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Lukas Berg: „Tür für Talente weit offen"

4.8.2024

Rund die Hälfte des Kaders der FC-Profis beim Trainings­auftakt war mit Spielern bestückt, die im eigenen Nachwuchs ausgebildet wurden. Eine bemerkenswerte Zahl im Profifußball. Eine gute Zeit also, sich mit dem Verantwortlichen über die gute Nachwuchsarbeit beim FC zu unterhalten. Ein Gespräch mit Bereichsleiter Nachwuchsfußball Lukas Berg über die Chancen für FC-Talente in Zeiten der Transfersperre, über positive ­Beispiele, die einheitliche Spielidee und die nächsten Schritte in der Talentförderung.

Lukas, als am 24. Juni der Trainingsauftakt der FC-Profis stattfand, standen 14 Spieler im Kader, die im eigenen Nachwuchs ausgebildet wurden. Wie stolz macht Dich diese Zahl?

Lukas Berg: Auch wenn Spieler darunter sind, die vor meiner Zeit im NLZ ausgebildet wurden, bin ich als Vertreter der Nachwuchsabteilung natürlich mächtig stolz. So eine Zahl ist sicher außergewöhnlich im Profifußball. Es ist unser ­größtes Ausbildungsziel, möglichst viele Nachwuchsspieler in die eigene Profiabteilung zu bringen. Bei uns im NLZ sind ganz viele Mitarbeiter, die all diese Spieler ganz eng auf ­ihrem Weg begleitet haben und ihren Anteil an ihrer ­Entwicklung hatten.

Provokant gefragt: Ist der Abstieg verbunden mit der Transfersperre für die eigenen Talente sogar eine einmalig große Chance?

Die Chancen für junge Spieler, sehr schnell auf eine tolle Plattform zu kommen, sind sicherlich gestiegen. Die Tür nach oben ist offen. Am Ende liegt es aber vor allem am ­jeweiligen Spieler, die Chance dann auch wahrzunehmen. Auf diesem Weg wollen wir sie bestmöglich begleiten. Der Sprung aus dem Nachwuchs zu den Profis ist ein gewaltiger. Aber ja, wahrscheinlich war die Chance, beim 1. FC Köln Profi zu werden, selten so groß wie aktuell. Der Nachwuchs hat beim FC allerdings allgemein einen enorm hohen Stellenwert, das spüren wir jeden Tag und sieht man nicht zuletzt daran, dass wir als NLZ trotz des Abstiegs keine Einbußen hinnehmen mussten.

Wie wird entschieden, welche Spieler die Chance bei den Profis erhalten?

Wir treffen alle Entscheidungen im Team. Dazu gehören, ­zunächst einmal losgelöst vom Profi-Trainerteam, das am Ende natürlich auch einverstanden sein muss, vor allem Christian Keller, Thomas Kessler und ich. Wir sprechen ­intensiv und regelmäßig über alle Spieler. Dazu kommt der Input der Cheftrainer der Nachwuchsmannschaften, in ­denen die jeweiligen Jungs gerade spielen, und der Chefscouts Martin Schultz von den Profis und Martin Bülles im Nachwuchs. Entscheidend sind dann stets verschiedene Aspekte. In erster Linie natürlich die sportliche Perspektive. Oft ist aber auch ein Faktor, welche Position bei den Profis gerade vakant ist. Es gibt tagesaktuelle Entscheidungen, aber vor allem strategische Planungen.

Was benötigt ein Spieler aus Deiner Sicht, damit er eine realistische Profifußballperspektive hat?

In erster Linie Geduld. Diese versuchen wir den Spielern auch immer wieder zu vermitteln. Viele erfolgreiche Fußballer sind nicht unbedingt im ersten oder zweiten Seniorenjahr Fußballprofi geworden. Das ist ein Prozess und eine Entwicklung, die bei manchen schneller geht und bei anderen eben ein bisschen mehr Zeit braucht. Wenn Spieler das Mindset haben, dass man den Sprung nicht von heute auf morgen erzwingen kann, dann haben wir schon einmal viel geschafft. Dann geht es natürlich um die grundsätzliche sportliche Qualität des Spielers. Dazu kommt dann das ­Körperliche im Profifußball. Intensität, Härte, Ausdauerfähigkeit werden verlangt, aber auch Stressbewältigung, Widerstandsfähigkeit und Professionalität als Athlet. Gerade in der körperlichen Entwicklung müssen wir gut aufpassen und die Jungs kontrolliert heranführen. Wir können alles ­andere so gut wie möglich machen. Aber wenn es in den ­ersten beiden Trainingswochen knallt, wir die Belastung nicht gut vorbereitet haben und sich jemand verletzt, dann haben wir überhaupt nichts gewonnen.

