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Durchgebissen: Damion Downs im Porträt
Auf seinem Weg zum Fußballprofi musste Damion Downs (20) einige Widrigkeiten überwinden. Weil er sich nie unterkriegen ließ, gleichzeitig aber auch den Spaß am Fußball nie verlor, hat er sich durchgesetzt und zum Stammspieler beim 1. FC Köln entwickelt.
Zwei Kinder stehen Seite an Seite, ein größeres hält die Hand des kleineren. Beide tragen ein Fußballtrikot, vor dem kleinen Kind liegt ein Fußball. Die beiden Kinder werfen den Blick nach oben, dort ist ein gigantisches Fußballstadion zu sehen. Diese Illustration ist als Tattoo auf der linken Wade von Damion Downs zu sehen. Das kleine Kind ist er, das große Kind ist sein Halbbruder, mit dem er als Kind oft Fußball gespielt und sich duelliert hat. Das Tattoo führt Downs immer wieder vor Augen, wo er herkommt. Dass es als Kind sein Traum war, Fußballprofi zu werden und in den großen Stadien zu spielen. Heute lebt der Stürmer diesen Traum als Stürmer beim 1. FC Köln.
Dabei ist es zunächst gar nicht absehbar, dass der kleine Damion einmal Profi wird, zumindest nicht im Fußball. Denn im Alter von einem Jahr zieht die Familie in die USA. Statt Fußball ist dort auch für Downs American Football angesagt. Wide Receiver und Running Back waren seine Positionen. 2011, Downs ist da sieben Jahre alt, trennen sich die Eltern und mit der Mutter zieht er zurück nach Deutschland. In ein kleines Dorf in Franken, von Football ist hier keine Spur.
Also sucht sich Damion eine andere Sportart. In der Familie wie im Dorf ist Fußball weit verbreitet, also versucht auch er es damit und findet schnell Spaß daran. „Ich war schon immer sehr ehrgeizig, wollte immer neue Sachen kennenlernen, neue Tricks lernen“, sagt er. Neben der Schule gab es für ihn fortan nur noch den Fußball. In der Pause wurde gespielt, verschwitzt ging es zurück in den Unterricht. Nach der Schule wurden die Hausaufgaben schnell gemacht und danach ging es sofort wieder auf den Bolzplatz. „Wir haben auf rotem Platz gespielt, vier gegen vier oder fünf gegen fünf“, erzählt er. „Wenn du auf dem freien Platz spielst, geht es nicht ums Alter oder wo du spielst. Wenn du kicken kannst, zeigst du, was du draufhast. Und wenn du mehrere Stunden am Tag mit deinen Kumpels Fußball spielst, wirst du automatisch besser.“
Mit Verletzungen zu kämpfen
Mit zehn Jahren schloss sich Downs erstmals einem Verein an, zwei Jahre später wechselte er nach Schweinfurt. Er schoss Tore, sein Talent war schnell erkennbar. Also klopfte 2018 der damalige Zweitligist FC Ingolstadt 04 an und bot ihm einen Internatsplatz an. Für Downs der nächste Schritt. In zwei Jahren Ingolstadt entwickelte er sich weiter und empfahl sich für den nächsten Step. 2020 schloss er sich dem 1. FC Köln an.
Schon zur Ingolstädter Zeit hatte Downs mit Verletzungen zu kämpfen, vor allem dem schnellen Wachstum geschuldet. „Ich hatte immer wieder Probleme mit dem Rücken und dem Knie“, sagt er. Den Mittelfuß angebrochen, ein Muskelbündelriss im Oberschenkel – jeweils mehrere Monate raus. Auch in Köln hatte er Probleme. Am Tag, an dem er die Spielberechtigung für die Conference League unterschrieben hatte, verletzte er sich beim Jugendspiel in Oberhausen. „Er musste früh gegen Widrigkeiten ankämpfen. Er ist jung von daheim weg, lebte plötzlich in der Großstadt im Internat. Dazu kamen die Verletzungsthemen. Die Auf und Abs, die es im Profifußball gibt, hat er früh kennengelernt, das hat ihn total geprägt“, sagt einer seiner größten Förderer: Stefan Ruthenbeck.

