FC im Team mit NRW-Clubs gegen Hass im Netz
Gemeinsam mit allen NRW-Vereinen der Bundesliga und 2. Bundesliga setzt sich der 1. FC Köln mit dem Projekt „Wer hetzt, verliert!“ gegen strafbaren Hass und Diskriminierung im Internet ein. Auf Initiative des VfL Bochum und in enger Zusammenarbeit mit der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime Nordrhein-Westfalen (ZAC NRW) ist in den vergangenen Monaten ein System entwickelt worden, um strafrechtlich relevante Kommentare im Netz konsequent zu verfolgen. Am Dienstag, 16. April 2024, ist das Projekt im Vonovia Ruhrstadion erstmals der Öffentlichkeit präsentiert worden.
Neben NRW-Innenminister Herbert Reul und NRW-Justizminister Dr. Benjamin Limbach zählten unter anderem Markus Hartmann, Leitender Oberstaatsanwalt bei der Generalstaatsanwaltschaft Köln und Leiter der ZAC NRW, sowie Ingo Wünsch, Direktor des Landeskriminalamts NRW, zu den 130 Gästen. Für den 1. FC Köln nahm neben Mitarbeitenden aus der Rechts- und der Medienabteilung Geschäftsführer Markus Rejek an der Veranstaltung teil.
Luthe und Schult berichten aus eigener Erfahrung
„Viele Sportlerinnen und Sportler sind daran gewöhnt, dass nach einem Spieltag die Postfächer vollgespült werden. Ich habe auch oft Dinge zur Seite gedrückt, aber da konnte ich es nicht mehr“, berichtete VfL-Keeper Andreas Luthe, der nach einem Spiel mit seinem damaligen Verein 1. FC Kaiserslautern bei Hannover 96 wegen Hassnachrichten im Internet Strafanzeige erstattete: „Eine kleine Gruppe von Hannover-Fans richtete Drohungen gegen mich und meine Familie, konkret gegen meine Tochter. Die war zu dem Zeitpunkt zwei Jahre alt.“
NRW-Innenminister Reul sagte, er sei fassungslos, angesichts des „ungezügelten Hasses gegen Fußballprofis und ihre Familien“. Den Tätern müsse bewusst gemacht werden, dass es ausreichende Möglichkeiten gebe, sie aus der vermeintlichen Anonymität des Netzes rauszufiltern: „Dann warten keine Karten, sondern Geldstrafen.“ Ingo Wünsch, Direktor des Landeskriminalamts NRW, ergänzte: „Für eine handfeste Beleidigung ist man auch mal gerne mit 90 Tagessätzen dabei. Drei Monatsgehälter sind dann schon mal weg. Ich glaube, dass das ein wichtiger Impuls ist.“
Den Abschluss der Veranstaltung bildete die Keynote von Almuth Schult, ehemalige Welttorhüterin, aktuell beim Hamburger SV unter Vertrag und TV-Expertin. „Aufklärung in Bezug auf Social Media ist sehr wichtig, um Menschen eine Orientierung zu geben und ein Bewusstsein zu entwickeln. Vielen ist nämlich die Tragweite von geschriebenen Worten im Netz nicht bewusst. Es ist nicht im Bewusstsein, dass schriftliche Sprache im Internet in gewisser Weise ein Vertrag mit der Gesellschaft ist. Alles, was dort steht, wird nicht vergessen, sondern es ist nachverfolgbar“, sagte Schult. „Wir reden darüber, dass wir dem Fußball Respekt und Fairness mit einhauchen wollen. Aber wie bekommen wir unsere Werte, die wir leben wollen, nicht nur auf den Fußballplatz, sondern auch in die Sozialen Netzwerke?“ Dafür braucht es laut Schult Ansprechpartner, Netzwerke und Seminare – und ein Aufzeigen von Konsequenzen.
Hasskommentare konsequent verfolgen
In einem dieser Netzwerke kooperiert der 1. FC Köln seit einigen Monaten mit Bayer 04 Leverkusen, Borussia Dortmund, Borussia Mönchengladbach, Fortuna Düsseldorf, dem FC Schalke 04, SC Paderborn 07 und VfL Bochum 1848 sowie der ZAC NRW. Ziel ist es, mit dem Projekt „Wer hetzt, verliert!“ strafbare Hasskommentare konsequent zu verfolgen und angemessen zu ahnden. Werden Spieler oder Verantwortliche eines Vereins in der digitalen Welt angegriffen, können diese Sachverhalte im Rahmen der Projektarbeit bei der ZAC NRW zeitnah und unbürokratisch über eine digitale Plattform zur Anzeige gebracht werden.
Die ZAC NRW führte in einer ersten Phase für die Social-Media-Teams der Vereine Schulungsmaßnahmen und Fortbildungen durch, wie man strafbaren Hass von bloßer Meinungsäußerung trennscharf unterscheiden kann. Ist die Grenze zur Strafbarkeit überschritten, erfolgt die Anzeigenerstattung online über ein digitales System. Die Expertinnen und Experten der ZAC NRW überprüfen die angezeigten Sachverhalte auf strafrechtliche Relevanz, um niemanden zu Unrecht mit Strafverfahren zu überziehen. Sie leiten Ermittlungsverfahren ein und identifizieren gemeinsam mit den polizeilichen Partnern die hinter den Kommentaren stehenden Beschuldigten.
Bildquelle: VfL Bochum 1848/Jan Aben