Nach intensiven, mehrjährigen Verhandlungen mit der Stadt Köln und nach zähen juristischen Prüfungen diverser Lösungsvarianten ist nunmehr klar: Die Heimat des 1. FC Köln bleibt auch in Zukunft das Geißbockheim.
Rund zehn Jahre setzt sich der 1. FC Köln inzwischen intensiv mit der Stadt Köln auseinander, um gemeinsam eine Lösung für seine infrastrukturelle Weiterentwicklung zu erarbeiten. Diese ist für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des FC im Profifußball zwingend erforderlich.
Der ursprüngliche Plan, das in die Jahre gekommene, modernisierungsbedürftige Geißbockheim um ein Nachwuchsleistungszentrum sowie drei Fußballplätze auf der Gleueler Wiese zu erweitern, konnte bis dato aufgrund politischen Widerstands der Stadt Köln nicht wie geplant umgesetzt werden. Im Sinne einer konstruktiven Lösungsfindung wurde daher mit der Stadt Köln in den vergangenen beiden Jahren ein infrastruktureller Komplettumzug nach Marsdorf diskutiert und in seinen wesentlichen Eckpunkten ausgearbeitet. Für die von der Stadt Köln favorisierte Lösungsvariante, komplett nach Marsdorf umzuziehen, wäre allerdings eine erhebliche finanzielle Unterstützung seitens der Kommune erforderlich gewesen. Das Investitionsvolumen für den kompletten Neubau eines sogenannten FC CAMPUS wurde bei den aktuellen Baupreisen auf mindestens 120 Millionen Euro geschätzt.
Die Stadt Köln war nach intensiven Verhandlungen jedoch nicht bereit, dieses Investitionsvolumen zu gleichen Teilen gemeinsam mit dem FC zu tragen, gleichwohl dies rechtlich auf Basis mehrerer unabhängiger Gutachten möglich gewesen wäre.
Endgültige Entscheidung: Umzug kommt nicht mehr in Frage
Im Ergebnis der gescheiterten Verhandlungen haben Vorstand und Geschäftsführung des 1. FC Köln nunmehr endgültig entschieden, dass ein Umzug nach Marsdorf aufgrund der nicht hinreichenden finanzwirtschaftlichen kommunalen Unterstützung nicht mehr in Frage kommt. Über diese Entscheidung hat der FC die politischen Vertreter der Stadt Köln entsprechend informiert.
„Wir sind seit Jahren zu den dringend erforderlichen infrastrukturellen Weiterentwicklungen des 1. FC Köln in Gesprächen mit der Stadt Köln. Dabei wurden über all die Jahre hinweg trotz zahlreicher politischer Hindernisse und Widerstände konstruktive Lösungsmöglichkeiten entwickelt und ausgearbeitet. Dabei zeigte sich der FC zuletzt sogar offen für eine Lösung abseits seiner Heimat am Geißbockheim. Letztlich scheiterte ein möglicher Umzug an der fehlenden wirtschaftlichen Legitimation. Deshalb werden wir ab sofort wieder den Ausbau am Geißbockheim forcieren – wir wollen als 1. FC Köln weiterhin im Grüngürtel ein Anlaufpunkt für alle Fans sein und im Sinne von Konrad Adenauer dort auch in Zukunft Repräsentant einer modernen und stolzen Sportstadt Köln sein“, so Dr. Werner Wolf, Präsident des 1. FC Köln.
Der 1. FC Köln besitzt mit seinen über 135.000 Mitgliedern und abertausenden Fans eine wichtige Sozialisationsfunktion für die Stadt Köln. Darüber hinaus trägt er massiv zum Freizeit- und Unterhaltungswert der Stadt bei und bildet so einen wichtigen kommunalen Wirtschaftsfaktor. Schließlich ist der 1. FC Köln der wichtigste öffentlich-mediale Botschafter der Stadt Köln. Keine andere Kölner Institution generiert eine vergleichbare mediale Präsenz und trägt damit die Stadt Köln nach ganz Deutschland und auch über die Grenzen Deutschlands in die Welt hinaus. Als echtes Aushängeschild der Stadt Köln benötigt der 1. FC Köln daher auch die Unterstützung seiner Kommune, um sich aus infrastruktureller Perspektive zukunftsgerecht aufstellen und wettbewerbsfähig im Profifußball agieren zu können.
