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Patrick Franziska: Vorfreude auf Köln

11.11.2024

Als unsere Redaktion Patrick Franziska vormittags am Telefon erreicht, hat er seine erste Trainingseinheit schon hinter sich. Es warten noch zwei weitere Einheiten an diesem Tag auf ihn. „Wir müssen ziemlich viel trainieren. Die Chinesen trainieren schon in jungen Jahren sehr viel, deshalb müssen wir da ein bisschen aufholen“, sagt er. Trotzdem nimmt er sich zwischen den Einheiten noch Zeit für ein Interview, um auf ein besonderes Tischtennis-Match in Köln vorauszublicken. Am kommenden Freitag, 15. November 2024, gastiert Franziska mit dem Champions-League-Sieger 1. FC Saarbrücken bei den Tischtennis-Herren des 1. FC Köln zum Pokal-Viertelfinale. Ein Spiel, in dem für eine noch nie dagewesene Tischtennis-Kulisse in Köln gesorgt werden soll.

Patrick, welche Rolle spielt der Pokal denn in Eurem durch nationale wie internationale Spiele sicher sehr vollen Terminkalender?

Patrick Franziska: Das Ziel unseres Vereins ist es immer, in die Finals zu kommen – egal ob im Pokal, in der Liga oder in der Champions League. Als letzten Schritt vor dem Final Four hat das Spiel in Köln für uns deshalb schon einen hohen Stellenwert. Unser Ziel ist es, mindestens einen Titel pro Saison zu gewinnen und der Pokal ist dafür der oft einfachste, weil kürzeste Weg.

Im Fußball würde man dem Zweitligisten gegen einen Erstligisten zumindest eine Außenseiterchance zuschreiben. Ist das im Tischtennis ähnlich oder sind die Unterschiede doch zu groß?

Es gab schon solche Außenseitersiege, das ist also möglich. Dennoch ist es im Tischtennis sicher einen Tick schwieriger als im Fußball. Denn im Tischtennis hast du immer das direkte Eins-gegen-Eins-Duell zwischen den Spielern und kannst weniger über eine mannschaftstaktische Lösung bewirken, mit der man individuelle Unterschiede ausgleichen kann. Aber im Sport geht es oft schnell, gerade mit den Zuschauern im Rücken kann eine Sensation immer auch gelingen. Deshalb müssen wir in dem Spiel höllisch aufpassen.

Wie sehr freust Du Dich auf die Kulisse in Köln?

Ich habe noch nie in Köln gespielt, kenne aber die Spieler ganz gut. Für uns ist es immer das Größte, wenn viele Zuschauer kommen, so ein Spiel vielleicht sogar ausverkauft ist. Im Tischtennis haben wir nicht immer so viele Zuschauer, deshalb ist es schön, wenn die Leute kommen und Stimmung machen. Dafür trainierst du jeden Tag. Wir hatten zuletzt in Frankreich bei einem Turnier jeden Tag 7.000 Zuschauer in der Halle, das hat richtig Bock gemacht.

Wie wichtig sind solche Sonderspiele, um die Sportart weiter voranzubringen, gerade auch an einem großen Standort wie Köln?

Das ist total wichtig. Deshalb finde ich den Pokal auch so einen geilen Wettbewerb, wenn sich Erst- und Zweitligisten auch einmal gegenüberstehen. Durch solche Spiele machst du auf deinen Sport aufmerksam. Wir müssen im Tischtennis immer kämpfen – um die Zuschauer und die Aufmerksamkeit.

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Du hast 2008 Deine erste Deutsche Meisterschaft im Männerbereich gespielt. Wie hat sich das Standing des Tischtennis seitdem verändert und welche Rolle hat dabei Timo Boll gespielt?

Es gab 1989 einen Boom, als Jörg Roßkopf und Steffen Fetzner im Doppel Weltmeister geworden sind – das kenne ich aber nur aus Erzählungen, weil ich da noch nicht gelebt habe. Wenn ich es seit 2007, 2008 betrachte, dann wird Tischtennis schon wahrgenommen, natürlich auch wegen einem Spieler wie Timo Boll, der über Jahrzehnte immer an der Weltspitze und mit der einzige war, der auch gegen die Chinesen gewonnen hat, was sehr besonders ist. Er hat die Sportart sehr nach vorne gebracht. Aber insgesamt ist Tischtennis natürlich weiterhin eine Randsportart.

Anders als in anderen Ländern…

In China können wir keine zehn Meter über die Straße laufen, ohne erkannt zu werden. Dort ist Tischtennis Volkssport Nummer eins, ein bisschen wir Fußball hier. Dort wird jedes Spiel im Fernsehen gezeigt. Davon sind wir hier weit weg, aber gerade deshalb ist es wichtig, dass man immer weiter auf den Sport aufmerksam macht.

Wie siehst Du aus der Ferne den Weg des Tischtennis beim 1. FC Köln?

Ich kenne die Spieler zum Teil. André Bertelsmeier hat zuletzt ja echt gut bei der Europameisterschaft gespielt, auch Trainer Gianluca Walther kenne ich schon lange und habe früher noch gegen ihn gespielt. Ich finde den Weg super und richtig, den sie eingeschlagen haben mit den jungen deutschen Talenten. Ich hoffe, dass der Weg irgendwann auch in die erste Liga führt, denn Köln wäre ein super Standort dafür.

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Du hast André Bertelsmeier schon angesprochen, mit Lleyton Ullmann spielt noch ein weiteres sehr junges Talent für den FC. Siehst Du bei den beiden Parallelen zu Deinen Anfängen?

