Castrop: „Neben dem Stadion groß geworden"

Wenn der 1. FC Nürnberg am Sonntag (13.30 Uhr) zu Gast beim 1. FC Köln ist, wird es für einen Spieler ein ganz besonderes Spiel: Jens Castrop. Der Mittelfeldspieler der Franken wurde im Nachwuchs des FC ausgebildet, wurde mit dem FC Deutscher U17-Meister und wird nun zum ersten Mal im RheinEnergieSTADION auflaufen.

Jens, am Sonntag bist Du mit dem Club zu Gast in Köln. Wie sieht es mit Deiner Vorfreude auf dieses Spiel aus?

Jens Castrop: Die ist natürlich schon ziemlich groß. Ich hatte eine gute Zeit in Köln, es ist eine schöne Stadt, meine Familie wohnt noch in der Nähe in Düsseldorf. Deswegen reise ich mit Freude nach Köln.

Es wird Dein erstes Spiel im RheinEnergieSTADION sein. Erfüllt sich dadurch auch ein Jugendtraum?

Ich war ab der U16 im Sportinternat, bin also direkt neben dem Stadion sozusagen aufgewachsen und groß geworden, war früher mit meinen Freunden als Zuschauer bei den FC-Spielen. Deshalb erfüllt es mich nun mit Stolz, in diesem Stadion spielen zu können.

Wie hat Dich denn Deine FC-Zeit geprägt?

Die Zeit war sehr prägend für mich, ich habe sowohl menschlich als auch sportlich vieles gelernt. Ich konnte mich weiterentwickeln und habe nette Menschen kennengelernt. Am Ende war es ein bisschen unglücklich, weil ich mehr wollte, dann sind wir getrennte Wege gegangen. Dennoch war es eine sehr schöne Zeit beim FC.

Wie landet man als Düsseldorfer denn überhaupt beim FC?

(lacht) Ich habe zunächst von der U9 bis zur U12 bei Fortuna Düsseldorf gespielt und habe auch dort einiges gelernt. Die FC-Mannschaften waren uns aber immer ein Stück voraus, weil sie vor allem technisch unglaublich stark waren. Das war immer ein bisschen meine Baustelle, weshalb ich unbedingt daran arbeiten wollte. Ich wusste, dass es für mich der richtige Schritt ist.

An was aus Deiner FC-Zeit erinnerst Du Dich besonders gerne zurück?

Wir sind Deutscher U17-Meister geworden, das war ein sehr schönes Erlebnis. Aber das Jahr danach war noch besser. Wir haben das erste Spiel verloren und dann kein einziges mehr. Die Deutsche Meisterschaft wurde dann leider wegen Corona abgesagt, wir waren aber fest davon überzeugt, dass wir deutschlandweit die stärkste Mannschaft waren.

Was hat die Mannschaft zu dieser Zeit ausgezeichnet?

Wir hatten eine sehr hohe individuelle Klasse. Nicht ohne Grund haben es so viele aus dem Team zum Profi geschafft. Aber wir hatten auch eine gute Harmonie im Team und ein Trainerteam, das die individuellen Spieler gut leiten konnte, wodurch wir fest als Team zusammengewachsen sind.

Gab es damals besondere Förderer?

Ich könnte einige Trainer nennen, die mich super begleitet haben. Ich habe fußballerisch immer alles gegeben, hatte neben dem Platz aber schon die eine oder andere Baustelle. Die Trainer haben mich eng zur Seite genommen und gepusht, dass es auch neben dem Fußball läuft. Aber auch zu ehemaligen Mitspielern besteht noch Kontakt, viele Jungs sehe ich auch noch bei der U21-Nationalmannschaft.

Im Januar 2022 folgte die Leihe nach Nürnberg. Warum war das damals der richtige Schritt für Dich?

Ich habe beim FC in der zweiten Mannschaft gespielt, war aber auch damals schon sehr ehrgeizig und auch ein Stück weit ungeduldig. Ich hatte das Gefühl, dass mir eine Veränderung guttun würde. Wir haben nach einem Verein gesucht, der zu meinem Profil passt und wo junge Spieler zum Zug kommen. Ich bin sehr glücklich, dass es damals sogar in der Winterpause mit der Leihe zum Club geklappt hat.

Aus der Leihe wurde schließlich sogar ein fester Wechsel. Was hat Dir in Nürnberg so gut gefallen, dass Du dort geblieben bist?

Hier sind tolle Leute, Nürnberg ist eine schöne Stadt und ich habe hier viel Spielzeit erhalten. Ich konnte mich richtig gut weiterentwickeln und deshalb gab es keinen Grund, etwas zu verändern.

Du sprichst die viele Spielzeit schon als junger Spieler an. Wie wichtig ist dieses Vertrauen für Dich?

Das Vertrauen vom Trainerteam, dem Vorstand und den Mitspielern zu spüren, ist das A und O. Es gibt so viele Spieler mit Talent, die sich ohne das nötige Selbstvertrauen und die Wertschätzung aber nicht durchsetzen konnten.

Wie wohl fühlt man sich denn als Rheinländer in Franken?

Ich bin da ganz entspannt (lacht). Natürlich ist es ein bisschen anders, aber ich kommt hier sehr gut zurecht.

Wie sieht Deine Rolle innerhalb des Teams aus?

Ich versuche auch als junger Spieler Verantwortung zu übernehmen. Wir haben ein, zwei noch jüngere Spieler, die ich versuche an die Hand zu nehmen. Vor allem möchte ich aber mit meiner Leistung vorangehen.

Mit Miroslav Klose hat der Club seit dem Sommer einen Weltmeister als Trainer. Wie ist es als Spieler, unter so einem großen Namen zu trainieren?

Als er im Sommer gekommen ist, war es erst einmal ein krasses Gefühl. Es ist eine Ehre, unter so einem Namen zu trainieren und wir können sehr viel von ihm lernen – insbesondere natürlich unsere Stürmer. Zudem ist er ein sehr guter Typ, ich komme sehr gut mit ihm zurecht.

Wie bewertest Du Eure bisherige Saison?

Vor vier Wochen hätte ich auf diese Frage geantwortet, dass wir total zufrieden sind und es genau in die Richtung geht, die wir uns vorgestellt haben und wir oben dranbleiben möchten. Wir sind als Mannschaft stark aufgetreten. Die vergangenen Spiele haben wir nun aber bitter verloren oder nicht gewonnen. Das hat ein Stück weit mit noch fehlender Qualität zu tun. Aber nicht der fußballerischen, sondern der Qualität, Spiele am Ende auf die eigene Seite zu ziehen. Das fehlt unserer Mannschaft noch ein bisschen. Es ist bitter, dass wir nun ein bisschen abgefallen sind. Aber wir haben noch zwei Spiele vor dem Winter und wollen in diesen möglichst viele Punkte holen.

Der FC konnte zuletzt genau diese engen Spiele ziehen. Wie verfolgst du das Geschehen in Köln noch?

Ich verfolge es natürlich. Der FC macht es gut und es wird eine große Aufgabe. Für uns geht es darum, in Köln das Ruder wieder rumzureißen, dass wir dieses Quäntchen Glück erzwingen und uns die drei Punkte holen.

Wie viele Freunde und Bekannte werden denn im Stadion sein?

Genau kann ich es nicht sagen, aber es werden auf jeden Fall einige sein.