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Emotionale Abschiede: Höger und Salger im Interview

13.6.2025

An einem sonnigen Nachmittag sitzen Marco Höger und Stephan Salger gemeinsam zum Interview mit dem GeißbockEcho im Geißbockheim. Wenige Tage zuvor standen die beiden Routiniers ein letztes Mal bei einem Heimspiel im Franz-Kremer-Stadion auf dem Rasen. Sowohl Höger als auch Salger gaben im Vorfeld der Partie bekannt, dass sie ihre Karrieren im Sommer beenden werden. Beim Spiel gegen die Sportfreunde Lotte organisierte der FC, dass es in der
60. Minute zu einer Spielunterbrechung samt einer emotionalen Auswechslung kommt. Beide Mannschaften sowie alte Weggefährten und Mitarbeitende standen Spalier und sorgten gemeinsam mit den Fans für einen Gänsehaut-Moment.

Hallo Marco, hallo Stephan, wie habt Ihr den Abend des letzten Heimspiels erlebt?

Marco Höger: Ich hatte schon einige Abschiede, deswegen bin ich davon ausgegangen, dass es gar nicht so emotional wird. Doch unsere Mitarbeiter haben sich echt übertroffen. Ich bin echt sentimental geworden, gerade weil mein Sohn das erste Mal dabei war. Am Vormittag wurde mir aus der Medienabteilung noch ein Video von einigen ehemaligen Mitspielern geschickt. Da habe ich die ein oder andere Träne vergossen, weil einem klar wurde, dass 30 Jahre Fußball jetzt vorbei sind. Ich muss mich bei allen bedanken, es war ein sehr schöner Tag.

Stephan Salger: Ich kann mich nur anschließen. Wie der FC den Abend umgesetzt hat, war sehr würdevoll. Das wissen Marco und ich sehr zu schätzen.

Wann war für Euch klar, dass nach dieser Saison Schluss ist?

Höger: Gerade in den Wintermonaten hat sich das nach und nach abgezeichnet. Die Plätze sind auswärts nicht die besten, dazu kommen dann die längeren Fahrten. Unseren jungen Spielern macht das nicht viel aus, wir merken das körperlich aber schon.

Salger: Bei mir reifte die Überlegung schon im Sommer. Ich wusste, dass ich in mein letztes Vertragsjahr starte und habe mich dann damit auseinandergesetzt, was ich noch machen wollen würde. Da kam nicht mehr viel in Frage, damit war im Herbst klar, dass es sich dem Ende zu neigt. Die ständige Selbstmotivation wurde auf Dauer etwas zäh. In Spielformen macht es weiterhin Spaß, aber alles drumherum ist etwas viel geworden. Das werde ich auch erstmal nicht missen (lacht).

Hat man Angst oder Vorfreude auf die Zeit nach der Karriere?

Höger: Bei mir ist es in den letzten Jahren stetig etwas weiter nach unten gegangen. Ich bin von der Bundesliga in die dritte Liga und später dann hier in die Regionalliga gewechselt. Dementsprechend war mein Weg ein Stück weit schon vorgezeichnet. Ich wollte meine Karriere nie so lange ausreizen, bis ich mich nicht mehr bewegen kann. Ich bleibe dem Verein erhalten, was mich sehr freut. Ich bin kein Typ, der lange Urlaub braucht und würde mich schwertun, wenn ich nicht direkt eine neue Aufgabe hätte.

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Erstmal standen aber noch zwei weitere Auswärtsspiele an. Seid Ihr die Spiele anders angegangen, weil Ihr wusstet, dass es die letzten sind oder vergisst man das auf dem Feld?

Salger: Das letzte Heimspiel gegen Lotte hat sich schon etwas anders angefühlt. Aber auch nur vor dem Spiel und in der Halbzeit. Während der Partie ist es immer noch dieselbe positiv bescheuerte Verrücktheit ein Fußballspiel gewinnen zu wollen. Das kriegt man nicht raus, das wird bei mir auch in einer Altherrentruppe noch genauso laufen. Wenn es ernst wird, schmeißt du den Motor wieder an. Deswegen sind wir am Ende des Tages auch erfolgreich gewesen: Wenn es drauf ankommt, kriegen wir den Schalter umgelegt.

Ihr habt Euch 2022 und 2023 dafür entschieden in eine U21 zu wechseln. Was waren die Gründe?

Höger: Ich wollte nach Hause, weil meine Frau zu meiner Zeit in Mannheim hiergeblieben ist und wir den Plan hatten Nachwuchs zu bekommen. In meinem letzten Jahr in Mannheim war ich außerdem schwer verletzt und war währenddessen schon für den FC als Scout im Einsatz. In der Zeit ist dann die Idee entstanden, dass ich die U21 als einer der älteren Spieler unterstütze.

Salger: Mit 32 war es für mich der logische Schritt. Ich wollte ähnlich wie Marco primär in die Heimat. Meine Frau hat in Köln gelebt und ich war in München. Wir haben 2011 hier ein Haus gekauft und hatten noch nicht mit der Familienplanung begonnen, da war es logisch, dass ich wieder nach Hause komme.

Ihr beide hattet eine wichtige Rolle inne. Was sind die Aufgaben eines Führungsspielers in der U21?

Höger: Wo soll ich da anfangen (lacht). Das Einzige, was wir nicht gemacht haben, war die Kabine zu putzen. Und selbst dort hat Salgi immer mal wieder aufgeräumt. In so einer Mannschaft kommen Themen auf, die kanntest du vorher gar nicht. Sei es in der Kabine oder auf dem Platz. Das ist ein 24-Stunden-Job.