Ich habe mit 17 Jahren Bundesliga gespielt und damals nur Lehrgeld bezahlt. Ich habe, glaube ich, eineinhalb Jahre gar kein Spiel gewonnen. Deshalb weiß ich, wie hart es ist, in jungen Jahren so hochklassig zu spielen. Aber für sie ist es der richtige Schritt, in Köln zu spielen. Dass es André in dem Alter unter die letzten 16 bei der EM schafft, ist sehr stark – und auch wichtig für das deutsche Tischtennis, weil wir junge Talente brauchen. Ich habe mit ihm bei der EM auch ein bisschen gequatscht, er ist auch ein super Typ.

Mit einem weiteren FC-Spieler, Tobias Hippler, trainierst Du sogar zusammen in Saarbrücken. Wie speziell ist es, gegen einen eigenen Trainingspartner im Wettbewerb zu spielen?

Es ist einerseits schon besonders, passiert im Tischtennis aber öfter, weil es viele Spieler gibt, die an den großen Tischtennis-Standorten wie Saarbrücken oder Düsseldorf trainieren. Man kennt sich sehr gut und trainiert oft zusammen, da hat man nicht so viele Überraschungen parat. Im Spiel geht es dann aber darum, ihn als Gegner zu sehen und nicht darüber nachzudenken. Auch für ihn ist es sicher besonders, gegen Saarbrücken zu spielen.

Eine solche Konstellation wäre im Fußball schwer vorstellbar. Was macht das Verhältnis im Tischtennis untereinander aus, kann man sich das wie eine große Familie vorstellen?

Ja. Der Sport lebt auch grundsätzlich sehr von der Fairness. Da wird im Match eigentlich auch jeder Ball zugegeben, wenn er beispielsweise die Kante gestreift hat. Da jede Mannschaft nur aus drei bis fünf Spielern besteht, bilden sich eben große Trainingsgruppen, wo viele Spieler zusammenkommen, um sich gegenseitig besser zu machen. Das brauchst du auch, um gegen die Chinesen im internationalen Vergleich anzukommen. Dort trainieren die Nummer eins bis vier der Welt jeden Tag zusammen und haben damit die besten Trainingspartner. Deshalb müssen auch wir schauen, dass wir möglichst die besten Trainingspartner zusammenbekommen. Das ist schön, denn es kommen viele unterschiedliche Nationen und Teams zusammen. Dadurch haben wir in Europa auch Chancen, gegen die Asiaten zu bestehen.

Wie kann man sich einen Jahreskalender bei Dir vorstellen?

Es ist mittlerweile wirklich viel. Wir haben inzwischen eine World Table Tennis Serie, die an die ATP im Tennis angelehnt ist. Das heißt, man kann eigentlich jede Woche ein Turnier irgendwo auf der Welt spielen. Zehn davon sind im kommenden Jahr verpflichtend für die besten Spieler der Welt. Dazu kommen die großen internationalen Turniere wie Weltmeisterschaften und Europameisterschaften sowie auf Clubebene Bundesliga, Pokal und Champions League. Das ist nicht immer leicht mit dem Privatleben zu verbinden. Ich habe eine Familie, das darf nicht zu kurz kommen. Oft bin ich in einer Woche auf einem Turnier und reise dann samstags zurück, um am Sonntag Bundesliga zu spielen. Dadurch verbringe ich sehr viele Stunden im Flieger.

Du bist aktuell in der Weltrangliste der am besten platzierte Deutsche. Wie zufrieden bist Du mit Deinen Leistungen im internationalen Vergleich?

Dieses Jahr war mein bestes. Ich war zum ersten Mal in den Top Ten der Weltrangliste und habe mich als zweitbester Europäer längere Zeit um den zehnten Platz herum gehalten. Auch unter uns Deutschen ist es immer ein Kampf mit vielen guten Spielern. Wir haben aktuell vier Spieler unter den besten 20 der Welt. Ich konnte mit Ma Long und Fan Zhendong gegen zwei Top-Chinesen gewinnen und kann in Summe sehr zufrieden sein mit dem Jahr.

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Mit Saarbrücken trittst Du als amtierender Champions-League-Sieger in Köln an. Was macht Eure Mannschaft aus?

Mit Darko Jorgic spiele ich schon viele Jahre zusammen und wir sind – trotz der Konkurrenz international – sehr gut befreundet. Auch die anderen jungen Spieler spielen schon mindestens zwei Jahre in Saarbrücken und wir verstehen uns alle unglaublich gut und unternehmen auch außerhalb der Halle sehr viel zusammen. Wir haben in unserer Mannschaft eine gewisse Gelassenheit. Wir wollen gewinnen, sind aber dennoch auch entspannt und nicht zu verbissen. Das ist vielleicht das Erfolgsrezept, warum wir nun zweimal nacheinander die Champions League gewinnen konnten. Sportlich haben wir eine Mannschaft mit ganz unterschiedlichen Spielertypen. Wir haben einen Abwehrspieler, mit Darko und mir aber auch zwei, die sehr brachial und mit viel Power spielen. Dieses breite Spektrum macht unseren Kader aus.

Zum Abschluss: Gibt es auch einen Fußballclub, für den Dein Herz schlägt?

Als Kind war ich kurze Zeit Bayern-Fan, weil mein Vater Bayern-Fan war. Das ist aber vorbei. Einen richtigen Lieblingsclub habe ich nicht. Wenn es der Zeitplan zulässt, gucke ich aber schon jedes Wochenende die Bundesliga und bin fußballbegeistert. Weil ich aus er Nähe komme, sind die Sympathien inzwischen mehr bei Eintracht Frankfurt und ich freue mich, dass sie aktuell so attraktiv spielen.

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