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Max: „Die Fans haben es verdient, in der 1. Liga zu bleiben!"

18.1.2024

66. Minute am 1. Spieltag der Saison 2023/24, ausverkaufter Signal Iduna Park, Spielstand 0:0. An diesen Moment wird sich Max Finkgräfe immer erinnern. Bundesligadebüt in dem Stadion, in dem er während seiner Jugendzeit bei Borussia Dortmund in der Champions-League gegen Real Madrid als Balljunge im Einsatz war. Sechs Jahre später darf Finkgräfe selbst in Dortmund auflaufen - für den FC. In seinem ersten FC-Interview spricht Max über seine Anfänge in Dortmund und welchen Fangesang der FC-Fans er auch während des Spiels mitsummt:

Max, wir sitzen gerade in der U19-Kabine. Hier warst du vor wenigen Monaten noch selbst als U19-Spieler jeden Tag. Seitdem ist sehr viel passiert. Hättest du dir damals diese rasante Entwicklung erträumen können? 

„Nein, ich glaube nicht so in dem Ausmaß. Ich bin ja erst vor etwas mehr als zwei Jahren zum 1. FC Köln gekommen und habe auch gar nicht viel gespielt in den Anfängen meiner U19-Zeit und war dann auch immer wieder mit Verletzungen raus. Und jetzt bin ich Teil des Profikaders. Das ist schon schwer zu begreifen."

Was verbindest du mit dieser Kabine hier, wenn du hier wieder sitzt. Sieht ein bisschen anders aus als bei den Profis, oder? 

„Ja, das stimmt. Ich verbinde lange Nachmittage mit dieser Kabine. Wir hatten in der U19 teilweise auch zweimal Training. Und dann habe ich hier immer gesessen, weil ich so weit weg gewohnt habe, dass ich zwischendurch nicht nach Hause konnte."

Musst du dich manchmal eigentlich kneifen, wenn du das vergangene halbe Jahr Revue passieren lässt? 

„Nein, so schlimm ist es nicht. Aber es ist schon unglaubwürdig, wenn ich das irgendjemandem mal vor einem halben Jahr erzählt hätte, wäre ich für verrückt erklärt worden. Aber umso schöner ist es auch natürlich."

Hast du im Sommer daran geglaubt, dass du so schnell in der Bundesliga spielst und deine Einsatzzeiten in der Startelf bekommst? 

„Ich bin ein bisschen davon ausgegangen, dass es diese Saison vielleicht passieren kann. Einfach dadurch, dass ich letztes Jahr schon mit dem Profikader mitgereist bin. Und ja, deswegen habe ich alles gegeben, damit ich diese Chance auch nutze."

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Max Finkgräfe bei seinem Bundesligadebüt im Hinspiel gegen Borussia Dortmund

Am Samstag heißt der Gegner Borussia Dortmund. Im Hinspiel hast du dein Debüt feiern dürfen. Was macht für dich die Begegnung am Wochenende so besonders? 

„Das ist ein ganz besonderes Spiel für mich. Dadurch, dass ich mein Debüt in der Hinrunde im ersten Spiel der Saison gefeiert habe, freue ich mich natürlich auch sehr darauf gegen meinen Jugendverein bei uns zuhause vor unseren Fans zu spielen. Außerdem haben wir noch eine Rechnung offen. Das 1:0 und die Niederlage generell waren ja eher unglücklich. Jetzt will ich unbedingt das Spiel gewinnen und mich ein bisschen rächen für das 1:0 aus dem Hinspiel."

Du hast ja auch Dortmunder Vergangenheit. Du hast in der Jugend dort gespielt und warst auch Balljunge. Wie war das Gefühl dann beim Bundesliga-Debüt und war es durch die Balljungen-Geschichte nochmal emotionaler, deine ersten Minuten im Signal Iduna Park zu sammeln? 

„Ja, auf jeden Fall. Ich habe da in der Champions League als Balljunge gestanden. Und dann da in das Stadion reinzukommen, in der 60. Spielminute und selbst dort einzulaufen, ist schon etwas Besonderes."

Worauf liegt jetzt der Fokus in der Woche vor Dortmund? Was sind die Trainingsschwerpunkte? 

„Es ging viel um unser Umschaltverhalten und darum, unsere Aktionen besser auszuspielen. Wir müssen defensiv noch kompakter stehen."

Über deine Seite könnte auch ein gewisser Jadon Sancho stürmen. Bereitest du dich extra auf solche Duelle vor und hat man dann nochmal einen Tick mehr Bock? 

„Ich kriege schon die ganze Woche Sprüche von meinen Freunden, dass da was passieren kann. Ich versuche da noch nicht so viel darüber nachzudenken, weil ich glaube, dass so viel Druck im Vorhinein nichts bringt. Aber das habe ich auf dem Schirm."

Was sind das für Sprüche, die deine Freunde dir drücken? 

