Maina: So hat mich Hannover geprägt
Es warten besondere Tage auf Linton Maina. Am kommenden Mittwoch empfängt er mit dem 1. FC Köln Hertha BSC im DFB-Pokal und trifft damit auf seine Heimatstadt. Bereits am Samstag ist mit Hannover 96 Mainas ehemaliger Verein zu Gast im RheinEnergieSTADION. Im Interview blickt der Offensivspieler auf das Duell mit seinem Jugendclub zurück, spricht übers Erwachsenwerden, seine Verbindungen nach Hannover und die Positivserie des FC.
Linton, wie hat sich die Stimmung nach vier Siegen am Stück gewandelt?
Linton Maina: Die Stimmung war davor auch nicht schlecht bei uns. Wir wissen, was wir können, nur das Momentum war nicht wirklich bei uns. Das haben wir uns ein Stück weit zurückgearbeitet. Wenn man gewinnt, macht es natürlich noch einmal mehr Spaß.
Merkt man das gestiegene Selbstvertrauen auch im Alltag?
Definitiv. Wenn man gewinnt, zeigt sich das schon auf dem Trainingsplatz. Du bist selbstbewusster, probierst Sachen, die du sonst nicht probieren würdest. Es läuft vieles deutlich einfacher.
Woran machst Du die positive Ergebnisserie fest?
Die Null steht erst einmal hinten bei uns und das war das Wichtigste. Wir hatten zu Saisonbeginn die meisten Tore geschossen, aber auch mit die meisten Gegentore kassiert. Nach vorne geht es nicht mehr ganz so leicht wie zu Beginn, es fehlt durch die Systemumstellung vorne ein Spieler. Aber wenn wir, wie im Moment, jedes Spiel knapp gewinnen, dann nehmen wir das gerne.
Was verändert sich insbesondere für Dich durch die Umstellung auf Dreierkette, wodurch ein Offensivspieler weniger auf dem Platz ist?
Wir haben nicht mehr so viel Ballbesitz und Aktionen wie zuvor, das ist schon eine Umstellung. Aber, wie gesagt, ist es für uns das Wichtigste, dass wir gut gegen den Ball arbeiten und hinten die Null steht. Wir drei da vorne versuchen, möglichst viel zu laufen und uns Chancen zu erspielen und die Möglichkeiten dann konsequent zu nutzen.
Was hat – neben rein fußballerischen Aspekten – dafür gesorgt, dass ihr positiv aus der schwierigen Situation rausgekommen seid?
Wir haben viel untereinander gesprochen, analysiert und uns auch mal die Meinung gesagt. Auch wenn drumherum wieder viel Hektik und Panik war, sind wir intern ruhig geblieben und haben das nicht wirklich an uns rangelassen. Wir sind klar geblieben, auch zusammen mit dem Trainerteam und Christian Keller, und haben unseren Weg weiterverfolgt.
Du bist persönlich richtig gut in die Saison gekommen, hast in den ersten neun Saisonspielen schon acht Scorerpunkte gesammelt. Woran machst du das fest?
Manchmal hat man einfach einen Lauf. Wir haben sehr offensiv gespielt, ich habe das Vertrauen des Trainers gespürt und spüre es auch immer noch. Ich habe mir vor der Saison viel vorgenommen und wollte den Jungs helfen, weil ich die Liga als einer der wenigen schon kannte.
Konntest Du im Sommer einen klaren Cut machen und die schwierige vergangene Saison hinter Dir lassen?
Es hat schon eine Weile gedauert. Ich bin die ersten ein, zwei Wochen hier in Köln geblieben und bin erst dann nach Hause und in den Urlaub gefahren. Aber danach lag der Fokus schnell wieder hier und auf der neuen Saison.
Bist Du nun besonders motiviert, gegen Deinen Ex-Club den nächsten Scorerpunkt nachzulegen?
Ich bin jedes Spiel motiviert und will Scorerpunkte sammeln und vor allem Spiele gewinnen. Da ist es egal, wer der Gegner ist. Am Samstag motiviert mich weniger Hannover aufgrund der Vergangenheit, sondern die Konstellation, dass wir mit einem Sieg gegen einen direkten Konkurrenten einen wichtigen Schritt machen können.
Welchen Bezug hast Du noch zu Hannover? Sind aus der Zeit Freundschaften geblieben?
Es sind noch zwei, drei Spieler aus meiner Zeit da und einige aus dem Staff. Auch außerhalb des Fußballs habe ich noch viele Freundschaften in Hannover.
Wie war das damals, als du mit 15 Jahren zu 96 gewechselt bist?
Ich war das erste Mal weg von zu Hause, das war schon eine riesige Umstellung. Ich bin auf ein kleines Dorf aufs Internat gekommen, circa 40 Minuten von Hannover entfernt. Aber diese Zeit hat mich zu dem gemacht, der ich fußballerisch und menschlich heute bin. Deshalb bin ich der Stadt und dem Verein sehr dankbar. Es war eine sehr schöne und auch lange Zeit. Mein Blick geht aber nach vorne und ich freue mich sehr, hier in Köln zu sein.
Was genau hat Dich geprägt?
Ich bin erwachsener geworden. Als ich nach Hannover gekommen bin, war noch viel jugendlicher Leichtsinn dabei (lacht). Es gab Leute bei 96, die mich immer unterstützt haben. Am Ende war ich reifer und habe fast 100 Pflichtspiele für die Profis gemacht. Der Verein liegt mir immer noch sehr am Herzen. Ich hatte in Hannover meine erste eigene Wohnung, habe meinen Führerschein dort gemacht. Das sind viele Erfahrungen, die ich nicht vergessen werde.
Warum wurde es damals 96 und nicht ein Berliner Club?
Ich habe bei einem kleineren Verein in Berlin gespielt. So viele Vereine wollten mich damals gar nicht (lacht). Christoph Dabrowski, der jetzige Trainer von Rot-Weiss Essen, hat mich damals gesehen und wollte mich haben. Ich habe mich noch mit anderen Clubs beschäftigt, aber ich habe gespürt, wie sehr mich Hannover wollte und habe mich deshalb dafür entschieden. Das war rückblickend der beste Schritt für mich.
Am Samstag Hannover, am Mittwoch Hertha. Besondere Tage für Dich, oder?
Das stimmt. Hannover ist sogar noch ein bisschen besonderer. Mit Hannover verbinde ich viel und ich spiele das erste Mal gegen 96. Mit Hertha BSC verbindet mich eigentlich nur die Stadt.