Der 1. FC Köln trauert um Christoph Daum
Der 1. FC Köln trauert um Christoph Daum, der am Samstag im Alter von 70 Jahren infolge seiner schweren Krebserkrankung gestorben ist. Als FC-Trainer wurde Daum unter anderem zweimal Deutscher Vizemeister und schaffte 2008 den Wiederaufstieg in die 1. Bundesliga. Insgesamt stand er als Trainer und Spieler fast 18 Jahre lang in Diensten des 1. FC Köln und hinterließ bleibende Spuren im Club.
FC-Präsident Werner Wolf sagt: „Christoph Daum war nicht nur zweimal Trainer bei uns, sondern hat sich in der Bundesliga einen Legenden-Status erarbeitet mit seinem unbändigen Ehrgeiz. Dazu war sein Tun geprägt von großer Zuversicht. Genauso hat er zuletzt gegen den Krebs gekämpft. Dass er jetzt – und mit erst 70 Jahren gehen musste, tut weh. Wir wünschen seiner Familie und all seinen Freunden ganz viel Kraft in dieser schweren Zeit.“
Thomas Kessler, Leiter Lizenzfußball, hat seine erste Schritte im Profi-Fußball unter Daum gemacht: „Christoph Daum hat mir 2006 die Möglichkeit gegeben, Profi zu werden, und an mich geglaubt. Dafür werde ich ihm immer dankbar sein. Er hat den Fußball und unseren 1. FC Köln mit Leidenschaft gelebt und geliebt. In dieser schweren Zeit sind meine Gedanken besonders bei seiner Familie und bei seinem Sohn Marcel, den ich seit unserer gemeinsamen Jugend kenne.“
Geboren in Oelsnitz im Erzgebirge, verbachte Christoph Daum den größten Teil seiner Jugend in Duisburg-Beeck. Im Seniorenbereich bei Eintracht Duisburg und Hamborn 07 aktiv, brachte ihn sein Studium an der Deutschen Sporthochschule nicht nur nach Köln, sondern auch zum FC. Von 1975 bis 1981 spielte der Verteidiger für die FC-Amateure, mit denen er 1981 Deutscher Amateurmeister wurde. Parallel begann er, ab 1976 verschiedene FC-Nachwuchsteams zu trainieren. Mit Erfolg: neben vielen regionalen Titeln führte er die A-Jugend 1983 zur Deutschen Vizemeisterschaft. Aber auch spätere Profis wie Andreas Gielchen, Bodo Illgner oder Ralf Geilenkirchen wurden von ihm geformt. Zur Saison 1985/86 gelang Christoph Daum als Co-Trainer von Georg Keßler der Sprung in den Lizenzspielerbereich. In dieser Position erlebte er mit dem UEFA-Cup-Finale gegen Real Madrid den erstmaligen Einzug des 1. FC Köln in ein europäisches Endspiel.
FC-Cheftrainer mit 32 – legendäres Duell mit dem FC Bayern
Als die Mannschaft wenige Monate später überaus schwach in die Saison gestartet war, wurde der erst 32-jährige Christoph Daum ziemlich überraschend zum Cheftrainer befördert. Mit großem Engagement und einigen Umstellungen stellten sich rasch Erfolge ein. So beorderte er den erfahrenen Morten Olsen von der Abwehr ins Mittelfeld, wo Olsen als Leitfigur so etwas wie sein verlängerter Arm war.
Ab der Spielzeit 1987/88 entwickelten Christoph Daum und Sportdirektor Udo Lattek den zuvor bis in die Abstiegszone abgerutschten FC zur Spitzenmannschaft. Besonders denkwürdig und bis heute legendär verlief die Saison 1988/89: Lange lieferten sich der FC und Bayern München einen packenden Zweikampf um die deutsche Meisterschaft.
Christoph Daum, der vom anfangs eher zurückhaltenden Fußballlehrer zum selbstbewusst-extrovertierten Motivator avancierte, befeuerte eben jenen Zweikampf auch neben dem Platz. Nach einigen medialen Sticheleien, kam es am 20. Mai 1989 im Aktuellen Sportstudio zum unvergessenen Disput zwischen Christoph Daum, Jupp Heynckes, Uli Hoeneß und dem mittlerweile zur „Sport Bild“ gewechselten Udo Lattek. Dieses Streitgespräch ging in die deutsche Fußball- und Sport-TV-Geschichte ein. Fünf Tage nach diesem denkwürdigen Aufeinandertreffen im Sportstudio dann der sportliche Showdown zwischen FC und Bayern, den die Münchner in Müngersdorf mit 3:1 für sich entscheiden konnten und am Ende deutscher Meister wurden.
Exzellenter Motivator, aber auch akribischer Arbeiter
Beim FC und auch bei seinen späteren Stationen erwarb sich Christoph Daum nicht nur einen hervorragenden Ruf als Motivator, sondern auch als akribischer Arbeiter. So führte er ein riesiges Archiv mit allen Aspekten des Trainerberufs – von taktischen Ideen über Stärken und Schwächen von Spielern bis hin zu Daten und Statistiken. Um seine Spieler zu motivieren, griff Christoph Daum durchaus auch zu ungewöhnlichen Maßnahmen: so heftete er vor dem Bundesligaspiel des FC bei Werder Bremen 35 Tausendmarkscheine an die Kabinentür, um den Profis einen visuellen Eindruck der Meisterprämie zu liefern.