Der Nachwuchstrainer hat Downs in der U19 begleitet und erinnert sich noch gut an seine ersten Eindrücke von dem Talent: „Damion war anfangs sehr schüchtern, ruhig und introvertiert. Aber immer schon sehr fleißig.“ Ruthenbeck sieht es als seine Aufgabe, die Nachwuchsspieler auch in ihrem Charakter und ihrer Persönlichkeit zu fördern. In Gesprächen hat er Downs Impulse mitgegeben und dieser wuchs daran. „Im zweiten U19-Jahr war er einer der Leader auf dem Platz, hat Kommandos gegeben und war einer unserer drei, vier Spieler, die die Richtung vorgegeben haben“, erinnert sich Ruthenbeck. „Vom introvertierten, schüchternen jungen Kerl zu einem, der früh Mann geworden ist und klar den Fokus auf Profifußball hatte innerhalb von eineinhalb Jahren. Erwachsenwerden ging bei ihm sehr, sehr schnell.“
2022 wurde Downs auch bei den Profis zum Thema, trainierte erstmals oben mit, erzielte in seinem ersten Testspiel in Siegburg drei Treffer. In der Folge wurde er in den Länderspielpausen oft hochgezogen. Downs versuchte, sich von den etablierten Stürmern wie Anthony Modeste oder Davie Selke im Training etwas für sein Spiel abzuschauen. Die Genauigkeit im Spiel beeindruckte ihn. „Es sind die kleinen Details, die du nur merkst, wenn du dabei bist. Oben machen die Spieler nicht mehr die Fehler wie im Nachwuchs. Statt in den Rücken bekommst du den Pass in den vorderen Fuß und kannst mit Tempo weiterspielen. Man merkt, dass die Profis den nächsten Schritt schon gemacht haben.“
Persönliche Meilensteine im mannschaftlichen Misserfolg
Fixer Bestandteil bei den Profis wurde er in der Saison 2023/24. Debüt im September 2023 in Bremen. Mit „gemischten Gefühlen“ blickt er auf den Tag zurück. Da war das Debüt auf der einen Seite, eine vergebene Großchance auf der anderen. „Als Stürmer willst du jede Chance nutzen. Ich habe mich über das Debüt gefreut, war aber auch ein bisschen sauer auf mich selbst“, sagt er.
Ohnehin war seine erste Profisaison eine zwischen den Gefühlswelten. Während er selbst persönliche Meilensteine erreichte, lief es für die Mannschaft nicht, am Ende stand der Abstieg. „Der mannschaftliche Erfolg steht über allem, deshalb war es immer eine bedingte Freude“, sagt er. Etwa über sein erstes Profitor, ausgerechnet im Derby in Mönchengladbach, der Treffer zum 3:3-Endstand.

Auch sein zweites Tor war besonders, am vorletzten Spieltag zu Hause gegen Union Berlin. Der FC hatte einen 0:2-Rückstand durch zwei späte Tore – Downs Siegtreffer fiel erst in der Nachspielzeit und ließ das RheinEnergieSTADION explodieren – in einen Sieg gedreht und den vorzeitigen Abstieg verhindert.
