicht mehr viel Zeit, sodass der Glaube zwar noch da, aber nicht mehr groß war. Dass es am Ende so läuft, freut uns alle sehr. Es war dennoch kein gutes Spiel, das wissen wir. In der ersten Runde zählt aber nur das Weiterkommen und das haben wir erreicht. Das hat Köln in der Vergangenheit noch nicht geschafft in Regensburg – deshalb ist das schon einmal ein kleiner Schritt in die richtige Richtung (lacht). 

Was ist im Moment des Siegtores in Dir passiert? 

Ich war auf der Bank und bin sofort zur Traube gelaufen und habe mich extrem gefreut. Matthias Köbbing ist vor mir über seine eigenen Beine gestolpert und hat sich hingelegt (lacht). Am Ende bewirkt so ein Sieg sehr viel für unsere Gruppe. Das sind Emotionen, die man nur im Fußball bekommt.

20250821 Tom Krauß Regensburg.jpg

War es das verrückteste Finale eines Spiels, das Du bislang erlebt hast? 

Wir haben vor zwei Jahren mit Schalke in Mainz gespielt. Ich habe ein Tor gemacht und in der zwölften Minute der Nachspielzeit hat Marius Bülter das Siegtor für uns in einem sehr wichtigen Spiel geschossen. Das war von den Emotionen her das krasseste Spiel, das ich bisher hatte. Das habe ich mir auch noch häufig danach angeschaut. 

Was kann dieses emotionale Erlebnis nun für Euch bewirken? 

Natürlich gibt das einen Push, das merkst du in der Gruppe. Wären wir ausgeschieden, wäre das nach dem guten Testspiel gegen Bergamo schon ein kleiner Tiefschlag gewesen. Deshalb sind wir froh, dass wir weitergekommen sind, wissen aber auch, dass es absolut kein gutes Spiel war. Das ist auch wichtig, um zu analysieren, was wir falsch gemacht haben. Sich so wenige Chancen herauszuspielen gegen einen Drittligisten, ist nicht gut. 

Welche Schlüsse könnt Ihr aus dem Spiel ziehen? 

Wir werden unsere Schlüsse aus dem Pokal ziehen, Regensburg und Mainz sind aber sicher zwei verschiedene Spiele. Gegen Regensburg hatten wir sehr viel den Ball, in Mainz wird es eher hin und her gehen. Ich kenne die Mainzer Mannschaft sehr gut, da wird es sehr viel auf Zweikämpfe und zweite Bälle ankommen. Wir werden andere Attribute brauchen, sonst bestehen wir nicht in Mainz. 

In Regensburg sind wichtige Impulse von der Bank gekommen. Ein wichtiges Zeichen schon früh in der Saison, dass Ihr Spiele über die Breite im Kader und von der Bank entscheiden könnt? 

Es ist sehr wichtig, dass du einen breiten Kader hast. Dass Spieler dem Trainer auch zeigen wollen, dass sie spielen sollten. In einer langen Saison wird jeder zu seinen Einsätzen kommen. Es ist wichtig, dass die Mannschaft zusammensteht und auch die Spieler von der Bank Impulse geben wie nun in Regensburg. Nur dann kannst du in den letzten Minuten Spiele ziehen. 

Am Sonntag geht es nach Mainz. Wie besonders wird dieses Spiel für Dich sein? 

Es wird natürlich ein besonderes Spiel. Ich war ein Jahr dort, bin aber immer noch bei Mainz unter Vertrag. Ich kenne die Spieler, habe mich mit der Mannschaft sehr gut verstanden. Deshalb wird es ein Wiedersehen, auf das ich mich freue. Am Ende zählt für mich aber nur das Ergebnis am Wochenende, da ist es mir egal, wer der Gegner ist.

20250821 Tom Krauß_Mainz.jpg

Wie ist der Kontakt vor dem Duell mit den ehemaligen Teamkollegen? 

Vor dem Spiel will ich den Kontakt nicht so sehr haben. Im Profifußball verläuft sich das auch immer ein Stück weit. Man hat zwei, drei richtig enge Kollegen, mit denen man intensiv im Kontakt bleibt. Ansonsten hat jeder seine eigene Mannschaft. Ich freue mich aber auf ganz viele verrückte Typen, die ich auch vermisse, und auf das Spiel. 

Wie schätzt Du Mainz in dieser Saison ein? 

Man hat letzte Saison gesehen, wie gut und stabil sie mit dem neuen Trainer sind. Das ist sehr erstaunlich, denn vorletzte Saison haben wir ja gerade so noch die Klasse gehalten. Wenn man sieht, dass sie nun in der Qualifikation zur Conference League spielen, ist das ein guter Weg, den ich auch weiterhin beobachte. Sie haben einen breiten und qualitativ guten Kader, deshalb wird es eine eklige Aufgabe für uns. Sie haben nun Englische Wochen, das ist schon ein heftiges Programm. Wir fokussieren uns aber auf uns und wollen dort bestehen. Das ist eine Standortbestimmung für uns. Bei uns sollte die Freude überwiegen. Dass der Verein wieder in der Bundesliga spielen kann, muss uns einen extremen Push geben. 

Du hast nun eine Vorbereitung mit dem FC absolviert. Wie fühlt es sich nach der Zeit an, wie bist Du angekommen? 

Ich bin ohnehin ein sehr lockerer Typ. In der Mannschaft habe ich kein Schamgefühl mehr, sondern bin dieser lockere Typ. Dafür ist die Vorbereitung auch da. Jetzt bin ich aber froh, dass die Vorbereitung vorbei ist. Du willst in der Bundesliga und im Pokal spielen, das ist mit den Testspielen einfach nicht vergleichbar. Für mich war die Vorbereitung auch wichtig, um hier anzukommen, eine Wohnung zu finden, mich wohlzufühlen. Das kann ich bestätigen. Ich fühle mich wohl, das ist eine Voraussetzung, um auf dem Platz performen zu können.

20250821 Tom Krauß Spiel.jpg

Du hast in der Vorbereitung oft in der Verteidigung gespielt. Wie hast Du Dich auf der Position gefühlt? 

Ich habe diese Position noch nicht so oft gespielt in meiner Karriere, aber sie macht mir sehr viel Spaß. Ich habe es in den Testspielen nicht so schlecht gemacht und kann sowohl auf der Sechs als auch in der Innenverteidigung spielen. Ich muss meine Leistung bringen, egal auf welcher Position und versuche das bestmöglich umzusetzen. Auf der Sechs habe ich meine gesamte Karriere gespielt, aber es ist auch gut, mehrere Positionen spielen zu können. 

Du hast in den vergangenen Jahren ein paar Teams erlebt. Was zeichnet denn die Mannschaft beim FC aus? 

Die Mannschaft ist sehr, sehr geschlossen und intakt. Es kamen viele Neuzugänge dazu. Es ist immer ein gutes Zeichen von der Mannschaft, wenn du die Neuzugänge gut aufnimmst. Das ist für mich der wichtigste Punkt, denn du musst als Mannschaft funktionieren. Das ist absolut gegeben. Jeder versteht sich mit jedem. Natürlich muss es auch mal auf dem Platz knallen, es geht schließlich um Stammplätze und jeder will am Wochenende spielen. Auch das Verhältnis zu den Fans ist intakt, das ist auch sehr wichtig. Deshalb blicke ich positiv in die Zukunft.