Inklusion in der JVA: Brücken bauen – Vorurteile abbauen
In den vergangenen drei Wochen hat die FC-Stiftung ein Projekt der besonderen Art umgesetzt. Die Inklusionsmannschaft von Germania Zündorf war insgesamt dreimal zu Besuch in der JVA Ossendorf, um dort mit weiblichen und männlichen Inhaftierten Fußball zu spielen.
Die Gruppe setzte sich aus zehn Spielerinnen und Spielern von Germania Zündorf und zehn weiblichen und männlichen Inhaftierten der JVA Ossendorf zusammen. Das Ziel war von vornerein klar: Barrieren und Vorurteile abbauen, soziale Kompetenzen fördern und so die Resozialisierung der Inhaftierten vorantreiben.
Im Rahmen der ersten Einheit wurden die Teilnehmenden von Germania Zündorf durch die JVA geführt und lernten die Inhaftierten kennen, mit denen sie in den kommenden drei Wochen ihre Einheiten absolvieren würden. Im Wesentlichen ging es darum, die Vorurteile abzubauen, die die Gruppen einander gegenüber empfanden.
Respektvoller Umgang und tiefgehende Gespräche
Der Umgang der Teilnehmenden war von Beginn an sehr respektvoll, es entstanden bereits beim ersten Aufeinandertreffen persönliche, tiefgehende Gespräche. Michelle von Germania Zündorf, die nur mit Unterstützung ihres Rollators gehen kann, sagte zu einem der Inhaftierten: „Denk an mich, wenn du entlassen wirst – ich werde für immer an mein eigenes Gefängnis gebunden sein.“
Nach der ersten Einheit kam eine Inhaftierte auf die FC-Stiftung zu und sagte, dass sie ihren Freigang, den sie an einem der nächsten Termine hätte, nicht wahrnehmen würde, um wieder beim Projekt dabei sein zu können: „Menschen im Gefängnis brauchen eine starke Stimme, aber Menschen mit Behinderung brauchen diese genauso.“
Die Freude übers Wiedersehen war auch beiden folgenden Terminen auf beiden Seiten groß, der Umgang respektvoll und die Gespräche vertraut. Einer der Inhaftierten hatte sich bei der ersten Einheit sehr lange mit einem Teilnehmenden von Germania Zündorf über Lieblingsvereine unterhalten und tauchte dann zur zweiten Einheit mit dem einzigen Trikot auf, das er im Gefängnis hatte. Mit tollem Hintergrund: Das Trikot seines Lieblingsvereins schenkte er schließlich dem Teilnehmer von Germania Zündorf.
Während bei den ersten Terminen Teambuildingmaßnahmen auf dem Programm standen, wurde in der dritten Einheit ein kleines Abschlussturnier veranstaltet, bei dem alle mit einer Urkunde und Preisen bedacht wurden.
Gemeinsamer Stadionbesuch geplant
Das besondere Projekt hat gezeigt, dass es möglich ist, Barrieren abzubauen und Vorurteile fallen zu lassen, wenn sich die Beteiligten trauen. Zudem haben die Treffen gezeigt, dass Sport verbindet und auf dem Platz alle gleich sind. „Man unterschätzt so viele Menschen aufgrund ihres Aussehens. Von den Menschen von Germania Zündorf, ihrer Mentalität und ihrer Positivität können wir uns alle eine Scheibe abschneiden“, sagte eine Inhaftierte.
Auch die Wiedereingliederung der Inhaftierten durch Verbesserung der sozialen Kompetenzen und sozialer Interaktion mit Hilfe des Sports war ein ausgerufenes Ziel. Und das Projekt hat den Weg dorthin geebnet: Ein paar der Inhaftierten werden zeitnah aus dem Gefängnis entlassen und haben sich schon jetzt mit der Mannschaft von Germania Zündorf zu einem gemeinsamen Stadionbesuch verabredet.