Türoff: „Schlicht und einfach wirtschaftlich nicht machbar"
„Bringen wir es auf den Punkt: Am Ende scheitert es oft am Finanziellen und am Willen, sich zu bewegen. Für die Variante FC CAMPUS in Marsdorf wären wir dennoch zu einem großen Kompromiss bereit gewesen, um eine wettbewerbsfähige Zukunft des FC sicherzustellen – und das entgegen unserer absoluten Überzeugung, dass das Geißbockheim Heimat des FC ist. Selbst nachdem wir mehrfach im Prozess zeitlich zurückgeworfen und mit neuen rechtlichen Bedenken konfrontiert wurden, haben wir unter erheblichem Ressourceneinsatz konstruktiv immer wieder Lösungsmöglichkeiten entwickelt, um endlich ans Ziel zu kommen. Am Ende waren die rechtlichen Hindernisse ausgeräumt, die finanziellen Vorstellungen der Stadt sind aber für den FC schlicht und einfach wirtschaftlich nicht machbar“, so Philipp Türoff, kaufmännischer Geschäftsführer des 1. FC Köln.
Für den geplanten Ausbau am Geißbockheim gibt es seit November 2020 einen Bebauungsplan für die Gleuler Wiese sowie das Nachwuchsleistungszentrum neben dem Franz-Kremer-Stadion. Dieser wurde durch ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster im November 2022 für unwirksam erklärt. Grund dafür waren nicht etwa die geplanten Bauvorhaben des FC, sondern vier Kleinspielfelder, die durch die Stadt zusätzlich zu den drei Fußballplätzen des FC auf der Gleueler Wiese hätten errichtet werden sollen. In der Folge gelang es dem FC auf dem Rechtsweg, eine Revisionszulassung zu erreichen. Dabei wurde vom Gericht deutlich gemacht, dass es dem Rat der Stadt Köln möglich wäre, den Bebauungsplan durch entsprechende Änderungen rechtlich „heilen“ zu können. Am 23. April 2024 wird am Bundesverwaltungsgericht in Leipzig darüber entschieden, ob der ursprünglich genehmigte Bebauungsplan nach wie vor Gültigkeit besitzt. Unabhängig von dem Urteil ist der FC der Überzeugung, dass eine Weiterentwicklung am Geißbockheim im angestrebten Umfang möglich und innerhalb überschaubarer Zeit – mit dem notwendigen politischen Willen – umsetzbar wäre, dies zudem weitaus kostengünstiger und ökologisch nachhaltiger. Anders lautende Stellungnahmen und Argumentationen entsprechen nicht der Realität.
Bereits investiert in die Modernisierung des Geißbockheims wurden in den vergangenen beiden Jahren trotz der angespannten wirtschaftlichen Lage rund 10 Millionen Euro. Das war unbedingt notwendig, um die marode, im Bundesligavergleich nicht wettbewerbsfähige Infrastruktur zu verbessern. Dabei wurden unter anderem bestehende Plätze kernsaniert, eine alte Turnhalle zu einer funktionalen Athletikhalle umgebaut, der Trakt der Lizenzmannschaft modernisiert und Bestandsräume zu einer zeitgemäßen Physiotherapiepraxis für unsere Nachwuchs- und Frauenmannschaften umgestaltet.
Keller: Bisherige Investitionen „nur ein Anfang"
„Das alles war aber nur ein Anfang und reicht bei weitem noch nicht aus. Wir haben beim FC einen fast 40-jährigen Investitionsstau. Für eine nachhaltige Weiterentwicklung brauchen wir die politische Unterstützung der Stadt Köln. Was bisher modernisiert wurde, war genehmigungsfrei. Für die nun anstehenden Maßnahmen brauchen wir aber baurechtliche Genehmigungen. Diese absolut dringenden Aufgaben müssen jetzt schnellstmöglich gelöst werden, wenn wir die Sozialisations-, Freizeit- und Unterhaltungs- sowie Botschafterfunktion des 1. FC Köln erhalten und ausbauen wollen. Wir laden jeden dazu ein, uns dabei zu unterstützen“, sagt Dr. Christian Keller, Geschäftsführer Sport des 1. FC Köln.
Präsident Dr. Werner Wolf ergänzt: „Jetzt gilt es, für alle Protagonisten der Stadt Köln Farbe zu bekennen. Es geht um nicht weniger als die Zukunft des FC. Wir brauchen dringend die entsprechenden Genehmigungen der Stadt, um das Geißbockheim weiterentwickeln zu können. Dabei wurde vom Gericht deutlich gemacht, dass es dem Rat der Stadt Köln möglich wäre, den Bebauungsplan durch entsprechende Änderungen rechtlich ‚heilen‘ zu können. Dafür werden wir mit vollem Herzblut kämpfen.“