„Meine Freunde sagen, dass Sancho ja aus der Premier League kommt, dass betonen sie extra auch nochmal, dass er aus der Premier League zurückgekommen ist und mich nass machen wird und ich da aufpassen muss, nicht zu viele Beinis zu kassieren. Aber das motiviert mich noch mehr." 

Wie schaust du auf deine Dortmunder Zeit zurück? 

„Es war sehr anstrengend. Ich bin zu der Zeit zwei Stunden zum Training hingefahren. Mit der Schule war das echt anstrengend, aber rückblickend natürlich trotzdem eine super Zeit. Wir hatten gute Reisen mit Dortmund in der U13 und U14 und dann war es leider zu schnell vorbei." 

Was hat damals den Ausschlag gegeben, dass es dann bei Dortmund so schnell vorbei war? 

„Ich habe dann irgendwann nicht mehr so viel gespielt wie im ersten Jahr in der U13. Und dann ist mir die Fahrt einfach zu lang geworden dafür, dass ich nicht gespielt habe. Dann wollte ich auf jeden Fall einen Club, der näher an meiner Heimat liegt und bin dann zu Borussia Mönchengladbach gegangen." 

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Max in jungen Jahren als Balljunge bei Borussia Dortmund

Du bist von Dortmund zu Gladbach gewechselt und bei Gladbach aussortiert worden und letztlich bei SG Unterrath gelandet. Hast du zu dem Zeitpunkt noch gedacht, dass du Profi wirst? 

„Ja, ich habe schon noch daran geglaubt, weil sonst hätte ich von Gladbach aus einfach zu meinem Heimatverein gehen und mit meinen Jungs zocken können. Ich wollte unbedingt nochmal U17-Bundesliga spielen und Gladbach auch beweisen, dass ich es packen kann. Das hat ja bisher auch ganz gut geklappt."

Da wurde dann der 1. FC Köln auf dich aufmerksam. Wie ist das abgelaufen?  

„Das lief über meinen jetzigen Berater. Zu ihm hatte ich damals schon Kontakt. Er hat mir dann auch ein bisschen geholfen und hatte gute Kontakte zum FC. Ich wurde dann zum Probetraining bei der U19 eingeladen und habe dann von Herrn Ruthenbeck positives Feedback bekommen am letzten Tag." 

Was hat er zu dir gesagt? Was hat er in dir gesehen zu dem Zeitpunkt? 

„Dass ich relativ schnell bin, lange Einwürfe habe und gut flanken kann. Und, wenn man das weiterentwickelt, da vielleicht noch was draus werden kann." 

Wie dankbar bist du Stefan Ruthenbeck? 

„Unglaublich dankbar. Ich bin aus Unterrath gekommen und habe auch im ersten Jahr hier nicht so viel gespielt, aber dann hat er mich zum Glück eingesetzt. Auch gar nicht auf meiner richtigen Position, sondern zuerst eher auf anderen Positionen. Aber er hat etwas in mir gesehen und mir geholfen." 

Er hat über dich gesagt: lange Einwürfe, Tempo, Flanken. Sind das auch die Dinge, die du als deine Stärken beschreiben würdest? Oder was würdest du sagen, macht dich besonders aus und war letztendlich dann auch der Grund, dass du es so schnell geschafft hast, in der Bundesliga anzukommen? 

„Ich glaube nicht, dass ich deutlich mehr Talent habe als andere Jugendspieler. Ich glaube einfach, dass ich dieses Durchhaltevermögen, dass sich auch über meine Karriere aufgebaut hat durch Rückschläge, die Aussortierung in Gladbach und Verletzungen sehr gut für mich nutzen kann. Ich glaube, dass das eher meine Stärke ist als etwas Fußballerisches."  

Max, aktuell stehen wir auf dem 17. Tabellenplatz. Wie ist das als junger Spieler im Abstiegskampf zu sein? 

„Es ist ganz ungewohnt. In der U19 haben wir um den Titel mitgespielt und jetzt hier im Abstiegskampf zu sein, das ist schon schwierig. Aber ich glaube, als junger Spieler hast du es da so ein bisschen einfacher als die älteren Spieler, weil die anderen noch nicht so viel von dir erwarten. Deswegen glaube ich, dass es schwierig ist, aber nicht so schwierig wie für die älteren routinierten Spieler." 

Verspürst du dann trotzdem Druck? 

„Ja, auf jeden Fall. Aber jetzt ist noch ein gewisser anderer Druck da, für die Stadt und für die Fans Leistung zu bringen. Die Fans haben es auf jeden Fall verdient, in der ersten Liga zu bleiben." 

Wie hat sich dein Leben denn privat seit letztem Sommer verändert? 

„Ich bin letzten Sommer nach Köln gezogen, um diese Anfahrt nicht mehr zu haben. Wenn wir morgens hier bei den Profis Training haben, bin ich oft in den Berufsverkehr gefahren. Ich hatte zum Glück auch ein paar Freunde, die hier studieren und auch nach Köln gezogen sind. Das hat mir auf jeden Fall nochmal geholfen. Der Fußball ist gleichgeblieben wie in der U19, nur die Schule hat mit der Uni gewechselt. Da ist eigentlich gar nicht so viel passiert." 

