Funkel: „Das wünsche ich mir für Samstag“
Friedhelm Funkel hat in seiner Karriere vieles erlebt und über 1.400 Spiele als Spieler und Trainer im Profifußball bestritten. Zwei seiner ehemaligen Vereine treffen am Samstagnachmittag im Rheinderby aufeinander: Fortuna Düsseldorf und der 1. FC Köln. Die Fortuna hat er von 2016 bis 2020 trainiert, den FC sogar in zwei Perioden zwischen 2002 und 2003 sowie acht Spiele am Ende der Saison 2020/21. Vor dem Rheinderby spricht der Fußballlehrer über freie Zeit, seine beiden ehemaligen Clubs und den Weg des 1. FC Köln mit jungen Spielern.
Herr Funkel, wie geht es Ihnen knapp vier Monate nach dem DFB-Pokal-Finale mit dem 1. FC Kaiserslautern in Berlin?
Friedhelm Funkel: Mir geht es sehr gut und ich bin gesund, das ist das Allerwichtigste. Ich verfolge den Fußball in der Bundesliga und 2. Bundesliga genauso intensiv wie zuvor. Ich bin ab und zu in den Stadien, war schon in Köln, Düsseldorf, Kaiserslautern, Leverkusen und Dortmund.
Vermissen Sie denn die Arbeit mit einer Mannschaft bereits wieder?
Nein. In Kaiserslautern war es erfolgreich, aber auch sehr anstrengend. Die Zeit ist noch nicht da, in der ich anfange, das zu vermissen. Ich genieße es, aktuell tun und lassen zu können, was ich möchte und mit der Familie, den Kindern, Enkelkindern und Freunden Zeit zu verbringen. Ich war auch das eine oder andere Mal im Urlaub. Ob irgendwann die Möglichkeit besteht, im Fußball noch einmal etwas zu machen, das kann ich aktuell nicht sagen.
Können wir davon ausgehen, dass Sie am Samstag in Düsseldorf im Stadion sein werden?
Davon können Sie ausgehen (lacht). Ich werde im Stadion sein und mir natürlich das Spiel meiner beiden ehemaligen Clubs anschauen. Ich freue mich darauf.
Sie haben das Rheinderby einmal als Trainer erlebt und 2019 mit der Fortuna 2:0 gegen den FC gewonnen. Wie haben Sie die Stimmung rund um das Spiel damals wahrgenommen?
Das war ein ganz wichtiges Spiel für uns, weil wir im Abstiegskampf waren. Erik Thommy hat damals ein wichtiges Tor geschossen, wenn ich mich richtig erinnere. Es war ein sehr intensives und spannendes Spiel. Ein Derby, wie man es sich wünscht. Das Stadion war ausverkauft, es gab keine Unruhen. Da wir das Spiel gewonnen haben, habe ich natürlich nur gute Erinnerungen daran.
Haben Sie in diesem Spiel auch als Trainer gemerkt, dass mehr Emotionen drin sind als in einem gewöhnlichen Spiel?
Natürlich spürt man das. Es ist noch ein bisschen lauter, es waren auch sehr viele Kölner Fans damals in Düsseldorf im Stadion. Es war intensiv, für die Zuschauer sehr spannend. Das spürt man auch an der Trainerbank. Man spürt die Tage davor schon eine gewisse Erwartungshaltung an beide Vereine. Gerade für die Düsseldorfer ist es das Derby schlechthin.
Gab es für Sie weitere besondere Derbymomente in Ihrer Karriere?
Derbys waren immer spezielle Spiele. Zum Beispiel zu meiner Frankfurter Zeit gegen Mainz, als Kloppo dort noch Trainer war, oder im Pokal gegen Kickers Offenbach. Vergangene Saison haben wir mit Kaiserslautern das Pokalhalbfinale gegen Saarbrücken gewonnen. Das sind alles sehr emotionale und wichtige Spiele. Es ist letztendlich überall das Gleiche, es sind Emotionen im Spiel, die Erwartungshaltung ist sehr hoch, der eine gönnt dem anderen überhaupt nichts. Aber in den meisten Fällen ist alles sehr gut verlaufen ohne großartige Ausschreitungen. Das wünsche ich mir auch für Samstag.