1989/90 wurden Daum und der FC erneut deutscher Vizemeister und erreichten das UEFA-Cup-Halbfinale. Vollkommen überraschend verkündete der FC-Vorstand noch während der WM 1990 in Italien im Rahmen einer skurril anmutenden Pressekonferenz die sofortige Entlassung von Christoph Daum. Eine Entscheidung, die weder Fans noch Fachleute nachvollziehen konnten. Der Karriere des oft auch als „Lautsprecher der Liga“ bezeichneten Trainers schadete das FC-Aus nicht – im Gegenteil. Mit dem VfB Stuttgart wurde er Deutscher Meister und auch bei Besiktas Istanbul und Bayer Leverkusen trug seine Arbeit Früchte.
Rückkehr zum FC
Im Winter 2006 dann die von vielen Fans lange ersehnte Rückkehr zum mittlerweile in der zweiten Bundesliga spielenden FC. Mehr als 10.000 Zuschauer kamen zum Daum-Trainingsauftakt ins RheinEnergieStadion, anderthalb Jahre später gelang die Rückkehr ins Oberhaus samt anschließendem Klassenerhalt. Das erneute FC-Ende kam dabei ebenso überraschend, wie beim ersten Mal – diesmal jedoch auf Wunsch von Christoph Daum, der von einem vertraglichen fixierten Kündigungsrecht Gebrauch machte und zu Fenerbahce Istanbul wechselte.
Es folgten weitere Trainerstationen, zuletzt als Coach der rumänischen Nationalmannschaft. Dem FC, den er immer als Herzensangelegenheit bezeichnete, blieb Christoph Daum stets verbunden, zumal der vierfache Familienvater seinen Lebensmittelpunkt immer in Köln behielt und Ehefrau Angelika sogar im Mittelkreis im RheinEnergieSTADION das Ja-Wort gab. Im Herbst 2022 machte Christoph Daum seine Krebserkrankung bekannt, infolge der er am gestrigen Samstag im Alter von 70 Jahren gestorben ist.
Die gesamte FC-Familie trauert um Christoph Daum und wird ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren!
Christoph Paul Daum
Geboren: 24.10.1953 in Oelsnitz/Erzgebirge
Verstorben: 24.08.2024 in Köln
Laufbahn als Spieler
DJK Viktoria 1921 Beeck (Jugend)
VfvB Ruhrort/Laar 1900/06 (Jugend)
-6/1971 Sportfreunde Hamborn 07 (Jugend)
7/1971-6/1972 Sportfreunde Hamborn 07
7/1972-6/1975 Eintracht Duisburg 1848
7/1975-6/1981 1. FC Köln (Amateure)
Erfolge beim 1. FC Köln
Als Spieler:
Deutscher Amateurmeister 1981
Meister Oberliga Nordrhein 1981
Mittelrheinmeister 1977
Als Co-Trainer und Trainer:
Deutscher Vizemeister 1989, 1990
UEFA-Cup-Finalist 1986
Deutscher A-Jugend-Vizemeister 1983
Westdeutscher A-Jugend-Pokalsieger 1983, 1985
A-Jugend-Mittelrheinmeister 1983, 1984
B-Jugend-Mittelrheinmeister 1981
C-Jugend-Mittelrheinmeister 1981
Westdeutscher C-Jugend-Meister 1981
Laufbahn als Trainer
7/1976-6/1978 1. FC Köln (E1/C3-Jugend)
7/1978-6/1979 1. FC Köln (E1/C1-Jugend)
7/1979-6/1980 1. FC Köln (C1-Jugend)
7/1980-6/1981 1. FC Köln (B1/C1-Jugend)
7/1981-6/1982 1. FC Köln (A1/C1-Jugend)
7/1982-6/1985 1. FC Köln (A1-Jugend)
7/1985-22.09.1986 1. FC Köln (Co-Trainer)
22.09.1986-28.06.1990 1. FC Köln
22.11.1990-10.12.1993 VfB Stuttgart
06.01.1994-06.05.1996 Besiktas Istanbul (Türkei)
01.07.1996-21.10.2000 Bayer 04 Leverkusen
07.03.2001-11.05.2002 Besiktas Istanbul
04.10.2002-30.06.2003 FK Austria Wien (Österreich)
01.07.2003-09.06.2006 Fenerbahce Istanbul (Türkei)
27.11.2006-30.06.2009 1. FC Köln
01.07.2009-25.06.2010 Fenerbahce Istanbul
23.03.2011-16.05.2011 Eintracht Frankfurt
09.11.2011-14.05.2012 FC Brügge (Belgien)
14.08.2013-23.03.2014 Bursaspor (Türkei)
07.07.2016-14.09.2017 Rumänien (Nationaltrainer)
Erfolge
Deutscher Meister 1992
Deutscher Supercup-Sieger 1992
Türkischer Meister 1995, 2004, 2005
Türkischer Pokalsieger 1994
Türkischer Supercup-Sieger 1994, 2009
Türkischer Vizemeister 2006, 2010
Türkischer Supercup Finalist 1995
Türkischer Pokalfinalist 2002, 2005, 2006, 2010
Deutscher Vizemeister 1997, 1999, 2000
Österreichischer Meister 2003
Österreichischer Pokalsieger 2003
Belgischer Vizemeister 2012
DFB-Hallenmasters-Finalist 1993