Du studierst Sportleistung an der Sporthochschule. Wie kam es dazu? Das ist jetzt nicht der übliche Weg eines Jugendspielers, der die Perspektive hat, vielleicht bei den Profis mit dabei zu sein. Dein Teamkollege Meiko Wäschenbach hat uns zum Beispiel gesagt, du würdest nur studieren, um Kontakte zu knüpfen. 

„Damit hat er nicht ganz unrecht (lacht). Ich möchte schon hier in Köln neue Leute kennenlernen, seitdem ich nach Köln gezogen bin. Ist jetzt aber nicht so, dass ich unbedingt den Bachelor machen muss. Weil ich ja nebenbei eben noch Fußball spiele. Es war einfach zur Ablenkung, um meinen Kopf freizukriegen. Ich wollte irgendwas machen und nicht vom Training nach Hause kommen und direkt den Fernseher anmachen. Und ein paar Freunde von mir studieren das auch." 

Was machst du denn am liebsten in der Freizeit mit deinen Jungs in Köln? 

„Im Moment Kaffee trinken. Ich kann nicht so viel Sportliches machen. Ich studiere Sport und spiele Fußball. Deswegen einfach mal entspannt einen Kaffee trinken oder abends Champions League gucken bei Freunden. Das ist das Beste im Moment." 

Was bedeutet dir der FC, Max? 

„Unglaublich viel. Der Verein hat mir hier meine Chance gegeben und mich trotz Verletzungen weiter aufgebaut und mich zum Bundesligaspieler gemacht. Ich glaube, das vergisst man dem Verein nie. Das vergesse ich dem Verein nie!"

Die Fans haben euch vergangene Woche beim Abschlusstraining unterstützt, supporten euch auch nach Niederlagen. Was gibt euch das? 

„Unglaublich viel. Ich glaube, das war das beste Erlebnis, was ich so bis jetzt hatte." 

Besser als dein Debüt? 

„Würde ich schon fast sagen, ja. Weil ich beim Debüt nicht so auf die Fans und das Drumherum geachtet habe, da war ich eher im Tunnel drin. Aber mal bewusst auf die Fans zu achten, wie die uns da einheizen und mit der Ansprache, das war unglaublich. Das hat mir unglaublich viel gegeben Ich hatte seitdem dauerhaft Gänsehaut und wollte dann im Spiel einfach alles raushauen." 

Man hat dich auch mitsingen sehen, als ihr zu den Fans im Franz-Kremer-Stadion beim Abschlusstraining hingegangen seid. Das sah schon ziemlich textsicher aus. 

„Ja ich bin schon sehr textsicher. Die Fans sind ja auch teilweise bei den Spielen der U21 gewesen. Bei den Spielen der U21 erwische ich mich teilweise auch dabei, wie ich die Texte mitsinge. Einfach aus Gewohnheit, weil mir die Texte so gut gefallen. Ich weiß nicht warum, aber ich singe da automatisch mit und gehe innerlich auch mit." 

Was ist dein Lieblingsfangesang? Wovon hast du auch noch vor dem Schlafen gehen einen Ohrwurm?

„Nur für die Farben in Rot und in Weiß". Ich weiß nicht warum, aber das finde ich total klasse."

Wie ist das so mit den Jungs, mit denen du letztes Jahr noch den U19-Pokal gewonnen hast bei den Profis zu trainieren und auch zusammen in der Bundesliga auf dem Platz zu stehen. Damion Downs hat schon debütiert, Justin Diehl war jetzt wieder mit dabei. Justin und du haben gegen Heidenheim ab der 60. Minute die linke Seite zusammengebildet und standet zusammen beim Freistoß… 

„Das ist total cool. Ich musste beim Freistoß auch ein bisschen grinsen, als wir beide dann da am Ball standen und uns entscheiden mussten, wer den Ball jetzt schießt. Ein überragendes Gefühl. Auch im Training macht es immer Spaß mit den Jungs oder sogar gegen seine Freunde zu spielen und jeder möchte unbedingt das Trainingsspiel gewinnen. Zusammen bei den Profis zu sein, das ist schon überragend." 

Welcher der Führungsspieler oder welche Gruppe hat dich bei den Profis damals richtig gut aufgenommen und wer hilft dir von den älteren, erfahrenen Jungs? 

„Kainzi ist derjenige, dem ich immer Fragen stellen kann. Er hilft mir, immer besser zu werden auf dem Platz. Und auch neben dem Platz sagt er mir, dass ich die Bälle noch wegräumen soll oder auf was ich als junger Spieler noch achten soll."

Wie ist Kainzi generell als Kapitän? 

„Ich finde, dass er ein überragender Kapitän ist. Er hilft jedem und wenn er laut werden muss, wird er laut. Und er ist immer da für die Mannschaft. Ich glaube das ist das Wichtigste." 

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Erstellt von Moritz Zinken

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