Sie leben im Rheinland, haben hier lange gearbeitet. Was macht den Fußball hier in der Region aus?
Dass es sehr viele Derbys gibt, weil es viele Vereine in Nordrhein-Westfalen gibt, die in der Bundesliga und 2. Bundesliga spielen. Es sind kurze Wege zu allen Stadien im Rheinland und Ruhrgebiet. Das sind stimmungsvolle Spiele. Der Rheinländer ist sehr fußballbegeistert, das macht die Region einfach aus.
Was erwarten Sie vom Spiel am Samstag?
Ein hochintensives Spiel. Der FC hat aus meiner Sicht drei Punkte zu wenig – nämlich die vom vergangenen Wochenende. Wahnsinn, dass man das Spiel trotz dieser Überlegenheit nicht gewonnen hat. Diese drei Punkte fehlen den Kölnern. Das Momentum ist momentan bei der Fortuna, keine Frage, sie haben einen unglaublichen Lauf und erst ein Gegentor durch einen Elfmeter bekommen. Aber Köln hat gute Spiele gemacht, deshalb ist die Partie offen. Ich freue mich einfach darauf und glaube, dass es ein gutes, intensives und offensiv geführtes Spiel von beiden Mannschaften wird.
Sind Sie überrascht, wie schnell die Fortuna die auf tragische Weise verlorene Relegation abgeschüttelt hat und bereits wieder so gut unterwegs ist?
Ja, aber nicht nur das. Sie haben aus meiner Sicht mit Yannik Engelhardt, Christos Tzolis und Ao Tanaka auch ihre drei besten Spieler verloren. Die mussten sie ersetzen und diesen Schock verdauen. Dass sie das so schnell geschafft haben, ist eine großartige Leistung von Daniel Thioune mit seinem Trainerteam. Das ist für mich schon eine kleine Überraschung.
Wie haben Sie den FC in den bisherigen Spielen gesehen?
Der FC tritt sehr geschlossen und gut auf. Die Mannschaft tritt so auf, wie ich es auch erwartet habe. Das ist eine sehr gute Mannschaft, die kaum einen Spieler verloren hat. Sie haben junge Spieler hochgezogen, das ist ein sehr guter Weg in der 2. Bundesliga. Für mich ist es neben dem HSV von der Zusammenstellung her die beste Mannschaft. Die Kölner erwarten sicher von sich, dass sie oben dabei sind. Das Zeug dazu haben sie. Sie haben einen sehr guten Trainer, der das gut macht und seine Spielphilosophie mit frühem Anlaufen, Pressing und Gegenpressing der Mannschaft schon gut vermittelt hat. Das Einzige, was noch fehlt, ist, die Chancen dann auch in Tore umzumünzen – und das ist leider das Wichtigste im Fußball. Da müssen sie sich noch verbessern.
Der FC geht – ein Stück weit natürlich auch bedingt durch die Transfersperre – den Weg mit vielen Spielern aus dem eigenen Nachwuchs…
…Manchmal muss man zu seinem Glück gezwungen werden.
Was sind aus Ihrer Erfahrung die Chancen und Risiken einer so jungen Mannschaft?
Es sind einige junge Spieler dabei, aber der FC hat auch genügend Erfahrung in der Mannschaft. Wenn ich zum Beispiel an Florian Kainz, Timo Hübers, Dejan Ljubicic, Leart Pacarada, Luca Waldschmidt oder Mark Uth denke – das sind erfahrene Spieler, die die jungen Spieler führen können und müssen. Selbst Jan Thielmann ist zwar noch jung, aber hat schon einige Jahre Erfahrung. Das ist nicht nur eine blutjunge Mannschaft, die Mischung stimmt. Das ist für die jungen Spieler gerade in der 2. Bundesliga eine super Chance, sich zu zeigen. Das machen sie, der Trainer wirft sie – teilweise vielleicht auch gezwungenermaßen – hinein.
Dürfen wir Sie zum Abschluss um einen Tipp für Samstag bitten?
Ich glaube an ein 2:2.