Downs und Ruthenbeck: Besonderes Geschenk, besondere Beziehung
Das Trikot aus diesem Spiel schenkte Downs mit einer Widmung seinem Förderer Stefan Ruthenbeck. „Danke für deine Hilfe und dein Vertrauen! Werde ich niemals vergessen!“, stand darauf. Er hatte es ihm beim Mittagessen am Geißbockheim übergeben. Ruthenbeck versucht, eine gute Mischung aus Nähe und Distanz zu seinen Spielern zu haben. „Man muss immer aufpassen, nicht ganz nah dran zu sein, denn man muss auch manchmal Dinge entscheiden, die nicht positiv sind für die Jungs“, sagt er. Doch bei Downs sei er „sehr, sehr nah“ dran gewesen. „Es gab eine Nähe zu ihm, die besonders war. Als er oben debütiert hat, hatte ich auf jeden Fall auch ein bisschen Papa-Gefühle. Das war ein besonderes Erlebnis, das mich sehr stolz gemacht hat.“
Auch Downs bestätigt diese besondere Beziehung. „Das muss man fühlen, um es zu verstehen. Man kann immer zu ihm gehen – wenn es um Fußball geht, aber auch für Dinge außerhalb. Er war immer hilfsbereit und verständnisvoll. Das zeichnet ihn aus, er geht individuell auf die Spieler ein und hat eine gute Bindung zu ihnen.“
Nach dem Abstieg aus der Bundesliga änderte sich Downs Rolle im Team. Vom Ergänzungsspieler zum Stammspieler. Bei 21 von 29 Einsätzen stand er in der Startelf. Zehn Tore hat er erzielt und war damit zusammen mit Tim Lemperle der gefährlichste FC-Spieler. „Die Quote könnte noch besser sein, ich habe viele Chancen liegen gelassen“, sagt Downs selbstkritisch, weiß aber auch: „Zum Fußball gehören Fehler, man lernt aus ihnen.“ Ohnehin ist es eine gewisse Lockerheit, die Downs auszeichnet. „Es ist eine Stärke von mir, dass ich frei im Kopf bin. Ich sehe es nicht als Job, sondern habe einfach Spaß, wenn ich den Ball am Fuß habe und Tore schießen kann.“ Diese Einstellung gibt ihm eine Lockerheit, die eher das typisch Amerikanische in ihm zeigt.
Familie als Kraftquelle
Texas als Ort, wo er aufgewachsen ist, ist auch eines seiner zahlreichen Tattoos. Dazu kommen einige Bibelverse. Downs ist sehr gläubig, betet täglich und zieht daraus viel Kraft, auch für den Fußball. Eine weitere Kraftquelle ist die Familie. Es war nicht leicht für ihn, im jungen Alter von zu Hause ins Internat zu ziehen, auch wenn er immer wusste, dass er es für seinen großen Traum macht. Er hat fast täglich mit seiner Mutter Kontakt gehabt, um das Heimweh zu mildern.

Und so wundert es nicht, dass Downs in der abgelaufenen Saison sein bestes Spiel ausgerechnet dann gemacht hat, als viele aus seiner Familie erstmals im Stadion waren. Im Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg waren seine Uroma (auf dem Foto), Oma, Opa, Mutter, Halbbruder mit seiner Frau, Tante und Onkel, Cousinen und weitere Verwandte im Stadion. Das Spiel haben sie sich ausgesucht, weil viele der fränkischen Familie auch Nürnberg-Fans sind, wie Downs mit einem Schmunzeln verrät. Gegen Nürnberg hat Downs ein Tor erzielt, eines vorbereitet und einen Elfmeter herausgeholt. Nach dem Spiel gab’s dafür ein Küsschen von der Uroma. „Ohne meine Familie wäre ich nicht hier, sie hat mich immer bei meinen Träumen unterstützt“, betont Downs.
Nach dem geschafften Aufstieg will der Stürmer in der neuen Saison auch in der Bundesliga voll angreifen. Genaue Ziele setzt er sich dabei nicht. „Man weiß nie, was für einen möglich ist. Du kannst dir ein Ziel setzen, aber vielleicht will Gott dir viel mehr geben. Deshalb lebe ich Tag für Tag, bin dankbar für alles, was ich habe und versuche immer das Beste daraus zu machen.“ Sein ehemaliger Trainer Stefan Ruthenbeck traut ihm einiges zu. „Ich traue ihm zu, auch zeitnah in der Bundesliga eine gute Quote zu haben. Ich wünsche mir, dass er noch lange beim 1. FC Köln bleibt und es schafft, hier auf höchstem deutschem Niveau stattzufinden.“ Dann haben auch die FC-Fans noch ganz viel Spaß an Damion Downs, über den Ruthenbeck nur sagt: „Das ist schon ein feiner Kerl.“
Das Porträt über Damion Downs ist zunächst im GeißbockEcho (Ausgabe 4, Saison 2024/25) erschienen. Die ganze Ausgabe findet Ihr hier im geschlossenen Mitgliederbereich. Noch kein Mitglied? Hier gibt's alle Infos zur Mitgliedschaft.