Salger: Man muss als Vorbild vorangehen. Mit unserer Vita sind wir einfach Orientierungspunkte für die Jungs. Wir verstehen uns mit allen Jungs gut und begegnen uns trotz des Altersunterschiedes auf Augenhöhe. Die Jungs gehen häufig auf uns zu und stellen Fragen, die wir immer ehrlich beantworten.

Wie sehr freut es einen dann, wenn wie in der aktuellen Saison, so viele Youngster bei den Profis debütieren?

Höger: Das freut uns ungemein. Salgi hat es schon gesagt, wir haben innerhalb der Mannschaft ein gutes Verhältnis. Wenn die Jungs dann bei den Profis im Training integriert werden, in den Kader rücken oder gar Einsatzzeit bekommen, schicke ich sofort eine Nachricht mit Glückwünschen. Dafür sind wir als Ü-Spieler in der U21 nun mal auch da. Unser Hauptziel ist es, möglichst viele der Jungs im RheinEnergieSTADION zu sehen. Wenn es so weit ist, ernten wir ein Stück weit auch die Lorbeeren.

Wie genau habt ihr den Jungs, die oben ran dürfen, geholfen? Hast Du eher das Gespräch mit Julian Pauli oder Neo Telle gesucht, weil sie Deine Position bekleiden, Salgi?

Salger: Im Training und in den Spielen definitiv. Da ist man viel im Austausch und versucht zu korrigieren oder besser zu machen. Julian war recht kurz bei uns, er hat die U21 gefühlt übersprungen, hatte aber auch bei uns seine Aktionen. Neo ist ein kleiner Musterprofi. Er ist sehr wissbegierig und aufnahmefähig. Wenn wir uns hier am Geißbockheim über den Weg laufen, nehmen wir uns immer noch ein paar Minuten, um ein wenig zu quatschen.

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Es gab sicher auch Momente, wo Ihr Euch die Jungs anschaut und nur mit dem Kopf schüttelt, oder?

Höger: Da gab es einige. Viele haben es geschafft, in Summe Stunden zu spät zu kommen. Das ist mir meine ganze Karriere nicht passiert (lacht).

Salger: Mir ging es oft um das Blickfeld, welches die Jungs noch haben. Sie sehen viel sich und laufen an den offensichtlichsten Dingen wie Trainingsmaterialien vorbei. Da versuchen wir die Jungs auf eine spaßige Art und Weise zu sensibilisieren.

Hat Euch die Musik in der Kabine noch getaugt?

Höger: Die war tatsächlich ganz gut.

Salger: Die war immer in Ordnung.

Höger: Wir sind aber auch beide jung geblieben (lacht).

Welche Dinge im Mannschaftsalltag werdet Ihr am meisten vermissen?

Höger: Das Gerede drumherum. Jeder, der Fußball spielt oder gespielt hat, weiß, dass es in der Kabine anders läuft. Da wird anders gesprochen und herrscht einfach ein anderer Humor. Da gibt es keine Rassen, da ist jeder gleich. In dem Sinne ist eine Fußballkabine auch ein Vorzeigebeispiel.

Salger: Mir geht es genauso. Selbst das Aufregen in der Kabine wird mir fehlen. Die Mannschaftskollegen reinzulegen oder selbst reingelegt zu werden. Da gibt es bei uns keine Grenze, da ist schon sehr viel erlaubt (lacht).

Du hast die U21 auch schon während Deines ersten Halts beim FC erlebt, Salgi. Konntest Du Unterschiede zwischen früher und heute ausmachen?

Salger: Früher haben wir ein oder zwei Seniorenjahre gebraucht, um uns zu entwickeln und das Körperliche zu adaptieren. Mittlerweile sind die U19-Jungs schon fertige Maschinen. Die brauchen den Seniorenfußball nur noch, weil sie das Dreckige noch reinbekommen müssen. Dadurch werden die Jungs viel früher gefördert. Julian Pauli und Rijad Smajic haben beispielsweise als A-Junioren schon viel Einsatzzeit bekommen. Da wurde primär geschaut, ob sie dem Leistungsdruck auch gegen Erwachsene schon gewachsen sind.

Högi, Du arbeitest ab Sommer weiter nah an der Mannschaft. Was kommt auf Dich zu?

Höger: Der Schwerpunkt meiner Arbeit wird auf der Kaderplanung der U21 liegen. Die Aufgaben sind ähnlich wie bei den Profis, nur dass du mehr im Auge hast, welche Spieler aus der U19 hochkommen oder wer im Training der Profis eingeplant ist. Das ist schon ein großes Paket, weil man viele verschiedene Faktoren miteinberechnen muss.

Weißt Du schon, was für Dich als nächstes ansteht, Salgi?

Salger: Ich habe erst einmal die letzten Wochen noch genossen. Danach werde ich das erste Mal in meinem Leben so richtig Urlaub machen und für mindestens drei Monate die Füße hochlegen (lacht).

Das Interview mit Marco Höger und Stephan Salger ist zunächst im GeißbockEcho (Ausgabe 4, Saison 2024/25) erschienen. Die ganze Ausgabe findet Ihr hier im geschlossenen Mitgliederbereich. Noch kein Mitglied? Hier gibt's alle Infos zur Mitgliedschaft.