Aus dem aktuellen Kader haben Max Finkgräfe und Damion Downs vergangene Saison bereits gute Schritte gemacht. Was hat sie ausgezeichnet?

Beide sind aus einer extrem erfolgreichen U19-Saison gekommen, hatten aber beide auch ihre Verletzungsthemen. Sie haben im letzten Juniorenjahr viele Spiele verpasst. Doch sie haben Geduld bewiesen, ihre Verträge verlängert und sich langfristig zum FC bekannt. Sie durften mit den Profis ins Trainingslager, haben die Intensität mitbekommen und haben sich dem Profikader über viel Spielzeit in der U21 immer weiter angenähert. Mit viel Geduld, Spielpraxis in der Regionalliga und natürlich auch Qualität haben sie sich die Chance verdient. Denn aus der umgangssprachlichen „kalten Hose“ kann eben kaum ein Spieler Bundesliga spielen. Sie haben auf ihren Moment gewartet und waren gut darauf vorbereitet, um dann in dem Moment auch zu liefern. Wenn wir nur das Tor von Damion im Derby in Gladbach nehmen: Das Tor hat er eine Woche vorher genauso bereits für die U21 gegen Schalke erzielt. Es ist immer wichtig, nicht nur die Spitze des Eisbergs zu sehen, wenn die Jungs performen, sondern auch den Weg dorthin.

Solche Beispiele dürften auch direkt positiven Einfluss auf die Arbeit mit den nächsten Talenten haben, weil man diesen anschaulicher aufzeigen kann, wie der Weg funktioniert.

Definitiv. Wir leben von diesen Erfolgsgeschichten. Es gibt ganz viele Wege, die ins RheinEnergieSTADION führen. Max hat davor drei verschiedene NLZ gesehen. Damion kam mit 16 Jahren zu uns, war davor in Ingolstadt im NLZ. Es gibt aber auch Beispiele, dass Spieler ihre ganze Karriere bei uns verbracht haben und dann den Sprung zu den Profis schaffen. Wir nutzen die Beispiele und Geschichten natürlich, um den nächsten Talenten verschiedene Wege aufzeigen zu können.

Vor der vergangenen Saison wurde bewusst auf eine U21-Mannschaft in der Regionalliga umgestellt, das Team noch einmal verjüngt. Welche Gedanken steckten hinter dieser Entscheidung?

Das war tatsächlich die erste größere ­Entscheidung, die wir in der Konstellation mit Christian Keller und Thomas Kessler ­getroffen haben. Uns war schnell klar, dass die U23, wie sie vorher aufgestellt war, nicht zu unserer clubstrategischen Ausrichtung passte, weil dort vermehrt ­ältere Spieler ­gespielt hatten, die von ­anderen Vereinen verpflichtet wurden. Weil wir aber wussten, dass eine sehr gute Nachwuchsarbeit beim FC alternativlos ist und der Übergang von den Junioren zu den Senioren der schwierigste Schritt in der Karriere eines Fußballers ist, war für uns klar, dass wir die Ausrichtung verändern müssen. Eine von insgesamt sechs Stoßrichtungen, die wir in diesem Zusammenhang entwickelt haben, war die Verjüngung des Teams. Die U21 soll unsere letzte Nachwuchsmannschaft und nicht eine zweite Herrenmannschaft sein. Dazu gehört auch, dass wir unter Top-Profibedingungen ­arbeiten und perspektivisch mit der Mannschaft auch in die 3. Liga wollen, um den Spielern eine noch bessere Entwicklungsstufe zu ermöglichen.

Am Ende wird es auch beim FC nur ein ­kleiner Teil der Talente in den Profifußball schaffen. Wie bereitet Ihr die Spieler auf den Fall vor, dass es nicht reicht?

Die pädagogische Arbeit und Arbeit neben dem Platz haben bei uns einen großen ­Stellenwert. Uns ist wichtig, nicht nur auf die Karte Fußball zu setzen, auch wenn das natürlich unser Kerngeschäft ist. Wir haben hier 250 Spieler und müssen auf ganz viele Aspekte achten, weil wir sie nicht nur zu Fußballern, sondern zu guten Menschen entwickeln wollen. Wir legen Wert darauf, dass Schulabschlüsse gemacht werden. ­Pädagogik und Persönlichkeitsentwicklung sind wichtig,. Wir wollen Jungs, die mit einem guten Werteverständnis aus dem NLZ rausgehen.

Das Interview mit Lukas Berg stammt aus der aktuellen Ausgabe des GeißbockEchos. Das ganze Interview lest Ihr im gedruckten Heft und hier im geschlossenen Mitgliederbereich.

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